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Mann und Weib. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Mann und Weib - Уилки Коллинз


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muß ja höflich gegen Lady Lundie sein und ich bin das Opfer.«

      An dieses letzte Wort knüpfte sie an. »Gieb Dich nicht zu diesem Opfer her«, sagte sie. »Entschuldige Dich bei Lady Lundie und sage, Du seiest genöthigt zu Deinem Bruder zurückzukehren.«

      »Warum?«

      »Weil wir Beide noch heute Windygates verlassen müssen.«

      Dagegen hatte er zweierlei einzuwenden. Wenn er Windygates heute verließ, so entging ihm eine Gelegenheit einen Anspruch auf Geldunterstützung von Seiten seines Bruders zu gewinnen, und wenn er gar in Gesellschaft von Anne fortging, so sahen ihn die Leute und ihr Gerede konnte leicht seinem Vater zu Ohren kommen.

      »Wenn ich mit Dir fortgehe«, sagte er, »so kann ich nur meinen und Deinen Aussichten für die Zukunft Valet sagen.«

      »Du sollst auch nicht mit mir fortgehen«, erklärte sie, wir wollen Windygates Einer nach dem Andern verlassen und Du zuerst.«

      »Es wird aber großes Geschrei und Aufsehen im Hause machen, wenn man Dich vermißt.«

      »Wenn das Croquet-Spiel vorbei ist, soll getanzt werden und ich tanze nicht und man wird mich nicht vermissen. Ich werde Zeit und Gelegenheit finden, mich auf mein Zimmer zurückzuziehen; ich werde einen Brief für Lady Lundie zurücklassen und einen Brief«, fügte sie mit zitternder Stimme hinzu – —»einen Brief für Blanche Unterbrich mich nicht; ich habe dieses, wie alles Andere wohl bedacht, was ich in meinen Briefen vorgeben werde, wird in wenigen Stunden wahr sein. Ich werde sagen, daß ich heimlich verheirathet sei und daß mich eine plötzlich erhaltene Nachricht nöthige, zu meinem Mann zu gehen. Das wird großen Aufruhr im Hause geben, das weiß ich recht gut, aber sie werden keine Veranlassung haben, mir nachzuschicken, wenn ich unter dem Schutze meines Mannes stehe. Was Dich persönlich betrifft, hast Du keine Entdeckung zu befürchten, und nichts zu thun, was nicht vollkommen sicher und leicht wäre. Warte hier eine Stunde, nachdem ich fortgegangen sein werde, um Aufsehen zu vermeiden, und dann folge mir!«

      »Dir folgen?« unterbrach sie Geoffrey, »wohin?«

      Sie zog ihren Stuhl näher an ihn heran und flüsterte ihm zu: »Noch einem kleinen, einsamen Gebirgsgasthof, vier Meilen von hier.«

      »Einem Gasthof?«

      »Warum nicht?«

      »Ein Gasthof ist ein öffentlicher Ort!«

      Sie konnte eine sehr natürliche Regung der Ungeduld nicht unterdrücken, beherrschte sich aber sogleich und fuhr wieder fort: »Der Ort, von dem ich rede, ist der einsamste Platz der ganzen Umgegend, man hat keine Späheraugen dort zu fürchten, gerade deshalb habe ich ihn gewählt. Der Gasthof liegt fernab von der Eisenbahn, fernab von der Landstraße, er wird von einer respectablen Schottin gehalten.«

      »Respectable Schottinnen, welche Gasthöfe halten«, unterbrach sie Geoffrey, »geben jungen Damen, die allein reisen, keine Herberge; die Wirthin wird Dich nicht aufnehmen.«

      Dass war ein trefflicher Einwand, verfehlte aber seine Wirkung. Ein Weib, das entschlossen ist sich zu verheirathen, ist gegen die Einwendungen der ganzen Welt gewaffnet.

      »Ich habe Alles und auch das bedacht«, sagte sie, »ich werde der Wirthin erzählen, daß ich auf meiner Hochzeitsreise begriffen sei und daß mein Mann in der Nähe eine Bergpartie mache.«

      »Das wird sie ohne Zweifel glauben«, antwortete Geoffrey.

      »Sie braucht es gar nicht zu glauben, wenn Du mir nur folgst und nach Deiner Frau fragst, so wird meine Erzählung nachträglich wahr; sie kann die argwöhnischste Person von der Welt sein, so lange ich mit ihr allein bin, in dem Augenblick aber, wo Du erscheinst, ist dieser Argwohn beseitigt. Ueberlasse es mir, meine Rolle zu spielen, die die schwerere ist, und übernimm Du nur die Deinige.«

      Es war für ihn unmöglich, »Nein« zu sagen; sie hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, er versuchte es mit einem neuen Bedenken, um nur nicht »Ja« sagen zu müssen.

