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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach


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      Inhalt

       Vertrau mir, Franziska!

       Die Traumhochzeit

       Das doppelte Prinzesschen

       Denk an mich, Helena!

       Was nun schöne Clara?

       Verflixtes Erbe

       Liebe heilt alle Wunden

       Die unbekannte Prinzessin

       Heiße Küsse - falsche Liebe?

       Arabellas Abenteuer

Der kleine Fürst – Staffel 8 –
Vertrau mir, Franziska!

      »Baron von Wegeringsfeld ist da, er möchte dir seine Aufwartung machen, Franzi«, sagte Elsbeth Lüders.

      Franziska zu Randershausen hob den Blick. Sie saß am Schreibtisch und korrigierte ein Diktat ihrer Schüler. »Er ist noch da?«, fragte sie erschrocken. »Du hast ihn nicht weggeschickt?«

      Elsbeth war ihre Haushälterin – und im Laufe der Zeit ihre Freundin geworden. Franziska hatte ihre Mutter bereits verloren, als sie noch ein Kind gewesen war: Bereits zu dieser Zeit hatte Elsbeth als Haushälterin für die Familie gearbeitet.

      »Doch, habe ich«, seufzte Elsbeth. »Ich wollte nur mal sehen, wie du reagierst. Ich kann nicht ständig alle Leute wegschicken, Franzi, das weißt du. Irgendwann müssen wir auch mal jemanden hereinlassen.«

      »Nein, müssen wir nicht!«, erklärte Franziska eigensinnig.

      Kein Wunder, dass all ihre Schülerinnen und Schüler für sie schwärmen, dachte Elsbeth nicht zum ersten Mal. Die junge Frau sah bezaubernd aus mit ihren funkelnden hellen Augen, der frechen Stupsnase und dem üppigen Mund. Eine dichte braune Lockenmähne umrahmte ihre feinen Gesichtszüge. Von ihrer Figur freilich war nichts zu sehen, denn sie trug mehrere dicke Pullover übereinander und hatte sich außerdem noch in eine Decke gewickelt: Obwohl draußen frühlingshafte Temperaturen herrschten, war es im Inneren des alten Gutshauses noch immer kalt. Zwar hatten sie die Fenster geöffnet, um die warme Luft hereinzulassen, aber es schien unendlich lange zu dauern, bis die dicken Mauern etwas von der Wärme annahmen. Sie hatten auch während des strengen, langen Winters nur einen Raum geheizt, alles andere wäre viel zu teuer gewesen.

      Es war ihr erster Winter im Gutshaus gewesen – der erste seit mehreren Jahren. Franziskas Vater Johannes hatte nicht lange nach dem Tod ihrer Mutter ein zweites Mal geheiratet und mit Nora, seiner neuen Frau, noch einen Sohn bekommen. Obwohl sich Franziska sowohl mit Nora als auch mit ihrem Halbbruder Alexis recht gut verstand, war sie sich in der neuen Familie ihres Vaters wie eine Außenseiterin vorgekommen, und so war sie direkt nach dem Abitur ausgezogen.

      Wenig später hatte Nora bei Johannes durchsetzen können, dass auch die Familie das alte Gutshaus verließ und in ein großzügiges Penthouse in der Stadt zog. Johannes hing an dem Haus, das von seinem Urgroßvater erbaut worden war, aber Nora hatte »den alten Kasten« von Anfang an nicht gemocht und so lange gedrängt, bis Franziskas Vater schließlich bereit gewesen war, mit ihr und Alexis umzuziehen. Er war dann nur noch gelegentlich hier gewesen, bis er vor einem Dreivierteljahr an einem Herzinfarkt gestorben war.

      Das Haus hatte er seiner Tochter aus erster Ehe schon vor längerer Zeit überschrieben, und Franziska hatte immer gewusst, dass sie wieder hierherziehen würde. Aber ihr war nicht klar gewesen, wie viel Geld ihr Vater Jahr für Jahr für den Unterhalt des alten Gemäuers hatte aufwenden müssen, nur damit es nicht völlig in sich zusammenfiel. Er hatte nur noch das Nötigste machen lassen, doch selbst das musste ihn Unsummen gekostet haben.

