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Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Артур Конан ДойлЧитать онлайн книгу.

Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - Артур Конан Дойл


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kaum noch, ob ich bei Sinnen sei. Im Hotel angekommen, goß ich mir einen Krug kaltes Wasser über den Kopf und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Weshalb hatte er mich nach Birmingham geschickt? Weshalb war er dort vor mir eingetroffen? – Weshalb hatte er einen Brief an sich selber geschrieben? – Es überstieg meine Fassungskraft; ich konnte weder Sinn noch Verstand darin finden. Da fiel mir plötzlich ein, daß, was mir unergründlich war, Herrn Holmes vielleicht ganz erklärlich sein könne. Ich hatte gerade noch Zeit, mit dem Nachtzug London zu erreichen, Sie am Morgen aufzusuchen und mit Ihnen beiden nach Birmingham zurückzufahren.«

      Als der Gehilfe mit dem Bericht über seine merkwürdigen Erlebnisse zu Ende war, entstand eine Pause. Holmes lehnte sich in die Kissen zurück und sah mich mit wohlgefälligem und doch prüfendem Blicke an, wie ein Kenner, der den ersten Becher eines Kometen-Jahrgangs kostet.

      »Prächtig, Watson, nicht wahr?« rief er. »Einige Punkte gefallen mir ganz besonders. Meinst du nicht auch, daß eine Zusammenkunft mit Herrn Arthur Harry Pinner in dem Büro der Anglofranzösischen Aktiengesellschaft für uns beide recht interessant sein würde?«

      »Aber wie ließe sich das ausführen?« fragte ich.

      »Oh, ganz bequem«, versicherte Pycroft vergnügt. »Sie sind ein paar Freunde von mir, die eine Stellung suchen, und was kann natürlicher sein, als daß ich Sie dem Direktor vorstelle?«

      »Jawohl! Selbstverständlich! –« rief Holmes. »Ich möchte den Herrn wohl von Angesicht sehen und versuchen, ob ich ihm nicht bei seinem Spiel in die Karten gucken kann. Nun, mein Freund, zu was für Diensten könnten wir uns denn etwa anbieten – oder wäre es möglich –?« Damit versank er in tiefes Nachdenken, kaute an seinen Nägeln und starrte aus dem Fenster. Wir bekamen kaum noch den Laut seiner Stimme zu hören, bevor wir Birmingham und das Hotel erreicht hatten.

      *

      Um sieben Uhr abends gingen wir alle drei zusammen in die Korporationsstraße nach dem Büro der Gesellschaft.

      »Es ist ganz unnütz«, bemerkte unser Klient, »wenn wir vor der Zeit dort sind. Er kommt offenbar nur meinetwegen hin, denn bis zu der von ihm bestimmten Stunde ist der Ort völlig verlassen.«

      »Das gibt zu denken«, meinte Holmes.

      »Meiner Treu«, rief jetzt Pycroft, »sagte ich’s nicht – da geht er vor uns.«

      Er zeigte auf einen schmächtigen, wohlgekleideten Mann mit hellbraunem Haar, der eilig auf der andern Seite der Straße hinschritt. Während wir ihn beobachteten, sah er nach einem Jungen hinüber, der gerade die neueste Abendzeitung ausrief. Rasch drängte er sich zwischen den Fahrzeugen und Omnibussen hindurch, kaufte ein Blatt, ergriff es hastig und verschwand damit in einem Torweg.

      »Jetzt geht er ins Büro«, sagte der Schreiber, »das ist der Eingang. Kommen Sie nur, ich will schon dafür sorgen, daß Sie keinerlei Schwierigkeiten haben.«

      Seiner Führung folgend, stiegen wir bis zum fünften Stock hinauf, wo unser Klient an eine halb offen stehende Tür klopfte. Eine Stimme rief »Herein!« und wir betraten das kahle, unmöblierte Zimmer, welches wir aus Pycrofts Beschreibung kannten.

      An dem einzigen Tisch saß der Mann, den wir auf der Straße gesehen hatten; die Abendzeitung lag vor ihm ausgebreitet. Als er den Kopf erhob, glaubte ich noch nie ein Gesicht gesehen zu haben, das solchen Kummer ausdrückte und ein Entsetzen verriet, wie es nur wenige Menschen einmal im Leben befällt. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn, sein Gesicht war kreideweiß, und die Augen starrten wild umher. Er schien den Schreiber nicht gleich zu erkennen, und auch an Pycrofts verwunderter Miene merkte man leicht, daß dies keineswegs das gewöhnliche Aussehen seines Vorgesetzten war.

      »Was fehlt Ihnen, Herr Pinner?« rief er.

