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Mann und Weib. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Mann und Weib - Уилки Коллинз


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ist es gerade, sie will sich dort, weil die Leute sie sonst vielleicht nicht aufnehmen würden, als Frau präsentiren.«

      »Ich verstehe.«

      »Und will ihnen, um die Sache für uns Beide leicht zu machen, verstehst Du, sagen, daß sie ihren Mann sehr bald erwarte und wenn ich selbst hätte hingehen können, würde ich bei der Ankunft nach »meiner Frau« gefragt haben, nun gehst Du statt meiner —«

      »Und ich muß bei meiner Ankunft auch nach »meiner Frau« fragen, wenn ich Miß Silvester nicht Unannehmlichkeiten aussetzen will!

      »Dagegen hast Du doch nichts, nicht wahr?«

      »Durchaus nicht! was ich den Leuten im Gasthof sage, ist mir ganz einerlei, aber ich scheue die Begegnung mit Miß Silvester.«

      »Deswegen sei unbesorgt, das will ich schon in Ordnung bringen.«

      Er trat an den Tisch und schrieb rasch ein paar Zeilen, dann hielt er inne und überlegte. »Wird das genügen?« fragte er sich selbst; »nein!»ich muß ihr wohl noch ein bischen schmeicheln.« Er überlegte wieder, fügte eine Zeile hinzu und schlug vergnügt mit der Faust auf den Tisch. »Das wird gehen! Lies Du selbst Arnold, das ist wahrhaftig nicht so übel!«

      Arnold las das Billet, ohne wie es schien, die Befriedigung seines Freundes über den Inhalt zu theilen.

      »Etwas kurz!«

      »Habe ich denn Zeit, es länger zu machen?«

      »Vielleicht nicht, aber mache doch wenigstens Miß Silvester begreiflich, daß Du keine Zeit hast mehr zu schreiben. Der Zug geht in weniger als einer halben Stunde. So gieb doch am Schluß die Zeit an, wann Du schreibst.«

      »Gut, meinetwegen auch das Datum!«

      Er fügte die gewünschte Zeitangabe hinzu und konnte eben noch Arnold das so verbesserte Schreiben überreichen, als Sir Patrick wieder zu ihnen trat um ihnen anzuzeigen, daß das Gig bereit und daß kein Augenblick zu verlieren sei.

      Geoffrey sprang auf; Arnold zauderte noch; »ich muß aber doch Blanche noch sehen, ich kann Blanche nicht verlassen, ohne ihr Lebewohl gesagt zu haben, wo ist sie?«

      Sir Patrick wies lächelnd auf die Treppe hin, Blanche war ihm auf dem Fuße gefolgt.

      Arnold lief auf der Stelle zu ihr hin.

      »Sie müssen fort?« sagte sie traurig.

      »Ich komme in zwei Tagen wieder,« flüsterte Arnold, »die Sache ist ganz in Ordnung, Sir Patrick ist zufrieden.«

      Sie hielt ihn am Arm fest. Dieser eilige Abschied vor Zeugen schien nicht nach Blanches Geschmack zu sein. »Sie versäumen den Zug« rief Sir Patrick.

      Geoffrey ergriff Arnold am Arm, den Blanche festhielt und zog ihn buchstäblich mit sich fort. Beide waren schon im Gebüsch verschwunden, ehe Blanche’s Entrüstung sich noch gegen ihren Onkel Luft machen konnte.

      »Warum geht Mr. Brinkworth mit diesem rohen Menschen?« fragte sie.

      »Mr. Delamayn muß wegen der Krankheit seines Vaters nach London reisen. Du magst ihn nicht?«

      »Ich hasse ihn!«

      Sir Patrick wurde nachdenklich »Sie ist ein junges achtzehnjähriges Mädchen,« dachte er bei sich, »und ich bin ein alter Siebziger. Sonderbar, daß wir überall in unsern Ansichten, noch sonderbarer, daß wir in unserer Abneigung gegen Herrn Delamayn übereinstimmen.« Er blickte wieder auf Blanche Sie saß, den Kopf auf die Hände gestützt, schweigend und in Gedanken versunken am Tisch. Sie dachte an Arnold, aber trotz der so heiteren Aussichten, die sich ihm und ihrer öffneten, waren ihre Gedanken nichts weniger also heiter.

      »Aber Blanche, Blanche!« rief Sir Patrick. »Du thust ja wahrhaftig, als mache er eine Reise um die Welt; Du dummes Ding, er kommt ja: übermorgen wieder!«

      »Ich wollte, er wäre nicht mit dem Menschen fortgegangen,« sagte Blanche; »ich wollte, der Mensch wäre nicht sein Freund.«

      »Na, na! Der Mensch ist ein roher Patron, das gebe ich zu; aber was thut denn Das? Sie trennen sich ja schon auf der zweiten Station. Komm wieder in den Saal mit mir; »Du mußt Dir Deine Gedanken weg tanzen!«

      »Nein!« antwortete Blanche, »ich habe keine Lust zum Tanzen; ich will hinauf gehen und mit Anne über die Sache reden.«

      »Das wirst Du wohl bleiben lassen,« sagte plötzlich eine dritte Stimme.

