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Die Blinde. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Die Blinde - Уилки Коллинз


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von Dimchurch zu avertiren, daß seine Tochter in Gefahr ist, einem Menschen von zweifelhaftem Charakter zu gestatten, ihr seine Bekanntschaft aufzudrängen?« Er stellte die Vase wieder auf den Tisch und wurde todtenblaß.

      »Wenn Sie wüßten, was ich gelitten habe,« sagte er, »wenn Sie durchgemacht hätten, was ich habe erdulden müssen,« seine Stimme versagte ihm, seine sanften braunen Augen wurden feucht, sein Kopf sank ihm auf die Brust. Er sprach nicht weiter.

      Wie alle Frauen mag ich Männer gern männlich sehen. Nach meiner Ansicht lag etwas Schwächliches und Weibisches in der Art, wie dieser Dubourg meinen Vorschlag aufnahm. Es erweckte nicht nur kein Mitleid bei mir, sondern war in Gefahr, ein Gefühl der Verachtung in mir hervorzurufen.

      »Ich habe auch gelitten,« antwortete ich. »Ich habe auch Schweres erdulden müssen. Aber der Unterschied zwischen uns ist der, daß mein Muth nicht er schöpft ist. An Ihrer Stelle würde ich, wenn ich mir bewußt wäre, ein ehrenwerther Mann zu sein, auch nicht einen Augenblick einen Schatten von Verdacht auf mir ruhen lassen. Es möchte kosten, was es wolle, ich würde mich rechtfertigen. Ich würde mich schämen, zu weinen, ich würde reden.«

      Das fruchtete. Er sprang auf.

      »Haben Hunderte von grausamen Augen Sie angestarrt?« brach er leidenschaftlich aus. »Hat man auf Sie, wo Sie sich blicken ließen, erbarmungslos mit den Fingern gezeigt? Hat man Sie an den Schandpfahl der Zeitungen gestellt? Hat Ihre Photographie an allen Schaufenstern geprangt und der Welt Ihre Schande verkündet?« Er sank auf einen Stuhl und rang die Hände in wilder Verzweiflung »O, die Welt!« rief er aus, »die schreckliche Welt! Ich kann ihr nicht entgehen, ich kann mich selbst hier nicht verbergen. Auch Sie müssen mich wie alle Uebrigen an gestarrt haben.« Er weinte, indem er mich zornig an blickte. »Ich sah es sofort, als Sie gestern Abend an mir vorübergingen.«

      »Ich habe Sie nie früher gesehen,« antwortete ich. »Was Ihre Portraits betrifft, so sind mir dieselben völlig unbekannt. Ich war, bevor ich hierher kam, viel zu unglücklich und von Sorgen gequält, als daß mich hätte ergötzen können, in die Schaufenster zu blicken. Sie sind mir bis auf Ihren Namen völlig unbekannt. Wenn Sie sich selbst achten, so sagen Sie mir, wer Sie sind. Heraus mit der Wahrheit, mein Herr! Sie wissen so gut wie ich, daß Sie schon zu weit gegangen sind, um wieder inne zu halten.«

      Ich ergriff seine Hand. Sein leidenschaftlicher Ausbruch hatte mich in die höchste Aufregung versetzt; ich wußte kaum mehr was ich sagte oder that. In diesem kritischen Augenblick regten wir einander zu wahnsinniger Leidenschaftlichkeit auf. Seine Hand schloß sich krampfhaft bei der Berührung mit der meinigen.

      Seine Augen blickten wild in die meinigen.

      »Lesen Sie Zeitungen?« fragte er.

      »Ja.«

      »Haben Sie darin . . .?«

      »Ich habe den Namen »Dubourg« nicht gelesen.«

      »Ich heiße auch nicht »Dubourg«.«

      »Wie denn?«

      Jetzt beugte er sich über mich und flüsterte mir seinen Namen in’s Ohr. Jetzt war es an mir, entsetzt aufzuspringen. »Guter Gott!« rief ich aus »Sie sind der Mann, der vorigen Monat unter der Anklage des Mordes vor den Assisen stand und der ganz nahe daran war, auf das Zeugniß einer Uhr hin gehängt zu werden!«

       Achtes Kapitel.

      Die meineidige Uhr

      Wir sahen uns schweigend an. Beide mußten wir uns eine Weile sammeln. Ich will diese Pause benutzen, um hier zwei Fragen zu beantworten, welche sich dem Leser aufgedrängt haben werden. Wie kam Dubourg dazu, unter der Anklage des Mordes vor den Assisen zu stehen und welcher Zusammenhang bestand zwischen dieser ernsten Angelegenheit und dem falschen Zeugniß einer Uhr?

      Die Antwort auf diese beiden Fragen wird sich in der Erzählung finden, welche ich die »meineidige Uhr« nenne .

      In der kurzen Erzählung dieses Zwischenfalls, welchen ich einem in meinem Besitz befindlichen officiellen Berichte entnehme, werde ich unsern neuen Bekannten in Browndown bei seinem angenommenen Namen nennen, den ich ihm auch ferner beilegen werde. Erstens war es der Mädchenname seiner Mutter, den er ein Recht zu führen hatte, wenn es ihm so beliebte. Zweitens geht unser häusliches Drama in Dimchurch bis auf die Jahre 1858 und 1859 zurück und wirkliche Namen haben jetzt, wo Alles vorüber ist, für niemand ein Interesse mehr. Mit »Dubourg« haben wir angefangen, mit »Dubourg« wollen wir bis zum Schluß fortfahren.

