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Der Mann im Mond. Вильгельм ГауфЧитать онлайн книгу.

Der Mann im Mond - Вильгельм Гауф


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einer Equipage vor, die ganz langsam im Schritt hinging. Es war ein prachtvoller Landau mit einem großen Bock, worauf ein alter Diener in reicher Livree saß; am Wagen zogen vier Postpferde; das Dach war zurückgeschlagen, und es saß niemand darin als ein großer Hund. Sie wissen, wie man auf der Reise ist, man interessiert sich um die Mitreisenden, besonders wenn man glaubt, auf einerlei Station mit ihnen zu wohnen oder zu speisen. So dachte ich mir jetzt, die Reisenden, denen der Wagen gehört, seien vorausgegangen und lassen ihn langsam nachfahren. Ich sah daher alle Augenblicke aus unserem Wagen, ob ich noch keine reisenden Engländerinnen oder Französinnen gewahr werden könnte; aber immer vergebens. Endlich, als wir um eine Waldecke bogen, sah ich auf einmal einen Mann, der unter einer Eiche saß und zu dem Wagen gehören mußte."

      "Und war es derselbe, der dort an der Säule steht?" fragte der Hofrat.

      "Derselbe; er war auch ganz schwarz gekleidet wie jetzt, sein Hut lag neben ihm im Gras, seinen Kopf stützte er in die hohle Hand. Das Geräusch unseres Wagens, der jetzt, weil es bergauf ging, auch langsam fuhr, schien ihn aufzuschrecken; ohne aufzusehen, ging er mit gesenktem Haupt bis an unsere Wagentüre. Da richtete er sich auf, und Sie können sich meinen Schrecken denken, Hofrat, als ich das nämliche geisterbleiche Gesicht sah, das auch Ihnen aufgefallen ist. Er mußte heftig geweint haben; denn Tränen hingen in den langen schwarzen Wimpern und gaben dem glühendschwarzen, sinnigen Auge einen ganz eigenen Reiz."

      "So, so? Einen ganz eigenen Reiz!" antwortete lächelnd der Hofrat. "Wer hat denn meinem Mädchen erlaubt, über Männeraugen Betrachtungen anzustellen? Hat sie das auch bei Madame La Truiaire in der Residenz gelernt?"

      Das lustige Amorettenköpfchen, das sich da, es wußte nicht wie, verbebbert hatte, schlug die Augen nieder und sagte: "Legen Sie nicht alles so bös aus, Bernerchen! Sie verstanden ja doch sonst Ihre Ida nicht immer falsch.

      "Sehen Sie, was die Augen betrifft, da habe ich nun einmal meinen eigenen Geschmack. Schöne blaue oder schwarze Augen, mitunter auch recht glänzendbraune, sehe ich an jedermann gern. Daher sind mir auch alle jungen Herren so zuwider, weil sie selten schöne Augen haben; sie haben ihnen durch die Lorgnetten, Brillen und Gott weiß, durch was sonst, den schönsten Glanz benommen und stieren uns an wie gestochene Böcke; desto mehr freue ich mich, wenn ich einmal eine solche Ausnahme treffe. Eine ganz eigene Freude macht mir auch das Aufschlagen der Augen, das man unter Tausenden kaum einmal so recht anmutig, sinnig und wie man es gern haben möchte, trifft. Beides sah ich nun an dem Fremden; darum hat er mir auch so ge—"

      Da hatte sich das schnelle Schnäbelchen schon wieder verplappert! Der Hofrat horchte noch immer; aber Idchen blieb still, biß die Lippen zusammen und spielte mit dem Amethystkreuz am Kollier, das unter dem Tanzen sich zwischen den Schneehügeln hinabgeschoben hatte und ganz glühend heiß geworden war.

      "Ei, ei!" warnte der Hofrat, "ich habe da in zwei Minuten Dinge gehört, wovor einem die Haut schaudern könnte; nimm dich um Gottes willen in acht, Kind, wenn du deine Augenbeobachtungen anstellst! Ich weiß es aus meiner Jugend, daß in gewissen Augen Häkchen sitzen, die uns, wenn man allzu tief schaut, festhalten, daß an kein Entrinnen zu denken ist. Hast du nie etwas von der Augensprache gehört?"

      "Doch," entgegnete der kleine Übermut; "ich glaube sie auch zur Not zu verstehen."—

      "Ist gar nicht vonnöten; man spricht sie zwar vom Rhein bis zum Mississippi, vom Don bis zum Ohio; lerne aber nie mehr als etwas kauderwelsch parlieren! Denn wer sich so gar geläufig ausdrückt und mit zwanzig zumal in dieser Sprache spricht, gilt nicht mit Unrecht für eine Erzgeneralkokette."

      "Nun, für eine solche werden Sie mich doch nicht halten?" sagte Ida etwas empfindlich.

      "Dazu kenne ich mein süßes Mädchen zu gut," entgegnete der Hofrat traulich und drückte ihr das weiche Samthändchen; "was aber den bleichen Patron dort drüben betrifft, so kann er über allerlei geweint haben; er kann zum Beispiel seine Mutter, seine Schwester oder gar sein Mädchen verloren haben."

      "Mei—nen Sie?" antwortete Ida gedehnt und unmutig. "Doch nein, da würde er ja nicht auf den Ball gehen," setzte sie freudig hinzu; "da würde er zu Haus trauern und nicht die Freude aufsuchen."

