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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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      »Wie gut du darin zu lesen verstehst«, drückte er ihren Arm zärtlich an sich. »Traurig bin ich gerade nicht – aber mißgestimmt.«

      »Warum denn?«

      »Weil der Prokurist schon wieder nach mir schreit. Acht Wochen hätte ich mich um mein Geschäft nicht mehr gekümmert, und daher geht alles drunter und drüber, wie er behauptete. Damit will er mich nur nach Hause locken, der Schlauberger. Ich will doch nicht fort von dir und dem Jungen.«

      »Brauchst du auch gar nicht«, lachte sie ihn an. »Wir kommen mit dir.«

      Überrascht blieb er stehen und sah sie unsicher an.

      »Mechthild, das geht nicht.«

      »Warum nicht?«

      »Weil du und das Kind noch viel zu schwach seid, um ohne Schaden eine so weite Reise anzutreten.«

      »Ich und schwach –«, lachte sie ihn aus.

      »Du weißt doch, wie glänzend ich alles überstanden habe. Es hat mir kaum etwas gemacht.

      Das wäre also ich. Und der Junge? Dem ist es doch egal, ob er in seinem Bett im Kissen liegt oder auf meinem Schoß im Auto.«

      »Liebste Frau, wie verlockend es auch ist – aber es geht nicht. Schau mal, hier fühlst du dich wohl – aber wenn du nach Hause kommst, wo dich alles an damals erinnert – nein, ich habe Angst.«

      »Wie töricht, Holger, einmal muß es doch sein. Wir können doch nicht immer in der Fremde leben. Es war schon egoistisch genug von mir, dich so lange deinen Pflichten von zu Hause zu entziehen. Und nun willst du diesen Egoismus noch bestärken in deiner grenzenlosen Güte.

      Du hast doch oft erzählt, wie Mutter und die Kinder sich nach uns sehnen und wie sehr Omi sich auf ihren Enkel freut. Da kann ich ihr den doch nicht womöglich auf Jahre hinaus entziehen. Habe keine Angst, ich werde dir mit meinen Erinnerungen gewiß nicht zu schaffen machen.«

      »Als ob es das nur wäre«, unterbrach er sie gequält. »Aber nach den glücklichen Stunden, die du mir hier geschenkt, könnt ich es nicht ertragen, dich dort traurig zu sehen.«

      Schmeichelnd strich ihre Hand über seine Wange. Da zog er sie fest an sich und drückte sein Gesicht in ihr Haar.

      »Mechthild, du hast anscheinend immer noch keine Ahnung, wie sehr ich dich liebe.«

      »Doch, Holger«, antwortete sie erschüttert. »Und diese Liebe ist mir das Wertvollste in meinem Leben.«

      »Wirklich, Mechthild?« forschte er, indem er ihr Gesicht in die Hände nahm und seinen Blick tief in den ihren senkte.

      »Ganz gewiß, du liebster Mann. Wo du bist, da bin ich zu Hause.«

      Heiß leuchtete es in seinen Augen auf.

      »Hab Dank für dieses Wort, du liebste Frau – nun ist mir nicht mehr bange um unser Glück.«

      »Na also. Wann fahren wir?«

      »So leichten Herzens willst du dieses kleine Paradies verlassen?«

      »Doch. Zu Hause ist ja jetzt auch Frühling. Aber wie ich sehe, quält dich doch noch mehr?«

      »Ja«, gestand er zögernd. »Ich möchte dir noch verschiedenes sagen, aber…«

      »Ich habe wieder Angst«, ergänzte sie trocken. »Ich habe bisher gar nicht gewußt, was für einen ängstlichen Mann ich habe.«

      »Nur, wenn es um dich geht, mein Liebstes. Sonst fürchte ich weder Tod noch Teufel. Aber wenn ich dir weh tun muß, treffe ich damit mein eigenes Herz.«

      »Ist zu Hause was passiert?« fragte sie nun erschrocken, doch er winkte beschwichtigend ab.

