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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.. Томас Бабингтон МаколейЧитать онлайн книгу.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18. - Томас Бабингтон Маколей


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seitdem Fox angefangen hatte, Visionen zu sehen und Teufel auszutreiben.22 Er war damals ein Jüngling von reinen Sitten und ernstem Wandel, begabt mit einem eigensinnigen Temperament, mit der Bildung eines Handwerksmannes und mit einem Verstande, der sich in der unglücklichsten Verfassung von der Welt befand, und zwar deshalb, weil er zu verworren war für die Freiheit und doch nicht verworren genug für das Irrenhaus. Die Verhältnisse, in die er versetzt wurde, waren aber auch von der Art, daß sie die Verkehrtheiten seines Geistes nothwendig in der stärksten Form zum Ausbruch bringen mußten. Zu der Zeit als seine Verstandeskräfte zu reifen begannen, kämpften Episkopalen, Presbyterianer, Independenten und Baptisten um die Herrschaft und widerlegten und schmähten einander in jedem Winkel des Reichs. Er wanderte von Gemeinde zu Gemeinde, hörte Priester gegen Puritaner und Puritaner gegen Priester haranguiren und wendete sich vergebens um geistlichen Rath und Trost an Gelehrte beider Parteien. Ein jovialer alter Geistlicher der anglikanischen Gemeinschaft rieth ihm Tabak zu rauchen und Psalmen zu singen, ein andrer sagte ihm, er solle sich ein wenig Blut abzapfen lassen.23 Der junge Forscher wendete sich mit Abscheu von diesen Rathgebern ab zu den Dissenters und fand auch in ihnen blinde Führer.24 Nach einiger Zeit gelangte er zu dem Schlusse, daß kein menschliches Wesen befähigt sei, ihn in göttlichen Dingen zu belehren und daß die Wahrheit ihm durch unmittelbare Inspiration vom Himmel mitgetheilt worden sei. Aus dem Umstande, daß die Spaltung der Sprachen in Babel begonnen und daß die Verfolger Christi eine lateinische, griechische und hebräische Inschrift an das Kreuz setzten, folgerte er, daß die Kenntniß der Sprachen, ganz besonders der lateinischen, griechischen und hebräischen, einem christlichen Geistlichen nutzlos sein müsse.25 Er war allerdings so weit entfernt, viele Sprachen zu verstehen, daß er gar keine verstand; die corrupteste hebräische Stelle kann dem Ungelehrten nicht unverständlicher sein, als sein Englisch oft dem scharfsinigsten und aufmerksamsten Leser ist.26 Eine der kostbaren Wahrheiten, welche diesem neuen Apostel auf göttlichem Wege offenbart wurden, war, daß es Falschheit und Schmeichelei sei, sich der zweiten Person im Plural, anstatt der zweiten Person im Singular zu bedienen. Eine andre war, daß, wer vom Monat März spreche, den blutdürstigen Gott Mars verehre, und wer vom Montag spreche, dem Monde eine abgöttische Huldigung darbringe. Guten Morgen und guten Tag sagen war höchst verwerflich, denn in diesen Phrasen lag offenbar der Sinn, daß Gott auch schlechte Tage und schlechte Nächte gemacht habe.27 Ein Christ war verbunden, eher dem Tode entgegenzugehen, als vor dem Vornehmsten der Menschen den Hut zu ziehen. Als Fox aufgefordert wurde, zur Unterstützung dieses Dogmas eine biblische Autorität anzuführen, citirte er die Stelle, wo geschrieben steht, daß Shadrach, Mesach und Abednego mit den Hüten auf dem Kopfe in den feurigen Ofen geworfen wurden, und wenn man seiner eigenen Erzählung glauben darf, wußte der Oberrichter von England auf dieses Argument mit nichts weiter zu antworten als mit dem Ausrufe: „Führt ihn ab, Kerkermeister!”28 Fox legte auch viel Werth auf das nicht minder gewichtige Argument, daß die Türken ihren Vorgesetzten nie das entblößte Haupt zeigen, und er fragte mit großer Lebhaftigkeit, ob Die, welche den hehren Namen Christen trügen, die Türken an Tugend nicht übertreffen müßten.29 Das Verbeugen verbot er auf’s Strengste und schien es wirklich als die Aeußerung eines satanischen Einflusses zu betrachten, denn wie er bemerkte, wurde das Weise im Evangelium, das von einem Krankeitsteufel besessen war, zusammengekrümmt, was aber sogleich aufhörte, als göttliche Macht sie von der Tyrannei des Bösen befreit hatte.30 Seine Erklärungen der heiligen Schriften waren höchst wunderlich. Stellen, welche alle Leser der Evangelien seit sechzehn Jahrhunderten bildlich verstanden, legte er wörtlich aus, und andere Stellen, die kein Mensch vor ihm anders als im wörtlichen Sinne verstanden hatte, legte er bildlich aus. So leitete er aus den rhetorischen Ausdrücken, welche bei Beleidigungen die Pflicht der Geduld einschärfen, die Lehre ab, daß Selbstvertheidigung gegen Räuber und Mörder unerlaubt sei. Dagegen erklärte er die einfachen und klaren Gebote, mit Wasser zu taufen und zum Gedächtniß der Erlösung der Menschheit Brot und Wein zu genießen, für allegorisch. Er zog lange von Ort zu Ort und lehrte diese wunderliche Theologie, zitterte in seinen Anfällen fanatischer Aufregung wie Espenlaub, drängte sich mit Gewalt in die Kirchen, denen er den Spottnamen Thurmhäuser gab, unterbrach die Gebete und Predigten durch Geschrei und Verhöhnungen31 und peinigte die Rectoren und Richter mit Episteln, welche große Aehnlichkeit mit Parodien der erhabenen Oden hatten, in denen die hebräischen Propheten die Drangsale von Babylon und Tyrus vorhersagten.32 Er erlangte durch diese Thaten bald ein großes Renommée. Sein sonderbares Gesicht, seine sonderbare Sprache, sein unbeweglicher Hut und seine Lederhosen waren im ganzen Lande bekannt, und er rühmte sich, daß, sobald sich das Gerücht verbreitete: „der Mann mit den Lederhosen kommt,” heuchlerische Professoren von Entsetzen ergriffen wurden und feile Priester ihm eiligst aus dem Wege gingen.33 Er wurde zu wiederholten Malen eingesperrt, bald mit Recht, weil er den öffentlichen Gottesdienst störte, bald mit Unrecht, bloß weil er Unsinn schwatzte. Indessen sammelte er bald eine Anzahl Schüler um sich, von denen manche ihn an Albernheit noch übertrafen. Er erzählt uns, daß einer seiner Freunde nackend durch Skipton ging, die Wahrheit erklärend,34 und daß ein Andrer aus göttlicher Anregung mehrere Jahre hindurch nackend auf Marktplätze und in die Häuser von Gentlemen und Geistlichen ging.35 Fox beklagt sich bitter, daß diese vom heiligen Geiste eingegebenen frommen Handlungen von einer verkehrten Generation mit Rippenstößen, Steinwürfen und Peitschenhieben belohnt wurden. Obgleich er aber den Eifer der Dulder lobte, ging er doch nicht ganz so weit wie sie. Zuweilen fühlte er allerdings das Bedürfniß, sich theilweis zu entkleiden. So zog er einmal seine Schuhe aus und ging mit dem Ausrufe: „Wehe der blutigen Stadt!” barfuß durch Lichfield.36 Er scheint sich jedoch nie für verpflichtet gehalten zu haben, vor dem Publikum ohne das anständige Kleidungsstück zu erscheinen, dem seine volksthümliche Bezeichnung entlehnt war.

