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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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in die Reichshauptstadt Grund zur Eifersucht zu haben, da seine Frau, die für Musik eine starke Begabung besaß, bei einem unverheirateten Akademieprofessor ihre Gesangstudien fortsetzte und sich auch häufiger in Begleitung dieses Herrn öffentlich zeigte – Konzerte und Theater besuchte und Spaziergänge und Ausflüge machte.

      Aus diesem Grunde kam es zwischen den Eheleuten zu immer heftigeren Szenen. Eines Tages vergaß sich der jähzornige Marschall sogar soweit, daß er sich an seiner Frau vergriff und ihr mit einer Reitpeitsche mehrere Schläge über den Arm versetzte. Hilferufend war damals das arme Weib zu den Truschinskis geeilt, denen sie unter Tränen mit den heiligsten Schwüren beteuerte, daß sie unschuldig sei und ihre ehelichen Pflichten in keiner Weise verletzt habe.

      Trotz dieses Vorfalls, der die Entfremdung zwischen den Gatten vollständig machte, blieb Frau Antoinette auch ferner im Hause des Gatten – nur ihres Kindes wegen, wie sie der Hausmeisterin anvertraute. Anni, die sich damals in einem Pensionat in Halle befand, sollte nicht ahnen, wie schlecht das Verhältnis zwischen den Eltern war, und nicht durch eine Scheidung, bei der der Rentier fraglos als der schuldige Teil erklärt worden wäre, die ganze schreckliche Wahrheit erfahren, die auf das Gemüt des heranwachsenden jungen Mädchens sicherlich sehr ungünstig eingewirkt haben würde.

      Marschall, anstatt sich nach diesem brutalen Rohheitsakt zu bessern und in sich zu gehen, begann bald wieder die alten Streitigkeiten und häßlichen Szenen, jetzt ohne jeden Grund hervorgerufen, da seine Gattin des lieben Friedens wegen mit den Unterrichtsstunden bei dem Professor aufgehört und auch jeden Verkehr mit demselben abgebrochen hatte. –

      Dann war sie eines Tages unter Zurücklassung eines kurzen Briefes, in dem sie ihrem Manne mitteilte, daß sie dieses Leben nicht mehr aushalte und daher für immer von ihm fortgehe, spurlos verschwunden. In einem kleinen Handkoffer hatte sie etwas Wäsche mitgenommen, sonst nichts. Die zum Teil sehr wertvollen Geschenke ihres Gatten aus der ersten Zeit ihrer Ehe lagen unberührt in einem Schubfach ihres Schreibtisches. Drei Tage später fand man am Ufer des Wannsees halb im Wasser liegend einen Damenhut und ein kleines Sammettäschchen, Sachen, die Marschall als seiner Frau gehörig wiedererkannte. Daraufhin nahm die Polizei an, daß Frau Antoinette Marschall freiwillig den Tod gesucht habe. Ihre Leiche wurde allerdings nie gefunden. –

      Erst mehrere Jahre später erfuhr Anni Marschall bei einer erregten Auseinandersetzung mit ihrem Vater von diesem die Wahrheit über das Ende ihrer Mutter, nachdem er sie bis dahin in dem Glauben gelassen hatte, jene sei an einer Lungenentzündung gestorben und auf ihren besonderen Wunsch verbrannt worden, eine Täuschung, die sich um so leichter durchführen ließ, als das junge Mädchen damals in Halle weilte und diese Trauerkunde erst zwei Wochen nach dem Selbstmorde der verzweifelten Mutter erhielt. Um das Andenken der geliebten Mutter nicht zu trüben, hatte Anni Marschall dann versucht, dieses Geheimnis nach Möglichkeit zu wahren und stets so getan, als ob die vielgeprüfte Dulderin friedlich im Hause ihres Gatten entschlafen sei.

      Jedenfalls war aber seit der Stunde, wo Gottfried Marschall seinem einzigen Kinde aus unverändertem Haß gegen die Tote in dieser Weise die Augen geöffnet hatte, jedes Band zwischen ihnen zerrissen. Damals sagte sich das junge Mädchen völlig von ihrem Vater los und gründete sich in Halle, vertrauend auf ihre Arbeitsfreudigkeit und Energie, eine selbständige Existenz. –

      Das war es, was Schaper von dem alten Hausmeister, dem häufig bei der Schilderung dieser traurigen Vorfälle die Tränen über die runzeligen Wangen rollten, nach und nach erfuhr.

      Gleich darauf erschien Frau Truschinski mit dem Mittagessen, das sie dem neuen Hausgenossen höchst appetitlich hergerichtet hatte.

      Schaper aß mit wahrem Heißhunger, da er sonst gewöhnt war, bereits um ein Uhr zu speisen, zündete sich nachher eine Verdauungszigarre an und verließ dann das Katzen-Palais, um in der Nähe einige Besorgungen zu machen.

