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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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gesehen hätte. – Kommen Sie –.«

      Wir gingen weiter.

      Gunolt hatte recht. Was sollte diese Bemerkung –? Wozu diese seltsamen Sätze –? Überhaupt –. Auch das »Diva-Parfüm« –! – Asra hatte Heliante ihre Mischung getauft, – Asra, vielleicht in Gedanken an jenen Volksstamm, die die sterben, wenn sie lieben –. Und nun war Heliante wirklich tot, ein höhnisches Spiel des Zufalls! – Beatrix und Parfüm –! Sie, die Medizinstudentin, die so vieles lächerlich fand, was ihre Mitschwestern für unbedingt nötig erachteten: polierte Nägel, Abonnement bei der Friseuse und dergleichen, – sie, die Heliantes mehr als verfeinerte Körperkultur stets als ein Zeichen von »Minderbegabtheit« bespöttelt hatte –!

      Mir war bangen und schwer zu Mute, als wir die Villa betraten. Auf der Diele entfernte gerade der Diener den zum Verlobungsfest angebrachten Blumenschmuck. –

      4. Kapitel

       Beatrix

       Inhaltsverzeichnis

      Wir setzten uns in die tiefen Sessel vor den Marmorkamin. Nach ein paar Minuten betrat Erwin sehr eilig die Diele.

      »Etwas Neues, Allan?« – Er wußte nicht, wohin wir vor einer Stunde gefahren waren. Gunolt hatte mich zu strengster Verschwiegenheit verpflichtet. Mir war diese Geheimniskrämerei lästig und unverständlich. Man sah es meinem Schwager an, daß er sich über diesen nochmaligen Besuch wunderte. Ich hatte mich doch vorhin schon von der Familie verabschiedet gehabt –.

      Gunolt erhob sich. Neben seiner kräftigen und doch schlanken Gestalt machte Erwin den Eindruck eines unreifen Knaben mit seinen abfallenden Schultern und dem lächerlich knapp geschnittenen Anzug, dem mädchenhaften Gesicht und dem ganz kurz geschorenen Schädel.

      »Ich bitte um eine Unterredung mit Ihrem Fräulein Schwester,« sagte Gunolt. Nichts weiter, keine Entschuldigung der späten Störung wegen, kein Wort der Erklärung für seinen Wunsch, der aus seinem Mund trotz aller Höflichkeit wie ein Befehl klang.

      Erwin verneigte sich und verschwand wieder.

      »Dieser Raum eignet sich nicht für die Rücksprache mit Ihrer Schwägerin,« meinte Gunolt.

      »Wir können in den Damensalon gehen –.«

      Beatrix erschien in Erwins Begleitung. Ihre dunklen, großen Augen eilten flüchtig über Gunolt hin und blieben auf meinem Gesicht mit einem Ausdruck schlecht verhehlter Angst haften.

      Gunolt wiederholte sein Anliegen und fügte hinzu: »Wir gehen wohl am besten in den Damensalon. – Ihnen, Herr Bark, danke ich. Ich will Sie nicht weiter bemühen.«

      Beatrix wickelte ihre lange Uhrkette um die Finger und versuchte, die Gleichgültige zu spielen. Eine Frage, was Gunolt denn eigentlich von ihr wünsche, wäre hier das natürlichere gewesen.

      Dann wandte sie sich um und ging uns voran, schaltete das Licht im Damensalon ein und setzte sich in einen der Seidensessel am Mitteltisch.

      Auch wir nahmen Platz.

      Eine drückende Schwüle schien plötzlich in dem stilvoll und vornehm ausgestatteten kleinen Raum zu herrschen.

      Gunolt saß Beatrix gegenüber, ich auf einem Hocker unter einer Marmorbüste, die auf einer schlanken Säule stand.

      Der Kommissar ließ sich Zeit, schwieg und starrte scheinbar ins Leere. Er schwieg wohl absichtlich so lange. Beatrix sollte zu sprechen beginnen.

      Aber sie wartete gleichfalls. Ich hatte sie im Profil vor mir. Wieder dachte ich an die Ähnlichkeit zwischen den Zwillingen; sie war wirklich auffallend. Nur die Haarfarbe und die Frisur machten die Unterscheidung leicht. Heliante trug ihr Aschblond in Turbanform, Beatrix ihr Braun im Scheitel und flachem Knoten.

      Das Spiel mit der goldenen Uhrkette begann wieder, wurde mit den entfliehenden Sekunden immer nervöser. Dann drehte Beatrix den Kopf nach mir hin. Ihr Gesicht brannte in krankhafter Röte. Ihr Blick schien mich voller Angst zu fragen: »Wozu quält Ihr mich?!«

      Plötzlich sagte Gunolt: »Wir waren vorhin bei Egon Wallner, gnädiges Fräulein.«

      Beatrix wandte sich Gunolt zu.