      »Ich hoffe Du weißt, wie wir mit unserer Heirath zu Stande kommen sollen; alles was ich sagen kann, ist, daß ich das nicht weiß.«

      »Du weißt es, Du weißt ja daß wir hier in Schottland sind! Du weißt auch sehr gut, daß es hier weder irgend welcher Förmlichkeit, noch eines Aufschubs bei einer Heirath bedarf. Mein Plan sichert meine Aufnahme im Gasthof und macht es Dir leicht, ohne Verdacht zu erregen, später zu folgen. Für das Uebrige müssen wir dann selbst sorgen. Ein Mann und ein Mädchen, die sich in Schottland heirathen wollen, haben sich nur die nöthigen Zeugen zu verschaffen und die Sache ist gethan. Wenn die Wirthin uns nachher die Täuschung entgelten lassen will, kann sie es in Gottes Namen thun, wir werden inzwischen Trotz ihrer unseren Zweck erreicht haben.«

      »Bürde mir nicht die ganze Last der Verantwortlichkeit aus«, erwiderte Geoffrey. »Ihr Weiber geht immer mit dem Kopf durch die Wand. Wenn wir nun wirklich verheirathet sind, so werden wir uns doch gleich wieder trennen müssen, und wie sollten wir wohl die Sache geheim halten?«

      »Natürlich gehst Du wieder zu Deinem Bruder zurück, als ob nichts vorgefallen wäre, und ich gehe nach London.«

      »Und was willst Du dort anfangen?

      »Habe ich Dir nicht schon gesagt, daß ich Alles bedacht habe? In London, wo meine Mutter Sängerin war, werde ich mich an einige ihrer alten Freundinnen wenden. Alle Leute sagen mir, daß ich eine schöne Stimme habe, die nur der Ausbildung bedarf, und ich will sie ausbilden. Ich kann mir auf respectable Weise meinen Unterhalt als Sängerin verschaffen und für die Zeit meiner Studien habe ich mir Geld genug erspart und die Freundinnen meiner Mutter werden mich um ihretwillen unterstützen.«

      So spiegelte sich ihr selbst unbewußt in ihrem neuen Lebensplan, einer künstlerischen Carriere, das ehemalige Leben ihrer Mutter wieder. Aller Anstrengungen, sie daran zu verhindern, ungeachtet, wählte jetzt die Tochter die künstlerische Laufbahn der Mutter und hier stand, wenn auch aus anderen Motiven und unter anderen Umständen, die Tochter tm Begriff, das traurige Beispiel der unregelmäßigen irischen Heirath ihrer Mutter durch eine schottische Heirath nachzuahmen und hier war, merkwürdig genug, der Mann, der für diese Heirath verantwortlich war, der Sohn jenes Mannes, der die Ungültigkeit der irischen Heirath entdeckt und dem Gatten die Mittel an die Hand gegeben hatte, ihre Mutter von sich zustoßen. – »Meine Anne, mein anderes Ich, sie trägt nicht den Namen ihres Vaters, sondern den Meinigen, sie ist Anne Silvester, wie ich es war. Wird sie auch enden, wie ich?« – Die Antwort aus diese Frage, auf diese letzten Worte, die den Lippen der sterbenden Mutter entflohen waren, sollte nicht lange auf sich warten lassen. Durch alle Wechsel und Wandlungen der Jahre hindurch trat das Verhängniß, daß die Zukunft für Anne Silvester in ihrem Schooße barg, rasch an sie heran.

      »Nun!« nahm sie wieder auf, bist Du mit Deinen Einwendungen zu Ende, wirst Du mir endlich eine bestimmte Antwort geben?«

      Schon hatte er, noch ehe sie ausgesprochen, einen anderen Einwand in Bereitschaft. »Wie, wenn die Zeugen im Gasthof mich kennen und die Sache auf diese Weise meinem Vater zu Ohren käme?« – »Wie, wenn Du mich zu einem verzweifelten Entschluß bringen solltest? – unterbrach sie ihn aufspringend »In diesem Fall soll Dein Vater sicher die Sache erfahren, das schwör ich Dir.«

      Auch er erhob sich und trat einige Schritte zurück, sie aber folgte ihm Schritt für Schritt.

      In demselben Augenblick hörte man Händeklatschen auf dem Rasen, offenbar hatte Jemand einen vortrefflichen Wurf gethan, der das Spiel entschied. Es war zu befürchten, daß Blanche jeden Augenblick wiederkommen, und sehr wahrscheinlich, daß Lady Lundie, nun das Spiel zu Ende war, sich nach Anne umsehen würde.

      Anne brachte die Verhandlung zur Entscheidung, ohne einen Augenblick länger zu verlieren.

      »Geoffrey Delamayn«, sagte sie, »Du hast eine heimliche Heirath vorgeschlagen und ich habe meine Zustimmung dazu gegeben; bist Du jetzt bereit oder nicht, mich nach diesem, Deinem eigenen Vorschlage zu heirathen?«

      »Gieb mir eine Minute Bedenkzeit.«

      »Nicht einen Augenblick! jetzt zum letzten Mal, ja oder nein?«

      Auch jetzt noch konnte er sich nicht entschließen »ja« zu sagen, aber er that eine Frage,


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