      "Oder," fuhr jener fort, "es gingen ihm vielleicht seine Wechsel aus, und er hat im Augenblick kein Geld, um seine Reise weiter fortzusetzen."

      "Nicht doch," fiel sie ein, "wie mögen Sie nur diesem interessanten Gesicht einen so gemeinen Kummer andichten. Sieht er nicht nobler aus als alle unsere Assessoren, Leutnants und so weiter zusammen? Und er sollte mit vier Postpferden in einem herrlichen Landau fahren und weinen, weil er kein Geld hat? Pfui!"

      "Ei, wie sich der kleine Advokat vereifert und verdisputiert! Das Mäulchen geht ja, als sollte es einen Prozeß vor den Assisen führen! Übrigens wollen wir bald sehen, wer der Patron ist; habe ich doch den Ball arrangiert und daher auch das Recht, Fremden, die sich eindrängen, auf den Zahn zu fühlen."

      "Nun ja, tun Sie das, liebes Hofrätchen; aber ja recht artig und delikat," setzte das errötende Mädchen mit den süßesten Schmeichelworten hinzu; "wer so tiefen Kummer hat, wie jener zu haben scheint, muß unter Fremden wie unter Freunden zart behandelt werden!"

* * * * *

      DER FREMDE

      Unterdessen hatten sich mehrere Herren an Berner gewendet, um zu erfahren, wer der Fremde sei; allen war es aufgefallen, wie er schon seit einer Stunde sich nicht vom Platz bewegte und, an seine Säule gelehnt, so wenig Interesse an dem glänzenden Ball zu nehmen schien. Der Hofrat ging zu ihm hin und kehrte bald zurück. "Wer ist es? Wie heißt er?" fragten zehn, zwanzig zumal. "Was hat er gesprochen?"

      "Nichts hat er gesprochen," antwortete Berner, "sondern mir nur diese Karte gegeben."

      Die Karte ging jetzt von Hand zu Hand, es war aber nichts darauf zu sehen als ein schön gestochenes Wappen und der Name Emile, Comte de Martiniz. "Ein Graf also?" Die Neugierde war nur halb gestillt; die Freilinger, denen die Erscheinung eines fremden Grafen auf ihren Bällen etwas Seltenes sein mochte, gingen kopfschüttelnd umher; sie hätten gar zu gerne gewußt, woher er komme, wohin er gehe, warum er nicht tanze. Man betrachtete das fremde Wundertier von allen Seiten; doch der Hofrat, der so viel Takt hatte, daß er in des Fremden Seele fühlte, wie peinlich eine so kleinliche Neugierde sein müsse, gab das Zeichen, und die Galoppade, von zwanzig Trompeten vorgetragen, rauschte durch den Saal hin und rief zum Tanze.

      Walzer um Walzer waren getanzt; noch immer stand die fremde gebietende Gestalt unbeweglich an die Säule gelehnt. Es war, als hätte er sich nur in Schwarz und Weiß geteilt und kenne keine andere Farbe. Sein Haar, sein Auge war so dunkel als das feine glänzende Tuch seines Kleides; das blendend bleiche Gesicht, wunderschöne Wäsche, welche durch ihre Weiße, durch ihre zierlichen Fältchen den Freilinger Damen schon von weitem Bewunderung einflößte, kontraktierten sonderbar mit jener dunkeln Farbe; nur die feinen Lippen schmückte ein gesundes, freundliches Rot. Er schien ganz ohne Teilnahme in das bunte Gewühl hineinzustarren; aber dennoch begegnete nicht leicht einer diesem scharfen Blick, ohne das eigne Auge überrascht vor diesem furchtbaren Ernst, dieser sprühenden Glut niederzuschlagen.

      Wie es aber zu gehen pflegt, die Damen fingen nachgerade an, nicht viel von dem Fremden zu halten, weil er nicht tanzte, die jungen Herren machten sich über ihn lustig, und beide Teile hatten so viel an der neuen Erscheinung der wunderlieblichen Ida zu schauen, zu bekritteln, zu bewundern, daß man bald nicht mehr an jenen dachte. Nur Idas Blicke streiften öfter nach jener Säule hinüber; ein Blick zu ihm schien sie für das Geschwätz der Freilinger Stutzer, die ihr heute unendlich fade vorkamen, zu entschädigen. Doch betrachtete sie ihn immer nur von der Seite; denn wenn Auge auf Auge traf, so trieb es ihr unwiderstehlich die Glut ins Gesicht, und sie war froh, daß die Musik so laut war; denn sie meinte in solchen Momenten, man müsse ihr siedendes, glühendes Blut an ihr Herzchen pochen hören. Waren es die Tränen, die sie gestern in diesen dunklen Wimpern sah, war es der wehmütige Ernst auf seinem Gesicht, was sie so rührte? Hatte der Hofrat recht mit den Häkchen, die in gewissen Augen sitzen, und hatte sie zu tiefe Beobachtung angestellt und war geangelt worden und gef— Nein! lächelte sie schelmisch vor sich hin, gefangen? Da hat es keine Not! Es ist ja nur das natürliche Mitleiden, was mich immer nach ihm hinsehen heißt.

      Elf Uhr war vorüber; es sollte noch eine Ekossaise vor dem Souper


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