Эротические рассказы

Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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Inhaltsverzeichnis

      Erstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Der eine öffnete die Tür mit einem Drücker und trat ein. Ihm folgte ein junger Bursche, der linkisch die Mütze abnahm. Seine Kleidung war derb und erinnerte an die See; offenbar fühlte er sich in der geräumigen Halle wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er wußte nicht, was er mit seiner Mütze anfangen sollte und wollte sie gerade in die Hosentasche stopfen, als der andere sie ihm abnahm. Es war eine ganz ruhige, natürliche Handlung, und der linkische junge Bursche wußte sie zu schätzen. »Er hat Verständnis dafür«, dachte er. »Er wird mir schon weiterhelfen.«

      Er folgte dem andern auf den Fersen, indem er die Schultern vor und zurück schob und die Füße unbewußt weit auseinandersetzte, als höbe und senkte sich der ebene Boden wie Meereswogen. Die großen Räume schienen ihm zu eng für seinen rollenden Gang, und er hatte selbst eine furchtbare Angst, daß seine breiten Schultern mit den Türrahmen kollidieren oder die Kunstgegenstände von dem niedrigen Kamin fegen würden. Er prallte zwischen den verschiedenen Dingen hin und her und vervielfältigte dadurch die Gefahren, die in Wirklichkeit nur in seiner Einbildung bestanden. Zwischen einem Flügel und einem bücherbeladenen Tisch in der Mitte des Zimmers wäre Platz genug für ein halbes Dutzend Männer nebeneinander gewesen, aber er wagte den Weg nur mit Angst und Beben. Seine schweren Arme hingen schlaff an seinen Seiten herab. Er wußte nicht, was er mit diesen Armen und Händen anfangen sollte, und als seine geängstigte Phantasie ihm vorspiegelte, daß er die Bücher auf dem Tische berühren könnte, machte er wie ein scheues Pferd einen Satz nach der anderen Seite und entging mit Mühe und Not einem Zusammenstoß mit dem Klavierschemel. Er bemerkte den leichten Gang des andern vor ihm, und zum erstenmal wurde ihm klar, daß sein Gang sich von dem anderer Leute unterschied. Plötzlich überkam ihn ein Gefühl der Scham über seine eigene Ungeschicklichkeit. Der Schweiß brach in kleinen Tröpfchen auf seiner Stirn aus, er blieb stehen und wischte sich das sonnenverbrannte Gesicht mit seinem Taschentuch.

      »Wart' ein bißchen, Arthur, mein Junge«, sagte er, indem er seine Angst hinter einem scherzhaften Auftreten zu verbergen suchte. »Das ist zuviel auf einmal für deinen ergebenen Diener. Du mußt mir Zeit lassen, mal Luft zu schöpfen. Du weißt, daß ich nicht mitkommen wollte, und vermutlich wird deine Familie sich auch nicht gerade soviel daraus machen, mich kennenzulernen.«

      »Laß nur«, lautete die beruhigende Antwort. »Du brauchst nicht bange vor uns zu sein. Wir sind ganz einfache Menschen. Hallo, da ist ja ein Brief für mich!« Er trat an den Tisch, riß einen Brief auf und begann zu lesen, so daß der Fremde Gelegenheit hatte, sich zu sammeln. Und der Fremde verstand ihn und war ihm dankbar. Er hatte selbst die Gabe des Verstehens, und auch jetzt verließ sie ihn nicht trotz seiner Ängstlichkeit. Er trocknete sich die Stirn und sah sich ruhiger um, wenn in seinen Augen auch der Ausdruck des wilden Tieres war, das die Falle fürchtet. Er befand sich in einer unbekannten Umgebung, fürchtete sich vor dem, was da geschehen mochte, und wußte nicht, wie er sich benehmen sollte; aber er war sich seiner Ungeschicklichkeit wohl bewußt und fürchtete, daß sein Geist und seine Seele ebenso gelähmt waren wie sein Körper. Er war sehr empfindsam, hoffnungslos selbstbewußt, und der belustigte Blick, den der andere ihm heimlich über den Rand des Briefes zuwarf, brannte wie ein Dolchstoß in ihm. Er ließ sich jedoch nichts merken, denn unter den Dingen, die er gelernt hatte, befand sich auch Selbstbeherrschung. Aber der Dolchstoß hatte auch seinen Stolz getroffen. Er verwünschte sich, weil er gekommen war, und beschloß gleichzeitig, die nun einmal begonnene Sache auch durchzuführen. Die Linien in seinem Gesicht wurden schärfer, und ein kampfbereiter Ausdruck trat in seine Augen. Er sah sich mit größerer Sorglosigkeit um und fühlte mit seiner schnellen Auffassungsgabe, wie jede Einzelheit in dem schönen Raum sich seinem Bewußtsein einprägte. Seine Augen standen weit auseinander; nichts innerhalb ihres Gesichtskreises entging ihm; und wie sie die Schönheit, die sie sahen, tranken, schwand der kampfbereite Ausdruck in ihnen und wich einer warmen Glut. Er war empfänglich für Schönheit, und hier gab es genug aufzunehmen.