      Beurtheilen wir Georg Fox einfach nach seinen Thaten und Schriften, so werden wir keinen Grund sehen, ihn in moralischer oder geistiger Hinsicht über Ludwig Muggleton oder Johanna Southcote zu stellen. Allein es würde höchst ungerecht sein, wollte man die Secte, die ihn als ihren Gründer betrachtet, mit den Muggletonianern oder Southcotianern auf eine Stufe stellen. Unter den Tausenden, die von seinem Fanatismus angesteckt wurden, befanden sich einige Personen, deren Geistesgaben und Bildung ganz andrer Art waren, als die seinigen. Robert Barclay war ein Mann von bedeutenden Talenten und Kenntnissen. Wilhelm Penn, obwohl Barclay an natürlichen und erworbenen Geistesvorzügen nachstehend, war ein Gentleman und Gelehrter. Daß solche Männer Anhänger Georg Fox’ werden konnten, wird Den nicht Wunder nehmen, der bedenkt, welche scharfsinnigen und hochgebildeten Geister selbst in unsrer Zeit durch die unbekannten Zungen getäuscht worden sind. Es ist ausgemacht, daß keine noch so hohe geistige Begabung gegen Verirrungen dieser Art schützt. In Bezug auf Gott und seine Wege vermag auch der gebildetste menschliche Verstand wenig mehr zu ergründen als der ungebildetste. In der Theologie ist in der That nur ein geringer Unterschied zwischen Aristoteles und einem Kinde, zwischen Archimedes und einem nackten Wilden. Es ist daher kein Wunder, wenn selbst einsichtsvolle Männer, des Grübelns müde, von Ungewißheit gequält, von dem Drange beseelt, etwas zu glauben, und doch gegen Alles Einwendungen erblickend, sich endlich blindlings Lehrern in die Arme werfen, die sich mit festem und zweifellosem Glauben für vom Himmel Gesandte halten. So sehen wir oftmals forschende und ruhelose Köpfe sich vor ihrem eignen Skepticismus in den Schooß einer Kirche flüchten, welche Anspruch auf Unfehlbarkeit macht, und es über sich gewinnen eine Oblate anzubeten, nachdem sie an der Existenz einer Gottheit gezweifelt haben. So kam es, daß auch Fox einige Convertiten machte, die in Allem, außer in der Energie seiner Ueberzeugungen, unendlich höher standen als er. Diese Convertiten brachten seine rohen Lehren in eine den gesunden Verstand und den guten Geschmack etwas weniger verletzende Form. Keine Behauptung, die er aufgestellt,


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<p>22</p>

Bezüglich einer Probe seiner Visionen siehe sein Tagebuch, Seite 13; über sein Teufelaustreiben Seite 26. Ich führe die Folioausgabe von 1765 an.

