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Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne AltenriedЧитать онлайн книгу.

Wilderer und Jäger Staffel 1 - Anne Altenried


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geschenkt. Sie sank vor der Tragbahre auf die Knie und hob die rauhe Wolldecke an. Als wäre es befohlen worden, richteten Bauer und Senn nun den Strahl ihrer schon schwach leuchtenden Taschenlampen auf das frei werdende, stille bleiche Gesicht.

      »Leo!« schluchzte Anita auf; sie warf sich über ihn und wehrte sich heftig, als sie zurückgehalten wurde.­

      »Das ändert nix mehr, Madl«, sagte der Senn voller Mitleid. »Gönn ihm die ewige Ruh, zu der er so gewaltsam gekommen ist.«

      »Gewaltsam?« wiederholte Anita in gedehntem Tonfall. Sie ließ sich vom Senn hochziehen, fühlte sich plötzlich wie erstarrt.

      »Wer weiß, ob sein Mörder jemals aufgespürt wird«, sagte Hannes Bertrammer. Er trat dicht neben sie, drängte mit einem Arm den Senn zur Seite, wollte den anderen um ihre Taille legen.

      Anita sprang zurück. Selbst in der Dämmerung war das unheilvolle Blitzen ihrer Augen zu sehen.

      »Wer auch immer meinen Bruder getötet hat«, sagte sie mit klangloser Stimme, »er wird es tausendfach büßen!«

      »Ein guter Schütz muß es gewesen sein – traf mitten ins Herz«, sagte Hannes, und es hörte sich an, als hätte er bereits einen festen Verdacht.

      »’s wird alles untersucht und erforscht werden«, erklärte der Senn. »Der Gendarm ist schon vorausgeeilt, damit alles parat ist, wenn wir kommen.«

      »Bringt ihn zu uns!« verlangte Anita.

      »Das geht net – so bestimmt’s das Gesetz. Wenn einer im Freien zu Tode kommt, muß er odu – ubo...« Der Senn hielt inne und seufzte.

      »… obduziert werden«, vollendete Hannes. »Komm, ich begleit dich heimzu. ’s muß schrecklich für dich sein, du armes Madl!«

      Wieder stieß Anita ihn zurück. Sie bückte sich, um die Griffe der Tragbahre zu umfassen.

      »Ich werd meinen toten Bruder ins Tal tragen!« sagte sie mit seltsam hohl tönender Stimme, und es war ihr gleichgültig, ob sie ausreichend Kraft dafür haben würde oder nicht.

      Anita Söllner beweinte ihren Bruder aufs Bitterlichste. Von Gewissensbissen und Reue gequält klagte sie sich selber an. Ihr Vater vermochte sie nicht zu trösten und war selber sehr niedergeschlagen. Er trauerte um den einzigen Sohn und Erben und war erleichtert, als der Nachbar Hannes Bertrammer sich um Anita kümmerte.

      Nur zum Essen und Schlafen kehrte Hannes auf seinen Hof zurück, wo sowieso alles wie am Schnürchen weiterlief. Er erledigte für die Söllner alle notwendigen Formalitäten und stand ihnen bei, wie es ein enger Verwandter oder guter Freund nicht besser hätte tun können.

      »Der Bertrammer ist wirklich ein netter Mensch, ein gestandenes Mannsbild und dazu noch Bauer auf einem der größten, modernsten Höfe«, so schwärmte der Söllner. Er hatte seiner Tochter wegen längst ein Auge auf den noch ledigen Nachbarn geworfen und hielt es für vielversprechend, daß nun ein solcher Kontakt entstand.

      Anita jedoch interessierte sich nicht für Hannes. Aus ihr selber unerklärlichen Gründen lehnte sie ihn ab. Daß sie ihn in diesen Tagen bis zur Beerdigung überhaupt um sich duldete, lag gewiß nur an der Trauer, die eine innere Starre hervorgerufen hatte.

      Der Bertrammer indes frohlockte im stillen. Seine Pläne waren seit langem auf das Söllner-Madl ausgerichtet. Keine andere kam ihm hübscher und begehrenswerter vor als Anita. Je deutlicher sie sich zurückhielt, desto stärker verlangte es ihn nach ihr.

      Dieser Todesfall war für ihn nicht eine unerwartete Chance, sondern die Erfüllung eigener Wünsche. Bisher hatte Leo Söllner ihm auf dem Weg zu Anita im Weg gestanden. Jetzt, da er tot war, konnte er nichts mehr verhindern.

      Insgeheim zufrieden und voller Erwartung, so stand der Bertrammer-Hannes dann dicht neben Anita am offenen Grab. Er nickte zur feierlichen Rede des Geistlichen und stellte mit raschen Seitenblicken fest, daß er offensichtlich schon als Schwiegersohn des Söllner angesehen wurde.

      Anita weinte an diesem Tag nicht. Mit glanzlosen Augen und maskenhaft starrem Gesicht erwies sie ihrem Bruder die letzte Ehre. Auch beim anschließenden Leichenschmaus, den der Bertrammer organisiert hatte, verhielt sie sich still und würdevoll.

