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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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Ge­schirr im Schütt­stein. Be­son­ders aber vor dem grü­nen Ka­chel­ofen im Wohn­zim­mer, den nur die Frau rich­tig an­hei­zen kann: ver­sucht man es selbst, so raucht und qualmt der Don­ner wie eine schlecht­ge­wi­ckel­te Bris­sa­go – und geht aus. Hier in Pa­ris ist man vor sol­chen Ka­ta­stro­phen si­cher. Man wohnt beim Kom­mis­sär Ma­de­lin, wird mit Ach­tung be­han­delt und ist nicht ein »Wacht­meis­ter«, son­dern ein »In­spek­tor«. Ta­ge­lang kann man bei Go­do­frey hocken, ganz oben, im La­bo­ra­to­ri­um un­term Dach des Jus­tiz­pa­las­tes und darf dem Klei­nen zu­se­hen, wie er Staub ana­ly­siert, Do­ku­men­te durch­leuch­tet. Der Bun­sen­bren­ner pfeift lei­se, der Dampf in den Heiz­kör­pern lau­ter, es riecht an­ge­nehm nach Che­mi­ka­li­en und nicht nach Bo­den­öl, wie im Amts­haus z’Bärn…

      Die Mar­mor­ti­sche in der Bei­ze wa­ren recht­e­ckig und mit ge­rill­ten Pa­pier­ser­vi­et­ten ge­deckt. Ein schwar­zer Ofen stand in der Mit­te des Rau­mes, sei­ne Plat­te glüh­te. Die große Kaf­fee­ma­schi­ne summ­te auf dem Schank­tisch und der Bei­zer – Arme hat­te er, dick wie die Ober­schen­kel ei­nes nor­ma­len Men­schen – ser­vier­te ei­gen­hän­dig.

      Man be­gann mit Aus­tern, und Kom­mis­sär Ma­de­lin er­gab sich sei­ner Lieb­lings­be­schäf­ti­gung. Er hat­te, ohne Stu­der zu fra­gen, einen 26er Vouvray be­stellt, drei Fla­schen auf ein­mal, und er trank ein Glas nach dem an­de­ren. Da­zwi­schen schlürf­te er schnell drei Aus­tern und kau­te sie, be­vor er sie schluck­te. Go­do­frey nipp­te an sei­nem Gla­se wie ein schüch­ter­nes Mäd­chen; sei­ne Hän­de wa­ren klein, weiß, un­be­haart.

      Stu­der dach­te an sei­ne Frau, die nach Frau­en­feld ge­fah­ren war, um der Toch­ter bei­zu­ste­hen. Er war schweig­sam und ließ Go­do­frey plap­pern. Und auch Ma­de­lin schwieg. Zwei rie­si­ge Hun­de – eine ma­ge­re Dog­ge und ein zot­ti­ger Neu­fund­län­der – las­sen ru­hig und un­be­rührt das Ge­kläff ei­nes win­zi­gen Fox­ter­ri­ers über sich er­ge­hen…

      Der Bei­zer stell­te eine brau­ne Ter­ri­ne mit Kut­teln auf den Tisch. Dann gab es bit­te­ren Salat, drei vol­le Fla­schen stan­den wie­der vor den Drei­en und wa­ren plötz­lich leer, zu glei­cher Zeit wie die Plat­te mit dem zer­flie­ßen­den Ca­mem­bert – er hat­te ge­stun­ken, aber er war gut ge­we­sen. – Dann öff­ne­te Kom­mis­sär Ma­de­lin sei­nen Mund zu ei­ner Rede, we­nigs­tens schi­en es so. Aber aus der Rede wur­de nichts, denn die Tür ging auf und den Raum be­trat ein Mann, der so son­der­bar ge­klei­det war, dass Stu­der sich frag­te, ob man in Pa­ris Fast­nacht vor Neu­jahr feie­re…

      Der Mann trug eine schnee­wei­ße Mönchs­kut­te und auf dem Kop­fe eine Müt­ze, die aus­sah wie ein rie­si­ger, ro­ter Blu­men­topf, den ein un­ge­schick­ter Töp­fer ver­pfuscht hat. An den Fü­ßen – sie wa­ren nackt, wahr und wahr­haf­tig blutt – trug er of­fe­ne San­da­len; die Ze­hen konn­te man se­hen, den Rist; die Fer­se war be­deckt.

      Und Stu­der trau­te sei­nen Au­gen nicht. Kom­mis­sär Ma­de­lin, der Pfaf­fen­fres­ser, stand auf, ging dem Man­ne ent­ge­gen, kam mit ihm zum Tisch zu­rück, stell­te ihn vor: »Pa­ter Matt­hi­as vom Or­den der Wei­ßen Vä­ter…« – nann­te Stu­ders Na­men: dies also sei der In­spek­tor der Schwei­ze­ri­schen Si­cher­heits­po­li­zei.

