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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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      »Ge­ben Sie mir die Adres­sen Ih­rer bei­den Schwä­ge­rin­nen«, bat er höf­lich.

      »Jo­se­pha Cle­man-Hor­nuss, Spa­len­berg 12, Ba­sel. – So­phie Hor­nuss, Ge­rech­tig­keits­gas­se 44, Bern.« Der Pa­ter sprach ein we­nig atem­los.

      »Und Sie mei­nen wirk­lich, mein Va­ter, dass den al­ten Frau­en Ge­fahr droht?«

      »Ja… wirk­lich… ich glau­be es… bei mei­ner See­le Se­lig­keit!« Wie­der hät­te Stu­der dem Männ­lein mit dem Schnei­der­bart am liebs­ten ge­sagt: »Re­den Sie we­ni­ger ge­schwol­len!« Aber das ging nicht an. Er sag­te nur:

      »Ich wer­de hier in Pa­ris noch Sil­ves­ter fei­ern, dann den Nacht­zug neh­men und am Neu­jahrs­mor­gen in Ba­sel an­kom­men. Wann fah­ren Sie in die Schweiz?«

      »Heut’… Heut’ nacht!«

      »Dann«, sag­te Go­do­freys Pa­pa­gei­en­stim­me, »dann ha­ben Sie ge­ra­de noch Zeit, ein Taxi zu neh­men.«

      »Mein Gott, ja, Sie ha­ben recht… Aber wo…?«

      Kom­mis­sär Ma­de­lin tauch­te ein Stück Zu­cker in sei­nen Rum und wäh­rend er an die­sem »Canard« lutsch­te, rief er dem schnar­chen­den Bei­zer ein Wort zu.

      Die­ser sprang auf, stürz­te zur Tür, steck­te zwei Fin­ger zwi­schen die Zäh­ne. So gel­lend war der Pfiff, dass sich Pa­ter Matt­hi­as die Ohren zu­hielt.

      Und dann war der Ge­schich­ten­er­zäh­ler ver­schwun­den.

      Kom­mis­sär Ma­de­lin brumm­te: »Ich möcht’ nur ei­nes wis­sen. Hält uns der Mann für klei­ne Kin­der? – Stüdè­re, es tut mir leid. Ich dach­te, er hät­te Wich­ti­ge­res zu er­zäh­len. Und dann war er mir emp­foh­len wor­den. Er hat Pro­tek­tio­nen, hohe Pro­tek­tio­nen!… Aber nicht ein­mal eine Run­de hat er be­zahlt! Wirk­lich, er ist ein Kind!«

      »Ver­zei­hung, Chef«, ent­geg­ne­te Go­do­frey. »Das stimmt nicht. Kin­der ste­hen mit den En­geln auf du und du. Aber un­ser Pa­ter duzt die En­gel nicht…«

      »Hä?« Ma­de­lin riss die Au­gen auf und auch Stu­der be­trach­te­te er­staunt das über­e­le­gan­te Zwer­g­lein.

      Go­do­frey ließ sich nicht aus der Ruhe brin­gen.

      »Die En­gel duzt man nur«, sag­te er, »wenn man ein lau­te­res Ge­müt hat. Un­ser Pa­ter ist vol­ler Rän­ke. Sie wer­den noch von ihm hö­ren! Aber jetzt«, er wink­te dem Wirt, »jetzt trin­ken wir Cham­pa­gner auf das Wohl des En­kel­kin­des un­se­res In­spek­tors.« Und er wie­der­hol­te die deut­schen Wor­te des Te­le­gramms: »Das jun­ge Scha­kob­li lässt den al­ten Scha­kob gris­sen…« Stu­der lach­te, dass ihm die Trä­nen in die Au­gen tra­ten und dann tat er sei­nen Beglei­tern Be­scheid.

      Üb­ri­gens war es gut, dass Kom­mis­sär Ma­de­lin sei­nen Po­li­zei­aus­wels bei sich trug. Denn sonst wä­ren die drei Män­ner um zwei Uhr mor­gens si­cher we­gen Nacht­lärm ar­re­tiert wor­den. Stu­der hat­te es sich in den Kopf ge­setzt, sei­nen bei­den Beglei­tern das Lied vom »Bri­en­zer Bu­ur­li« bei­zu­brin­gen, und ein uni­for­mier­ter Po­li­zist fand einen Pa­ri­ser Bou­le­vard un­ge­eig­net für eine Ge­sangs­stun­de. Er be­ru­hig­te sich je­doch, als er den Be­ruf der drei Män­ner fest­ge­stellt hat­te. Und so konn­te Wacht­meis­ter Stu­der fort­fah­ren, sei­nen Kol­le­gen von der Pa­ri­ser Si­cher­heits­po­li­zei ber­ni­sches Kul­tur­gut zu ver­mit­teln. Er lehr­te sie: »Nie­ne geit’s so schön und lusch­tig…«, wor­auf ihm das Wort »Em­men­tal« Ge­le­gen­heit gab, den Un­ter­schied zwi­schen Greyer­zer- und Em­men­ta­ler­kä­se zu er­läu­tern. Denn in Frank­reich herrscht die ket­ze­ri­sche An­sicht, je­der Schwei­zer­kä­se stam­me aus dem Greyer­zer­lan­de…

