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Morde am Fließband: Kriminalgeschichten. Alexis WillibaldЧитать онлайн книгу.

Morde am Fließband: Kriminalgeschichten - Alexis Willibald


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des noch zaudernden Gottfried ein anderer Tröster eingefunden, abermals ein Weinhändler, abermals ein Freund von Miltenberg und jemand, den das böse Geschick in der Nähe des Miltenbergschen Hauses verkehren ließ. In der Biographie der Gottfried wird er in Berücksichtigung seiner noch lebenden Familie mit dem Pseudonamen Kassow aufgeführt. Kassow war verheiratet, Vater, nicht schön und mit einem starken Bauche ausgestattet. Aber er besaß Verführungskünste. Kaum daß es deren bedurft hätte, wenn ihm ein Blick in die Seele des erstrebten Gegenstandes gestattet gewesen wäre. Das Begehren war bei ihr da, eine heftige Neigung zu Gottfried: und Gottfried zauderte. Aufgeregt, erzürnt, ohne allen moralischen und religiösen Halt, hätte sich die getäuschte und verlangende Frau vielleicht einem jeden in die Arme geworfen, der sie ihr in stiller Heimlichkeit entgegengebreitet hätte, wohlverstanden aber einem jeden, dessen Neigung ihrer Eitelkeit schmeichelte, dessen Stand und Wohlstand sie über ihre Sphäre erhob. Die Miltenbergs, wenn auch wohlhabend, gehörten dem Handwerksstande an, Kassow war wie Gottfried ein Kaufmann; er liebte Lust und Aufwand und war ein jovialer Lebemann. Aber noch schützte das geistig schutzlose Weib wider ihren Willen die selbstgefertigte Maske von Tugend und Anstand. Alles kam Kassow zu Hilfe, und doch hielt er in seinen Angriffen zurück. Miltenberg war auch sein Busenfreund geworden, denn auch Kassow spendete aus dem Weinlager gegenüber, dessen Aufseher er war, an den durstenden Ehemann Flasche um Flasche. Miltenberg lud ihn täglich ins Haus; er mußte Beefsteaks und Hasenbraten bei ihm verzehren und brachte dafür Wein in der Tasche mit. Er konnte es wagen, der feinen Madame Miltenberg Geschenke mit Weinflaschen zu machen, die in der Regel ihr Mann leerte, welcher die Frau dann bat, sie möge Kassow nicht anders wissen lassen, als daß sie selbst den Wein ausgetrunken hätte. Kassow arrangierte Partien über Land, wobei die ländlichen Freiheiten benutzt wurden. Sie kam solcher Aufmerksamkeit mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln entgegen. Geschenke und Briefe wurden später ein täglich angewandtes Mittel ihrerseits, sich die Freundschaft und Liebe ihrer alten und neuen Bekannten zu sichern. Sie schenkte Kassow eine Tuchnadel mit einer Haarlocke, wollte aber gern das Geschenk mit einigen bedeutungsvollen Worten begleiten. Nun war sie in der Kunst des Briefschreibens nicht geübt – auch später bediente sie sich der Hilfe von dem und jenem, denn sie hatte immer unsichtbare Vertraute hinter jeder Kulisse stehen –, Miltenberg aber war sehr geschickt darin, und sie übte den ersten ehebrecherischen Betrug, indem sie ihn ersuchte, für eine Freundin einen sinnvollen Brief aufzusetzen, die ihrem Freunde eine Tuchnadel schenken wolle. Der »sinnvolle« Brief lautet: »Nicht die Locke sei Ursache, daß Sie sich meiner erinnern; nein, das Gefühl für Freundschaft und Tugend mehre sich täglich in Ihnen, wie ich nie aufhören werde, mich zu nennen usw.«

      Und doch, wunderbarerweise, gelangte Kassow noch immer nicht zu dem erstrebten Genuß. Eine zweite, zwar glückliche Niederkunft, aber mit einem toten Kinde, kam störend dazwischen. Die Miltenberg blickte mit Schaudern ihre Magerkeit an und fürchtete, daß ihr Ansehen bei den Leuten dadurch Einbuße erleiden möchte. Die Auspolsterung eines einfachen Kleidungsstückes könne, fürchtete sie, sich leicht verschieben und sie auf diese Weise entdeckt werden. Deswegen verfiel sie auf den Gedanken, sich Korsetts über Korsetts anzuziehen, was sicherer war und zugleich den Vorteil bot, daß, indem sie eins über das andere tat, der Schein einer natürlich anwachsenden Fülle ihres Körpers gewonnen wurde. Sie kam bis zur Zahl dreizehn! So glücklich fiel diese wie alle ihre betrügerischen Handlungen aus, daß es erst zwanzig Jahre später bei ihrer Gefangensetzung entdeckt wurde. Das Volk in Bremen schrieb damals diesen Korsetts eine magische Kraft bei. Die Gottfried habe sich mit ihrer Hilfe unsichtbar machen, ja fliegen können. Dennoch wurden bei der öffentlichen Versteigerung ihrer Effekten die siebzehn wohlerhaltenen Korsetts für ein paar Groschen verkauft; gewiß eine Merkwürdigkeit, da Englands reiche Kuriositätensammlungen der Stadt Bremen so nahe sind. Durch die naturwidrige ununterbrochene Einschnürung des oberen Körpers schadete sie nicht wenig ihrer Gesundheit.

      Im Herbste desselben Jahres, nach ihrer zweiten Niederkunft, blühte das zarte Verhältnis zwischen ihr und dem Kassow wie vorher. Kassow hatte eine vorteilhafte Geschäftsreise nach Berlin vor; in der Stunde der Trennung, bei Punsch und Küssen, reifte die von beiden Seiten genährte Sünde zur Tat. Madame Miltenberg mußte sich um des Auslandes willen untröstlich stellen; aber Kassow beschwichtigte ihre Tränen durch das Versprechen eines schönen und großen Geschenkes, das er ihr aus Berlin mitbringen wolle, und niemand wußte um das Vorgefallene; also war alles gut.