      Onkel und Nichte blickten erstaunt auf und sahen Lady Lundie an der Schwelle stehen.

      »Ich verbiete Dir, den Namen dieser Person in meiner Gegenwart wieder auszusprechen,« fuhr Lady Lundie fort. »Sir Patrick, ich habe es Ihnen vorher gesagt, wenn Sie sich gefälligst erinnern wollen, daß mit der Angelegenheit dieser Gouvernante nicht zu spaßen sei; meine schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen, Miß Silvester hat das Haus verlassen.«

       Achtes Kapitel.

      Aufruhr im Hause

      Es war noch früh am Nachmittag, als die Gäste von Lady Lundie’s Gartenfest anfingen, in allen Ecken die Köpfe zusammenzustecken und sich gegenseitig in der Ansicht zu bestärken, daß etwas ganz Ungewöhnliches passirt sein müsse. Blanche hatte unerklärlicher Weise die Herren, mit denen sie zum Tanzen engagirt war, im Stich gelassen. Lady Lundie war ebenso unerklärlicher Weise aus dem Ballsaal verschwunden. Blanche war gar nicht, Lady Lundie mit einem gezwungenen Lächeln und offenbar sehr verstimmt wieder erschienen und hatte zu ihrer Entschuldigung vorgegeben, daß sie nicht ganz wohl sei; auf dieselbe Weise hatte sie Blanche’s Abwesenheit, wie auch die etwas vorzeitige Entfernung Miß Silvester’s vom Croquetspiel entschuldigt. Ein Witzling unter den Herren erklärte, die Sache komme ihm vor, wie die Declination eines Verbums: ich bin nicht wohl, Du bist nicht wohl, er ist nicht wohl, und so weiter. Auch Sir Patrick, man denke nur, der gesellige Sir Patrick, hatte sich von der übrigen Gesellschaft getrennt und humpelte in dem einsamsten Theile des Gartens ganz allein auf, und ab. Und nun die Domestiken – die Sache war schon bis zu den Domestiken gedrungen —, sie versuchten es wie ihre Herrschaften, in allen Ecken die Köpfe zusammenzustecken. Die Hausmädchen erschienen, wo Hausmädchen nichts zu thun haben, Thüren wurden auf und zugeschlagen und Kleider huschten auf den Treppen und in den oberen Stockwerken unruhig hin und her. Datist etwas nicht in Ordnung, das ist sicher! »Wir thäten besser uns zu entfernen, liebes Kind, laß den Wagen vorfahren.« – »Liebe Louise, tanze nicht mehr, Papa will fort.« – »Adieu, Lady Lundie!« – Besten Dank für den angenehmen Tag!« – »Wie schade, daß Blanche nicht wohl ist.« – »Es war ein reizendes Fest«

      So machten sich die, Gäste mit den bei solchen Gelegenheiten üblichen nichts sagenden Redensarten vor dem Ausbruche des Sturmes aus dem Staube.

      Auf diesen Moment hatte Sir Patrick bei seiner einsamen Wanderung in dem Garten nur gewartet. Er konnte sich jetzt der ihm zugemutheten Verantwortlichkeit nicht mehr entziehen. Lady Lundie hatte ihm ihren festen Entschluß mitgetheilt, Anne#s- Spur zu verfolgen und, natürlich nur im Interesse der Sittlichkeit, herauszubringen, ob sie wirklich verheirathet sei oder nicht! Blanche, die schon von der Aufregung des Tages sehr angegriffen war, brach bei der Nachricht von Anne’s Verschwinden in ein hysterisches Weinen aus und bildete sich ihre eigene Ansicht über Anne’s Flucht aus dem Hause. Anne würde ihre Heirath nicht vor Blanche geheim gehalten, ihr nicht einen so förmlichen Brief geschrieben haben, wenn sich Alles wirklich so einfach verhielt, wie sie es sie glauben machen wollte. Anne mußte von irgend einer Seite her sehr schlimme Nachrichten erhalten haben und Blanche war nicht minder entschlossen als Lady Lyndie ihre Spur zu verfolgen, um sie wo möglich selbst aufzusuchen und ihr nach Kräften beizustehen.

      Sir Patrick, den beide Frauen in ihr Vertrauen gezogen hatten, sah voraus, daß Beide, seine Schwägerin und seine Nichte, wenn sie nicht zurückgehalten würden, Jede auf ihre Weise sich zu sehr unvorsichtigen Handlungen hinreißen lassen würden, die zu den unangenehmsten Folgen führen könnten. Es bedurfte an diesem Nachmittage entschieden der Autorität eines Mannes in Windygates, und Sir Patrick konnte sich der Erkenntniß nicht Verschließen, daß er diese Autorität ausüben müsse. »Es läßt sich viel für und viel gegen ein Junggesellenleben sagen«, dachte der alte Herr bei sich, als er in


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