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Butler Parker 155 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 155 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      »Wir können uns nur überraschen lassen«, meinte der Anwalt, »fest steht, daß dieser Tiger Sie und Mylady kennt.«

      »Er scheint sich kundig gemacht zu haben, Sir.«

      »Wer ist Ann Lomings?« fragte Mike Rander nachdenklich. »Was wissen wir von ihr?«

      »So gut wie nichts, Sir, doch dies wird sich mit Sicherheit schnell ändern. Mr. Pickett ist so freundlich, Informationen einzuholen.«

      »Der gute Pickett!« Rander lachte leise. »Inzwischen ist er schon zum Mitglied unseres Teams geworden, wie?«

      »So könnte man durchaus sagen, Sir. Seitdem Mr. Pickett auf den Pfaden der Tugend wandelt, stellt er sein intimes Hintergrund wissen Mylady zur Verfügung.«

      Parker spielte auf die Tatsache hin, daß Horace Pickett sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr für fremde Taschen interessierte. Pickett war Taschendieb gewesen und hatte sich selbst als Eigentumsverteiler bezeichnet. Es hatte nämlich zu seinen Geschäftsprinzipien gehört, sich nur mit Klienten zu befassen, die einen mehr oder weniger, herben Geldverlust durchaus verschmerzen konnten. Nachdem Parker ihm mal das Leben gerettet hatte, weil Pickett in die Tasche eines Mafioso gegriffen hatte, war der ehemalige Taschendieb redlich geworden. Er wollte sein Schicksal nicht ein zweites Mal herausfordern und machte sich nun eine Ehre daraus, Josuah Parker seine Dienste anzubieten. Hinzu kam Picketts Verehrung für Lady Simpson. Sie hatte ihn von Anfang an akzeptiert und behandelte ihn wie einen Gentleman.

      »Wir fahren morgen raus nach Dorking, nicht wahr?« erkundigte sich Mike Rander. »Ich möchte mir die Artistin mal aus der Nähe ansehen.«

      »Dort, Sir, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einem Auftreten des sogenannten Tigers zu rechnen«, erklärte Josuah Parker, »und man sollte ferner davon ausgehen, daß dieses zweibeinige Raubtier mit Myladys Erscheinen rechnet.«

      »Das will ich meinen, Parker. Aber was können wir gegen einen heimtückischen Mordanschlag unternehmen?«

      »Man könnte gewisse Vorsicht walten lassen.«

      »Können Sie’s nicht präziser ausdrücken? Mit Vorsicht allein wird es wohl nicht getan sein.«

      »Wenn Sie erlauben, Sir, wird man über geeignete Maßnahmen nachdenken müssen«, lautete Parkers Antwort, »es ist übrigens fast erstaunlich, daß der sogenannte Tiger sich bisher noch nicht meldete. Die Ereignisse auf dem Hinterhof dürften für dieses Raubtier ein wenig verwirrend gewesen sein.«

      »Sind Sie sicher, Parker?« Rander zog ein skeptisches Gesicht. »Sind Sie schon mal auf den Gedanken gekommen, daß man Ihnen dort drüben in Southwark etwas vorgemacht haben könnte?«

      »Durchaus, Sir.« Parker nickte andeutungsweise. »Der Schütze und der Auslöser der Sprengladung im Wohnmobil könnten in der Tat eine Person gewesen sein, die allerdings im Gegensatz zu Myladys Ansicht nicht mit Miß Lomings identisch sein muß.«

      *

      Butler Parker befand sich in seinen Privatgemächern im Souterrain des altehrwürdigen Fachwerkhauses.

      Er verfügte hier über einen großen Wohnraum, über ein kleineres Schlafzimmer, Bad und Toilette. Die Einrichtung bestand aus ehemaligem Schiffsmobiliar in Mahagoni, das er sehr schätzte. Von einem kleinen Vorflur aus erreichte Parker sein sogenanntes Labor, in dem er viele technische Überraschungen herstellte. Die Einrichtung war perfekt und enthielt alles, was er brauchte. Jeder spezialisierte Handwerker wäre hier auf seine Kosten gekommen. Teilgebiete der Elektrotechnik, der Chemie, der Feinmechanik und der Elektronik konnten von Parker abgedeckt werden. Als begabter Bastler war ihm keines dieser Gebiete fremd. Allein mit seinen vielen Erfindungen hätte Josuah Parker ein kleines Vermögen machen können. Seiner Phantasie schienen keine Grenzen gesetzt zu sein.

      Parker hatte vor, noch ein wenig in technischen Magazinen zu blättern, um auf dem laufenden zu bleiben. Er hatte sich gerade in einen lederbezogenen Drehsessel gesetzt, als eine kleine rote Lampe über einem Wandschrank aufleuchtete. Ohne jede Hast erhob ersieh, ‚ öffnete den Wandschrank und stellte anhand weiterer Kontrollämpchen fest, welcher Sektor des Hauses bedroht wurde. Nach wenigen Augenblicken war ihm klar, daß sich auf dem Dach des Hauses ein Fremdkörper befand.

      Josuah Parker schaltete eine Fernsehkamera ein, die sich oben auf dem Dach befand. Er steuerte die Fernbedienung dieser lichtstarken Kamera und suchte das Schieferdach mit den vielen Schornsteinen sorgfältig ab. Er dachte nicht im Traum daran, das Souterrain zu verlassen und auf den Dachboden zu gehen. Nicht umsonst hatte er sich die lückenlose Überwachung des Hauses ausgedacht.

      Nach wenigen Augenblicken entdeckte er den Fremdkörper auf dem Dach. Es handelte sich um eine schlanke, mittelgroße Gestalt, die ein schwarzes Trikot trug und kaum wahrzunehmen war. Sie verließ gerade die Deckung einer hohen Esse und wechselte hinüber zu einem anderen Schornstein, wobei sie sich schnell und ungemein sicher auf dem steilen, verschieferten Dach bewegte. Die Dunkelheit und auch die Höhe schienen dem zweibeinigen Fremdkörper überhaupt nichts auszumachen. Parker dachte unwillkürlich an einen Artisten, der sich dort oben tummelte.

      Die Gestalt hatte den anderen Schornstein erreicht und verschwand hinter ihm. Butler Parker wußte selbstverständlich, welche Räume im Hause mit der Esse verbunden waren. Wußte es auch die Gestalt, die nach wie vor in Deckung blieb? Warum traf sie keine Anstalten, an eines der Giebelfenster heranzukommen? Dies wäre nur zu logisch gewesen. Man hatte es doch mit einer Person zu tun, die ins Haus eindringen wollte. Oder ging es hier um einen ganz anderen Plan?

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