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Das Amulett Staffel 3 – Liebesroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Das Amulett Staffel 3 – Liebesroman - Patricia Vandenberg


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»Ich weiß einen hübschen Platz, wo wir sicher keine Bekannten treffen.«

      Daran schien ihm offenbar gelegen zu sein, wie sie bitter vermerkte. Nun gut, ihr sollte es recht sein. Sie brauchte keine Bekannten zu fürchten. Wer sollte sie schon erkennen?

      »Nehmen wir meinen Wagen«, schlug er vor. »Ich bringe Sie dann wieder hierher zurück. Es ist ja überhaupt dumm, daß wir vor Annette Verstecken spielen. Es ist doch wirklich nichts dabei, wenn wir uns treffen.«

      Felicia antwortete nichts. Annette, immer wieder Annette. Sollte er doch zu ihr gehen und ihr nachlaufen wie bisher. Die heimliche Freude auf den Abend war ihr ohnehin längst vergangen. Als er jedoch neben ihr saß und ein flüchtiger Blick sein Gesicht streifte, wurde sie wieder weich. Er war nun mal ihre große Liebe, und ein anderer Mann kam für sie überhaupt nicht in Betracht.

      Was soll ich nur sagen, wie soll ich beginnen, überlegte Holger Bergström. Ich kann doch nicht stocksteif dasitzen und darauf warten, daß sie redet.

      »Frau Faller hat sich rasch erholt«, meinte er dann. »Was doch die Freude ausmacht. Sie haben ihr ganzes Herz gewonnen, Felicia.«

      Wenigstens eines, dachte sie traurig.

      »Sie hat viel Schweres erlebt«, sagte sie leise. »Es ist nicht leicht, alles zu verlieren, was man einmal besessen hat, und sie trägt es mit so viel Würde.«

      »Weil sie nicht mit ihrem Schicksal hadert, sondern es als vorausbestimmt hinnimmt.«

      Felicia überlegte. »Glauben Sie, daß einem das Schicksal vorausbestimmt ist?« fragte sie.

      »In gewisser Weise schon. Es liegt wohl grundsätzlich an jedem selbst, sein Leben zu gestalten, aber auf die entscheidenden Situationen haben wir wenig Einfluß.«

      »Ja, das glaube ich auch«, stimmte sie zu. »Sonst würden unsere Eltern heute wahrscheinlich noch leben. Sie wollten eigentlich schon vier Wochen früher fliegen. Aber weil Mama eine Grippe bekam, verschoben sie es. Ich habe viel darüber nachgedacht.«

      »Und worüber denken Sie sonst noch nach?« fragte er nach einer kleinen Pause. »Vielleicht darüber, daß Sie so ganz anders sind als Annette?«

      Natürlich, das mußte ja kommen.

      Sie lachte. »Die Fee, die an ihrer Wiege stand, dachte wohl, besser eine vollkommene Schönheit als zwei mittelmäßige«, erwiderte sie spöttisch.

      »Ich dachte dabei nicht an Äußerlichkeiten«, warf er rasch ein. »Ich glaube, wir mißverstehen uns völlig, Felicia.«

      »Pech«, antwortete sie schnippisch. »Ich bin nun mal so. Ich sage, was ich denke, sofern ich dazu überhaupt Gelegenheit habe.«

      »Das finde ich durchaus richtig. Jedoch, Sie sind jung und sollten sich nicht so absondern. Ich fürchte, Sie verdrängen bewußt ganz natürliche Wünsche.«

      »Meine Güte, jetzt redet der Arzt«, spottete sie anzüglich. »Was wissen Sie schon von meinen Wünschen?«

      »Gar nichts«, erwiderte er wahrheitsgemäß und seltsam ernst. »Und das bedaure ich. Sie sind ein ungewöhnliches Mädchen, Felicia. Sehr rätselhaft, möchte ich sagen, und welchen Mann interessiert das nicht.«

      »Ach, so meinen Sie das. Aber Sie würden bestimmt sehr enttäuscht sein, wenn Sie mich erst einmal ausgeforscht haben. Ich bin nicht rätselhaft. Mir sind die Männer nur völlig gleichgültig, Sie inbegriffen«, setzte sie trotzig hinzu.

      Aber gerade das ließ ihn aufhorchen. Warum betonte sie es so nachdrücklich? Das waren ja völlig neue Aspekte.

      Aber da waren sie am Ziel angelangt, und er stoppte den Wagen. Er zwang sich zu einem leichten Ton.

      »Hier gibt es einen phantastischen Rehbraten«, erzählte er. »Mögen Sie den? Ich habe einen Mordshunger. Mittags ist es immer so eine Hetze.«

      Felicia fiel ein, daß sie seit dem Frühstück auch nichts mehr gegessen hatte. Rehbraten! Das Wasser lief ihr im Mund zusammen.

