Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
sagte Lennart mit klangloser Stimme. »Laß uns gehen, Anouk.«
»Wir gehen jetzt nicht«, erklärte sie energisch. »Es muß etwas geklärt werden, Lennart.«
Sie sah Dirk an. »Ich bin seine Therapeutin, aber auch seine Freundin. Wir fügen mühsam Puzzleteilchen zusammen, um seine Identität wiederherzustellen. Ich bin Allwoerden an dem Tag, als das mit Malena passierte, begegnet, aber ich kannte ihn nicht so gut, wie du ihn kennst, Dirk. Gibt es einen Doppelgänger, ist jemand in seine Haut geschlüpft, während versucht wurde, den richtigen Allwoerden zu töten? Niemand kann sagen, wie Lennart früher aussah, niemand hat ihn vermißt. Er wurde von einem bekannten Professor operiert und ein freundlicher alter Herr hat ihn adoptiert, um ihm einen Namen zu geben. Wenn er Allwoerden ist, muß der andere ein Betrüger sein.«
»Ich will nicht Allwoerden sein«, sagte Lennart monoton. »Ich muß es immer wieder zu mir sagen, daß ich nicht Allwoerden bin.«
»Man könnte ihn früher schon hypnotisiert haben«, sagte Anouk beklommen. »Ich habe es auch versucht, bin aber noch nicht bis zum Kern vorgedrungen. Ist dir ein Maleski bekannt, auch Marek Leski möglicherweise?«
»Du sagtest, daß Allwoerden operiert werden mußte? Könnte es vielleicht auch eine Gesichtsoperation gewesen sein, Anouk?«
Sie sah ihn fassungslos an. »Daran habe ich wirklich nicht gedacht.«
»Ich will ihn sehen«, sagte Lennart plötzlich heftig.
»Das will ich auch«, sagte Dirk, »und wenn wir alte Freunde sind, sollten wir uns zusammensetzen und herausfinden, woran du dich vielleicht doch erinnerst. Aber erst möchte ich noch wissen, in welchem Verhältnis Anouk zu dir steht.«
»Ich werde sie heiraten«, sagte Lennart mit fester Stimme, und Anouk nickte lächelnd.
»Und in welchem Verhältnis stehst du zu Malena?«
»Das weißt du doch, wir sind Freundinnen.«
»Und es wurde ein Haufen Lügen produziert. Ich muß herausfinden, wer das getan hat. Würdest du vermitteln, daß ich Malena sehen kann, Anouk?«
»Ich muß erst sehen, wie es ihr jetzt geht. Sie ist nur zeitweise ansprechbar und noch sehr matt.«
»Ich will alles wissen.«
»Wir können später reden. Unterhaltet ihr euch einstweilen, aber streitet nicht.«
»Ich streite nie«, sagte Lennart, während Anouk schon in die Klinik eilte.
»Das könnte von Konni stammen«, sagte Dirk. »Er hat nie gestritten. Er war zu gut für diese Welt.«
»Es gibt ihn nicht mehr. Er starb in Kapstadt und wurde wiedergeboren als Lennart van Eicken.« Lennart sagte es fast feierlich.
»Es ist alles kaum zu glauben, was ich an diesem Tag erfahren habe«, sagte Dirk. »In meinem Kopf ist das totale Chaos.«
»So war es bei mir auch, aber langsam kommt eins zum andern und ergibt Sinn. Anouk hat meinem Leben einen neuen Inhalt gegeben. Ich liebe sie. Sie ist eine wundervolle Frau.«
»Und du hast einen Freund, ich werde auch einen brauchen.«
»Das erste, woran ich mich erinnerte war, daß ich einen Freund hatte und gehofft, daß er mich erkennt. Ich habe nicht daran gedacht, daß mein Gesicht so verändert ist, weil ich mich an mein früheres nicht erinnern konnte.«
»Mein Gott, was hast du durchgemacht«, sagte Dirk erschüttert.
»Aber dadurch habe ich Anouk kennengelernt.«
»Liebe Güte, Malena hast du doch auch gekannt, wenn du Konni bist. Du machst mich ganz irr. Ich kann mir nicht vorstellen, daß überhaupt nichts da ist von der Vergangenheit.«
»Es ist aber so. Dabei kann ich froh sein, daß ich nicht den Verstand verloren habe, sondern nur das Gedächtnis.«
»Wenn du redest, wirst du mir gleich vertrauter«, sagte Dirk, aber ihm war anzumerken, daß er immer noch verunsichert war und in Lennarts Gesichtszügen nach Ähnlichkeiten mit seinem Freund Konni forschte.
