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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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begnüge sich mit einer Zigarette, die er auf dem Rauchtischchen vorfand, setzte sich in einen der breiten rotledernen Klubsessel und begann in einer Zeitung zu blättern, während Graf d’Auberville sich an dem großen, halb in die Wand eingelassenen Panzerschrank zu schaffen machte und der Vikomte an seinem Schreibtisch mehrere Briefsachen durchsah. Als das Kunstschloß jetzt mit klingendem Ton aufschnappte und die schwere Tür des Geldspindes sich geräuschlos öffnete, ließ der Kurländer die Zeitung sinken, erhob sich langsam und schien nach einem Zündholz für seine ausgegangene Zigarette zu suchen. Dabei entging ihm aber keine Bewegung d’Aubervilles, der gerade die Kasette in eines der oberen Fächer des Schrankes hineinstellte.

      Tisserant schaute jetzt von seinen Papieren auf, bot Elbendorf Feuer an und sagte lächelnd:

      »Sie langweilen sich, Graf, nicht wahr? – Diese Kontorumgebung soll Sie aber nicht länger festhalten. Ich bin sofort mit meiner kaufmännischen Tätigkeit fertig und kann mich Ihnen dann vollständig widmen.«

      »Langweilen? – Nicht im geringsten,« meinte Elbendorf verbindlich und kehrte auf seinen Platz zurück. Er vertiefte sich wieder in die Lektüre des ›Matin‹, ohne sich anscheinend weiter um die beiden Vorstandsmitglieder zu kümmern, die jetzt leise einige Klubangelegenheiten besprachen. Als dann aber Graf d’Auberville den Kassenschrank schließen wollte und auch der Vikomte mit einem Seufzer der Erleichterung das Tintenfaß zuklappte und die auf dem Schreibtisch stehende elektrische Lampe ausdrehte, rollte Elbendorf die Zeitung schnell zusammen und sagte aufstehend:

      »Die Herren würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir gestatten wollten, einen Teil des Inhalts meiner Brieftasche hier zu deponieren. Ich trage eine ziemlich bedeutende Summe bei mir und habe bisher noch nicht Gelegenheit gehabt, meinen Bankier aufzusuchen.«

      Damit zog er aus der innersten Tasche seiner Frackweste eine Brieftasche heraus und entnahm ihr mehrere Banknoten, die er nachlässig durchzählte und dann zusammenfaltete.

      Tisserant hatte nur mit einem kurzen: »Aber bitte, lieber Graf!« geantwortet und reichte ihm jetzt einen einfachen gelben Umschlag, in den der junge Kurländer die Scheine hineinschob. Dann wollte Elbendorf mit dem Bleistift, den er an einer dünnen goldenen Kette zusammen mit Zigarrenabschneider, Messerchen und einer runden Geldkapsel trug, seinen Namen auf das Kuvert schreiben, ohne es vorher irgendwie zu schließen. Aber d’Auberville erhob wie abwehrend seine wohlgepflegte weiße Hand und meinte lächelnd: »Verzeihung – auch hierbei müssen wir uns an die Klubsitte halten, Graf Elbendorf. Es kommt bei uns häufiger vor, besonders nach etwas lebhaften Spielabenden, daß unsere Herren für kurze Zeit größere Beträge hier aufbewahren. Dies geschieht aber nur gegen Empfangsbescheinigung und Übergabe eines versiegelten Umschlags, auf dem die Summe und der Name vermerkt sind.«

      »Wozu die Umstände,« lachte der Kurländer ohne jede Spur von übertriebener Sorglosigkeit. »Aber – wenn’s nicht anders geht!« – Und bereitwillig verschloß er den Umschlag und fügte die gewünschte Aufschrift hinzu. –

      Inzwischen stellte ihm der Schatzmeister eine kurze Empfangsbestätigung aus und warf dann nachdem er das Kuvert in das unteren Fach gelegt hatte, die schwere Panzertür zu. Mit hellem Klang schnappte der Riegel ein.

      Elbendorf war vor dem mächtigen Geldspind stehen geblieben und schaute ihn sich nachdenklich an. Dann sagte er kopfschüttelnd, wobei über sein jugendliches Gesicht ein Ausdruck naiver Verwunderung flog:

      »Ich habe mir schon manchmal überlegt, wie die Herren Einbrecher es nur fertig bekommen, dieses Gefüge aus härtestem Stahl zu sprengen. Bei mir daheim steht in unserem Verwaltungsgebäude auch so ein eisernes Ungetüm, allerdings eine andere Konstruktion, und daran hatten einmal ein paar Spitzbuben – es müssen die reinsten Dilettanten gewesen sein – in einer Nacht ihre Kunst ganz erfolglos versucht, wie wir an den Spuren der angesetzten Stemmeisen nachher sehen konnten. Sie erreichten nichts weiter – als einige Jahre Einzelhaft in dem Zuchthaus zu Riga, da sie beim Herausklettern aus dem vorher eingedrückten Fenster von unserem Wächter und seinen großen Doggen gestellt wurden.«

      Graf d’Auberville tauschte mit dem Vikomte einen schnellen Blick, der nur der ehrlichen Harmlosigkeit des jungen Kurländers galt. Dann meinte der letztere, in dem er mit dem Zeigefinger gegen die Wand des Schrankes klopfte:

