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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt


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lauschigen Gemach einnahm, schmiegte sie sich so tief in den Sessel, daß ihr Gesicht im Schatten lag.

      Und so konnte sie auch wagen, Edzard zu mustern, der ihr schräg gegenüber saß. Er hörte einer Erzählung des Barons zu, die sich natürlich um Pferde drehte. An der Rechten, mit der er in Abständen die kleine Tasse zum Mund führte, glänzte der glatte, schmale Reif, und an der Linken der schwergoldene Wappenring der Sölgerthurns.

      Sie trug dieselben Ringe in verkleinerter Form – und würde diese wohl nun ablegen müssen.

      Großer Gott, wie konnte doch ein Herz so furchtbar weh tun! Eine Träne, die das gepeinigte junge Menschenkind durchaus nicht zurückhalten konnte, sprang glitzernd von der Wimper direkt auf das in Edelstein geschnittene Wappen der Sölgerthurns, das sie bisher so voller Stolz hatte tragen dürfen.

      Erschrocken sah sie hoch – und mitten in die Augen des Gatten hinein, in denen es so seltsam aufblitzte. Nur augenblickslang, dann lagen sie wieder in kühler Bläue unter den dichten Brauen.

      Wenn ich doch nur aufstehen könnte – dachte Doro verzweifelt. Sie hielt es nicht mehr länger aus. Aber sie als Jüngste konnte doch unmöglich zuerst den Kreis verlassen, das durfte man in diesem exquisiten Hause einfach nicht.

      Doch als hätte die Hausherrin ihre Not gespürt, erhob sie sich und die andern mit ihr.

      »Sie werden mich entschuldigen, Frau Baronin«, sagte sie bittend. »Ich muß ganz rasch einen Brief schreiben. Unsere Dörth kann Ihnen indes Gesellschaft leisten.«

      »Aber bitte sehr, Frau Gräfin, lassen Sie sich durch mich nur nicht aufhalten. Ich vertreibe mir schon meine Zeit.«

      »Dann bin ich beruhigt.«

      Sie ging, und auch Jo entfernte sich. Doro schlich ihr nach, sah sie in ihrem Zimmer verschwinden – und mußte zuerst noch mit Hemmungen kämpfen, die wohl jeden Menschen befallen, der nach einer Verstimmung den ersten Schritt tun muß. Doch Doro überwand sich tapfer, trat ein – und Jo sagte lachend:

      »So ungefähr habe ich mir das gedacht.«

      »Ach, Jo, dann bist du mir nicht mehr böse?«

      »Ich war es zuerst, Doro – sehr sogar«, wurde die Dame nun ernst, »ich hätte auch meine Drohung, abzureisen, ohne weiteres wahrgemacht, wenn ich mir nicht überlegt, welch eine Bestürzung ich damit bei meinen Gastgebern hervorrufen würde. Ich wäre auch dann noch geblieben, wenn du die unerhörte Rücksichtslosigkeit begangen hättest und ausgerechnet einen Tag vor deinem Geburtstag in dein Elternhaus zurückgekehrt wärest. Dann hätten wir eben einen Grund für die Gäste, die morgen hier zusammenströmen werden, finden müssen, um ihnen deine Abwesenheit so glaubhaft wie möglich plausibel zu machen.

      Denn die Wahrheit hätte man ihnen doch unmöglich sagen können, ungefähr so: Entschuldigen Sie, meine Herrschaften, daß wir ohne das Geburtstagskind feiern müssen, es ist nämlich gerade gestern ihrem Mann davongelaufen. Was meinst du wohl, welch ein Futter das für sensationslüsterne Leutchen gewesen wäre.«

      »Nenne das alles doch nicht so unverblümt beim richtigen Namen«, wurde Doro nervös, doch die Jo ließ sich nicht beirren.

      »Bei dir muß man das manchmal leider tun, mein liebes Kind. Immer dann, wenn der Trotzteufel dich in seinen Krallen hält. Und wie ist es jetzt? Willst du immer noch zu deinen Eltern?«

      »Ich will ja gar nicht – aber ich muß doch fort.«

      »Du mußt fort?« sah Jo sie forschend an. »Hat der Graf dich etwa – hinausgeworfen?«

      »Noch nicht, aber…«

      »Hör mal, Doro, am besten ist, du erzählst mir möglichst wörtlich, was sich zwischen dir und deinem Gatten zutrug«, unterbrach Jo sie resolut. Als sie es wußte, schüttelte sie bekümmert den Kopf.

