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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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Sprachkenntnisse, seine tadellosen Umgangsformen mußten ihm den Hochstaplerberuf notwendig erleichtern. Zunächst galt es aber, jede Spur hinter sich zu verwischen. Denn fraglos behielt ihn dieser schlaue Berliner Kriminalkommissar doch auch weiterhin noch im Auge. Er mußte also spurlos zu verschwinden suchen. – Eigentlich unter diesen Umständen ein Unsinn, daß er mit seinem Stiefbruder verabredet hatte, dieser solle ihm eventuell Nachrichten hauptpostlagernd nach New York schicken. Er würde vorläufig ja doch nicht über den großen Teich gehen. Etwas anderes schwebte ihm als Reiseziel vor Augen: Monte Carlo, dieses Eldorado der Spieler und Glücksritter. Er kannte es nur zu genau. Kannte auch Paris, das leichtlebige Paris. Das war ebenfalls so ein Pflaster für ihn –

      Der Zug fuhr mit verminderter Geschwindigkeit über die gewaltige Dirschauer Eisenbahnbrücke. Unten auf dem Flusse schleppte ein kleiner Dampfer keuchend und pustend drei hochbeladene Frachtkähne stromauf.

      »Wie tadellos hier die Ufer der Weichsel befestigt sind,« sagte da plötzlich Axels bisher recht schweigsamer Reisegefährte und wies auf die in den Fluß hineinragenden gemauerten Bunen hin. »Bei uns in Rußland ist das anders – leider!« Der Fremde sprach ein tadelloses, doch etwas scharf akzentuiertes Deutsch. Bald waren die beiden in eifriger Unterhaltung begriffen. Und als der Zug dann den Dirschauer Bahnhof verließ, nahm Axels Mitreisender Veranlassung, sich vorzustellen.

      »Graf Viktor Elbendorf aus Kurland.«

      Blitzschnell schoß Axel ein Gedanke durch den Kopf. Graf Kaisenberg – den Namen durfte er nicht angeben. Man mußte für alle Fälle vorsichtig sein.

      »Baron von Wrangel,« taufte er sich daher kurz entschlossen um.

      Graf Elbendorf, der im gleichen Alter wie Axel stand, schien an dem ebenbürtigen Reisegefährten schnell Gefallen zu finden. Man freundete sich während der Fahrt schließlich derart an, daß die beiden Herren nachher in Berlin in demselben Hotel abstiegen, wo man die Lebewelt der Hauptstadt antrifft und wo das Geld so gut wie keinen Wert zu haben scheint. –

      * * *

      Einer der vornehmsten Klubs der französischen Hauptstadt ist unzweifelhaft der NobiliteKlub, dessen inmitten eines uralten Parks gelegenes Haus zu den eigenartigsten Bauwerken von Paris gehört.

      In dem von der mächtigen Haupttreppe überwölbten Festsaal tagte an einem Dezemberabend die satzungsgemäße Monatsversammlung. Der große, ganz in Hellblau und Gold gehaltene Raum war durch die unter farbigen Glocken aufleuchtenden Glühbirnen in ein gedämpftes Licht getaucht, das sich in matten Reflexen auf den breiten Goldrahmen der an den Wänden hängenden alten Gemälde widerspiegele und den Gesichtern der Anwesenden den warmen Fleischton der Tizianschen Engelsköpfe verlieh. Ungefähr dreißig Herren saßen um die hufeisenförmig gestellten schweren Eichentische in bequemen Polsterstühlen und folgten meist etwas gelangweilt den geschäftlichen Erörterungen. Soeben hatte der Schatzmeister Graf d’Auberville für das verflossene Jahr Rechnung gelegt und bei dieser Gelegenheit mitgeteilt, daß das Klubvermögen nunmehr durch verschiedene Zuwendungen bis auf rund zwei Millionen gestiegen sei. Vor ihm auf dem grünen Bezug des Tisches stand eine offene Kasette, die mit Geldrollen und Banknotenpäckchen bis oben gefüllt war. Nachdem dann der Präsident Vikomte de Tisserant die darin enthaltenen Beträge durchgezählt hatte, ließ er seine Glocke ertönen und die Verhandlungen nahmen ihren Fortgang. Sein Antrag, die bereit gestellte Summe von fünfzigtausend Francs zur Tilgung einer noch auf dem Gebäude lastenden Hypothekenschuld zu verwenden, wurde einstimmig angenommen und darauf zum letzten Punkt der Tagesordnung, der Aufnahme eines neuen Mitglieds, übergegangen. –

      Als sich der Vikomte jetzt nach Gegenzeichnung der Kassenbücher von seinem Platze erhob, richteten sich einzelne Herren doch etwas interessierter auf. Man hatte schon manches von diesem russischen Krösus gehört, dessen Aufnahmegesuch heute erledigt werden sollte, und war daher gespannt, wie die Auskunft über ihn lauten würde.