      »Bei Wallner? – Ah – ich verstehe, ich verstehe,« meinte sie überstürzt. »Sie denken an ein Verbrechen aus Eifersucht. Aber – Wallner wird Heliante wohl längst vergessen haben. Künstler überwinden schnell. Schneller als andere – weil sie sich leichter begeistern. Ich traue Wallner im übrigen nichts Schlechtes zu. Nein – auf keinen Fall! Die Spur ist sicherlich falsch, Herr Kommissar.«

      »Sie kennen eine andere –« Es war nicht herauszuhören, ob das eine Frage sein sollte.

      Beatrix’ Uhrkette pendelte plötzlich in zwei Enden herab. Sie hatte sie durchgerissen –. Und das gab ihr Gelegenheit, den Kopf zu senken und den Schaden in Augenschein zu nehmen.

      »Die drei Edeltannen links vor der hinteren Gitterpforte stehen in einer Linie, wenn man sich am Fuß der Pavillontreppe befindet,« fuhr Gunolt mit eigenartiger Betonung fort. »Nicht wahr, gnädiges Fräulein – das haben Sie doch auch bemerkt?«

      Beatrix’ Hände fielen in den Schoß. Und ihre Gestalt duckte sich zusammen wie die eines Menschen, der vor einem Gegner zurückweicht und sich zur Abwehr bereithält. – Ihr Kopf war leicht vorgestreckt, senkte sich jedoch langsam unter Gunolts Blick.

      Dann erklärte der Kommissar streng: »Ich begreife Ihr Verhalten nicht, gnädiges Fräulein. Sie müssen jetzt doch einsehen, daß ich gut unterrichtet bin. Sie hätten nicht zu Herrn Dogmoore sagen sollen: »Ich weiß von nichts, und ich habe nichts gesehen –!« Auf der Diele fielen diese Worte.«

      Beatrix entging das, was ich deutlich herausfühlte. Gunolt stellte hier eine Falle! Er war nicht »gut unterrichtet«, tat aber so.

      Beatrix’ Kopf sank noch tiefer. Die Abwehrstellung verlor sich, wurde zu einer seltsamen hilflosen Haltung.

      Und dann ihre Antwort –! Ich glaubte erst, ich hätte mich verhört. –

      Bevor diese Antwort aber das beklommene Schweigen unterbrach, richtete Beatrix sich auf – wie ein Mensch, der, noch eben verlegen um einen Ausweg, nun den rechten Pfad gefunden hat.

      »Ich fürchtete mich –,« sagte sie leise.

      Gunolt verstand sie.

      »Sie fürchteten ein gleiches Schicksal?« fragte er milden Tones.

      »Ja, – wenn ich ihn –,« sie stockte, verbesserte sich schnell –, »wenn ich irgendwie mithalf, »ihn« der Justiz auszuliefern –.«

      Ich werde diese Sätze nie vergessen. Zum ersten Mal tauchte »Er« darin auf. – Beatrix hatte also bisher etwas verschwiegen, das sich auf den Täter bezog.

      Unaufgefordert sprach sie weiter, klar und durchdacht, – fast zu klar, zu kühl für eine solche Mitteilung –.

      »Als ich am Fuß der Treppe angelangt war, gewahrte ich einen Mann, der über den Rasen hinweg auf die drei Edeltannen zulief. Neben dem ersten Stamm blieb er plötzlich stehen, schaute sich um, rannte aber sofort weiter und verschwand hinter den Haselnußbüschen, die links von der Pforte eingepflanzt sind. Das Gesicht des Mannes habe ich nur einen Moment gesehen. Ich könnte es nicht beschreiben. Es war aber von einer so tierischen Wildheit, so verzerrt in fürchterlicher Wut, daß ich am liebsten geflohen wäre. Mir gab auch nur der Umstand die Fassung wieder, daß ich auf der Straße vor mir das lustige Pfeifen eines Menschen hörte. Die Laute brachen plötzlich ab, und ich vermute daher, daß der, der trotz des Regens so vergnügt einen Gassenhauer pfiff, den Mann erblickt haben muß, der vielleicht gerade über das Gitter kletterte. Die Pforte wird ja stets verschlossen gehalten. Mein Schwager Allan trägt den Schlüssel immer bei sich. –

      Dann – dann fand ich Heliante.«

      Das Schweigen, das nun folgte, schien mir


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