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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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von der Stel­le hin­ter dem rech­ten Ohr ent­fernt, an der an der Lei­che die Ein­schuss­öff­nung zu se­hen war.

      »Aus­ge­schlos­sen«, wie­der­hol­te er. »Es hät­te Pul­ver­spu­ren ge­ge­ben. Und ge­ra­de weil es kei­ne sol­chen hat ge­ge­ben, ha­ben wir ge­schlos­sen, die Di­stanz hat sein müs­sen mehr als ein Me­ter.«

      »Hm«, mein­te Stu­der. Er war nicht ganz über­zeugt. Er schlug das Tuch zu­rück, das über dem To­ten lag. Merk­wür­dig lan­ge Arme hat­te der Wit­schi…

      »Er­ge­ben­heit!« sag­te Stu­der laut, so, als habe er end­lich ein lang ge­such­tes Wort ge­fun­den. Es be­zog sich auf den Ge­sichts­aus­druck des To­ten.

      »Fa­ta­lis­mo! Ganz rich­tig! Er hat ge­wusst, es ist al­les aus. Aber ich weiß nicht, ob er hat ge­wusst, er muss ster­ben…«

      »Ja«, gab Stu­der zu, »es kann sein, dass er et­was an­de­res er­war­tet hat. Aber et­was, ge­gen das man nicht an­kämp­fen kann…«

      1 Com­mis­voya­geur = Hand­lungs­rei­sen­der <<<

      2 ver­edeln (Bo­ta­nik) <<<

      Felicitas Rose und Parker Duofold

      Das Mäd­chen las einen Ro­man von Fe­li­ci­tas Rose. Ein­mal hielt sie das Buch hoch, so­dass Stu­der den Um­schlag se­hen konn­te: ein Herr in Reit­ho­sen und blan­ken Stie­feln lehn­te an ei­ner Ba­lus­tra­de, im Hin­ter­grun­de schwam­men Schwä­ne auf ei­nem Schloss­teich und ein Fräu­lein in Weiß spiel­te ver­schämt mit ih­rem Son­nen­schirm.

      »Wa­rum le­sen Sie ei­gent­lich sol­chen Mist?« frag­te Stu­der. – Es gibt ge­wis­se Leu­te, die über­emp­find­lich auf Jod und Brom sind, Idio­syn­kra­sie nennt man dies… Stu­ders Idio­syn­kra­sie be­zog sich auf Fe­li­ci­tas Rose und Courths-Mah­ler. Vi­el­leicht, weil sei­ne Frau frü­her sol­che Ge­schich­ten ger­ne ge­le­sen hat­te – näch­te­lang – dann war am Mor­gen der Kaf­fee dünn und lau ge­we­sen und die Frau schmach­tend. Und schmach­ten­de Frau­en am Mor­gen…

      Das Mäd­chen sah bei der Fra­ge auf, wur­de rot und sag­te böse: »Das geht Euch nichts an!« ver­such­te wei­ter zu le­sen, aber dann schi­en es ihr doch zu ver­lei­den, sie klapp­te das Buch zu und steck­te es in eine Ak­ten­map­pe, in der, wie Stu­der fest­stell­te, noch zwei schmut­zi­ge Ta­schen­tü­cher, ein Füll­fe­der­hal­ter von im­po­san­ter Di­cke und eine Hand­ta­sche ver­staut wa­ren. Dann blick­te das Mäd­chen zum Fens­ter hin­aus.

      Stu­der lä­chel­te freund­lich und be­trach­te­te es auf­merk­sam. Er hat­te Zeit…

      Der Zug kroch durch eine graue Land­schaft. Re­gen­trop­fen zo­gen punk­tier­te Li­ni­en aufs Glas, dann flos­sen sie, un­ten am Fens­ter, zu klei­nen trü­ben See­lein zu­sam­men. Und an­de­re Re­gen­trop­fen punk­tier­ten aufs neue die Schei­be… Hü­gel stie­gen auf, ein Wald ver­barg sich im Ne­bel…

      Das Kinn des Mäd­chens war spitz. Laub­fle­cken auf dem Na­sen­sat­tel und an den sehr wei­ßen Schlä­fen… Die ho­hen Ab­sät­ze an den Schu­hen wa­ren an der In­nen­sei­te schief ge­tre­ten. So­bald sich der Schuh ver­schob, ließ er ein Loch im dunklen Strumpf se­hen, hin­ten, über der Fer­se.

      Das Mäd­chen hat­te ein Abon­ne­ment ge­zeigt. Es muss­te die Stre­cke oft fah­ren. Wo­hin fuhr sie? Etwa auch nach Ger­zen­stein? Sie trug ein klei­nes Knöt­chen im Na­cken, eine Bas­ken­müt­ze über das rech­te Ohr ge­zo­gen. Das blaue Béret war stau­big.