      Vor einigen Jahren wurde in der Nähe einer gewissen Stadt im Westen Englands an einem Sonnabend ein Mann auf einem Felde ermordet gefunden. Der Name des Feldes war Pardon Feld.

      Der Mann war ein kleiner Zimmermann und Bauunternehmer in der Stadt gewesen, der eines sehr zweifelhaften Rufes genoß. An dem fraglichen Abende ging ein entfernter Verwandter desselben, der von einem Herrn in der Nachbarschaft zur Einnahme von Pachtgeldern verwendet wurde, zufällig über einen Zauntritt, der von dem Felde auf eine Landstraße führte, und sah einen Herrn das Feld über eben diesen Tritt etwas eilig verlassen. Er erkannte in dem Herrn den ihm nur von Ansehen bekannten Herrn Dubourg.

      Die beiden gingen einander an der Landstraße in entgegengesetzter Richtung vorüber. Etwas später, wie es heißt eine halbe Stunde, hatte der Renteneinnehmer Veranlassung, auf derselben Landstraße wieder zurück zu gehen. Als er wieder bei dem Zauntritt anlangte, hörte er lautes Rufen und betrat Feld, um zu sehen, was es gebe. Er fand, daß mehrere Personen von dem andern Ende des Feldes zu einem Knaben hinliefen, der an einer entfernten Stelle des Feldes hinter einer Viehhürde stand, und ein entsetzliches Geschrei ausstieß. Zu den Füßen des Knaben lag, das Gesicht gegen die Erde gekehrt, der Leichnam eines Mannes mit schrecklich eingeschlagenem Kopf. Unter ihm lag seine Uhr, an der Kette aus der Uhrtasche heraus hängend. Die Uhr war, offenbar in Folge der Erschütterung des Falles, mit welchem der Besitzer auf sie niedergestürzt war, um halb neun Uhr stehen geblieben Der Körper war noch warm. Außer der Uhr fanden sich noch andere Werthsachen bei der Leiche. Der Renteneinnehmer erkannte in dem Todten sofort den obenerwähnten Zimmermann und Bauunternehmer. Bei der Voruntersuchung wurde das Stillestehen der Uhr um halb neun Uhr als ein sicheres Indicium dafür betrachtet, daß der Schlag, welcher den Mann getödtet hatte, um jene Zeit geführt sei.

      Die nächste Frage war, ob jemand um halb neun Uhr in der Nähe des Leichnams gesehen worden sei. Der Renteneinnehmer erklärte, daß er gerade um jene Zeit Herrn Dubourg das Feld eilig verlassen gesehen habe. Gefragt, ob er in jenem Augenblick auf seine Uhr gesehen habe, gestand er, daß er das nicht gethan habe; aber gewisse vorangegangene Umstände, welche sich nach seiner Angabe seinem Gedächtnisse eingeprägt hatten, setzten ihn in den Stand, auch ohne auf seine Uhr gesehen zu haben, der Wahrheit seiner Behauptung sicher zu sein. Man drang in ihn in Betreff dieses wichtigen Punktes, aber er beharrte bei seiner Erklärung: um halb neun Uhr habe er Herrn Dubourg das Feld eiligst verlassen gesehen! Um halb neun Uhr war die Uhr des Ermordeten stehen geblieben.

      Die nächste Frage war, ob noch irgend eine andere Person um jene Zeit auf dem Felde oder in der Nähe gesehen worden sei.

      Es war kein Zeuge zu finden, der irgend jemand anderen in der Nähe des fraglichen Ortes gesehen hatte. Die Waffe, mit welcher der Schlag geführt worden war, hatte man nicht gefunden. Es fragte sich dann, da offenbar Raub nicht das Motiv des Verbrechens gewesen war, ob man von irgend jemand wisse, daß er einen Groll gegen den Ermordeten gehegt habe. Es war kein Geheimniß, daß derselbe mit Männern und Weibern von zweifelhaftem Ruf verkehrt habe; aber gegen keine dieser Personen lag ein specieller Verdacht vor.

      Bei dieser Sachlage blieb nichts anderes übrig, als Herrn Dubourg, welcher inner- und außerhalb der Stadt als ein junger Mann von unabhängigem Vermögen wohlbekannt war und sich vortrefflichen Rufes erfreuete, zu ersuchen, einige Auskunft über sich zu ertheilen.

      Er gab sofort zu, daß er über das Feld gegangen sei. Aber im Widerspruch mit der Behauptung des Renteneinnehmers erklärte er, daß er einen Augenblick, bevor er den Zauntritt überstiegen nach seiner Uhr gesehen habe und es nach derselben genau ein Viertel nach acht Uhr gewesen sei. Fünf Minuten später, also zehn Minuten bevor nach dem Zeugniß der Uhr des Todten der Mord begangen worden, habe er eine Dame, welche in der Nähe des fraglichen Feldes wohne,


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