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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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nicht gleich­gül­tig blei­ben konn­te, als Col­la­ni mir eine Wo­che spä­ter Din­ge er­zähl­te, die mich, mich per­sön­lich an­gin­gen…

      Es war der 28. Sep­tem­ber. Ein Diens­tag.«

      Pa­ter Matt­hi­as schwieg, be­deck­te sei­ne Au­gen mit der Hand und fuhr fort:

      »Col­la­ni kommt. Ich spre­che zu ihm, wie es mei­ne Pf­licht ist als Pries­ter, be­schwö­re ihn, die teuf­li­schen Ex­pe­ri­men­te zu las­sen. Er bleibt trot­zig. Und plötz­lich wird sein Blick wie­der leer, die Ober­li­der ver­de­cken halb die Au­gen, ein un­an­ge­nehm höh­ni­sches Lä­cheln zerrt sei­ne Lip­pen aus­ein­an­der, so­dass ich sei­ne brei­ten, gel­ben Zäh­ne sehe, und dann sagt er mit je­ner Stim­me, die mir so be­kannt vor­kommt: ›Hal­lo, Matt­hi­as, wie geht’s dir?‹ – Es war die Stim­me mei­nes Bru­ders, mei­nes Bru­ders, der vor fünf­zehn Jah­ren den Tod ge­fun­den hat­te!«

      Die drei Män­ner um den Tisch in der klei­nen Bei­ze bei den Pa­ri­ser Markt­hal­len nah­men die­se Mit­tei­lung schweig­sam ent­ge­gen. Kom­mis­sär Ma­de­lin lä­chel­te schwach, wie man nach ei­nem schlech­ten Witz lä­chelt. Stu­ders Schnurr­bart zit­ter­te, und die Ur­sa­che die­ses Zit­terns war nicht recht fest­zu­stel­len… Nur Go­do­frey be­müh­te sich, die pein­li­che Un­wahr­schein­lich­keit der Er­zäh­lung et­was zu mil­dern. Er sag­te:

      »Im­mer wie­der zwingt uns das Le­ben, mit Ge­s­pens­tern Um­gang zu pfle­gen…«

      Das konn­te tief­sin­nig sein. Pa­ter Matt­hi­as sag­te sehr lei­se:

      »Die frem­de und doch so ver­trau­te Stim­me re­de­te aus dem Mun­de des Hell­se­her­kor­po­rals zu mir…«

      Stu­ders Schnurr­bart hör­te auf zu zit­tern, er beug­te sich über den Tisch… Die Be­to­nung des letz­ten Sat­zes! Sie klang un­echt, über­trie­ben, ge­spielt! Der Ber­ner Wacht­meis­ter blick­te zu Ma­de­lin hin­über. Das kno­chi­ge Ge­sicht des Fran­zo­sen war ein we­nig ver­zerrt. Also hat­te auch der Kom­mis­sär den Miss­ton emp­fun­den! Er hob die Hand, leg­te sie sanft auf den Tisch: »Re­den las­sen! Nicht un­ter­bre­chen!« Und Stu­der nick­te. Er hat­te ver­stan­den…

      »›Hal­lo, Matt­hi­as! Kennst du mich noch? Hast du ge­meint, ich sei tot? Spring­le­ben­dig bin ich…‹ Und da be­merk­te ich zum ers­ten Male, dass Col­la­ni Deutsch re­de­te! – ›Matt­hi­as, be­eil dich, wenn du die al­ten Frau­en ret­ten willst. Sonst kom­m’ ich sie ho­len. Sie wer­den in…‹ Da ging die Stim­me, die doch nicht Col­la­nis Stim­me war, in ein Flüs­tern über, so­dass ich die nächs­ten Wor­te nicht ver­stand. Und dann wie­der, laut und deut­lich ver­nehm­bar: ›Hörst du es pfei­fen? Es pfeift und dies Pfei­fen be­deu­tet den Tod.

      Fünf­zehn Jah­re hab’ ich ge­war­tet! Zu­erst die in Ba­sel, dann die in Bern! Die eine war klug, sie hat mich durch­schaut, die spar’ ich mir auf. Die an­de­re hat mei­ne Toch­ter schlecht er­zo­gen. Da­für muss sie ge­straft wer­den.‹ Ein La­chen und dann schwieg die Stim­me. Dies­mal war Col­la­nis Schlaf so tief, dass ich Mühe hat­te, den Mann zu we­cken…

