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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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erwartet.«

      Jenny Behnisch schwante nichts Gutes. Wenn es so dringend war, steckte meist einer dahinter.

      »Was will Lammers denn schon wieder?«, seufzte sie.

      »Wie kommen Sie auf Lammers? Der ist meines Wissens noch gar nicht im Haus. Zumindest stand sein Wagen vorhin noch nicht auf dem Parkplatz.« Andrea unterstrich ihre Bemerkung mit einem Kopfschütteln. »Ich spreche von Dr. Norden. Er war ein Mal hier und hat danach zwei Mal angerufen.«

      »Dann muss es dringend sein.« Jenny Behnisch warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Teller mit den Leckereien der Bäckerei ›Schöne Aussichten‹, die auch am Feiertag pünktlich wie immer auf dem Tisch standen. »Wo ist er?«

      »Hier!« Seine Stimme ließ die beiden Frauen herumfahren. »Ich hab gesehen, wie du auf den Parkplatz gefahren bist«, rechtfertigte er sein Erscheinen. »Das, was ich mit dir zu besprechen haben, können wir auch beim Frühstück machen.« Er schwenkte eine Tüte aus der Bäckerei durch die Luft.

      »Das ist wirklich lieb von dir. Aber wir haben bereits unsere obligatorische Lieferung bekommen. Hat Tatjana eigentlich durchgemacht oder sich heute Morgen aus dem Bett gequält?«

      »Meines Wissen hatte der Lehrling Titus das Vergnügen, die Frühschicht zu übernehmen.«

      Andrea Sander versprach, Kaffee und Gebäck zu bringen, und die Freunde gingen hinüber ins Büro der Chefin.

      »Was gibt es am Neujahrsmorgen so Brandeiliges?«, erkundigte sich Jenny, als sie in der gemütlichen Sitzecke Platz genommen hatten.

      »Das hier.« Daniel Norden schob eine Akte über den Tisch. Er hatte lange darüber nachgedacht, wie er das Gespräch eröffnen sollte. »Ich möchte dich bitten, dir das anzusehen und mir zu sagen, welche Behandlung du vorschlägst.«

      Die Klinikchefin griff nach den Unterlagen.

      »Ist das hier eine Quizsendung?«, lächelte sie und schlug die Akte auf. Je länger sie in den Papieren blätterte, umso dünner wurde das Lächeln auf ihren Lippen. Nach einer Weile kehrte sie zum Anfang zurück und studierte die Daten der Patientin. »Erst Ende vierzig. Die arme Frau.«

      Das war nicht die Antwort, auf die Dr. Norden gehofft hatte.

      »Ich habe vor, sie so schnell wie möglich zu operieren, damit sie bald nicht mehr so arm ist«, klärte er seine Freundin auf. »Welche Medikation schlägst du vor, um ihr Herz möglichst effektiv zu stabilisieren?«

      Andrea Sander kam herein, ein Tablett mit frischem Kaffee und Gebäck in den Händen. Wortlos sahen ihr die beiden dabei zu, wie sie den Tisch deckte und sich diskret wieder zurückzog.

      Diese Unterbrechung hatte Jenny Behnisch Gelegenheit gegeben, sich eine Antwort zurechtzulegen.

      »Du weißt, dass ich dich sehr schätze und ebenso viel Wert lege auf deine fachliche Kompetenz wie auf deine Meinung. Aber in diesem Fall liegst du leider komplett falsch. In ihrem Zustand kann die Patientin auf keinen Fall operiert werden.«

      »Aber das ist ihr Todesurteil«, entfuhr es Daniel. »Wenn der Darm perforiert, ist es zu spät. Ich finde, wir müssen ihr eine Chance geben«, ergriff er leidenschaftlich Partei für Ricarda Lohmeier.

      Um sich zu beruhigen, hob er seine Tasse und trank einen Schluck.

      »Bitte, greif zu!«, forderte Jenny ihn mit einem Blick auf den Teller mit den Süßigkeiten auf.

      Doch sein Magen war wie zugeschnürt. Er schüttelte den Kopf.

      »Ich bewerte den Zustand von Frau Lohmeier anders als du.«

      »Und wie?« Im Gegensatz zu Daniel konnte Jenny dem Croissant nicht widerstehen.

      Sie brach ein Stück ab und steckte es in den Mund.

      »Ich denke, dass es durchaus möglich ist, ihr Herz zu unterstützen. Meiner Ansicht nach ist damit ein Eingriff machbar. Sie hat gute Chancen, die OP zu überstehen und mit einer anschließenden Chemotherapie wieder gesund zu werden.«

      Jenny wischte die fettigen Finger an einer Serviette ab. Noch einmal nahm sie die Unterlagen zur Hand, blätterte hierhin und dorthin, las hier einen Befund und dort eine Diagnose.

