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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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sie in den nächsten Stunden ruhig nach Hause gehen könne.

      »Der Patient ist jetzt in einem stabilen Zustand, und wir werden nachprüfen, ob er bisher richtig versorgt wurde und was wir noch für ihn tun können.«

      »Für ihn wird sein Augenlicht am wichtigsten sein«, sagte Mary Ann gepreßt.

      »Der Kollege Leine wird alles tun, um ihm zu helfen, aber anscheinend war die Kopfverletzung schwer und ist noch nicht verheilt, das kann sich auch negativ auf das Sehvermögen auswirken. Wir wissen nicht, was in den Köpfen der Passagiere vor sich ging in den letzten Minuten vor dem Sturz, der auch sicher einen beträchtlichen Sauerstoffverlust mit sich brachte.«

      »Wir konnten leider sehr wenig in Erfahrung bringen. Ich habe kein Visum bekommen, um nach Nowosibirsk zu fliegen. Wir können wohl dankbar sein, daß wenigstens Simon und seine Kollegen nach München gebracht wurden.«

      »Es war allerdings mit großen Schwierigkeiten verbunden«, erklärte Professor Haberland, »und die russischen Kollegen haben einen äußerst knappen Krankenbericht geschickt. Aber wir wollen uns ja auch selbst ein Bild machen, und zumindest ist festzustellen, daß die Patienten gut versorgt wurden.«

      »Ich hoffe so sehr, daß ich bald mit Simon sprechen kann«, sagte Mary Ann beklommen.

      »Das wird morgen mit Sicherheit möglich sein. Dann wissen wir auch einiges mehr.«

      Damit mußte sich Mary Ann zufriedengeben, beruhigt war sie nicht. Sie fuhr zu Simons Haus, um dort alles in Ordnung zu bringen. Es war alles noch so, wie sie es verlassen hatte. Es mußte durchgelüftet werden, und die Möbel waren mit Staub bedeckt. Sie wollte die Putzfrau nicht um sich haben und machte sich selbst an die Arbeit. Damit konnte sie sich die Zeit nutzbringend vertreiben. Was Mary Ann auch machte, sie machte es gründlich. Sie war so in die Arbeit vertieft, daß sie nicht aufblickte.

      Plötzlich aber vernahm sie ein Räuspern, und als sie aufsah, stand jemand vor dem offenen Wohnzimmerfenster, ein weibliches Wesen mit einer auffallenden Kopfbedeckung.

      Eine hohe, schrille Stimme fragte: »Wer sind Sie, was machen Sie hier?«

      »Darf ich eine Gegenfrage stellen? Wer sind Sie und was wollen Sie?«

      »Ich bin die Schwiegermutter von Herrn Dr. Karsten, Charlotte Zander«, kam die empört klingende Antwort.

      Ach du lieber Himmel, dachte Mary Ann.

      »Und nun erwarte ich eine Antwort, wer Sie sind und was Sie hier zu tun haben.«

      »Sie sehen es, ich wische Staub. Mein Name ist Wilkens, ich bin eine Kollegin von Dr. Karsten.« Sie meinte, daß das ausreichte, aber sie kannte Charlotte Zander nicht, der es nicht entging, daß Mary Ann eine attraktive Frau war.

      »Soso, eine Kollegin, und Sie dürfen sich allein hier aufhalten? Wo ist mein Schwiegersohn?«

      Mary Ann überlegte, ob sie bei der Wahrheit bleiben oder eine Ausrede finden sollte. Sie wählte den goldenen Mittelweg. »Dr. Karsten wurde bei einem Flugzeugunglück schwer verletzt und ist erst seit heute in einer Klinik in München«, erwiderte sie, nicht ahnend, daß die Zanders zumindest über die dramatische Notlandung informiert waren.

      »In welcher Klinik?« fragte Charlotte schrill.

      »In der Uni-Klinik, die Abteilung ist mir nicht bekannt«, redete sich Mary Ann heraus.

      »Und Sie können hier schalten und walten, wie Sie wollen?«

      »Es muß Ordnung gemacht werden.«

      »Das kann eine Putzfrau machen, ich werde meine schicken.«

      »Das ist nicht nötig, es ist Dr. Karsten recht, wenn ich mich darum kümmere.«

      »Mir ist das nicht recht. Ich kenne Sie nicht.«

      »Jetzt kennen Sie mich doch. Sie können sich bei der Firma nach mir erkundigen.«

      »Sind Sie dort auch als Putzfrau tätig?« fragte Charlotte boshaft.

      »Ich bin PR Managerin«, erwiderte Mary Ann gelassen.