      »Ich fühle mich allerdings nicht ganz wohl«, erwiderte dieser, sich mit großer Anstrengung zusammenraffend; »wer sind denn die Fremden, die Sie mitbringen?«

      »Herr Harris aus Bermondsey, und Herr Price von hier«, stellte uns Pycroft mit geläufiger Zunge vor; »zwei meiner Freunde, sehr gewiegt im Geschäft, aber seit langer Zeit ohne Anstellung. Vielleicht ließe sich bei der Gesellschaft ein Platz für sie finden.«

      »Wohl möglich, wohl möglich! –« rief Pinner mit unheimlichem Lächeln, »kein Zweifel, wir werden etwas für Sie tun können. Was ist denn Ihr besonderes Fach, Herr Harris?«

      »Ich bin Buchhalter«, antwortete Holmes.

      »Gut – wir werden Ihre Dienste brauchen; und Sie, Herr Price?«

      »Korrespondent«, sagte ich.

      »Ich hoffe bestimmt, daß Sie bei der Gesellschaft eintreten können; sobald ein Beschluß darüber gefaßt ist, will ich Sie benachrichtigen. Aber bitte, nun gehen Sie wieder. – Lassen Sie mich um Gottes willen allein!« –

      Er stieß die letzten Worte heraus, als ob der Zwang, den er sich bisher angetan, plötzlich über seine Kräfte ginge. Holmes und ich sahen einander befremdet an, während Pycroft sich dem Tisch näherte.

      »Sie vergessen, Herr Pinner«, sagte er, »daß Sie mich herbestellt haben, um Ihre Aufträge in Empfang zu nehmen.«

      »Ja so, versteht sich«, antwortete er in ruhigerem Ton. »Warten Sie, bitte, einen Augenblick; auch Ihre Freunde mögen unterdessen hier bleiben. In drei Minuten stehe ich Ihnen ganz zu Diensten; ich darf wohl Ihre Geduld so lange in Anspruch nehmen.« – Er erhob sich mit sehr höflicher Miene, machte uns eine Verbeugung und verschwand durch eine Tür am anderen Ende des Zimmers, die er hinter sich schloß.

      »Was nun?« – flüsterte Holmes. »Geht er auf und davon?«

      »Unmöglich«, erwiderte Pycroft.

      »Weshalb?«

      »Die Tür führt in ein inneres Zimmer ohne Ausgang.«

      »Ist es möbliert?«

      »Gestern war es leer.«

      »Was in aller Welt tut er dann drinnen? – Die Geschichte ist mir höchst rätselhaft. Wenn jemals ein Mensch halb wahnsinnig vor Entsetzen ausgesehen hat, so ist’s dieser Pinner. Was kann ihm solche Angst einjagen?«

      »Er hält uns für Geheimpolizisten«, meinte ich.

      »Das wird’s sein«, stimmte mir Pycroft bei; aber Holmes schüttelte den Kopf.

      »Er wurde nicht erst so leichenblaß, als wir eintraten, er war es schon vorher. Es könnte wohl sein –«

      Holmes’ Worte wurden durch ein lautes Klopfen unterbrochen, das aus dem Nebenzimmer zu kommen schien.

      »Was zum Henker pocht er denn an seine eigene Tür?« rief Pycroft.

      Wieder kam das rat – tat – tat, aber diesmal lauter und lauter.

      Wir blickten verdutzt auf die geschlossene Tür. Holmes stand mit starren Zügen, aber in heftigster Aufregung weit vorgebeugt da. Dann hörte man plötzlich einen glucksenden, gurgelnden Ton und ein schnelles Trommeln gegen eine Holzwand. Wie rasend sprang Holmes durchs Zimmer und rannte gegen die Tür. Sie war von innen verschlossen. Seinem Beispiel folgend, warfen wir uns mit aller Macht dagegen. Die Tür krachte in den Angeln und fiel bald mit lautem Gepolter zu Boden. Wir stürmten darüber hinweg, ins Zimmer hinein – es war leer.

      Doch schon im nächsten Augenblick erkannten wir unsern Irrtum. In einem Winkel, dicht neben dem Zimmer, aus dem wir kamen, war ein zweite Tür. Holmes sprang herzu und stieß sie auf. Ein Rock und eine Weste lagen am Boden, und an einem Haken hinter der Tür hatte sich der Direktor der Anglofranzösischen Aktiengesellschaft an seinem eigenen Hosenträger aufgehängt. Seine Kniee waren emporgezogen, sein Kopf steckte in der Schlinge, und mit den Fersen, die gegen die Holztür schlugen, verursachte er den Lärm, der uns zuerst stutzig gemacht hatte.

      Augenblicklich faßte ich ihn um den Leib und hielt ihn empor, während Holmes und Pycroft die elastischen Tragbänder lösten, die sich ihm fest in die Haut eingeschnürt hatten.


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