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Der Minnesänger. Hendrik ConscienceЧитать онлайн книгу.

Der Minnesänger - Hendrik Conscience


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um Mitternacht etwa werdet Ihr zwanzig Jahr, und seid Eurem furchtbaren Schicksal unterworfen, bis Euer sechsundzwanzigstes Jahr anbricht. Könnt Ihr bis dahin Euren Eltern fern bleiben, dann, aber auch nur dann dürfen wir hoffen, daß ihr theures Blut Eure Hand nicht beflecken wird.«

      »Meine »Mutter, meinen Vater soll ich während fünf langer Jahre nicht sehn?« murmelte Wilfried.

      »Merkt wohl auf und prägt meine Worte Eurem Herzen ein als wären sie mit glühendem Eisen hineingeschrieben,« sagte der Greis. »Wenn Ihr vor dem vollen Ablauf der verhängnißvollen fünf Jahre Euch Eurer Mutter oder Eurem Vater naht, so wird augenblicklich ein Wuthanfall Euch fortreißen und ohne zu wissen was Ihr thut, werdet Ihr ihnen den Schädel spalten oder das Herz durchbohren. Ihr müßt fliehen, weit in fernes Land, damit niemals die Gefahr, Euren Eltern zu begegnen, Euch bedrohe.«

      »Ach, welch bitt’res Loos,« seufzte Wilfried, »wenn es denn nicht anders sein kann, will ich meiner Mutter zu Liebe mich unterwerfen . . . aber werden meine armen Eltern nicht vor Kummer sterben, wenn sie mich vergebens erwarten, und glauben müssen, daß ich auf der Jagd verunglückt sei?«

      »Sie werden weniger darunter leiden, als Ihr, Herr.«

      »Da seid Ihr im Irrthum! Ihr kennt das zärtliche liebevolle Herz meiner Mutter nicht! . . . Doch will ich einen Boten zu ihr senden, und sie bitten lassen, meinetwegen ohne Sorge zu sein.«

      »Bei Leibe nicht!« rief der Greis, »Ihr würdet dadurch sie und Euch selbst dem sichern Tode weihen.«

      »Seid überzeugt, daß sie in allen Ländern nach Euch forschen, das sie mit allen nur erdenklichen Mitteln versuchen würden, Euren Aufenthalt zu entdecken, – um dann, sobald sie Euch gefunden, von Eurer Hand zu sterben. Denn vergesst nicht, daß die Kraft des Fluches in ihnen wie in Euch gleichmäßig wirkt und bestrebt ist, Euch zu einander zu treiben.«

      »Ach ich Unglücklicher, was soll ich thun?« klagte der erschütterte Jüngling.

      »Was ich Euch gesagt habe: fortziehn, fliehen, unerkannt und verborgen, in fremdes Land, weit über Gebirge und Ströme, ohne zu suchen, von Euren Eltern Etwas zu erfahren oder ihnen Nachricht von Euch zu senden. Eure Erlösung ist überhaupt noch sehr zweifelhaft, jedenfalls liegt aber die einzige Möglichkeit derselben in der genauen Befolgung meines Rates.«

      Gebeugt von der Last seines Unglücks stieß Wilfried einen schmerzlichen Seufzer aus und senkte traurig den Blick zur Erde.

      »Faßt Muth, Herr Ritter,« sagte der Greis, beinah eben so bewegt wie er, wenn Ihr unterwürfig und zugleich mit männlichem Willen den Kampf gegen das Verhängniß aufnehmt, so ist noch Hoffnung, daß Ihr unversehrt Euren sechs und zwanzigsten Geburtstag erreicht. Doch merkt wohl was ich sage: je näher die Zeit Eurer Befreiung heranrückt, um so drohender wird für Euch die Gefahr und der letzte Monat – wenn Ihr so lange Eurem Geschick entgeht, ja der letzte denn Tag und die letzte Stunde sind am meisten für Euch zu fürchten. Verschmäht Ihr meine Weisung, werdet Ihr nur einen Augenblick wankend in Eurem Entschluß, dann seid Ihr Verloren, Ihr ermordet in falscher Liebe Eure Eltern, Eure gute Mutter, die mit so inniger Zärtlichkeit an Euch hängt.«

      »Ich will thun, wie Ihr sagt, ich will fliehn,« seufzte der junge Graf, »doch laßt mich noch einen Augenblick mich hier erholen; der Schlag ist so furchtbar, daß mir ist, als wollte mir das Herz brechen.«

      »Habt Dank, Herr,« sagte der Zauberer, »ja, ich wußte es wohl, daß ich nicht umsonst auf Euren Starkmuth gerechnet hatte. Ich meinerseits will nun auch in die weite Ferne ziehn, will nach Rom, nach Jerusalem wallfahrten und dort am heiligen Grabe mit Thränen beten, für Euch und für die arme Seele dessen, der durch seine gottlose Kunst der Urheber Eures Unglücks wurde.

