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Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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      Er sah ihr gedankenvoll nach. Am liebsten wäre er ihr nachgeeilt und hätte sie in die Arme genommen. Aber ob sie das wirklich wollte?

      Unwillkürlich fuhr seine Hand über die Narben in seiner Wange.

      Sehr anziehend machten sie ihn bestimmt nicht. Und es gab viele Männer in der Fabrik, die Carola wohlgefällig nachschauten.

      Er ist so wahnsinnig lieb, dachte Carola indessen. Wenn er nur nicht der Cousin von Felix Münster wäre. Es wäre zu schön, wenn sie richtige Freunde werden könnten.

      Weiter wollte sie gar nicht denken. Es schien ihr zu vermessen.

      Als sie heimging, kaufte sie Süßigkeiten für die jüngeren Geschwister und Blumen für ihre Mutter.

      »Kind, das können wir uns doch nicht leisten«, rief Franziska Deuring.

      »Wir müssen doch sparen!«

      »Heute nicht, Mami«, erwiderte Carola. »Ich bin zur Sekretärin aufgerückt und bekomme dreihundert Euro mehr. Und dann habe ich noch etwas mit dir zu besprechen, später, wenn wir allein sind«, sagte sie rasch, als ihre Brüder hereinkamen.

      *

      »Sich vorzustellen, wie schnell das Leben zu Ende sein kann«, sagte Werner Auerbach mehr zu sich selbst, weil man eben wieder über die Deurings gesprochen hatte.

      »Still!«, fiel ihm seine Frau ins Wort. »Ich will das nicht mehr hören, Werner!«

      Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Schon ein paar Tage quälte sie dieser Gedanke, den er jetzt ausgesprochen hatte. Sie wies ihn von sich, und dennoch ließ er sie nicht los.

      Er drückte sie an sich.

      »Man muss jede Minute auskosten, Ingelein. Da lebt man so vor sich hin, und plötzlich wird man wachgerüttelt. Jörg könnte auch mal wieder etwas von sich hören lassen«, fuhr er unmotiviert fort.

      »Er steckt im Examen«, meinte Inge Auerbach begütigend.

      »Eben darum! Hoffentlich kriegt er keine Komplexe, wenn etwas schiefgeht.«

      Jörg, ihr ältester Sohn, studierte in München. Da er schon ein Vierteljahr nicht mehr daheim gewesen war, machten sie sich öfter Sorgen um ihn.

      Auch sie waren eine Familie, die fest zusammenhielt, und dass sie Ricky, die sehr jung geheiratet hatte, in ihrer Nähe haben konnten, beruhigte sie etwas.

      »Wir müssen uns eben daran gewöhnen, dass die Kinder flügge werden«, sagte Inge Auerbach leise. »Es ist nur gut, dass wir Hannes und Bambi noch haben.«

      Als wäre das ein Stichwort, kamen die beiden hereinspaziert.

      Die Eltern sahen ihren Mienen an, dass sie Neuigkeiten zu berichten hatten.

      »Warum schmust ihr?«, fragte Hannes, der Vierzehnjährige. »Ist was Besonderes? Ist etwa Hochzeitstag?«

      »Sie können doch auch sonst mal schmusen«, stellte die bezaubernde kleine Bambi fest. »Ich habe das gern. Ich schmuse mal ganz viel mit dir, Hannes, wenn wir verheiratet sind.«

      In letzter Zeit war das ihr Lieblingsthema, und sie brachte damit die ganze Familie in Verlegenheit.

      »Erstens bin ich dein Bruder«, erklärte Hannes. »Und dann bin ich viel zu alt für dich. Deswegen kann ich dich nicht heiraten.«

      »Du bist nicht zu alt für mich«, entgegnete Bambi treuherzig. »Ich will keinen kleinen Mann. Mit dir kann ich am allerschönsten reden.«

      »Aber ein Bruder kann seine Schwester nicht heiraten«, belehrte er sie.

      Es war erstaunlich, wie viel Geduld der sonst so ungestüme Hannes im Umgang mit Bambi aufbrachte.

      »Warum kann man seinen Bruder nicht heiraten, Mami«, fragte Bambi. »Wenn man ihn doch viel lieber hat als andere Buben?«

      Dadurch brachte sie ihre Eltern immer in Verlegenheit, denn Bambi wusste nicht, dass sie ein adoptiertes Kind war. Niemand sprach davon. Sie wurde geliebt wie die anderen drei, vielleicht sogar noch ein wenig mehr, weil sie die Jüngste war, und ihre großen Geschwister verwöhnten sie maßlos.

