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Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne AltenriedЧитать онлайн книгу.

Wilderer und Jäger Staffel 1 - Anne Altenried


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zu lenken versuchen. Vom Geld, das ich für den Waldverkauf erhalten hab, bleibt soviel übrig, daß ich mit weniger Sorge in die Zukunft schauen kann.«

      »Wie schön für dich! Aber denk dran, daß deine Tochter sich auf die Dauer kaum mit einem solch bescheidenen Leben zufriedengeben wird«, entgegnete Hannes Bertrammer mit mühsam unterdrückter Wut. Dabei glitt ein böses Lächeln um seinen Mund.

      »Schon möglich – junge Leut stecken voller Erwartung«, räumte der Söllner ein. »Ich rechne ja auch net damit, daß Anita hockenbleibt wie a Mauerblümerl. Bringt sie mir einen tüchtigen Schwiegersohn, schaffen wir zwei Mannsleut es ganz bestimmt, aus diesem Hof wieder Überschüsse herauszuholen.«

      »Würd Anita mich heiraten…«, begann der Bertrammer voller Eifer, doch eine unwirsche Handbewegung des Söllner brachte ihn abrupt zum Schweigen.

      »Sie wird dich net heiraten, weil sie dich net zum Mann haben will«, erklärte der Söllner mit schonungsloser Offenheit. »Da Liebe sich net zwingen läßt, solltest dich anderweitig nach einer Bäuerin umschauen, Bertrammer, und mein Madl endgültig in Ruh lassen.«

      »Oho!« fuhr der Nachbar auf. »Dann ist’s dir wohl gleichgültig, mit wem sich Anita herumtreibt! Es sollt euch eine Ehr sein, daß ich trotzdem noch um sie geworben hab.«

      Die Augen des Söllner hatten zornig aufgeblitzt. Sekundenlang hatte es den Anschein, als wollte er zuschlagen. Doch er umklammerte seine Hosenträger, verzog wie im Ekel das Gesicht und wandte sich achselzuckend ab.

      Das hatte Hannes Bertrammer nicht erwartet. Sein Vermögen, sein Ansehen über die Dorfgrenze hinaus hatten ihm bisher Tür und Tor geöffnet und gar manch einen ihm gegenüber zum Schmeichler gemacht.

      »Du – du…«, keuchte er in ohnmächtiger Wut und ballte die Hände zu Fäusten. »Hältst dich anscheinend für den Herrgott selber, was?!« schrie er außer sich, als er den Söllner so gelassen auf die Haustür zugehen sah. Mit einem Sprung setzte er ihm nach, ergriff ihn am Arm und wollte ihn festhalten.

      Der Söllner – größer, stabiler und nicht rasend vor Zorn – schüttelte ihn ab wie eine lästige Fliege und sagte: »So weit geht die Nachbarschaft net. Verschwind! Für heut langt mir dein Besuch.«

      »Ich verschwind, wann ich will!« schrie der Bertrammer, der außer Kontrolle geriet und im wahrsten Sinne des Wortes rot sah. In diesem Augenblick, da der Söllner ihn fast mitleidvoll anschaute, wünschte er ihm die Pest an den Hals.

      »Du befindest dich auf meinem Hof«, erinnerte der Söllner mit aufreizender Ruhe. »Wennst net freiwillig gehst, helf ich halt nach.«

      Da sprang der Bertrammer ihn mit einem Wutschrei an, wurde jedoch sogleich kräftig umfaßt und hochgehoben. Während er sich zappelnd und schreiend zu befreien versuchte, trug der Söllner ihn ein Stück über den Hof – und ließ ihn auf den Misthaufen fallen.

      Wie betäubt blieb der Bertrammer sekundenlang liegen, nachdem er die Hände in den Dung gekrallt hatte. Der Söllner indes begab sich ins Haus und schloß mit Nachdruck die Tür.

      Hannes Bertrammer rappelte sich hoch, hatte scharf abgezirkelte rote Flecken auf den fahlen Wangen und Mordlust in den Augen. Die unfreiwillige Landung auf dem großen Misthaufen hatte ihm die Sprache verschlagen. Dagegen war das Böse in ihm um so beredter und drängender.

      *

      Anita Söllner kehrte an diesem Abend ziemlich spät heim. Ihr Vater empfing sie mit vorwurfsvollem Schweigen, deutete lediglich mit dem Pfeifenstiel auf die Standuhr im Eck. Er blickte Anita so lange ernst an, bis sie verlegen wurde und sich wie von Röntgenstrahlen durchforscht fühlte.

      »Was starrst denn so, Vater?« Mit dieser Frage griff sie ihn an. »Ich bin doch kein unmündiges Kindl mehr, daß ich beim Dunkelwerden zu Haus oder gar mit den Hühnern schlafen gehen müßt!«

      »Ein Madl, das auf sich hält, sollt sich aber ähnlich verhalten«, gab er in ruhigem Ton zurück. »Dabei geht’s mir ebenso um dich selber wie um deinen guten Ruf. Wo hast nur deinen Verstand, Anita? Es hätt dir doch längst auffallen müssen, daß du dich durch deine vergebliche Suche nur lächerlich machst!«

      »Du – du – weißt…«, stammelte sie, erschrocken die Augen aufreißend.