<p>23</p>

Tagebuch, Seite 4.

<p>24</p>

Tagebuch, Seite 7.

<p>25</p>

„Was sie wissen, das wissen sie von Natur, die sich von dem Gebete abwenden und von dem Geiste abirren, deren Frucht verdorrt, die da sagen, daß Hebräisch, Griechisch und Latein die Ursprachen seien; bevor Babel war, hatte die Erde nur eine Sprache; und Nimrod der kluge Jäger vor dem Herrn, der aus Ham’s verfluchtem Geschlecht abstammte, der Urheber und Erbauer von Babel, das Gott durch viele Sprachen vernichtete, und dies sagen sie, die von dem Geiste und Gebote abirrten, sei der Urtext, und Pilatus hatte sein ursprüngliches Hebräisch, Griechisch und Latein, der Christum kreuzigte and machte ihm eine Zuschrift daraus.” A message from the Lord to the Parliament of England, by G. Fox, 1654. Dieselbe Argumentation findet sich in seinem Tagebuche, nur ist sie dort durch den Herausgeber in etwas besseres Englisch übersetzt worden. „Glaubst Du Diener Christi zu machen durch diese natürlichen verworrenen Sprachen, die aus Babel hervorgingen, in Babylon bewundert werden und von einem Verfolger über Christi, des Lebens, Haupt gesetzt wurden?” Seite 64.

<p>26</p>

Sein Tagebuch wurde, bevor es erschien, noch einmal durch Männer von mehr Verstand und Kenntnissen als er selbst besaß, revidirt und giebt uns daher bei aller seiner Absurdität noch keinen Begriff von seinem echten Style. Nachstehendes ist eine gute Probe. Es ist die Einleitung zu einem seiner Manifeste. „Sie, welche die Welt, die ohne Gottesfurcht ist, spöttischerweise Quäker nennt, leugnen alle Meinungen, sie leugnen alle Ueberzeugungen, sie leugnen alle Secten und leugnen alle Ideen und Begriffe und Urtheile, die aus dem Willen und dem Gedanken entspringen, und sie leugnen die Zauberei und alle Eide und die Welt und ihre Werke, und ihren Gottesdienst und ihre Gebräuche mit dem Licht, und sie leugnen falsche Wege und falsche Gottesverehrung, die Verführer und Betrüger, wie man sie jetzt sieht in der Welt mit dem Licht, und mit ihm sind sie verurtheilt, welches Licht führet zum Frieden und vom Tode zum Leben, was jetzt Tausende bezeugen dem neuen Lehrer Christus, ihm, durch den die Welt gemacht wurde, der regiert unter den Kindern des Lichts, und mit dem Geist und der Macht des lebendigen Gottes sie sehen und unterscheiden läßt die Spreu von dem Weizen und sieht den, der geschüttelt werden muß, neben dem, der nicht geschüttelt noch bewegt werden kann, woraus zu sehen ist, welcher geschüttelt und bewegt ist; so werden Die, welche in den Begriffen, Meinungen, Ideen, Gedanken und Vorstellungen leben, geschüttelt und kommen auf einen Haufen, während Die, welche diese vorerwähnten Dinge geschüttelt und bewegt sehen, in Frieden wandeln, nicht gesehen und erkannt von Denen, welche in diesen Dingen ungeschüttelt und unbewegt wandeln.” – A Warning to the World that are Groping in the Dark, by G. Fox, 1655.

<p>27</p>

Siehe die Schrift betitelt: Concerning Good morrow and Good even, the World’s Customs, but by the Light which into the World is come by it made manifest to all who be in the Darkness, by G. Fox, 1657.

<p>28</p>

Tagebuch, Seite 166.

<p>29</p>

Epistel aus Harlingen vom 11. des 6. Monats 1677.

<p>30</p>

Of Bowings, by G. Fox, 1657.

<p>31</p>

Siehe zum Beispiel das Tagebuch, Seite 24, 26 und 51.

<p>32</p>

Siehe z. B. die Epistel an Sawkey, einen Friedensrichter, im Tagebuche Seite 86; die Epistel an Wilhelm Lampitt, einen Geistlichen, welche beginnt: „Das Wort des Herrn Dir, o Lampitt,” Seite 80, und die Epistel an einem andren Geistlichen, den er Priester Tatham nennt, Seite 92.

<p>33</p>

Tagebuch, Seite 55.

<p>34</p>

Ibid. Seite 300.

<p>35</p>

Ibid. Seite 323.

<p>36</p>

Ibid. Seite 48.

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