      In einem Eisenwarengeschäft kaufte er sich einen Zollstock und fragte dann, ob er gegen eine angemessene Leihgebühr und Hinterlegung einer Pfandsumme für einen Tag zwei Azetylenlaternen erhalten könne. Die beiden Lampen, von deren vorzüglichem Funktionieren der Detektiv sich vorher überzeugt hatte, nahm er gleich mit und suchte nun das nächste Postamt auf, um von der Telephonzelle unbelauscht den Rechtsanwalt anrufen zu können.

      Heiling war jedoch noch nicht in seinem Bureau anwesend. Einer der Schreiber, mit dem Schaper sprach, wollte die Bestellung pünktlich ausrichten, so daß der Detektiv sich beruhigt wieder auf den Heimweg machen konnte. –

      9. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Die Standuhr in dem Arbeitszimmer des ermordeten Rentiers hatte soeben einhalb fünf Uhr geschlagen, als es an die Tür klopfte und auf Schapers ›Herein!‹ der Rechtsanwalt den mit Zigarrenqualm dicht erfüllten Raum betrat.

      »Donner noch eins – ist hier eine Luft!« meinte Heiling und schüttelte dem Detektiv kräftig die Hand. »Wie können Sie es nur hier aushalten?«

      Schaper lächelte sonderbar.

      »Eine Angewohnheit von mir. Ich nenne das ›Künstliche Dämmerung erzeugen!‹ – Sie wissen, im Halbdunkel gehorcht das Gehirn am besten, da kommen einem die geistreichsten Einfälle – wie schon Altmeister Goethe an irgend einer Stelle sagt.«

      Irgend etwas im Ton dieser Worte machte den Rechtsanwalt stutzig.

      »Wenn ich nicht sehr irre,« meinte er unsicher, »haben Sie soeben ›die geistreichen Einfälle‹ besonders durch den Klang Ihrer Stimme hervorgehoben. Soll das etwa heißen, daß Sie in unserer Angelegenheit Wichtiges entdeckt haben? – Dafür würde ja auch der Umstand sprechen, daß Sie mir sagen ließen, Sie wünschten mich heute auf jeden Fall bei sich zu sehen.«

      »Vielleicht!« erwiderte der Detektiv schmunzelnd. »Zunächst aber, bringen Sie mir irgend eine Neuigkeit, Doktor?«

      Heiling, der in einem der altmodischen, steiflehnigen Sessel Platz genommen hatte, nickte ohne besondere Begeisterung.

      »Eine Neuigkeit bringe ich, das stimmt. Vor einer halben Stunde war Kriminalkommissar Bechert bei mir und teilte mir mit, daß die Polizei den Komplizen Hektor Brieux’ glücklich erwischt habe.«

      »Na – das ist doch immerhin etwas,« meinte Schaper. »Wie heißt der Mensch, was ist er?«

      »Sollen Sie alles gleich hören. – Bechert hatte sich heute morgen von mir meinen kleinen Schreiber Werner Tomsen ›ausgeliehen‹ und einen seiner Beamten in Begleitung des Jungen nach der Kneipe ›Zur fröhlichen Gruft‹ geschickt, in der doch Brieux und sein Bekannter damals verschwunden waren. Der Wirt dieses zweifelhaften Etablissements wurde ins Vertrauen gezogen und wies den beiden dann ein Plätzchen an, von wo aus sie die ein und aus gehenden Gäste bequem beobachten konnten. Gegen elf Uhr vormittags betrat ein Mann die Kneipe, in dem Werner Tomsen mit größter Bestimmtheit den Genossen des Regierungsreferendars wiedererkannte, worauf der Kriminalbeamte den Betreffenden unauffällig festnahm und nach dem Charlottenburger Polizeipräsidium brachte.

      Hier entpuppte sich dieser als ein mehrfach vorbestrafter Tapezierer namens Thomas Neuholm. Daß er einen gewissen Hektor Brieux kenne, leugnete er jedoch entschieden ab. Trotzdem behielt man ihn in Polizeigewahrsam, um dem Burschen, der elegant gekleidet wie ein Dandy sein soll und in Verbrecherkreisen den Spitznamen ›Zylinder-Tom‹ führt, einen Fluchtversuch unmöglich zu machen. Becher behauptet, der Mensch habe sich bei der Vernehmung so ängstlich und scheu gezeigt, daß er fraglos etwas auf dem Gewissen haben müsse. Herauszubekommen war jedoch kein Wort aus ihm. Er blieb dabei, er wisse nichts von einem Hektor Brieux und habe den Namen noch nie gehört.«

      »Ob der Kommissar diesem ›Zylinder-Tom‹ etwas von dem Zettel mit der Geheimschrift gesagt hat?« fragte Schaper.

      »Nein. Bechert betonte mir gegenüber, daß er diesen Fund dem Burschen erst vorhalten wolle, wenn er die Schrift entziffert hätte, damit man den Menschen dann vielleicht überrumpelt und zu einem Geständnis zwingt.«

      »Mithin hat der Kommissar


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