      Der Söllner nickte bejahend und zog stärker an seiner Pfeife. »Willst dich mir net endlich anvertrauen, Madl?« fragte er. »So lang ist’s doch auch wieder net her, daß ich die eigenen Jugendtorheiten schon vergessen hab und für die anderer kein Verständnis mehr aufbringen könnt.«

      Das schlug wie ein Blitz bei Anita ein. Sie blickte ungläubig zu ihrem Vater hin. Er saß auf seinem Stammplatz beim Herrgottswinkel, rauchte und hatte die alte Bibel der Söllner aufgeschlagen vor sich auf dem Tisch liegen.

      »Leo ist nun net mehr bei uns«, fuhr er fort. »Da müßtest du es doch verstehen, daß ich all meine Sorge und väterlichen Gefühle auf dich konzentrier.«

      Anita rang nach Luft, als hätte der eilige Heimweg sie atemlos gemacht. Noch war sie nicht bereit, der milden Stimmung nachzugeben, die er anstrebte. Zu lange war er sehr streng, unnachgiebig und gegen sie gewesen.

      »In letzter Zeit hast dich aber mehr auf den Bertrammer konzentriert, Vater«, sagte sie voller Trotz.

      »Jetzt nimmer, Anita. Vor Stunden noch hab ich ihm deutlich klargemacht, wie ich zu seinen Plänen steh. Ob du’s glaubst oder net – er hat mir im wahrsten Sinne des Wortes zu mächtig gestunken!« Der Söllner nahm die Pfeife aus dem Mund und sah grinsend darauf nieder. Im Geiste hatte er den Bertrammer wieder vor sich, wie er auf dem Mist lag und mit den Händen Halt suchend um sich grapschte.

      »Du willst ihn net mehr zum Schwiegersohn?« fragte Anita und blickte zweifelnd.

      »Nein! Geld allein macht eh net glücklich. Zu einer harmonischen Eh gehören zwei, die sich einig sind und auch innerlich zueinander streben«, antwortete der Söllner mit feierlichem Ernst.

      Anita stieß den Atem so heftig aus, als hätte sie ihn unerträglich lange anhalten müssen. In diesem Augenblick fiel ihr eine Zentnerlast von der Seele. Was ihr Geheimnis hatte bleiben sollen, sprach sie nun im Überschwang der Gefühle aus.

      »Vater, ich hab mich verliebt!«

      »Ich weiß – ich weiß… Er heißt Lukas und kann wie kein anderer tanzen.« Jetzt schmunzelte der Söllner und nickte seiner verdutzt dreinschauenden Tochter zu. »Ich bin zwar um vieles älter und mag dir oft als zu streng erschienen sein«, sagte er, »aber ich bin trotz Sorge und Kummer um Leo net für das blind und taub geworden, was um mich herum vorgeht. Seit jenem Tanzabend kommst mir seltsam verändert vor, Anita. Manchmal wirkst arg verträumt. Du scheinst diesen Lukas tatsächlich gern zu haben. Alles spricht dafür. Ich wär ein Rabenvater, würd ich – mich der Liebe verschließen, die dich blitzartig getroffen zu haben scheint.«

      Im Gesicht des Madls hatte es ein paarmal gezuckt. Die dunklen Augen füllten sich mit Tränen. Der Söllner sah es und streckte schweigend die Hand nach seiner Tochter aus. Doch diese stand da, als hätte sein Wissen um ihre Liebe sie gelähmt.

      »Was soll ich tun, Vater?« fragte sie nach einer Weile kläglich.

      »Gar nix«, lautete seine Antwort. »Wenn dieser Lukas dir bestimmt ist, kriegst ihn auch – ganz gleich, ob du ihn verzweifelt suchst oder vor ihm davonläufst.«

      »Ich fürcht, es ist ihm was zugestoßen, Vater!« stieß Anita hervor. Sie setzte sich nun neben ihn und schmiegte sich an ihn, weil sie die Nähe eines Menschen spüren wollte, der sie verstand, der ihr vielleicht helfen würde.

      »Erzähl mir alles der Reih nach«, verlangte der Söllner. Er legte die Pfeife beiseite und nahm seine Tochter in den Arm. Auch ihm tat es gut, jemandem körpernah zu sein, der zu ihm gehörte.

      Stockend und von Schluchzern unterbrochen, so erstattete Anita nun Bericht. Als sie aufweinend schwieg, meinte ihr Vater: »Nach dem, was du grad erzählt hast, scheint mir dieser Lukas keiner von denen zu sein, die nur auf ein Abenteuer aus sind. Er hat spontan jener hinkenden Frau geholfen


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