*
Anouk hatte mit Malena sprechen können, und sie hatte ihr ganz vorsichtig erklärt, daß Dirk vor der Tür stehe.
»Er sagt, daß du ihm ein Fax geschickt hast, um den Kontakt zu ihm abzubrechen.«
»Das ist Unsinn, nur eine dumme Ausrede, weil er ein schlechtes Gewissen hat.« Malenas Gesicht war abweisend.
»Es könnte aber auch sein, daß euch ein Streich gespielt wurde. Wer einem andern Gift einflößt, ist erst recht zu so was fähig.«
»Du meinst, daß Nadine…«
»Oder der falsche Allwoerden aus einem ganz bestimmten Grund. Es könnte auch sein, daß er ein Betrüger ist, der eine zufällige Ähnlichkeit mit dem wirklichen Konrad hat, der ein guter Freund von Dirk war. Zu dumm, daß ich diesen Mann nie kennenlernte.«
»Er war zurückhaltend. Dirk hast du ja auch nur ein paarmal flüchtig gesehen.«
»Aber ich habe ihn gleich erkannt. Und eigentlich sind wir ja auch erst richtige Freundinnen geworden, seit Dirk weg war.«
»Und weil du meine Freundin bist, solltest du verstehen, daß ich verletzt bin.«
»Aber es könnte doch eine Intrige gewesen sein, um euch auseinanderzubringen. Du solltest ihm wenigstens eine Chance geben, dir alles zu erklären, Malena. Es muß ja nicht allein ein Fax gewesen sein, was wiederum ihn gekränkt hat. Man sollte niemals aneinander vorbeireden. Ich glaube, da draußen haben zwei Männer bereits begriffen, daß etwas angezettelt worden ist, das jedem von euch auf verschiedene Weise Schaden zufügte. Am schlimmsten ist jedenfalls Lennart betroffen, wenn seine wahre Identität Konrad Allwoerden ist.«
»Aber ist es denn möglich, daß ein Fremder seine Rolle übernommen hat und niemand bemerkte es? Welchen Sinn sollte das haben?«
»Das muß erst herausgefunden werden. Jedenfalls spricht alles dafür, daß Lennart der richtige Konrad Allwoerden ist.«
»Ich kann das nicht verstehen. Gut, er war irgendwie verändert, auch äußerlich, aber Krankheiten bewirken das. Die Ähnlichkeit ist jedoch so verblüffend, daß niemand einen Zweifel hegte.«
»Dirk wird mit ihm sprechen, gleich morgen. Er ist erst heute aus Australien zurück.«
Eine steile Falte war zwischen Malenas Augenbrauen. »Er war also doch in Australien. Ich habe Allwoerden einmal gefragt, ob er etwas von ihm gehört hätte, da hat er nur kurz gesagt, daß Dirk sicher längst in Südamerika sei und auch nicht die Absicht hätte, wieder nach Deutschland zu kommen.«
»Da siehst du es, er wollte jede Beziehung zwischen euch unterbinden.«
»Aber dafür müßte er doch einen Grund gehabt haben!«
»Der Grund war er selbst. Er wollte verhindern, daß sein Doppelspiel auffliegt.«
»Dirk wußte, wo ich wohne. Er hätte mir schreiben können.«
»Nicht, wenn du ihm per Fax mitteiltest, daß du keinen Kontakt mehr wünschst. Männer können sehr empfindlich sein, und wer weiß, was noch auf dem Fax stand.«
Ein kurzes Schweigen folgte, dann sagte Malena: »Gut, ich werde mit ihm sprechen, damit endlich Klarheit geschaffen wird.«
*
Anouk mußte erst Ausschau nach den beiden Männern halten. Sie waren in den Klinikpark gegangen und unterhielten sich angeregt.
»Wir kommen des Rätsel Lösung Schritt für Schritt näher«, sagte Dirk, als Anouk zu ihnen kam. »Es bleibt eigentlich nur die Frage, wer die Rolle von Konni so perfekt spielen konnte, daß niemand mißtrauisch wurde.«
»Bemerkt wurde, daß er außerordentlich verändert war. Es muß ja auch geklärt werden, warum dieses Spiel inszeniert worden ist.«
»Immerhin