Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
Murmeln und Lachen. Die zahlreichen Gäste unterhielten sich leise über das eben Gesehene und freuten sich über die unbeschwerten Stunden, die ihnen beschert worden waren.
»Sieh mal, es gibt sogar einen kleinen Sektempfang«, machte Daniel seine Frau aufmerksam und stellte sich an, um zwei Gläser zu besorgen.
Inzwischen gesellte sich Martha Bremer zu ihren Ehrengästen. Natürlich war auch Oliver Herrmann gekommen. Mit stolzgeschwellter Brust stand er neben seiner Angebeteten und wich nicht von ihrer Seite.
»Wie schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meiner Einladung zu folgen!« Ergriffen nahm sie Fee bei beiden Händen und drückte sie fest. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen und Ihrem Mann bin.«
»Mir?«, fragte Fee verwundert. »Was habe ich denn getan?«
Martha zwinkerte ihr verschworen zu.
»Es gibt nicht viele Frauen, die ihren Mann an einem Wochenende klaglos wegfahren lassen, um eine störrische alte Eselin wie mich zu bekehren.«
Felicitas musste lachen und nahm dankend das Glas, das Daniel ihr reichte. Auch er begrüßte Martha Bremer, die von ihrem Galan inzwischen auch mit einem Glas versorgt worden war.
»Aber nur ein kleines Schlückchen, hat die Ärztin in der Klinik gesagt«, erklärte sie und stieß mit Fee Norden an.
»Frau Bremer hat meine Geduld mit dir gerade in höchsten Tönen gelobt«, zwinkerte sie Daniel übermütig zu. »Dass ich dich an einem Samstag zu deinen Patienten fahren lasse, erscheint ihr nahezu wie ein Wunder.«
Ein schelmisches Blitzen in den Augen beugte sich Dr. Norden zu seiner Patientin.
»Wahrscheinlich ist meine liebe Frau froh, wenn sie mich für ein paar Stunden los ist.«
Diesmal war es an Martha zu lachen.
»Das, mein lieber Doktor, können Sie erzählen, wem Sie wollen. Aber nicht mir. Ich bin zwar alt, dickköpfig und ein bisschen senil. Aber blind bin ich noch lange nicht. Zwei Menschen, die so offensichtlich glücklich miteinander sind, habe ich selten gesehen. Man könnte glatt neidisch werden.« Mit einem schelmischen Blick auf Oliver Herrmann drehte sie ihr Glas in den Händen. »Da müssen wir uns ordentlich ins Zeug legen, mein Lieber, damit wir das auch noch hinkriegen«, erklärte sie dann und bewies ein weiteres Mal ihren ausgeprägten Sinn für Humor.
Alle vier brachen in belustigtes Lachen aus und unterhielten sich eine Weile angeregt. Martha Bremer bedankte sich noch einmal bei ihrem Arzt, dass er so hartnäckig gewesen war und auf einem Besuch in der Klinik bestanden hatte.
»Ich hab ja so viel falsch gemacht«, gestand sie zerknirscht und lächelte ihren zahlreichen Bekannten und Gästen zu, die schon ungeduldig Schlange standen, um sie zu ihrem Erfolg zu beglückwünschen. »Dabei ist es eigentlich ganz einfach, wenn man erst mal weiß, worauf man achten muss. Eine gesunde Ernährung und Bewegung haben einen erhebliche Einfluss auf die Menge an Insulin, die ich brauche«, teilte sie sichtlich stolz ihr neues Wissen mit den Nordens. »Dabei muss ich mich gar nicht an so starre Regeln halten, wie ich immer dachte.« Sie hielt inne und senkte den Kopf. Als sie wieder aufblickte, lag ein glückliches Leuchten in ihren Augen. »Aber im Grunde genommen glaube ich ja immer noch daran, dass die Liebe das Lebenselixier schlechthin ist.«
»Mit dieser Einstellung haben Sie gar nicht so unrecht«, hatte Daniel Norden auch darauf eine Antwort. »Unlängst bestätigte eine Studie, dass eine Partnerschaft der Gesundheit beider Geschlechter letztlich sehr zuträglich ist.«
»Wahrscheinlich schon deshalb, weil ich Martha in Zukunft zwinge, besser auf sich zu achten«, bemerkte Oliver Herrmann schmunzelnd und legte den Arm um die Schultern seiner Liebe. »Schließlich habe ich vor, noch viele schöne Jahre mit ihr zu verbringen.«
»Ein schlagendes Argument, finden Sie nicht?« Martha Bremer zwinkerte ihm vergnügt zu. »Was sollte ich dagegen noch sagen?«
Kurz darauf verabschiedeten sich die Nordens und machten sich auf den Heimweg.