      »Graf Viktor Elbendorf,« begann er, nachdem er einer Mappe mehrere Papiere entnommen und zur Durchsicht weitergereicht hatte, »entstammt einem der ältesten und reichsten Adelsgeschlechter Kurlands und ist uns von Petersburg aus aufs beste empfohlen worden. Der Graf hat sich schon vor mehreren Wochen schriftlich an mich gewendet, den Tag seiner Ankunft angemeldet und um Einführung in unseren Kreis gebeten. Vor drei Wochen erhielt ich dann ein Telegramm aus Berlin, das seine Reise sich infolge einer plötzlichen Erkrankung verzögert habe und er mir daher erst später als angekündigt seinen Besuch abstatten könne. Trotz dieser Nachricht ließ er sich bereits gestern vormittag bei mir melden. Ich hatte nach dem Inhalt der Depesche erst in einer Woche auf seine Ankunft gerechnet, freue mich aber aufrichtig, daß seine Indisposition sich so schnell gebessert und ihm die Weiterfahrt gestattet hat, da man selten die Bekanntschaft eines so liebenswürdigen und trotz seines gemessenen Auftretens durchaus bescheidenen jungen Aristokraten machen kann. Graf Elbendorf steht jetzt im 26. Lebensjahr und ist, wie die Herren sich bald selbst überzeugen werden, ein ebenso feingebildeter wie geistreicher Gesellschafter, der mit seinen grauen, lebhaften Augen wahrscheinlich noch manches Unheil bei unserem schönen Geschlecht anrichten wird. Ich selbst kann sein Aufnahmegesuch nur unterstützen, nicht nur auf Grund seiner Empfehlungen, sondern auch infolge des vorzüglichen Eindrucks, den er als mein vorläufiger Gast schon während unseres kurzen Beisammenseins auf mich gemacht hat. Er besitzt hier in Paris keine Bekannten und hat mich daher ersucht, seine Aufnahme in den Klub möglichst zu beschleunigen. Da irgendwelche Bedenken kaum vorzubringen sind, bitte ich sofort zur Abstimmung zu schreiten. Und ich hoffe dem jungen Kurländer, den ich für den heutigen Abend eingeladen habe und der mich wahrscheinlich schon unten im Lesezimmer erwartet, bald mitteilen zu können, daß er der Ehre der Mitgliedschaft für würdig befunden ist.«

      Der Vikomte schloß diese kurze Rede mit einer Verbeugung und ließ dann, da sich niemand weiter zum Wort meldete, an jeden der Herren eine weiße und eine schwarze kleine Elfenbeinkugel verteilen und die silberne Urne zu Abstimmung herumgehen. Mit klingendem Ton fielen die Kugeln hinein. Und nicht eine schwarze fand sich darunter. –

      Wenige Minuten später öffnete ein alter Diener, der die zur Zeit Ludwig des Vierzehnten übliche reichgestickte Livree mit Wadenstrümpfen und Schnallenschuhen trug, die Flügeltüren des Saales und ließ den jungen Grafen eintreten. Der Präsident ging Elbendorf höflich entgegen, stellte ihn den einzelnen Herren vor und vereidigte ihn dann nach kurzer Ansprache durch Handschlag auf die Statuten. Inzwischen hatte man Zeit, den neuen Klubgenossen prüfend zu mustern. Der Kurländer war von schlanker, mittelgroßer Figur, die in dem tadellos sitzenden Frackanzug noch vorteilhafter zur Geltung kam. Seine geschmeidigen Bewegungen und das frische Gesicht mit dem kleinen Schnurrbärtchen wirkten sehr jugendlich, während das sichere Auftreten und die vornehme Ruhe und Gewandtheit, mit der er jetzt in fließendem Französisch seinen Dank für die Aufnahme in den Klub ausdrückte, eine erprobte gesellschaftliche Schulung verriet. Als er in herzlichem Tone von der aufrichtigen Freude sprach, die er bereits gestern infolge der liebenswürdigen Gastfreundschaft des Vikomte de Tisserant empfunden hatte, und dann weiter betonte, wie wohltuend er, der Fremdling durch das Entgegenkommen seiner Standesgenossen berührt sei, das ihm hier in Paris eine zweite Heimat erschlossen habe, da hatte er sich schnell die vollsten Sympathien dieses auserlesenen Kreises erworben, in dem der Wert des einzelnen nur zu sehr nach dem oberflächlichsten äußeren Eindruck bemessen wurde. Niemanden war es aufgefallen, daß die halb verschleierten Blicke des Kurländers ganz unauffällig immer wieder die Anwesenden prüfend überflogen und jetzt nur einen Moment auf der Kasette haften blieben, deren Deckel d’Auberville soeben über den fünfzigtausend Francs zuklappte.

      Als der Präsident darauf die Sitzung aufhob und die Herren sich in die unteren Klubräume zerstreuten, um den Rest des Abends je nach Neigung am Spieltisch, in der reichhaltigen Bibliothek oder einem der mit raffiniertestem orientalischen Luxus ausgestatteten Salons zuzubringen, schloß Elbendorf sich dem Vikomte an, der zunächst noch mit dem Schatzmeister die Geschäftsbücher und die Kasette in dem Geldschrank des Vorzimmers verwahren und einige notwendige Anordnungen treffen wollte.

      »Lieber Graf, Sie müssen mich einen Augenblick entschuldigen,« meinte Tisserant, als sie die mit dicken Läufern belegten Marmortreppen hinabstiegen und das neben der Bibliothek liegende Vorstandszimmer betraten. »Nehmen Sie bitte Platz. – Ich möchte Sie nachher gern einmal durch unseren Besitz führen,


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