      Sein großes Vermögen indes war vollständig an seine Frau und seinen Sohn gegangen. Manchmal kam Franziska die Frage in den Sinn, warum er ihr nicht wenigstens einen Teil des Geldes vererbt hatte, denn er musste doch gewusst haben, dass sie von ihrem Gehalt als Lehrerin das Guthaus nicht würde erhalten können. Aber sie schob diese Gedanken immer schnell beiseite, weil sie sich undankbar vorkam. Er hatte sie geliebt und war davon ausgegangen, dass sie es auch ohne sein Geld schaffen würde, und so war sie fest entschlossen, das Haus gegen alle Widerstände zu halten.

      Und dann war dieser unglaublich strenge Winter gekommen, in dem es so manchen Abend gegeben hatte, an dem sie dem Aufgeben näher gewesen war als dem Durchhalten. Das Haus war ein Fass ohne Boden. Hatte sie irgendwo eine Lücke gestopft, tat sich an einer anderen Stelle bereits die nächste auf. Ohne die treue Elsbeth an ihrer Seite, das stand fest, hätte sie jedenfalls schon längst aufgegeben.

      »Du kannst nicht immer alle Leute wegschicken, Franzi!«, wiederholte die Haushälterin und riss Franziska damit aus ihren Gedanken. »Die wissen doch sowieso, wie es hier aussieht, mach dir da bloß keine Illusionen.«

      Franziska stand auf und schälte sich aus der dicken Wolldecke. »Lass uns ein bisschen nach draußen in die Sonne gehen«, sagte sie. »Ich bin völlig steif vor Kälte.« Sie warf einen Blick auf die alte Puppe, die früher immer auf ihrem Schreibtisch gesessen hatte – ein Geschenk ihres Vaters zu ihrem sechsten Geburtstag, seitdem war die Puppe so etwas wie ihr Talisman geworden. Aber seit seinem Tod saß sie im Regal, denn noch immer bekam Franziska einen Kloß im Hals, wenn ihr Blick auf sie fiel. »Hallo, Mia«, murmelte sie.

      »Arme Puppe, der ist auch kalt«, stellte Elsbeth fest und fuhr fort: »Ich habe dir schon so oft gesagt, du sollst die Arbeiten deiner Schüler draußen korrigieren.« Elsbeth war eine hübsche Frau in den Vierzigern, mit einem offenen, gutmütigen Gesicht und starken Händen, die ordentlich zupacken konnten. Sie war bis zum Schluss Johannes zu Randershausens Haushälterin gewesen, gegen den Widerstand von Nora hatte er an ihr festgehalten. Aber vermacht hatte er ihr nichts – und das war etwas, was Franziska geradezu kränkte. Ihr Vater hatte Elsbeth sehr geschätzt, sie konnte nicht verstehen, dass er sie in seinem Testament nicht bedacht hatte. Aber nun war es zu spät, um ihn danach zu fragen – und Elsbeth hatte die Angelegenheit mit keinem Wort erwähnt.

      »Wenn ich draußen sitze, können alle sehen, dass ich da bin, also kann ich Besuch nicht wegschicken – wie oft habe ich dir das schon erklärt, Elsbeth?«, seufzte Franziska.

      Sie traten vor die Tür, und die Wärme traf sie wie ein Schlag. »Das ist ja beinahe wie Sommer, Elsbeth.«

      »Ich weiß. Zieh deine Pullover aus und wärm dich mal richtig auf. Ich habe mir schon überlegt, ob wir nicht hinter dem Haus ein sonniges Plätzchen finden können, sodass du nicht sofort zu sehen wärst, wenn mal wieder Besuch käme«, erwiderte Elsbeth. »Du wirst dir nämlich auf Dauer ernsthafte Krankheiten holen in dem Eishaus da drin.«

      »Du nicht?«

      »Nein, ich nicht, weil ich praktisch immer in Bewegung bin. Aber eine Schreibtischtäterin wie du, das ist etwas anderes.«

      Sie holten sich zwei Stühle und setzten sich direkt vor die Haustür, die Gesichter der Sonne zugewandt. »Das ist wundervoll«, murmelte Franziska. »Wenn ich eine Weile hier sitze, wird mir vielleicht doch noch einmal warm. Eben habe ich nämlich gedacht, dass ich überhaupt nicht mehr weiß, wie das geht: schwitzen. Es kommt mir so vor, als hätte ich in den letzten Monaten nur gefroren, Elsbeth.«

      »Kommt dir nicht nur so vor«, brummte die Haushälterin.

      Sie wechselten einen kurzen Blick, dann lachten sie beide, doch Elsbeth wurde rasch wieder ernst.

      »Einen zweiten Winter überstehen


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