»Ist es nicht wunderschön, so ein Paar zu beobachten? Junge Paare haben mich nie sehnsüchtig gemacht. Aber wenn ich zwei wie Martha und Oliver sehe, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als auch so zu werden.«
»Die Chancen dafür stehen doch gar nicht schlecht, oder?« Daniel war abrupt stehen geblieben und schloss seine Frau mitten auf dem nächtlichen Gehweg in die Arme. Dann küsste er sie, dass ihr Hören und Sehen verging.
»Dan!«, schnappte Fee nach Luft, als sich seine Lippen von den ihren lösten. »Was war denn das?«
»Der ultimative Beweis, dass keine andere Frau, egal wie jung oder alt, dir jemals das Wasser reichen kann. Und dass ich fest entschlossen bin, mit dir eines dieser Paare zu werden, die dich jetzt sehnsüchtig werden lassen«, erwiderte er rau, ehe sie zum Wagen weitergingen. Er hielt ihr die Wagentür auf, um sie auf schnellstem Weg nach Hause zu bringen, um dort mit der Beweisführung fortzufahren und ihr jeden zweifelnden Gedanken einzeln und nachhaltig auszutreiben. In seinen Augen brannte unmissverständlich das Feuer Leidenschaft und voller Vorfreude legte Fee die Hand auf seinen Oberschenkel.
*
Der Abend mit Dr. Alexander Gutbrodt verlief viel angenehmer, als Wendy es sich erhofft hatte. Wie sie interessierte er sich für Kino, Kunst und Kultur, und sie fanden mühelos jede Menge Gesprächsstoff. Über ihrer angeregten Unterhaltung wurde sogar das Essen kalt. Als sich der Mediziner kurz entschuldigte, um die Toilette aufzusuchen, blieb Wendy allein am Tisch zurück. Ganz offensichtlich sah dieser Mann in ihr eine begehrenswerte Frau, und sie fragte sich, warum er sich nach der ersten spontanen Sympathiebekundung von ihr zurückgezogen hatte. Er lebte allein, das hatte er mehrfach betont. Aber stimmte es auch?
»Als ich Sie heute gefragt habe, ob Sie mit mir essen gehen wollen, da haben Sie lange nachgedacht«, stellte Alexander Gutbrodt fest, als er sich wieder zu seiner Begleiterin an den Tisch gesellte.
Er hatte Espresso und Ramazotti für sie beide bestellt und der Kellner servierte die Getränke mit einem charmanten Lächeln.
»Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen möchte«, erwiderte Wendy und fühlte die Hitze in den Wangen.
Alexander löffelte Zucker in die kleine Tasse.
»Sie geben mir Rätsel auf, Wendy.« Aus seinem Mund klang ihr Name wie ein Gedicht, weich und fast zärtlich.
Wendy lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. Der Lichtschein der Kerze, die zwischen ihnen auf dem Tisch stand, lag wie ein Weichzeichner auf ihr Gesicht. Die Konturen verschwammen und ließen sie jünger, zerbrechlicher erscheinen.
Alexander hätte Wendy stundenlang ansehen können. Die geröteten Wangen standen ihr gut.
»Ich Ihnen? Sie doch wohl eher mir«, lächelte sie ein wenig verlegen.
»Das verstehe ich nicht«, gab Alexaner sichtlich erschrocken zurück.
Wendy trank einen Schluck von dem kleinen starken Kaffee und dachte kurz nach. Dann stellte sie die Tasse auf den Tisch und lehnte sich zurück. Nachdenklich betrachtete sie ihr attraktives Gegenüber.
»Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?« Als Alexander Gutbrodt schon nervös werden wollte, beschloss sie endlich, das Versteckspiel zu beenden.
»Natürlich. Ich werde sie nach besten Wissen und Gewissen beantworten.«
Daran hatte Wendy keinen Zweifel. Er wirkte durch und durch seriös. Trotzdem schlug ihr Herz aufgeregt in ihrer Brust.
»Könnte es vielleicht sein, dass Sie verheiratet sind?« Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen und bemerkte, wie seine Nasenflügel bebten.
»Nein.«
»Waren Sie es?«
»Vier Jahre lang.« Er klang nicht glücklich. »Und um die nächste Frage gleich zu beantworten: Ariane und ich hatten keine Kinder«, sagte Alexander und griff nach dem Kräuterlikör, um ihn in einem Zug hinunterzustürzen. Er stellte das Glas ab und dachte kurz nach. Dann heftete er seine