      Wei­ßer Va­ter? Père blanc? – Dem Wacht­meis­ter war es, als träu­me er einen je­ner merk­wür­di­gen Träu­me, die uns nach ei­ner schwe­ren Krank­heit be­su­chen kom­men. Luf­tig und lus­tig zu­gleich sind sie und füh­ren uns in die Kin­der­zeit zu­rück, da man Mär­chen er­leb­t…

      Denn Pa­ter Matt­hi­as sah ge­nau so aus wie das Schnei­der­lein, das »Sie­ben auf einen Streich« er­legt hat. Ein spär­li­ches grau­es Bärt­chen wuchs ihm am Kinn und am Schnurr­bart konn­te man alle Haa­re zäh­len. Ma­ger war das Ge­sicht! Nur die Far­be der Au­gen, der großen, grau­en Au­gen er­in­ner­te an das Meer, über das Wol­ken hin­zie­hen – und manch­mal blitzt kurz ein Son­nen­strahl über die Was­ser­flä­che, die so harm­los den großen Ab­grund ver­birg­t…

      Wie­der drei Fla­schen…

      Der Pa­ter war hung­rig. Schweig­sam ver­zehr­te er einen Tel­ler voll Kut­teln, dann noch einen… Er trank aus­gie­big, stieß mit den an­de­ren an. Er sprach das Fran­zö­si­sche mit ei­nem leich­ten Ak­zent, der Stu­der an die Hei­mat er­in­ner­te. Und rich­tig, kaum hat­te sich der Weiß­be­kut­te­te am Es­sen er­labt, sag­te er und klopf­te dem Ber­ner Wacht­meis­ter auf den Un­ter­arm:

      »Ich bin ein Lands­mann von Ih­nen, ein Ber­ner…«

      »A bah!«, mein­te Stu­der, dem der Wein ein we­nig in den Kopf ge­stie­gen war.

      »Aber ich bin schon lan­ge im Aus­land«, fuhr der Schnei­der fort – eh, was Schnei­der! Das war ja ein Mönch! Nein, kein Mön­ch… Ein… ein Pa­ter! Ganz rich­tig! Ein wei­ßer Va­ter! Ein Va­ter, der kei­ne Kin­der hat­te – oder bes­ser, alle Men­schen wa­ren sei­ne Kin­der. Aber man selbst war Groß­va­ter… Soll­te man dies dem Lands­mann, dem Aus­land­schwei­zer er­zäh­len? Un­nö­tig! Kom­mis­sär Ma­de­lin tat es:

      »Wir fei­ern un­se­ren In­spek­tor. Er hat von sei­ner Frau ein Te­le­gramm er­hal­ten, dass er Groß­va­ter ge­wor­den ist.«

      Der Mönch schi­en sich zu freu­en. Er hob sein Glas, trank dem Wacht­meis­ter zu, Stu­der stieß an… Kam nicht bald der Kaf­fee? Doch, er kam, und mit ihm eine Fla­sche Rum. Und Stu­der, dem es merk­wür­dig zu­mu­te war – die­ser Vouvray! Ein hin­ter­lis­ti­ger Wein! – hör­te den Kom­mis­sär Ma­de­lin zum Bei­zer sa­gen, er sol­le die Fla­sche nur auf dem Tisch ste­hen las­sen…

      Ne­ben dem Wacht­meis­ter saß Go­do­frey, der, wie vie­le klei­ne Men­schen, über­trie­ben ele­gant ge­klei­det war. Aber das stör­te Stu­der nicht wei­ter. Im Ge­gen­teil, die Nähe des Zwer­g­leins, das eine wan­deln­de En­zy­klo­pä­die der kri­mi­na­lis­ti­schen Wis­sen­schaft war, wirk­te trös­tend und be­ru­hi­gend. Der wei­ße Va­ter hat­te sei­nen Platz an der an­de­ren Sei­te des Ti­sches, ne­ben Ma­de­lin…

      Und dann war Pa­ter Matt­hi­as mit Es­sen fer­tig. Er fal­te­te die Hän­de vor sei­nem Tel­ler, be­weg­te laut­los die Lip­pen – sei­ne Au­gen wa­ren ge­schlos­sen; er öff­ne­te sie wie­der, schob sei­nen Stuhl ein we­nig vom Tisch ab, schlug das lin­ke Bein über das rech­te – zwei seh­ni­ge, be­haar­te Wa­den ka­men un­ter der Kut­te zum Vor­schein. Er sag­te: »Ich muss not­wen­dig in die Schweiz, Herr In­spek­tor. Ich habe zwei Schwä­ge­rin­nen dort, die eine in Ba­sel, die an­de­re in Bern. Und es ist gut mög­lich, dass ich in Schwie­rig­kei­ten ge­ra­te und die Hil­fe der Po­li­zei brau­che. Wür­den Sie dann so freund­lich sein und mir bei­ste­hen?«

      Stu­der schlürf­te sei­nen Kaf­fee und fluch­te in­ner­lich über Ma­de­lin, der das hei­ße Ge­tränk all­zu aus­gie­big mit Rum ge­würzt hat­te; dann blick­te er auf und er­wi­der­te (auch er be­dien­te sich der fran­zö­si­schen Spra­che):

      »Die Schwei­zer Po­li­zei be­schäf­tigt sich sonst nicht mit Fa­mi­li­en­an­ge­le­gen­hei­ten. Um Ih­nen hel­fen zu kön­nen, müss­te ich wis­sen, worum es sich han­delt.«

      »Das ist eine lan­ge Ge­schich­te«, sag­te Pa­ter Matt­hi­as, »und ich wage kaum, sie zu er­zäh­len, denn Sie alle«, sei­ne Hand mach­te eine kreis­för­mi­ge Be­we­gung, »wer­den mich aus­la­chen.«

      Go­do­frey


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