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Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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      Tracy war drüben bei ihnen, Eric unterhielt sich mit Dorrit Maxwell.

      Ein sehr nettes Mädchen war das übrigens, sofern man sie noch als Mädchen bezeichnen wollte. Aber Mary-Ann Ride reihte alle, die dreißig Jahre jünger als sie waren, in diese Kategorie ein.

      Sie suchte die Bibliothek auf. Für sie gab es schließlich nicht nur Jacky, sondern auch noch Freddy und Tracy.

      Dorrit war voller Hemmungen, als sie Eric Ride gegenübersaß. Das war ihr selten passiert. Widersprüchliche Gedanken bewegten sie.

      Er war höflich, aber sehr sachlich. Man musste wohl ein Kind sein und Jacky heißen, um sein wahres Gesicht kennenzulernen; denn dass dieser Mann voller Rätsel war, blieb nicht verborgen.

      Demzufolge bemühte auch sie sich, sachlich zu sein. Von ihren Abmachungen mit seiner Mutter sollte er nichts erfahren.

      »Ich hoffe, Sie haben nicht das Gefühl, dass Sie hier unerwünscht sind, Miss Maxwell«, sagte er nun stockend. »Sie haben Zeit und Geld für uns geopfert, und Sie werden mir gestatten müssen, dass ich mich dafür erkenntlich zeige.«

      »Nein, ich gestatte es nicht«, erwiderte sie ruhig. »Ich lasse mich nicht für Entschlüsse bezahlen, die ich selbst fasse.«

      Er zuckte zusammen. »Sie sollen es doch nicht falsch auffassen«, murmelte er. »Sagen Sie mir doch, was ich für Sie tun kann.«

      Sie verschlang die Hände ineinander.

      »Für mich nichts. Sie sollten sich jedoch mit dem Gedanken vertraut machen, dass sich rechtlich Schwierigkeiten ergeben könnten, Jacky für immer zu behalten, so schmerzlich das für Sie auch sein dürfte. Ja, es würde mir wirklich leidtun für Sie.«

      »Ich würde mein Vermögen opfern für das Kind«, murmelte er.

      Das konnte sie schon gar nicht mehr wundern. Sie nahm es für bare Münze.

      »Sie haben aber noch zwei Kinder, Mr Ride«, erklärte sie besonnen.

      »Sie sind auf jeden Fall gesichert. Wie schätzen Sie mich eigentlich ein?«

      »Als einen Mann, der sehr viel Gefühl besitzt und das keinesfalls zugeben will. Aber Ihre Angehörigen können Sie jetzt nicht mehr täuschen, Mr Ride, und Sie können sich glücklich schätzen, dass sie so viel Verständnis für Sie aufbringen. Ich glaube, dass dies ein Ausnahmefall ist. Es macht Ihre Mutter und Ihre Kinder allerdings nur noch liebenswerter.«

      Zum ersten Male sah er sie genauer an. Schweigend betrachtete er sie.

      »Sie verstehen es, sich sehr gut auszudrücken«, stellte er fest. »Ich bin sofort bereit, Ihnen einen Posten in meinen Unternehmungen anzubieten. Machen Sie Gebrauch davon!«

      »Nein«, erwiderte sie lakonisch.

      »Sie sind ein seltsames Mädchen«, bemerkte er.

      »Über das Mädchenalter bin ich hinaus«, entgegnete sie lächelnd. »Ich habe mir den Wind um die Nase wehen lassen, und für manche Dinge will man eben keinen Dank, Mr Ride. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Gestatten Sie, dass ich mich jetzt zurückziehe?«

      Er war verwirrt. Immerhin war er doch gewohnt, dass die Frauen nicht unbeeindruckt von ihm blieben, aber diese Dorrit Maxwell schien Haare auf den Zähnen zu haben.

      »Ich hoffe doch, dass wir uns wiedersehen werden«, sagte er gepresst.

      »Nein, ich glaube nicht. Ich wünsche Ihnen alles Gute und vielen Dank, dass Sie mich nicht gleich wieder fortgeschickt haben.«

      Sie neigte leicht den Kopf, und dann war er allein. Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Ganz richtig hatte er sich wohl nicht benommen.

      Wo zum Teufel steckte nur Granny. Warum hatte sie ihm nicht beigestanden?

      Weil er mit sich nicht einig war, versuchte er seinen Unmut auf seine Mutter abzuwälzen.