      »Ihr hattet doch etwas auf dem Herzen?«, lenkte Werner Auerbach ab.

      »Sagst du mir erst, warum ich unseren Hannes nicht heiraten kann, Papi?«, fragte Bambi unverdrossen.

      »Weil du noch so klein bist, Bambilein«, wich er aus. »Wir wollen dich noch lange behalten.«

      »Könnt ihr doch immer, wenn Hannes nicht so ’ne aufgetakelte Freundin herbringt wie Jörg schon mal. Dann bleiben wir immer bei euch.«

      »Das bleibt ihr ja noch lange«, stellte Inge Auerbach fest. »Was habt ihr noch auf dem Herzen?«

      »Fritzi sagt, dass die Deurings nun doch nach Erlenried ziehen«, platzte Hannes heraus. »Stimmt es?«

      »Wahrscheinlich«, erwiderte seine Mutter. »Wir wissen noch nichts Bestimmtes.«

      »Sie wohnen noch gar nicht lange in ihrem Haus«, mischte sich Bambi ein. »Wir wären sehr traurig gewesen, wenn wir gleich wieder aus dem Sonnenwinkel fortgemusst hätten, nicht wahr, Mami?«

      »Ist aber auch scheußlich, wenn sie plötzlich keinen Vater mehr haben«, meinte Hannes. »Manchmal verstehe ich den lieben Gott gar nicht. Und ich glaube, der Pfarrer Frerichs auch nicht. Hast du eigentlich Sorgen, Papi?«

      »Nein, mein Junge«, antwortete Werner Auerbach weich.

      »Das ist gut«, seufzte Hannes erleichtert. »Arbeite bloß nicht so viel! Wir brauchen auch nicht immer so gut zu essen, und Taschengeld brauchst du uns auch nicht zu geben, wenn es dir schwerfällt.«

      »Nur gesund sollst du bleiben«, schloss sich Bambi an und rankte sich an ihm hoch.

      »Du bist nicht mehr so leicht«, wurde sie von Hannes ermahnt. »Das strengt ihn an.«

      »I wo!«, lachte Werner Auerbach. »Sie ist ja wie eine Feder. Nun wein doch nicht, Schätzchen«, tröstete er Bambi, »ich strenge mich wirklich nicht an.«

      »Wir sind nämlich sehr besorgt um dich, Papi«, flüsterte sie.

      Er küsste ihr die Tränen weg und warf seiner Frau einen verständnisinnigen Blick zu.

      »Wie wäre es, wenn wir am Wochenende mal unseren Jörg besuchen würden?«, fragte er.

      »Kann er nicht lieber herkommen?«, erkundigte sich Bambi. »Hier ist es doch viel schöner als in der Stadt.«

      »Vielleicht bringt er dann wieder so ’ne Freundin mit«, äußerte Hannes skeptisch.

      »Dann wäre Stella sauer«, seufzte Bambi

      *

      Stella Rückert, Fabian Rückerts Schwester und Rickys Schwägerin, achtzehn Jahre und bildhübsch, war alles andere als sauer.

      Sie hatte einen Brief von Jörg Auerbach bekommen, in dem er anfragte, ob sie nicht mal nach München kommen könne.

      Da die Rückerts dort noch eine alte Tante hatten, war es ihr von den Eltern erlaubt worden.

      München war Stellas Traumziel. Vor allem Jörgs wegen, aber auch sonst.

      Sie konnte es gar nicht mehr erwarten, dort zu studieren, und dieser Gedanke hatte ihre schulischen Leistungen während des letzten Jahres ungemein gesteigert.

      Natürlich erfuhr Fabian sehr bald, dass Stella das Wochenende dort verbringen wollte, und somit erfuhren es auch die Auerbachs.

      »Dann brauchen wir Jörg gar nicht erst anzurufen«, meinte Inge Auerbach. »Er wird vollauf beschäftigt sein.«

      »Dieser Lauser«, bemerkte ihr Mann. »An Stella schreibt er. Für uns hat er keine Zeit.«

      »Das soll in dem Alter manchmal üblich sein«, äußerte sie nachsinnig. »Froh wäre ich schon, wenn er an ihr hängen bliebe. Wir kennen


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