      »Meine liebe Dörth, da hast du dich ja wieder mal in deinem ganzen Glanz gezeigt. Hast also den Mann, der für deinen Eigensinn Kopf und Kragen riskieren mußte, auch noch verhöhnt. Leider ist der Mann zu vornehm. Denn ein anderer hätte dir bestimmt die Ohrfeige versetzt, die du verdientest.«

      »Das hätte er mal wagen sollen!«

      »Na und – was dann?«

      »Ach, Jo…«

      »Ach, Dörth. Dank dem Herrgott, daß alles noch so gut ablief. Daß du deinen Edzard noch gesund vor dir sehen darfst, diesen Prachtkerl, der sein Leben einsetzte für deinen Eigensinn. Schäm dich, Doro.«

      Was diese auch tat. So zerknirscht hatte Jo sie noch nie gesehen. Und da sie stets dafür war, das Eisen zu schmieden, solange es noch heiß ist, tat sie es auch jetzt.

      »Da du für deinen Eigensinn Strafe verdient hast, wirst du deinem Mann ein gutes Wort geben. Das wird dir bestimmt nicht leichtfallen – aber das soll es ja auch nicht.«

      »Jo, du kennst ihn nicht. Er kann ja so eiskalt sein und wird mich bestimmt abweisen.«

      »Wahrscheinlich. Aber dann hast du dich wenigstens entschuldigt, wie es sich gehört.«

      »Jo, ich will es ja tun – aber heute noch nicht«, flehte sie. »Schau mal, ich habe doch morgen Geburtstag – außerdem einjährigen Hochzeitstag. In dem einen Jahr…«

      »Hat dein Mann wenig Freude an dir gehabt«, warf Jo trocken ein. »Du mußt ja wissen, was du tust. Sieh aber zu, daß ich nicht die Achtung vor dir verlieren muß.

      Und nun geh, damit ich mich mal erst von dem Schreck erholen kann. Du hast mir wohl schon so manchen eingejagt, du schwieriges Persönchen, doch dein heutiges Bravourstück setzt denn doch allem die Krone auf.«

      *

      Strahlend zog der Tag herauf, einer der letzten im Mai. Er hatte seinem Namen alle Ehre gemacht, hatte sich schier verschwendet in Blütenpracht. Hatte aber auch darüber nicht die Saat vergessen, hatte sie wachsen lassen bei Sonnenschein und warmem, rieselndem Regen.

      Und nun stand sie da, leuchtend grün und üppig, eine Augenweide für jeden Landwirt. Und ganz besonders für die beiden Sölgerthurns, die ja Landwirte mit Leib und Seele waren.

      Jetzt ritt der jüngere gemächlich durch die grünen Fluren. Stolz leuchtete in seinen Augen auf. Stolz über all das, was sich da so prächtig vor ihm ausbreitete und was ihm gehörte. Alles das, wohin sein Blick reichte, und noch weit darüber hinaus.

      Und Stolz schwellte auch des Reiters Brust, der dem anderen entgegenritt. Stolz, zu dieser blühenden Scholle zu gehören und darauf schaffen zu dürfen wie auf der eignen.

      »Guten Morgen, Herr Graf«, grüßte der Verwalter von Rautenau schon von weitem. »Na, wenn einem bei dem allen hier nicht das Herz aufgeht, dann ist es verschlossen mit sieben Siegeln.«

      »Die aufgesprungen sind, seitdem Sie sich in Ihrem Bereich so richtig loslassen können, mein lieber Blade«, zwinkerte der junge Gebieter ihm zu. »Ist’s schön jetzt auf Rautenau?«

      »Gar kein Ausdruck dafür, seitdem wir Geld haben«, kam es schmunzelnd zurück. »Und daß die Dukaten sich mehren, dafür wird schon die liebe Mutter Erde sorgen. Denn alles Gute, was man ihrem Schoß anvertraut, gibt sie tausendmal zurück. Und nun muß ich mich zuerst einmal wundern.«

      »Warum denn?«

      »Weil der Herr Graf so seelenruhig durch die Gegend reiten, wo alles im Schloß doch fast kopfsteht von wegen Geburtstag und einjährigem Hochzeitstag.«

      »Davor bin ich ja gerade ausgerückt«, lachte Edzard. »In den Wirbel gerate ich noch früh genug hinein. Außerdem ist es nicht viel mehr als sechs Uhr, wo zum mindesten die Damen noch im tiefen Schlummer liegen dürften.«

      Das stimmte, bis auf Doro. Die lag wach und machte sich das Herz mit schmerzlichen Grübeleien schwer.

      Edzard hatte sie gestern behandelt, als wäre sie einfach Luft. Woher sollte sie da wohl den Mut nehmen, sich ihm zu nähern und ihm ein bittendes Wort zu sagen, wie Jo es verlangte? Ja, wenn sie dabei so handeln dürfte, wie ihr ums Herz war


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