      Der Greis schwieg eine Weile; dann rief er plötzlich:

      »Graf Wilfried, sputet Euch, Ihr müßt fort! Da sehe ich, etwa eine halbe Stunde von hier, in der Ebene eine Staubwolke aufsteigen. Dass sind Eure Diener, die Hunde haben Eure Spur gefunden! Sie kommen in vollem Trabe hierher . . . Auf! auf! Schnell zu Pferde und fort ohne umschauen! Niemand, der Euch kennt, darf Euch begegnen.«

      Wankend erhob sich der junge Ritter von seinem Sitze und ging langsam der Wendeltreppe zu, während seine Lippen ein trauriges Lebewohl stammelten.

      Der Greis folgte und rief ihm ernst und drohend ins Ohr.

      »Wilfried von Iserstein, willst Du Deine Mutter mit eigener Hand ermorden? Gibt denn Liebe zu ihr Dir nicht den Muth, das auszuführen, was sie allein vor dem gräßlichen Schicksal bewahren kann? So verharre denn in Deiner Feigheit, Deiner Unentschlossenheit und trage selbst die Folgen!«

      Diese Worte waren ein Sporn für die Zweifelnde Seele des Jünglings. Wie von bösen Geistern verfolgt lief er die Treppe hinab, durch den gewölbten Gang ins Freie. Dort ergriff er hastig den Zügel seines Pferdes, schwang sich in den Sattel und flog wie ein Pfeil durch die Haide dahin über Hügel und Thal, durch Buschwerk und Gestrüpp dem dunklen Walde zu, der den Horizont wie ein schwarzes Gebirge umsäumte.

      II

      Allmählich nahm das Pferd Wilfried›s einen langsameren Gang an, ohne daß der junge Ritter es zu bemerken schien. Er war ganz in Gedanken versunken, Finsterniß umlagerte seinen Geist. Verflucht seit seiner Geburt? Seine Eltern mit eignen Händen ermorden, der Mutter theures Blut vergießen? Aber das war ja Alles ganz unmöglich! Aengstigte ihn nicht etwa ein wüstes Traumbild? Oder trieb vielleicht der Zauberer ein schnödes Spiel mit ihm? Stand er nicht etwa im Begriff, sein Vaterland, von einer leeren Vorspiegelung befangen, zu fliehn und die Seinen glauben zu machen, daß er von wilden Thieren zerrissen sei?

      Wie würde seine arme Mutter diesen Schlag ertragen? Ach, wenn er sie nur einmal noch hatte in die Arme schließen,an ihrem Herzen sich Kraft und Muth holen dürfen! Aber von ihr fortgehn ohne ihr Lebewohl zu sagen, und dazu fürchten müssen, daß sie ihrem Leid erliegen würde? Was hatte er verbrochen, um ein so grausames Schicksal zu verdienen?

      Während er also sann und sich hin und wieder eine Thräne aus dem Auge trocknete, hatte sein Roß schon zweimal einen Seitenweg eingeschlagen und folgte nun einer Richtung, die es unfehlbar nach Iserstein bringen mußte.

      Wilfried hatte davon keine Ahnung; in seinen Ohren klangen die Wehklagen der Mutter, er glaubte den Vater verzweiflungsvoll die Hände ringen zu sehn, seinen Namen wie einen Nothschrei durch Wald und Feld schallen zu hören.

      Doch jetzt rief fernes Hundegebell und der Ton eines Jagdhorns ihn in die traurige Wirklichkeit zurück und er sah g: gerade vor dem Kopf seines Pferdes die Sonne zum Untergang sich neigen. Er ritt also nach Westen, der Burg seines Vaters zu?«

      Wie von einem hellen Lichtstrahl erleuchtet wurde es ihm nun plötzlich klar: »Das war die geheimnißvolle Wirkung des Fluches, der ihn und das Thier der Heimath entgegenführte! . . . Aber Gott in seiner Barmherzigkeit hatte ihn nicht verlassen. Noch war es Zeit, umzukehren aber er durfte keinen Augenblick verlieren, denn die Jäger, deren Hörner er erschallen hörte, konnten die Diener seines Vaters sein! Schnell warf er sein Pferd herum und trieb es an in wildem Lauf gen Osten.

      Bald erreichte er den finstern Wald, dessen wir am Ende des vorigen Kapitels erwähnten; er vermied jeden gebahnten Weg und setzte quer durch das Holz, in der Hoffnung auf diese Weise mit größerer Sicherheit einem Begegnen mit seinen Dienern auszuweichen.

      Der Abend war inzwischen hereingebrochen; unter dem und hohen Gewölbe der Epheu-umrankten Bäume war es bereits so dunkel, daß, Wilfried absteigen und sein Roß am Zügel führen, ja endlich ganz einhalten mußte um zu überlegen, wie er die Nacht in dieser Wildniß hinbringen solle.

      Die wenigen Augenblicke der Dämmerung, welche ihm noch blieben, benutzte er um einen etwas freieren Platz zu suchen, wo einiges Gras für sein ermattetes Pferd zu finden war.

      Da vernahm er – anfangs in der Ferne, dann immer näher, zuerst dumpf, dann deutlicher, dass Geheul von Wölfen, dem das brummen von Bären sich beimischte. Sollte er sein Leben gegen wilde Bestien in vertheidigen haben? Ein Hirschfänger war seine einzige Waffe . . . Was ihn selbst betraf, so konnte er einen Baum erklettern und dort in Sicherheit den Tag erwarten, aber sein Pferd? Ohne Zweifel würde das arme Thier getödtet und zerrissen


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