      Ein Ölgemälde fesselte ihn. Schwere Brandung donnerte krachend gegen einen vorspringenden Felsen; drohende Sturmwolken bedeckten den Himmel, und vor der Brandung lag ein Lotsenschoner mit gerefften Segeln, holte gerade über, so daß man jede Einzelheit auf seinem Deck sah, und wurde von den Wellen in ein wolkiges Abendrot gehoben. Das war Schönheit, und er fühlte sich unwiderstehlich davon angezogen. Er vergaß seinen linkischen Gang und trat ganz dicht an das Gemälde heran. Da schwand die Schönheit von der Leinwand. Sein Gesicht drückte Bestürzung aus. Er starrte auf etwas, das scheinbar nichts als eine nachlässige Schmiererei war. Dann trat er wieder zurück. Sofort kehrte alle Schönheit auf die Leinwand zurück. »Ein Trickbild«, dachte er und wandte sich ab, fand aber doch inmitten der vielen Eindrücke, die auf ihn einstürmten, Zeit, sich darüber zu ärgern, daß man soviel Schönheit auf ein Trickbild geopfert hatte. Von Malerei verstand er nichts. Er war zwischen Öldrucken und Lithographien aufgewachsen, die in der Nähe wie aus der Ferne immer gleich scharf und deutlich waren. Zwar hatte er in Schaufenstern Gemälde gesehen, aber die Scheibe hatte ihn verhindert, dicht an sie heranzutreten.

      Er blickte sich nach seinem Freunde um, der immer noch seinen Brief las, und sah die Bücher auf dem Tische. In seine Augen trat der träumerische, sehnsüchtige Ausdruck eines Hungrigen, der etwas Eßbares sieht. Einer Eingebung folgend, trat er mit einem einzigen Schritt und einem Ruck der Schultern von rechts nach links an den Tisch, wo er zärtlich über die Bücher zu streichen begann. Er betrachtete Titel und Verfassernamen, las Bruchstücke von ihrem Inhalt, liebkoste die Bände immer wieder mit Augen und Händen und erkannte ein Buch, das er gelesen hatte; die übrigen Bücher und Schriftsteller waren ihm fremd. Ein Buch von Swinburne fiel ihm plötzlich in die Hand. Er begann darin zu lesen, vergaß bald ganz, wo er sich befand, und sein Gesicht leuchtete. Zweimal blätterte er zurück, um den Namen des Verfassers zu sehen. Swinburne! Den Namen wollte er sich merken. Der Mann hatte Augen im Kopf und hatte wahrhaftig Farben und strahlendes Licht gesehen. Aber wer war Swinburne? War er seit hundert Jahren tot wie die meisten Dichter? Oder lebte und schrieb er noch? Er blätterte zur Titelseite zurück. Ja, er hatte noch andere Bücher geschrieben. Schön, das erste, was er morgen früh tun wollte, war, daß er in die Volksbücherei ging und etwas von dem, was Swinburne geschrieben hatte, zu bekommen suchte. Dann kehrte er wieder zu dem Inhalt des Buches zurück und vergaß alles um sich her. Er bemerkte nicht, daß eine junge Dame ins Zimmer trat. Das erste, dessen er sich bewußt wurde, war die Stimme Arthurs, die sagte:

      »Ruth, das ist Herr Eden.«

      Das Buch wurde über dem Zeigefinger geschlossen, aber noch ehe er sich umgedreht hatte, fühlte er sich schon von einem neuen Eindruck durchbebt, dessen Ursache nicht das junge Mädchen, sondern die Äußerung ihres Bruders war. Dieser muskulöse Körper barg nämlich höchste Empfindsamkeit. Bei dem geringsten Eindruck von der Außenwelt loderten seine Gedanken und Gefühle in hellen Flammen auf. Er war ungewöhnlich empfänglich, und seine Phantasie, die stets unter Hochdruck arbeitete, bemühte sich immer, Gleichheiten und Unterschiede festzustellen. Was jetzt einen so starken Eindruck auf ihn gemacht hatte, war, daß er »Herr Eden« genannt worden war – er, der sein ganzes Leben lang nur »Eden«, »Martin Eden« oder einfach »Martin« geheißen hatte. Und jetzt »Herr!« Das war wirklich ein weiter Schritt vorwärts, sagte er sich. Sein Kopf schien augenblicklich zu einer ungeheuren Camera obscura zu werden, in der eine endlose Reihe von Bildern aus seinem Leben auftauchte, Bilder von Feuerungsräumen und Mannschaftslogis, von Lagern und Küsten, Gefängnissen und Kneipen, Fieberhospitälern und Armenhäusern, deren einzige Ähnlichkeit in der Art bestanden hatte, wie er in den verschiedenen Situationen angeredet worden war.

      Und dann drehte er sich um und sah das Mädchen an. Bei ihrem Anblick verschwanden die Schattenbilder in seinem Kopfe mit einem Schlage. Sie war ein blasses, ätherisches Geschöpf mit großen, träumerischen, blauen Augen und einer Flut goldenen Haares. Von ihrer Kleidung wußte er nichts, als daß sie wunderbar anzusehen war. Er verglich sie mit einer blaßgoldenen Blume auf schlankem Stiel. Nein, sie war eine Elfe, eine Gottheit; diese erhabene Schönheit war nicht


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