      Gas

      Nach­dem Wacht­meis­ter Stu­der sei­nen ram­po­nier­ten Schweins­le­der­kof­fer in ei­nem Ab­teil des Nacht­schnell­zu­ges Pa­ris-Ba­sel ver­staut hat­te, ließ er im Gang das Fens­ter her­ab und nahm Ab­schied von sei­nen Freun­den. Kom­mis­sär Ma­de­lin zog mit Äch­zen und Stöh­nen eine in Zei­tungs­pa­pier ver­pack­te Fla­sche aus der Man­tel­ta­sche, Go­do­frey reich­te ein Päck­lein zum Wag­gon­fens­ter hin­auf, das ohne Zwei­fel eine Ter­ri­ne Gans­le­ber­pas­te­te ent­hielt, und lis­pel­te: »Pour ma­da­me!« Dann fuhr der Zug aus der Hal­le des Ost­bahn­ho­fes und Stu­der kehr­te in sein Dritt­klass-Ab­teil zu­rück.

      Sei­nem Eck­platz ge­gen­über hat­te ein Fräu­lein Platz ge­nom­men. Pelz­jackett, graue Wild­le­der­schu­he, graus­ei­de­ne St­rümp­fe. Das Fräu­lein zün­de­te eine Zi­ga­ret­te an – aus­ge­spro­chen männ­li­che Rau­cher­wa­re, fran­zö­si­sche Ré­gie-Zi­ga­ret­ten: Gau­loi­ses. Sie streck­te Stu­der das blaue Päck­lein hin und der Wacht­meis­ter be­dien­te sich. Das Fräu­lein er­zähl­te, es sei Bas­le­rin und wol­le sei­ne Mut­ter be­su­chen. Über Neu­jahr. – Wo woh­ne die Mut­ter? – Auf dem Spa­len­berg. – So so? Auf dem Spa­len­berg? – Ja…

      Stu­der be­gnüg­te sich mit die­ser Aus­kunft. Das jun­ge Meit­schi war zwei-, höchs­tens drei­und­zwan­zig­jäh­rig und es ge­fiel dem Wacht­meis­ter aus­neh­mend. Es ge­fiel ihm – in al­len Ehren. Schließ­lich hat­te man nicht das Recht als Groß­va­ter, als so­li­der Mann… Äbe!… Und es war an­ge­nehm, mit dem Meit­schi z’­brich­te…

      Dann wur­de Stu­der müde, ent­schul­dig­te sein Gäh­nen, er sei sehr be­schäf­tigt ge­we­sen in Pa­ris – das Meit­schi lä­chel­te, un­ver­schämt ein we­nig, – was tat das? Der Wacht­meis­ter lehn­te den schwe­ren Kopf in die Ecke auf sei­nen grau­en Re­gen­man­tel und schlum­mer­te ein. Als er er­wach­te, saß ihm ge­gen­über im­mer noch das Meit­schi, es schi­en sich kaum be­wegt zu ha­ben. Nur das blaue Päck­li mit den Zi­ga­ret­ten, das in Pa­ris noch voll ge­we­sen war, lag als lee­res Pa­pier, zu­sam­men­ge­knäu­elt, in ei­ner Ecke. Und Stu­der hat­te Kopf­weh, weil das Kupée blau von Rauch war…

      Er trug sei­nen Kof­fer und den sei­ner Mit­rei­sen­den bis an den Zoll, ver­ab­schie­de­te sich dann und stieß mit ei­nem Man­ne zu­sam­men, der auf dem Kop­fe eine Kap­pe trug, die aus­sah wie ein von ei­nem Töp­fer ver­pfusch­ter Blu­men­topf; eine wei­ße Mönchs­kut­te hüll­te sei­nen ma­ge­ren Kör­per ein und die Füße, die blut­ten, steck­ten in of­fe­nen San­da­len…

      Wacht­meis­ter Stu­der er­war­te­te eine herz­li­che Be­grü­ßung. Sie er­folg­te nicht. Das Ge­sicht, mit dem Schnei­der­bärt­lein am Kinn, sah ängst­lich aus und trau­rig, der Mund –wie bleich wa­ren die Lip­pen! – mur­mel­te: »Ah, In­spek­tor! Wie geht’s?« Und ohne eine Ant­wort ab­zu­war­ten, wand­te sich Pa­ter Matt­hi­as dem jun­gen Mäd­chen zu, das mit Stu­der ge­reist war, und nahm ihm den Kof­fer ab. Vor dem Bahn­hof stie­gen die bei­den in ein Taxi und fuh­ren da­von.

      Der Wacht­meis­ter hob die mäch­ti­gen Ach­seln. Die Pro­phe­zei­un­gen des Hell­se­her­kor­po­rals, die ein Wei­ßer Va­ter drei Kri­mi­na­lis­ten in ei­ner Bei­ze bei den Pa­ri­ser Markt­hal­len auf­ge­tischt hat­te, schie­nen je­der Be­stä­ti­gung zu ent­beh­ren. Denn hät­te der Pa­ter ih­nen Glau­ben ge­schenkt, so wäre es sei­ne Pf­licht ge­we­sen, Wa­che zu hal­ten bei der… der… wie hieß sie nur? Ei­ner­lei!… bei der Frau auf dem Spa­len­berg, um sie zu schüt­zen ge­gen einen Tod, der ir­gend et­was mit Pfei­fen zu tun hat­te…


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