Эротические рассказы

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


Скачать книгу
kann ihn nicht brauchen, liebe Frau, wirklich nicht … Sie werden schon einen anderen Käufer dafür finden«, sagte er mit kluger Berechnung.

      »Herr, Ihr müßt ihn nehmen!« bat die kränklich aussehende Signora Bragenza wieder. »Ihr sollt ihn auch billig haben, damit ich ihn nur loswerde; billiger, als Ernesto ihn vor einem halben Jahre der englischen –«

      Sie schwieg plötzlich, und eine heiße Röte schoß ihr in das gelbliche, verhärmte Gesicht. Erstaunt, argwöhnisch schaute Axel sie daraufhin an. Aber schon hatte sie sich wieder gefaßt und fuhr mit derselben Zungenfertigkeit, wenn auch zunächst noch etwas unsicher, fort: »Ich weiß, Ernesto verlangte damals sechshundert Lire, ganz gewiß sechshundert Lire, ich besinne mich genau. Gebt dreihundertfünfzig Lire, Herr, und der Ring ist Euer –«

      Er zögerte noch. Aber da der Preis ihm nicht zu hoch vorkam und die Truhe als einziges Hochzeitsgeschenk doch wohl etwas zu armselig war, so wurden sie nach einigem Feilschen doch handelseinig. Er bezahlte, schob das Kästchen mit dem Ring in die Tasche und verließ den niedrigen Laden, von der überglücklichen Signora Bragenza unter einem Schwall von Dankesworten bis auf die Straße hinaus begleitet. –

      Drei Stunden später – Axel hatte sich gerade nach einem reichlichen Frühstück zu einem kleinen Nachmittagschläfchen in sein Hotelzimmer zurückgezogen – wurde ihm durch einen der Kellner der Antiquitätenhändler Ernesto Bragenza gemeldet. Sehr unzufrieden mit der Störung richtete er sich auf seinem Diwan auf und schaute mißmutig dem Besucher entgegen, der sicherlich nur des Ringes wegen zu ihm kam, da die kupferne Truhe ja bereits sorgfältig eingepackt auf dem eleganten Reisekoffer dort in der Ecke stand. –

      Es war ein kleiner, nachlässig angezogener Mann, der jetzt mit allen Zeichen höchster Erregung hastig eintrat und sofort die Tür hinter sich ins Schloß drückte. Und ohne eine Anrede abzuwarten, stieß er dann fast keuchend hervor, während dicke Schweißtropfen über sein eingefallenes, bleiches Gesicht perlten:

      »Herr Graf, – der heiligen Jungfrau sei Dank …! Sie leben, – Sie leben …!« Und dabei atmete er tief auf, wie befreit von einer furchtbaren Angst.

      Axel Kaisenberg konnte nur ebenso erstaunt wie belustigt über diese seltsame Begrüßung den Kopf schütteln. Dieser kleine Händler schien übergeschnappt zu sein, total übergeschnappt, oder aber er redete noch im halben Fieberdelirium.

      »Gewiß, ich lebe, – warum auch nicht?!« meinte er gemütlich und musterte nochmals verwundert die Gestalt des aufgeregten Italieners, der sich jetzt mit seinem Taschentuch die Stirn trocknete und dann mit flehendlich erhobenen Händen auf ihn zukam.

      »Oh, – lachen Sie nicht, Herr Graf, – lachen Sie nicht!« bat er beschwörenden Tones. »Und, Herr Graf, geben Sie mir den Ring wieder – geben Sie ihn mir. – Hier, – hier haben Sie Ihr Geld zurück …!« Mit zitternden Händen legte er dabei ein kleines Beutelchen auf den nächsten Tisch.

      »Ich denke gar nicht daran! Ihre Frau hat ihn mir verkauft, und wenn sie ihn zu einem zu niedrigen Preis abließ, so ist das nicht meine Schuld.«

      Ernesto Bragenza knickte bei diesen Worten zusammen, als habe er einen kräftigen Faustschlag auf sein kahles Haupt bekommen. Und wieder traten ihm große Schweißtropfen auf die Stirn, während sein gelblichgrün schimmerndes Gesicht sich derart verzerrte, daß es Axel plötzlich ganz unbehaglich in der Nähe dieses so merkwürdig verstörten Menschen wurde.

      »Herr Graf,« begann da der Händler wieder, und seine Stimme überschlug sich vor Erregung zu einem schrillen Fistelton, »Herr Graf, ich flehe Sie an: Händigen Sie mir den Ring aus, – lassen Sie uns das Geschäft rückgängig machen! Ich kann Ihnen den selben nicht verkaufen, kann nicht, und meine Frau handelte ohne meine Einwilligung. Ich will Ihnen auch den Kaufpreis für die Truhe zurückgeben, – Sie sollen sie umsonst haben, ganz umsonst –« Und etwas ruhiger werdend setzte er hinzu: »Der Wappenring ist nämlich ein altes Erbstück, ein – Amulett, das in meiner Familie heilig gehalten wird –«