      »Lieber Graf, in diesem Behälter sind Ihre Banknoten mehr wie gut verwahrt! Wer nicht im Besitze des passenden Schlüssels ist, dürfte tagelang arbeiten, um diese aus Eisen, Kupfer und Stahl zusammengeschweißten Platten ›aufzuknacken‹. Und bekanntlich liefern die Fabrikanten nur immer zwei Schlüssel dem Käufer eines Geldschrankes aus, während ein dritter unter besonderen Vorsichtsmaßregeln in den Händen des Fabrikanten verbleibt und nur bei gehörigem Ausweis zu erlangen ist, so ist dieser jedenfalls vollkommen sicher. Ich wüßte nicht, wie man mir mein Schlüsselbund, das ich stets bei mir trage und das nachts unter meinem Kopfkissen liegt, so leicht rauben sollte.«

      Elbendorf lächelte etwas verlegen.

      »Herr Vikomte, ich habe dieses Thema wahrhaftig nicht angeschnitten, weil ich um mein Geld irgendwie besorgt bin, wirklich nicht! Ich interessiere mich nur im allgemeinen für Kriminalistik, besonders eben für diesen ewigen Krieg zwischen den besitzenden Klassen und jenen genialen Bösewichtern, die diesen Kampf mit Ausnutzung der besten technischen Erfindungen immer aufs neue beginnen. –

      Es steckt doch eine ganze Menge Romantik in dem modernen Verbrechertum. Das ist nicht abzuleugnen,« fügte er sinnend hinzu. Aber die beiden französischen Aristokraten merkten nichts von dem überlegenen Spott, der so fein durch die letzten Worte klang. –

      »Eine Romantik, die meist hinter Kerkermauern in traurigste Wirklichkeit umschlägt,« spann Tisserant den Gedanken weiter aus. – »Aber wir wollen uns doch nicht mit den Schattenseiten des Daseins beschäftigen, meine Herren,« fuhr der schnell ablehnend fort. »Vielmehr können wir jetzt endlich den für Sie sicherlich recht interessanten Rundgang durch unser Haus beginnen, Graf Elbendorf. Der mit geschäftlichen Sorgen überladene Präsident des NobiliteKlubs bleibt stets in diesem vergitterten Raume zurück. Da draußen bin ich nur der ›tolle Vikomte‹, wie mich die Pariser Skandalblätter zu titulieren pflegen. Und der wird Sie jetzt in die wenigen Geheimnisse dieser Räume einweihen, auf deren Kenntnis Sie als Mitglied ja ein statutenmäßiges Recht besitzen.« –

      d’Auberville schloß sich den beiden nicht an, sondern blieb in einem der Spielzimmer zurück, wo seine WhistPartner ihn schon sehnsüchtig erwarteten. Nachdem der Vikomte dann den jungen Kurländer durch die Zimmerfluchten der beiden Etagen geführt und ihn auch auf manches seltene Stück der Einrichtung aufmerksam gemacht hatte, wobei Elbendorf eine ungewöhnliche Kenntnis des antiken Kunstgewerbes verriet, betraten sie wieder die Bibliothek, in der sich zur Zeit niemand aufhielt. Tisserant drehte das Licht der beiden Kronleuchter an, verschloß die Türen und wandte sich darauf seinem Begleiter zu, der diesem Beginnen erstaunt zugesehen hatte.

      »Ich muß Ihnen jetzt lieber Graf,« begann der Vikomte mit unterdrückter Stimme, »einiges aus der Geschichte unseres Klubs erzählen, damit Sie begreifen, aus welchen Gründen die Erbauer dieses Hauses auf die etwas romantisch anmutende Idee gekommen sind, außer den eigentlichen Klubräumen noch andere Gemächer herstellen zu lassen, die von Unkundigen kaum aufgefunden werden können. Unsere Vereinigung wurde, wie Ihnen wohl bekannt ist, im Jahre 1848 gegründet und war seinerzeit ein Sammelpunkt für jene altadligen Familien Frankreichs, die sich mit der Neugestaltung der Verhältnisse ihres Vaterlandes nicht einverstanden erklären wollten. Da man nun bei der Unsicherheit in unserem politischen Leben mit der Wiederkehr ähnlicher Schreckenszeiten, wie sie die große Revolution schuf, rechnen zu müssen glaubte, so sollten die Angehörigen des Klubs für Tage der Not in diesem Gebäude eine sichere Zufluchtsstätte finden. Und das Vorhandensein der zu diesem Zweck geschaffenen Räume ist bis heute ein sorgfältig bewahrtes Geheimnis geblieben. Nur unseren Mitglieder, die sich ja durch Abgabe ihres Ehrenwortes gemäß Absatz 5 unseres Statuts zum Stillschweigen über alle internen Angelegenheiten verpflichtet haben, werden die unterirdischen Gemächer, in die ich auch Sie jetzt führen will, gezeigt.«

      Der Vikomte trat darauf an den breiten, fast ein Drittel der Rückwand des Zimmers einnehmenden Kamin heran und drehte eine der starken Flügelschrauben, mit denen


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