      Er wanderte durch das Haus. Tradition paarte sich auf eine sehr harmonische Art mit modernem Geschmack. Er war jetzt schon gespannt, Marianne Heimberg verwitwete von Rieding kennenzulernen, die mit ihrem Mann und ihrem Adoptivsohn zurzeit in München weilte.

      Bezüglich der Adoptivkinder schien auch eine gewisse Gemeinsamkeit unter den Riedings zu bestehen; denn auch Sandra hatte einen Mann geheiratet, der ein Kind aus erster Ehe besaß.

      Und er, Eric Ride, war fest entschlossen, Jacky als sein Kind zu betrachten.

      Ganz unverhofft öffnete er die Tür zur Bibliothek, die er zuvor noch nicht betreten hatte. Und dort sah er seine Mutter vor einem Sekretär stehen.

      »Granny«, sagte er leise.

      Erschrocken fuhr sie herum. Ihre Augen waren blicklos auf ihn gerichtet.

      »Lass mich jetzt bitte allein, Eric«, erklärte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

      »Es tut mir leid, wenn ich dich gestört habe«, murmelte er und zog sich zurück.

      Nun hatte er noch mehr nachzudenken, denn so hatte er seine Mutter noch nie gesehen.

      Ihr Gesicht hatte einen Ausdruck gehabt, der ihn bis ins Innerste erzittern ließ.

      Fast fluchtartig verließ er das Haus.

      *

      Mary-Ann Ride hatte sich dieses Sekretärs erinnert. Er stand versteckt und unansehnlich hinter dem schweren Samtvorhang, der auch schon von der Zeit arg mitgenommen war.

      Sie hatte sich auch daran erinnert, dass er ein Geheimfach besaß. Nur hatte sie lange suchen müssen, um den Magneten zu finden.

      Nun lag das Fach vor ihr, gefüllt mit Briefen, Fotografien und kleinen Schmucketuis.

      Und sie sah die sechs Briefe, die sie und ihr Mann an Titus Grossmann geschickt hatten. Sie waren nicht geöffnet. Verblichen lagen sie zuunterst.

      Sie hatte es geahnt, dass Albrecht sie an sich gebracht haben musste, mit Hilfe von Emmerich. Ja, ein anderer konnte es nicht gewesen sein.

      Er hatte ihn dafür bezahlt, und der einfältige Emmerich, der nie recht wusste, was er tat, hatte seinem Befehl Folge geleistet.

      Und dann war da noch ein Brief von Milena. Die Schriftzüge waren verwischt, als wären Tränen darauf gefallen.

      Ich bereue nichts, Albrecht. Lieber sterbe ich, als ohne Dich zu leben, hatte sie geschrieben.

      Die Tragödie der Riedings und Grossmanns wurde Mary-Ann in ihrem ganzen Ausmaß offenbar. Eine Tragödie, von der niemand wusste, nur sie und Titus.

      Es war so unendlich lange her. Sie hatte nicht mehr daran gedacht, aber sie hatte wohl hierherkommen müssen, um noch einmal daran erinnert zu werden.

      Alle waren tot, die direkt darin verwickelt gewesen waren. Nur sie und Titus nicht. Käti … Emmerich … Nein, alles wussten sie bestimmt nicht.

      Und nun war ein neues Geschlecht herangewachsen, das nichts von Hass, Eifersucht, Hochmut und Zwietracht wusste. Freddy und Evi, die sich liebten, so wie sie ihren Frederic geliebt hatte, diesen Mann mit dem fröhlichen Herzen, der nie aufgegeben hatte, der so ganz anders gewesen war als Albrecht.

      Sie hielt die gebündelten Briefe zwischen ihren Händen, die Briefe, die an Titus Grossmann gerichtet waren.

      Ein schmaler Zettel flatterte zu Boden. Sie hob ihn auf.

      Vergebt mir, ich wusste nicht, was ich tat, stand darauf. In Albrechts Schrift.

      Nur sie konnte den Sinn dieser Worte ergründen. Ein anderer hätte damit nichts anzufangen gewusst.

      Die Decke schien sich auf sie herabzusenken. Mary-Ann tat das Gleiche, was ihr Sohn vorhin ebenfalls getan hatte. Sie legte ihren Mantel um die Schultern und ging hinaus in die kühle Nacht.

      *

      Aber nicht nur Eric und seine Mutter hatte es hinausgetrieben. Auch Dorrit Maxwell hatte es nicht im Zimmer gehalten, von dessen Fenster


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