      Ein stechender Blick durchbohrte sie förmlich, aber das konnte sie auch nicht erschüttern.

      »Mein Schwiegersohn hat Sie nie erwähnt.« Ein bißchen unsicher klang das jetzt doch.

      »Wozu auch? Ich weiß nicht, wie oft Sie ihn treffen, aber Sie dürfen überzeugt sein, daß er gegen meine Anwesenheit in seinem Haus nichts einzuwenden hat. Er wird in nächster Zeit allerdings noch keine Besuche empfangen dürfen.«

      »Das haben Sie wohl nicht zu bestimmen. Wir werden es sehen.« Und damit rauschte sie von dannen.

      Mary Ann atmete auf. Jetzt wußte sie also, wie Charlotte Zander war, und warum Simon nichts mit ihr zu tun haben wollte.

      Sie schloß jetzt die Fenster, um vor weiteren Überraschungen sicher zu sein. Es war ja möglich, daß sie ihren Mann auch herschickte.

      Sie brauchte allerdings noch ein paar Stunden, bis alles so war, wie sie es haben wollte. Dabei stellte sie doch fest, daß sie manches gern ändern würde.

      Sie wollte es mit Simon besprechen. Ein Schrecken durchzuckte sie bei dem Gedanken, ob er es dann auch sehen könnte.

      Eines aber stand für sie fest: Was immer auch geschehen würde, sie würde ihn niemals verlassen.

      Sie versank in Nachdenken. Irgendwie erschien ihr jetzt alles merkwürdig. Die große Erbschaft gerade zu dieser Zeit, das Unglück, die Angst um Simon, und nun doch wieder die Sicherheit, die das Geld ihnen brachte und ihr erlauben würde, ganz für ihn da zu sein.

      Vielleicht war es auch besser, sie würden sich ein anderes Zuhause einrichten, in dem auch Sabines Eltern keinen Zutritt hatten. Wenn so boshafte und gehässige Bemerkungen ihr auch nichts anhaben konnten, von Simon mußte sie alles fernhalten, was ihn verletzen konnte.

      Es war schon ganz dunkel, als sie zu ihrer Wohnung fuhr. Sie fand ein Fax von Stanley Bratt vor, der sie bat, ihm doch eine Nachricht zukommen zu lassen, was sich inzwischen bei Simon ergeben hatte. Sie möge ihn auch anrufen, damit er mit ihr über den Verkauf von Joshuas Haus sprechen könne, für das er mehrere Angebote erhalten hätte.

      Jetzt ging ihr durch den Sinn, ob sie vielleicht mit Simon nach Atlanta übersiedeln sollte, weit weg von München, wo er doch an manches aus der Vergangenheit erinnert wurde.

      Aber hier hatten sie sich kennengelernt, hier hatte ihre Liebe begonnen, und sie waren glücklich gewesen. Warum sollten sie es nicht wieder sein?

      Sie mußte innerlich zur Ruhe kommen. Sie mußte Simon Halt geben, ihm Mut machen, sie mußte auch an das Kind denken.

      *

      Um diese Zeit wachte Simon kurz auf. »Mary Ann«, flüsterte er. »Wo bist du?«

      Die Schwester wußte nicht, was sie sagen sollte, denn Simon war noch ein gänzlich Fremder für sie, ein Patient wie jeder andere. Niemand sonst hätte auch gewußt, wer Mary Ann war, denn sie hatte nur mit dem Professor gesprochen. Simon bekam eine Infusion und schlief wieder, es war so auch besser für ihn. Er wäre sonst ins Grübeln gekommen.

      Mary Ann fiel es ein, daß sie Dr. Norden benachrichtigen mußte, aber jetzt war es schon zu spät. Sie wollte es am nächsten Morgen gleich nachholen. Bratt konnte sie anrufen, denn in Atlanta war helllichter Tag, und die Verbindung war ausgezeichnet. Sie erzählte ihm, was sich bisher getan hatte, sie aber noch nichts Genaues wüßte und mit Prognosen vorsichtig sein müsse. Mit dem Verkauf des alten Hauses in Atlanta ließ sie ihm völlig freie Hand, viel wert sei es wohl nicht mehr. Er meinte, sie würde sich wundern, wieviel geboten würde, natürlich würde er das höchste Gebot annehmen.

      Mary Ann war froh, daß sie sich so auf ihn verlassen konnte. Sie hatte wirklich Glück im Unglück und brauchte sich nicht verlassen zu fühlen. Mit solchen Gedanken konnte sie sich dann endlich zur Ruhe begeben und schlief tatsächlich in dieser Nacht auch ganz tief.

      *

      Norden hatten


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