      Um diese Zeit erschien Gottfried wieder. Eine jährliche Geschäftsreise hatte ihn aus Bremen entfernt. Dieser Michael Christian Gottfried wird uns so geschildert: eine kerngesunde, kräftige Natur, leichten Blutes bei vollen Säften; zwar nicht schön, aber von keiner unangenehmen Gesichtsbildung, gewandt in seinem Benehmen, ein guter Tänzer, Reiter, Guitarrenspieler und Sänger, mit männlich kräftiger, klangreicher Stimme. Dagegen bezeichnen ihn seine nächsten Bekannten als einen gutmütigen, aber charakterlosen Menschen von verliebter Natur und ohne religiöse oder tiefere sittliche Haltung, obwohl als Eigenheit an ihm bemerkt wird, daß er seine Eroberungen beim weiblichen Geschlecht selten bis zum letzten Angriff ausdehnte, sich vielmehr vor dem Siege abwandte. Ihm war es mehr um ein eitles Spiel, um eine sentimentale Unterhaltung zu tun, was, wie man meinte, in einer phlegmatischen Organisation seines Körpers den Grund hatte. Den Mangel wahrer geistiger Vorzüge verdeckte seine Jovialität, ein gewisser Grad äußerer, doch nur im geselligen Verkehr glänzender Bildung, welche er seinen Reisen und seiner Belesenheit verdankte. Er besaß eine elegante Bibliothek der damaligen Klassiker von Kotzebue und Lafontaine bis zu Klopstock hinauf, auch geistliche Morgen-und Abendopfer darunter; nur vermissen wir in dem uns mitgeteilten Verzeichnisse, merkwürdig genug, Goethes Werke, wogegen eine Menge Gedichte und Liedersammlungen vorkommen, durch seine große Liebhaberei für Gesang und gesellige Freuden erklärt. Gottfried war in dieser Beziehung selbst Schriftsteller und hat zwei Sammlungen Lieder mit Gesängen herausgegeben. Seine »Blumenkränze geselliger Freude« (Bremen 1808) haben sogar vier Auflagen erlebt. Seine »Blumenlese« (Bremen 1816) ist vergriffen.

      Der alte Miltenberg hatte sein Haus dem Sohne übertragen. Es wurden die Zimmer darin an einzelne Herren vermietet; ein Umstand, der nicht wenig zum verbrecherischen Entwicklungsgange der gefallenen Frau beitrug. Der Zufall wollte, daß Gottfried bald ausziehen mußte, und Miltenberg nahm ihn in sein Haus auf, ja er gab ihm die Vorderstube, welche bis da seine Frau bewohnt hatte, natürlich mit deren voller Einwilligung. Gottfried ging ein, aber – in keiner verbrecherischen Absicht. Er hatte von Kassows Verkehr mit der Miltenberg gehört und strebte jetzt noch weniger nach dem verbotenen Gute. Ihm war nur die Aufmerksamkeit der schönen jungen Frau schmeichelhaft; zudem liebte auch er auf fremde Kosten zu zehren und zugleich ein gemütliches häusliches Leben, ohne dafür viel auszugeben. Beides fand er bei Miltenberg; er war in den Schoß der Familie aufgenommen, verbrachte dort die Abende, aß an ihrem Tische und gab die Klubs und Wirtshäuser auf. Durch seine Aufmerksamkeiten gegen die schöne Frau, indem er ihr Serenaden brachte, ihr Blumenbrett schmückte, den kleinen Garten bestellte, suchte er es zu vergelten. Er verführte nicht, er ward verführt.

      Die junge Frau hielt es für dienlich, in Schwermut zu verfallen, sie klagte über ihren rohen Mann, der sie stets verlasse, und daß er, wie ihr Gemüt, auch ihre Kasse leer lasse. Gottfried war leicht zu rühren; er schenkte ihr nicht allein Mitleid, sondern gab ihr auch dann und wann ein Darlehn zur Bestreitung ihrer angeblich nötigsten Bedürfnisse für die Haushaltung. Es bestand also schon ein Geheimnis zwischen Frau und Freund. Die Musik wurde zur Zwischenträgerin ihrer Gedanken. Er sang abends vor ihrem Fenster »Beglückt, beglückt, wer die Geliebte findet«, »Wen ich liebe, weiß nur ich«, »Süßer Traum, wie bald bist du entschwunden«, »Weine nicht, es ist vergebens« und »Das Grab ist tief und stille«, und Madame Miltenberg netzte, wenn sie sich niederlegte, ihr Lager mit Tränen. Einsame Spaziergänge folgten, ein erster Kuß an einem alten steinernen Kreuze, und das gemeinschaftliche Besitztum schien vollkommen angedeutet, wenn Miltenberg beim Nachhausekommen mit seinem Busenfreunde Gottlieb diesen fragte: »Was mag wohl nun unsere kleine Frau machen?«

      Da kam Kassow aus Berlin zurück, brachte der Geliebten ein Geschenk von zehn Louisdor und forderte seine alten Rechte, welche sie ihm aus fortgeschrittener Lasterhaftigkeit oder aus Furcht nicht versagte. Diese letztere wuchs in ihr mit der Zahl und Größe ihrer Verbrechen. Ihr kam es also vor allem darauf an, daß weder Gottfried von ihrer Vertraulichkeit mit Kassow, noch Kassow etwas von der mit Gottfried erfahre. Beides gelang ihrer Verschmitztheit


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