      Axel antwortete nicht sogleich. Hier war etwas nicht in Ordnung, das fühlte er. Aus dem vor Angst halb irren kleinen Italiener redete offenbar nicht die Habsucht, wie er zuerst angenommen hatte. Diese ganze Szene stellte keinen Versuch dar, eine größere Summe für das Schmuckstück zu erzielen. Also steckte mehr dahinter, – irgend ein Geheimnis, dessen Entdeckung jener eben zu fürchten hatte. Und dies Geheimnis glaubte jetzt Kaisenberg auch schon erraten zu haben: der Ring war sicherlich gestohlen, und zwar unter erschwerenden Umständen. Für die Richtigkeit dieser seiner Vermutung sprach ja nur zu sehr das Benehmen der Signora Bragenza, die so nachdrücklich hervorgehoben hatte, daß ihr Mann ihr untersagt habe, den Ring zu verkaufen. Sehr zufrieden mit dieser anscheinend so logischen Denkleistung pfiff Axel jetzt leise durch die Zähne und lächelte den vor ihm Stehenden überlegen an.

      »Mein lieber Herr – richtig – Bragenza,«, meinte er ironisch, »Sie müssen schon gestatten, daß ich Ihnen die Geschichte mit dem alten Erbstück und dem Amulett nicht glaube, ganz und gar nicht! Und in Ihrem eigensten Interesse dürfte es liegen, wenn Sie mir gestehen, was es mit dem Ring auf sich hat. Keine weiteren Ausflüchte! Und Ihre Hände brauchen Sie auch nicht mehr so beschwörend gen Himmel zu recken! Geben Sie es nur ruhig zu: der Ring ist mal seinerzeit gestohlen worden, nicht wahr?«

      Die geistigen Fähigkeiten des kleinen Italieners waren offensichtlich nicht weit her. Er unterschätzte seinen hartnäckigen Quälgeist ganz bedeutend. Sonst hätte er nicht mit einer Eilfertigkeit, die Axel stutzig machen mußte, diese Bemerkung aufgefangen und sich auch nicht so urplötzlich zu einem angeblichen Geständnis bequemt.

      »Ja, Herr Graf, er ist gestohlen, wirklich gestohlen«, nickte er eifrig und offenbar hocherfreut, so leicht davonzukommen. »Aber nun erhalte ich ihn doch auch zurück«, fragte er dann schnell mit einem lauernden Blick.

      »Schade, ich hätte gern die Polizei aus dem Spiel gelassen! Aber Sie wollen es ja nicht, belügen mich und hoffen, daß ich dumm genug sein werde, Ihr sogenanntes Geständnis für Ernst zu nehmen. Nun, die Polizei dürfte mir dann wohl am besten darüber Aufschluß geben können, warum Sie ein so auffallendes Interesse an der Wiedererlangung des Ringes haben!«

      Kaum hatte der unglückliche Bragenza das Wort Polizei vernommen, als er sich mit einem nur halb unterdrückten Angstschrei seinem Peiniger zu Füßen warf und winselnd flehte:

      »Gnade, Herr Graf, Gnade! Ich will ja alles gestehen! Nur nicht die Polizei, nur das nicht! Und Sie werden auch Erbarmen haben mit einem armen Manne, Herr Graf, der unter einem furchtbaren Verhängnis leidet und unschuldig sein Gewissen schwer belastet hat. Verraten Sie mich nicht, Herr Graf, – bringen Sie mich und meine Familie nicht ins Elend!«

      Axel sah, daß der Italiener jetzt wirklich mürbe geworden war. Er hatte seinen Zweck erreicht und sagte daher beruhigend: »Ich gebe Ihnen mein Wort, kein Mensch soll je etwas von dem erfahren, was Sie mir erzählen werden. Fürchten Sie nichts. Und all die Aufregung hätten Sie sich ersparen können, wenn Sie gleich ehrlich gewesen wären.« Nachdem er dann noch eigenhändig ein Glas Wein eingeschenkt hatte, das der noch immer an allen Gliedern zitternde Händler dankbar mit einem Zuge hinuntergoß, schob er ihm einen Sessel neben den Diwan hin und forderte ihn auf, Platz zu nehmen.

      »Vor einem halben Jahrzehnt«, begann der Italiener dann, »erstand ich bei einer Auktion von alten Möbeln im Palazzo Orsani einen von Holzwürmern stark beschädigten Damenschreibtisch, der seiner Bauart nach aus den ersten Anfängen der Renaissancezeit stammen konnte. Ein schlechtes Geschäft, wie sich’s nachher herausstellte. Denn ich wurde den Schreibtisch nicht los, trotzdem ich schon einen recht geringen Preis verlangte. Vier Jahre stand er unbeachtet in einem Winkel meines Ladens, und ich hatte bereits alle Hoffnung aufgegeben, wenigstens das seinerzeit für ihn angelegte Geld zurückzuerhalten, als eines Tages ein ebenso reicher wie wortkarger Amerikaner zu mir kam und sich unter anderem auch den alten Damenschreibtisch mit den gewundenen wackligen Füßen zeigen ließ. Der Herr verstand etwas von Antiquitäten, das merkte ich sofort. Er zog alle Fächer des Aufbaues heraus, beklopfte die Wände, prüfte die Schnitzereien und die Beschläge und wandte sich dann nach einer Weile mit der Frage an mich, ob ich denn auch wisse, daß der Schreibtisch ein Geheimfach habe. Als


Скачать книгу
Яндекс.Метрика