      Anita nahm kaum wahr, was um sie herum vor sich ging. Es überstieg ihre Vorstellungskraft, den stets lebensfrohen Bruder nun tot im Grab zu wissen. Doch es ging wie ein elektrischer Schlag durch ihren Körper, als sie den Bertrammer dicht an ihrem rechten Ohr sagen hörte: »Der Neue kann sich gratulieren, daß er sich heut net hergetraut hat.«

      Anita hob den Blick und richtete ihn fragend auf den Bertrammer. Dieser machte ein bekümmertes Gesicht, seufzte leise und fuhr in gedämpftem Ton fort: »Mitten ins Herz traf der tödliche Schuß. Man bräuchte bestimmt net lang zu suchen, um den guten Schützen zu finden. Doch es scheint, als wollt man was vertuschen.«

      »Du kannst doch einen Menschen net verdächtigen, nur weil er hier noch fremd ist, Hannes«, sagte Anita vorwurfsvoll.

      Gleich wandten einige der am Tisch Sitzenden die Köpfe und sahen interessiert zu ihnen hin.

      »Meinst am End, der neue Jager ist rein zufallsmäßig außerhalb seines Reviers gewesen und hat deinen Bruder für einen Gamsbock gehalten?« Hannes Bertrammer redete noch leiser, aber es klang gereizt.

      Anita schwieg, als sie bemerkte, wie neugierig manch einer schaute. Sie zupfte den Bertrammer mahnend am Ärmel seines schwarzen Jacketts und schlug die Augen nieder.

      Während sie wieder still und traurig dasaß, brodelte es in ihr wie in einem Kessel, in dem das Wasser zu kochen anfängt. Die Worte des Bertrammer waren auf fruchtbaren Boden gefallen. Es gab einiges, was gegen den Jager sprach. Er hatte Leo zum bärtigen Senn gebracht und nur dem Ortspolizisten später eine Erklärung abgegeben. Gab es solche Zufälle, daß ein neuer Jager ausgerechnet zur selben Zeit wie Leo an jener abgelegenen, sehr gefährlichen Stelle gewesen war?

      Anita ließ es keine Ruhe; sie wollte mehr erfahren. Deshalb erlebte Hannes Bertrammer es das allererste Mal, daß sie um seine Gesellschaft bat und sogar mit ihm allein sein wollte. Zum Schein zögerte er kurz, als sie ihm gezielte Fragen stellte, um dann mit den Worten auszuweichen: »Ich will keinen verdächtigen, zumal ein jeder sich lobenswert über den Nachfolger vom Lahner-Joseph äußert. Der neue Jager – er heißt Lukas Kronseder – schaut net so aus, als wüßt er sich net zu verteidigen und zu schützen. Unser Gendarm scheint ihm auf Anhieb geglaubt zu haben. Außerdem soll der Jager sehr scharf hinter Schmugglern und Wilderern her sein. Wahrscheinlich erhofft er sich durch einen guten Fang eine Gehaltsaufbesserung. Leider ist’s geschehen, wovor ich deinen Bruder so oft gewarnt hab. Wär er vorsichtiger gewesen, hätt’s net zu einem solch schrecklichen End für ihn kommen können.«

      »Bist narrisch?« stieß Anita wütend hervor. »Willst gar behaupten, Leo hätt geschmuggelt?«

      »Nein – aber er hat gewildert, die besten Hotels beliefert und net schlecht dabei verdient«, antwortete der Bertrammer. Selten war er so gespannt gewesen wie jetzt, da er auf Anitas Reaktion wartete. Er sah, daß sie zitterte und die Hände ballte. Ihr sonnenbraunes Gesicht verzerrte sich kurz, um sich dann zur Ausdruckslosigkeit zu glätten. Am eindrucksvollsten jedoch waren ihre Augen, in denen sekundenlang ein Unwetter zu toben schien.

      »Zum Aufregen ist’s eh zu spät, und herauskommen wird ja nix«, sagte er, nahm ihre rechte Hand und drückte sie sanft. Er lächelte dünn, als sie ihre Hand zurückzog, und redete tröstend weiter: »Deinem Vater und dir ist somit einiges erspart geblieben. Ihr könnt ohne Bedenken um Leo trauern und braucht euch seinetwegen net zu schämen. Wär er am Leben geblieben, hätt auch ich euch kaum vor Enttäuschung, Schand und allgemeiner Verachtung bewahren können. Zudem hat dein Bruder gehofft, durchs Wildern schnell reich zu werden. Vielleicht hat er den größten Teil seines unrechtmäßig erworbenen Geldes in euren heruntergekommenen Hof stecken wollen.«

      Anita empfand jedes Wort wie eine Watschen ins Gesicht. Doch sie rührte sich nicht und behielt die ausdruckslose Miene bei. Es war furchtbar für sie, erkennen zu müssen, daß der Bertrammer viel von dem wußte, was bei ihr nur ein Verdacht gewesen


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