      »Gottlob nein, da ist alles wohlauf und munter. Nur – liebste Frau – es wird dir weh tun – wenn ich dir sagen muß, daß Egolf Dietsch vor einigen Monaten meine frühere Sekretärin, Fräulein Berken, geheiratet hat. Siehst du, schon wirst du traurig…«

      »Nicht doch.« Sie strich ihm zärtlich über die angsterfüllten Augen. »Der junge Mann kann doch nicht ständig um Ebba trauern.«

      »Nicht wahr«, atmete er erleichtert auf. »Er hat Ebba wirklich liebgehabt. Aber er ist jung.«

      »Natürlich«, bestätigte sie ruhig. »Schau mal, Holger, ich habe im Sanatorium Zeit genug gehabt, über alles gründlich nachzudenken. Und ich habe, als die erste Verbitterung vorüber war, mir Mühe gegeben, alles gerecht zu beurteilen. Daher weiß ich, daß Ebba ganz allein an ihrem Tod die Schuld trug. Daß sie nicht so war – wie ich sie sehen wollte – und daß es so gut ist – wie alles kam für sie und auch für mich«, schloß sie leise, und da zog er sie fest an sein Herz.

      »Mechthild – ich bin erschüttert.«

      »Laß nur.« Sie machte sich sanft aus seinen Armen frei und küßte ihn fest auf den Mund. »Nun erleichtere dein Herz nur weiter.«

      »Kleine Spötterin, was ich weiter zu sagen habe, ist nicht mehr ganz so schlimm. Doritt Wentruck hat sich verlobt.«

      »Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie so trocken, daß er lachen mußte. »Das Mädchen kann doch schließlich, nur weil es Ebbas Freundin war, nicht Nonne werden.«

      »O Mechthild, es ist wunderbar beglückend für mich, wie vernünftig du das alles auffaßt. Dann kann ich dir auch sagen, daß Professor Arles unser Hausfreund gewesen ist. Er hat jetzt so gute Unterstützung durch einen sehr tüchtigen jungen Arzt, daß er sich mehr Ruhe gönnen kann. Seine Freizeit bringt er fast ausschließlich in meinem Hause zu.«

      »Das freut mich von Herzen, Holger«, sagte sie warm. »Denn ich bin dem prächtigen Mann zu großem Dank verpflichtet. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich sicher dem Irrsinn verfallen.«

      »Mechthild, es wird mir immer leichter ums Herz«, lachte Holger fröhlich. »Nun kann ich dich ohne Angst nach Hause bringen – und damit ist mein Glück vollkommen.«

      *

      Am nächsten Tage trat das Ehepaar die Heimreise an, und am übernächsten hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie trafen gerade ein, als Frau Anne mit ihren Enkelkindern und dem Professor beim Nachmittagskaffee saß.

      Das gab nun eine glückselige Freude. Die Kinder gebärdeten sich wie

      toll, alles schmunzelte, und der Mutter liefen die hellen Tränen über die Wangen.

      Der kleine Knabe wurde gebührend bewundert. Er wurde zur besseren Besichtigung mitten auf den Tisch gelegt. Um ihn ganz genau betrachten zu können, kletterte Ann-Magret sogar auf einen Stuhl.

      »Ist das unser Brüderchen«, fragte sie aufgeregt.«

      »Natürlich«, bestätigte Mechthild lächelnd.

      »Dann – dann bist du auch – unsere liebe Mutti?«

      »Von ganzem Herzen, mein Kind. Aber wie ich höre, sprichst du ja kein Kauderwelsch mehr.«

      »Ich werde ja auch bald fünf Jahre alt.« Das Dirnlein schlug sich ordentlich in die Brust. »Aber Mutti, du wirst ja so blaß. Ist dir schlecht?«

      Nein, schlecht war Mechthild nicht. Sie hatte jetzt erst das Ölgemälde erblickte, das Ebba in Lebensgröße zeigte. Als wolle das grazile Persönchen aus dem Rahmen steigen, so natürlich war es gemalt.

      Eine recht bedrückende Stille herrschte plötzlich in dem Zimmer, das eben noch lauter Jubel durchdrang. Angstvoll hingen fünf Augenpaare an dem Antlitz der Frau, die in weher Trauer das Gemälde betrachtete, unter dem herrliche Blumen dufteten.

      Ihr Kind – das nun weilte in unermeßliche Ferne. War es gut, daß es sein unruhiges Leben so rasch beenden mußte?

      Wollten die Wunden, die das harte Schicksal ihrem Herzen geschlagen, sich wieder öffnen? Sollte sie sich etwa wieder in dem düsteren Dorngestrüpp verlieren und die andern, die das Schicksal ihr wiederum ans Herz gelegt, mit hineinziehen?

      Nein,


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