      »O ja, den mag ich«, erwiderte sie mit einem Lächeln, und plötzlich, wie profan auch der Anlaß sein mochte, war die Mauer zwischen ihnen verschwunden.

      Das Forsthaus, das zu einem reizenden Lokal umgestaltet worden war, strahlte eine urgemütliche Atmosphäre aus. Irn Kamin knisterten Holzscheite, und die Hitze verfärbte Felicias Wangen rosig. Der Burgunder löste ihre Zunge und Holger konnte nur noch staunen, wie gelöst und gesprächig sie plötzlich war.

      Aus dem streng zurückgekämmten Haar lösten sich zwei Locken, die ihr in die klare Stirn fielen, und wenn sie lächelte, was sie nun oft tat, blitzten ihre schneeweißen Zähne zwischen den schönen Lippen. Der ganze Zauber ihrer unberührten Jugend offenbarte sich ihm, und Holger Bergström staunte. Wie hatte er dieses Mädchen je unscheinbar finden können! Bezaubernd sah sie aus.

      Es ärgerte ihn, daß in diesem Augenblick das Essen gebracht wurde.

      Seinen Hunger hatte er schon vergessen gehabt.

      »Das ist ja himmlisch«, meinte Felicia, »warum essen Sie denn nicht?«

      Er hätte sie am liebsten nur immer angeschaut. Entzückend war sie in ihrer mädchenhaften Unbefangenheit.

      »Welchen Vorschlag wollten Sie mir denn machen?« fragte Felicia schließlich in seine Gedanken hinein.

      »Ich dachte mir, es kam mir nur so in den Sinn«, stotterte er, »daß ich Sie und Frau Faller doch nach Kissingen bringen könnte, wenn Sie schon am Wochenende fahren würden. Mein Wagen ist etwas geräumiger.«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe mir einen größeren Wagen gekauft«, erwiderte sie rasch. Morgen bekomme ich ihn. Meinen alten habe ich ja von Annette übernommen. Er hat seine Mucken«, fügte sie beinahe entschuldigend hinzu. Als sie den Namen ihrer Schwester aussprach, verschloß sich ihr Gesicht wieder. Der Traum, den er so kurz geträumt hatte, schien unwiederbringlich verloren. Für immer? fragte er sich niedergeschlagen.

      *

      Annette blickte auf die Uhr, als sie hörte, wie der Schlüssel sich im Schloß drehte. Es war zehn Minuten nach elf.

      Leise Schritte huschten die Treppe empor, dann hörte sie, wie Wasser in die Wanne lief. Sie kämpfte mit sich, aber ihre Neugierde siegte. Also ging sie zu Felicias Zimmer.

      Auf dem Tisch stand eine rote Rose in einern hauchdünnen Glas. Noch nie war es Annette so bewußt geworden wie jetzt, wieviel Persönlichkeit dieser Raum verriet, den sie doch schon so oft betreten hatte. Es waren zwar nur Kleinigkeiten, die Felicia in der letzten Zeit verändert hatte, aber gerade diese zeugten von einem ganz individuellen Geschmack.

      Der Plattenspieler war aufgeklappt. Unbewußt schaltete sie ihn an, ohne die Platte, die auf dem Teller lag, näher zu betrachten: Mit einem Fortissino setzte das Orchester ein, und Annette war wie gelähmt. Die fünfte Symphonie von Beethoven, die Schicksalssymphonie, und sie erkannte auch sofort, wer sie dirigierte.

      Ihr Gesicht war zerrissen in Schmerz und Sehnsucht zugleich, und sie bemerkte nicht, wie Felicia leise eintrat. Wie selten geschah es, daß Annette einmal zu dieser späten Stunde zu ihr kam. Der seltsame Ausdruck ihres Gesichts beunruhigte die Jüngere.

      »Verzeih, wenn ich dich gestört habe«, sagte sie leise.

      Annette zuckte zusammen. Geistesabwesend blickte sie ihre Schwester an. »Du hast mich nicht gestört. Seit wann hast du diese Platte? Warum hast du gerade sie ausgesucht?«

      Felicia war erschrocken und verwundert zugleich. »Sie hat mir gefallen. Ich habe sie gestern gekauft. Ich habe sie genommen, weil ich finde, daß keiner die Fünfte so dirigieren kann wie Thalau.«

      Annette strich sich über die Augen. »Ich wußte gar nicht, daß du so musikinteressiert bist«, meinte sie müde. Dann sah sie Felicia genauer an. In dem weißen Bademantel, einen ebenfalls weißen Turban um den Kopf geschlungen, kam sie ihr fremd und eigentümlich exotisch vor. Das war nicht mehr ihre kleine unscheinbare Schwester, die in verwaschenen

      Jeans


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