      End­lich klap­pen sei­ne Li­der ganz auf, er sieht mich an, er­staunt. Da fra­ge ich den Hell­se­her­kor­po­ral: ›Weißt du, was du mir er­zählt hast, mein Sohn?‹ – Zu­erst schüt­telt Col­la­ni den Kopf, dann er­wi­dert er: ›Ich sah einen Mann, den ich in Fez ge­pflegt hat­te vor fünf­zehn Jah­ren. Er ist ge­stor­ben, da­mals, an ei­nem bö­sen Fie­ber… Im Jah­re sie­ben­zehn, wäh­rend des Welt­krie­ge­s… Dann sah ich zwei Frau­en. Die eine hat­te eine War­ze ne­ben dem lin­ken Na­sen­flü­gel… Der Mann da­mals in Fez – wie hieß er? Wie hieß er nur?‹ – Col­la­ni reibt sich die Stir­ne, er fin­det den Na­men nicht, ich hel­fe ihm auch nicht – ›der Mann in Fez hat mir einen Brief ge­ge­ben. Den soll ich ab­schi­cken, nach fünf­zehn Jah­ren. Ich hab’ ihn ab­ge­schickt. An sei­nem To­des­tag. Am 20. Juli. Der Brief ist fort, ja er ist fort!‹, schreit er plötz­lich. ›Ich will mit der Sa­che nichts mehr zu tun ha­ben! Es ist un­er­träg­lich. Ja­wohl!‹, schreit er noch lau­ter, als ant­wor­te er dem Vor­wurf ei­nes Un­sicht­ba­ren. ›Ich habe eine Ko­pie be­hal­ten. Was soll ich mit der Ko­pie tun?‹ – Der Hell­se­her­kor­po­ral ringt die Hän­de. Ich be­ru­hi­ge ihn: ›Bring mir die Ab­schrift des Brie­fes, mein Sohn. Dann wird dein Ge­wis­sen ent­las­tet sein. Geh! Jetzt gleich!‹ – ›Ja, mein Va­ter‹, sagt Col­la­ni, steht auf und geht zur Türe. Ich höre noch die Nä­gel sei­ner Soh­len auf dem Stein vor mei­ner Hau­stü­re krei­schen…

      Und dann hab’ ich ihn nie mehr ge­se­hen! Er ver­schwand aus Géryville. Man nahm an, Col­la­ni sei de­ser­tiert. Der Fall wur­de auf Be­fehl des Ba­tail­lons­kom­man­dan­ten un­ter­sucht. Man fand her­aus, dass am glei­chen Abend ein Frem­der in ei­nem Auto nach Géryville ge­kom­men und in der glei­chen Nacht wie­der ab­ge­fah­ren war. Vi­el­leicht hat er den Hell­se­her­kor­po­ral mit­ge­nom­men…«

      Pa­ter Matt­hi­as schwieg. Im klei­nen Raum war ein­zig das Schnar­chen des di­cken Wir­tes zu hö­ren und da­zwi­schen, ganz lei­se, das Ti­cken ei­ner Wand­uhr…

      Der Wei­ße Va­ter nahm die Hand vom Ge­sicht. Sei­ne Au­gen wa­ren leicht ge­rötet, und noch im­mer ge­mahn­te ihre Far­be an das Meer – aber nun la­gen Ne­bel­schwa­den über den Was­sern und ver­bar­gen die Son­ne. Der alte Mann, der aus­sah wie der Schnei­der Meck­meck, mus­ter­te sei­ne Zu­hö­rer.

      Es war ein schwie­ri­ges Un­ter­fan­gen, drei mit al­len Was­sern ge­wa­sche­nen Kri­mi­na­lis­ten eine Ge­s­pens­ter­ge­schich­te zu er­zäh­len. Sie lie­ßen ein lan­ges Schwei­gen wal­ten, dann klopf­te der eine, Ma­de­lin, mit der fla­chen Hand auf den Tisch. Der Wirt fuhr auf.

      »Vier Glä­ser!«, be­fahl der Kom­mis­sär. Er füll­te sie mit Rum, sag­te tro­cken: »Eine klei­ne Stär­kung wird Ih­nen gut­tun, mein Va­ter.« Und Pa­ter Matt­hi­as leer­te ge­hor­sam sein Glas. Stu­der zog ein läng­li­ches Le­de­re­tui aus der Bu­sen­ta­sche, stell­te be­trübt fest, dass ihm nur noch eine Bris­sa­go ver­blieb, zün­de­te sie um­ständ­lich an und gab auch Ma­de­lin Feu­er, der eine Pfei­fe ge­stopft hat­te. Mit die­ser gab der Kom­mis­sär sei­nem Schwei­zer Kol­le­gen einen Wink, eine klei­ne Auf­for­de­rung, mit dem fäl­li­gen Ver­hör zu be­gin­nen.

      Stu­der rück­te nun eben­falls vom Tisch ab, leg­te die Ell­bo­gen auf die Schen­kel, fal­te­te die Hän­de und be­gann zu fra­gen, lang­sam und be­däch­tig, wäh­rend sei­ne Au­gen ge­senkt blie­ben.

      »Zwei Frau­en? Ihr Bru­der hat sich wohl nicht der Bi­ga­mie schul­dig ge­macht?«

      »Nein«, sag­te Pa­ter Matt­hi­as. »Er ließ sich schei­den von der ers­ten Frau und hei­ra­te­te dann ihre Schwes­ter Jo­se­pha.«

      »So so. Schei­den?«, wie­der­hol­te Stu­der. »Ich dach­te, das gäbe es nicht in der ka­tho­li­schen Re­li­gi­on.« Er hob die Au­gen und sah, dass Pa­ter Matt­hi­as rot ge­wor­den war. Von der sehr ho­hen Stir­ne roll­te eine Blut­wel­le über das braun­ge­brann­te Ge­sicht – nach­her blieb die Haut merk­wür­dig grau ge­fleckt.

      »Ich bin mit acht­zehn Jah­ren zur ka­tho­li­schen Re­li­gi­on über­ge­tre­ten«, sag­te Pa­ter Matt­hi­as lei­se. »Da­rauf­hin wur­de ich von mei­ner Fa­mi­lie ver­sto­ßen.«

      »Was war Ihr Bru­der?«, frag­te Stu­der wei­ter.

      »Geo­lo­ge. Er schürf­te im Sü­den


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