      Letztendlich blieb sie jedoch bei ihrer ersten Einschätzung.

      »Die Frau ist inoperabel. Das weißt du selbst am besten«, sagte sie Daniel auf den Kopf zu. »Selbst wenn es uns gelingt, sie zu stabilisieren, stehen ihre Chancen in den Sternen.«

      »Wenn wir es nicht tun, verurteilen wir sie zum Tod.« Daniel Norden hielt es nicht länger auf dem Stuhl. Zutiefst enttäuscht sprang er auf und lief im Zimmer auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Schließlich blieb er vor Jenny stehen und blickte auf sie hinab. »Ich finde, wir sollten sie operieren.«

      Dr. Behnisch legte den Rest des Croissants auf den Teller zurück und seufzte tief.

      »Das ist deine ganz persönliche Risikoeinschätzung, mein lieber Daniel.« Wenn sie ihn so nannte, meinte sie es ernst. So gut kannte er sie nach all den Jahren. »Ich bin nicht umsonst Chefin dieser Klinik. Ich werde, mit Verlaub, meiner Erfahrung den Vorzug geben. Auch deshalb, weil ich nicht will, dass du gleich zu Beginn des neuen Jahres einen Todesfall auf dem Tisch hast.« Ihr Tonfall und Haltung sprachen eine deutliche Sprache.

      Zum Zeichen, dass die Diskussion an dieser Stelle für sie beendet war, stand sie auf und ging zur Tür. Daniel folgte ihr ebenso schweigend wie wütend. Er wusste, dass er sich Jennys Entscheidung fügen musste. Selbst wenn er anderer Meinung war.

      *

      Im Gegensatz zu ihrem Mann hatte Felicitas Norden an diesem Tag frei. Nachdem Daniel in die Klinik gefahren war, hatte sie sich noch einmal umgedreht und zwei Stunden tief und fest geschlafen. Bis ein frecher Sonnenstrahl durch den Spalt zwischen den Vorhängen direkt in ihr Gesicht fiel und sie weckte.

      »Was für eine herrliche Ruhe!«, seufzte sie zufrieden.

      Alle Kinder hatten Silvester bei Freunden gefeiert und würden erst im Laufe des Nachmittags wieder zu Hause eintrudeln. So lag der Tag wie ein unbeschriebenes Blatt vor ihr, und sie freute sich darauf, nur das zu tun, wozu sie Lust hatte. Doch schon als sie die Treppe herunterging, ahnte sie, dass ihr Plan nicht aufging.

      »Felix, das ist ja eine Überraschung. Was machst du denn schon hier?«, begrüßte sie ihren Zweitältesten, der gerade dabei war, den Frühstückstisch zu decken. Mit einem Stapel Teller in der Hand drehte er sich zu ihr um und schnitt eine Grimasse.

      »Na, das nenne ich mal eine überschwängliche Begrüßung!«

      »Wenn du die Teller hinstellst, kann ich dich sogar umarmen«, scherzte Felicitas gut gelaunt und nahm ihrem Sohn das Geschirr aus der Hand.

      Sie schloss ihn in ihre Arme und drückte ihn an sich.

      »Du musst dir nicht so viel Arbeit machen. Deine Geschwister und dein Vater sind nicht mehr oder noch nicht zu Hause, und Lenni hat frei. Sie besucht eine Freundin im hohen Norden.«

      »Es ist keiner da?«, entfuhr es Felix sichtlich enttäuscht.

      »Nur meine Wenigkeit!« Felicitas brachte die Teller zurück in die Küche und stellte sie in den Schrank. Mit wenigen Handgriffen suchte sie im Kühlschrank alles zusammen, was sie für ein Frühstück brauchten. »Aber wenn das nicht genug ist …«

      Felix war ihr gefolgt und kümmerte sich um Kaffee, Milch und Zucker.

      »So war das nicht gemeint«, entschuldigte er sich. »Aber ich hatte mich auf ein schönes Frühstück mit meiner Familie gefreut. So wie früher eben.«

      Fee lachte.

      »Du klingst wie ein alter Mann, der nach einem beschwerlichen Leben erschöpft nach Hause zurückkehrt.« Sie stellte Brot und Butter, Aufschnitt und Marmelade auf den Tisch.

      »So fühle ich mich im Augenblick auch«, gab Felix zu und schenkte Kaffee in die Tassen. Sein prüfender Blick wanderte über die gedeckte Tafel. »Haben


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