      Stu­der lä­chel­te vä­ter­lich mil­de, als ihn ein Blick des Mäd­chens streif­te. Aber das Vä­ter­lich-Mil­de zog nicht. Das Mäd­chen starr­te zum Fens­ter hin­aus.

      Un­ru­hig zuck­ten die Hän­de. Die kurz­ge­schnit­te­nen Nä­gel hat­ten einen Trau­er­rand. Auf der In­nen­sei­te des rech­ten Zei­ge­fin­gers war ein Tin­ten­fleck.

      Noch ein­mal öff­ne­te das Mäd­chen die Map­pe, kram­te dar­in, fand schließ­lich das Ge­such­te.

      Es war ein di­cker, ech­ter Par­ker Duo­fold, ein aus­ge­spro­chen männ­li­cher Füll­fe­der­hal­ter von brau­ner Far­be.

      Das Mäd­chen schraub­te die Hül­se ab, pro­bier­te die Fe­der auf dem Dau­men­na­gel, hol­te sich noch ein­mal Fe­li­ci­tas Rose aus der Map­pe, aber nicht, um dar­in zu le­sen: die letz­te Sei­te soll­te als Übungs­feld die­nen. Sie krit­zel­te. Stu­der starr­te auf die Buch­sta­ben, die ent­stan­den:

      »Son­ja…« stand da. Und dann form­te die Fe­der an­de­re Buch­sta­ben:

      »Dei­ne Dich ewig lie­ben­de Son­ja…«

      Stu­der wand­te den Blick ab. Wenn das Mäd­chen jetzt auf­sah, dann wur­de es si­cher ver­le­gen oder böse. Man soll Leu­te nicht nutz­los böse oder ver­le­gen ma­chen. Man muss es oh­ne­hin nur all­zu oft tun, wenn man den Be­ruf ei­nes Fahn­ders aus­üb­t…

      Der Zug­füh­rer ging durch den Wa­gen. An der Tür, die zum nächs­ten Ab­teil führ­te, wand­te sich der Mann um:

      »Ger­zen­stein«, sag­te er laut.

      Das Mäd­chen be­hielt den Füll­fe­der­hal­ter in der Hand, ließ Fe­li­ci­tas Rose mit dem schö­nen Gra­fen in ge­wichs­ten Reit­s­tie­feln in der Map­pe ver­schwin­den und stand auf.

      Ein Trans­for­ma­to­ren­häus­chen. Vie­le Ein­fa­mi­li­en­häu­ser. Dann ein grö­ße­res Haus. Ein Schild dar­auf: ›Ger­zen­stei­ner An­zei­ger. Dru­cke­rei Emil Äsch­ba­cher‹. Da­ne­ben, im Gar­ten, ein Kä­fig aus Draht­ge­flecht. Klei­ne bun­te Sit­ti­che hock­ten ver­fro­ren auf Stan­gen. Die Brem­sen schri­en. Stu­der stand auf, pack­te sei­nen Kof­fer am Griff und schritt zur Tür. Sei­ne Ge­stalt im blau­en Re­gen­man­tel füll­te den Gang aus.

      Es tröp­fel­te noch im­mer. Der Sta­ti­ons­vor­stand hat­te einen di­cken Man­tel an­ge­zo­gen, sei­ne rote Müt­ze war das ein­zig Far­bi­ge in all dem Grau. Stu­der trat auf ihn zu und frag­te ihn, wo hier der Gast­hof zum ›Bä­ren‹ sei.

      »Die Bahn­hof­stra­ße hin­auf, dann links, das ers­te große Haus mit ei­nem Wirts­gar­ten da­ne­ben…« Der Sta­ti­ons­vor­stand ließ Stu­der ste­hen.

      Wo war das Mäd­chen ge­blie­ben? Das Mäd­chen, das auf die letz­te Sei­te ei­nes bro­schier­ten Ro­mans mit klei­ner, et­was zitt­ri­ger Schrift ge­schrie­ben hat­te: »Dei­ne Dich ewig lie­ben­de Son­ja…« Son­ja? Es hie­ßen nicht vie­le Mäd­chen Son­ja…

      Dort stand das Mäd­chen, vor dem Kiosk, des­sen Fens­ter mit far­bi­gen Ein­bän­den ta­pe­ziert war. Es beug­te sich zum klei­nen Schieb­fens­ter und Stu­der hör­te es sa­gen:

      »Ich geh jetzt heim, Mut­ter. Wann kommst du?«

      Ein Ge­mur­mel war die Ant­wort.

      Also doch die Son­ja Wit­schi… Und die Mut­ter muss­te man sich auch gleich an­se­hen. Die Mut­ter, die durch die Ver­mitt­lung des Herrn Ge­mein­de­prä­si­den­ten Äsch­ba­cher den Bahn­hof­ki­osk er­hal­ten hat­te.

      Frau Wit­schi hat­te die glei­che spit­ze Nase, das glei­che spit­ze Kinn wie ihre Toch­ter.

      Stu­der kauf­te


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