Moonlight Romance Staffel 1 – Romantic Thriller. Scarlet WilsonЧитать онлайн книгу.
… Nicht zu klein und nicht zu groß. Gerade richtig für … Wer hat die denn gekauft? Deine Eltern? Egal. Ich schnappte sie mir. Sie lag gut in der Hand. Ich schlug damit zu und jetzt ist Harry tot. Na und? Auf der Welt sterben jeden Tag Menschen. Die einen kommen, die andern gehen. So ist das nun mal. That’s life.«
»Was sind Sie nur für eine abscheuliche Bestie«, zischte Molly angeekelt.
Er feixte. »Muss ich davon ausgehen, dass du mich irgendwie nicht magst, Molly Stone?«
»Sie widern mich an«, spie sie ihm ins Gesicht.
Er zog die Mundwinkel unbeeindruckt nach unten. »Das macht mir nichts aus. Es gibt zum Glück eine Menge Leute, die mich witzig, charmant, sympathisch, ja sogar höchst anziehend und charismatisch finden. Vor allem bei der Damenwelt bin ich sehr beliebt. Du scheinst daran zu zweifeln, aber es ist so. Ich komme nahezu überall bestens an, weil ich nämlich über eine ganz besondere Gabe verfüge: Ich kann Menschen – vor allem Frauen – sehr gut täuschen. Oh, ihr dummen, gefühlsduseligen Weiber seid ja so unvorstellbar leicht hinters Licht zu führen. Man glaubt es kaum. Ihr denkt nie mit dem Kopf, sondern immer nur mit dem Herz, und das ist euer Kardinalfehler, eure größte Schwachstelle. Wer die kennt, kann euch mit spielerischer Leichtigkeit um den Finger wickeln und alles von euch haben.«
Selbstgefälliger Widerling, dachte Molly.
»Das war natürlich nicht immer so«, bekannte er mit einem schiefen Lächeln. »Das musste ich erst lernen. Aber jetzt habe ich es wie kaum ein zweiter drauf.« Er sah sie arrogant an. »Kaum zu glauben, dass ich mal im Umgang mit Menschen Probleme hatte. Ja, ich hatte während meiner Pubertät echte Schwierigkeiten, mit den Leuten klarzukommen, war von Minderwertigkeitskomplexen geplagt, getraute mich nirgendwo den Mund aufzumachen und zu sagen, was ich dachte, kuschte fortwährend und fraß allen Ärger in mich hinein. Doch eines Tages kam es zum Umkehrschub. Ich sagte mir, so könne, so dürfe es nicht weitergehen, stellte mich entschlossen auf die Beine, wich nicht mehr zurück, gab nicht nur couragiert kontra, verteidigte mich nicht nur, sondern griff auch an und hatte so erstaunlichen Erfolg damit, dass ich diese Strategie beibehielt und endlich das Selbstwertgefühl bekam, dass ich so lange Zeit schmerzlich vermisst hatte.« Er nickte mit hassfunkelnden Augen. »Schuld an dieser anfänglichen Fehlentwicklung war mein Vater. Er war ein hartherziger Despot, ein grausamer Tyrann, dem es großen Spaß machte, mich zu züchtigen. Immer hat er mich verprügelt. Der kleinste Anlass genügte – schon zog er seinen verfluchten dicken Lederriemen aus den Schlaufen und verdrosch mich nach Strich und Faden. Aber einmal … Als ich stark genug geworden war … Da ließ ich mich nicht mehr von ihm züchtigen. Da drehte ich den Spieß um und schlug so lange auf ihn ein, bis er mir winselnd versprach, dass er mich nie wieder schlagen würde. Niemand kann ermessen, was für ein grandioses Triumphgefühl mich damals erfüllte. Ich war ein neuer Mensch geworden, der von allen Achtung und Respekt einforderte. Bisweilen auch mit Gewalt. Schließlich war ich ja auch weiterhin noch meines Vaters Sohn – mit all den schlechten Erbanlagen, die er mir mitgegeben hat. Glücklicherweise war ich klug genug, sie zu meinem Vorteil zu nutzen, sonst wäre ich heute nicht da, wo ich bin.«
Wo bist du denn schon?, dachte Molly verächtlich. Dein Prügelvater hat irgendein wichtiges Element in deinem Kopf kaputt geschlagen, und seitdem tickst du nicht mehr richtig, bist zur – bislang unentdeckten – Gefahr für deine Mitmenschen geworden.
»Würden Sie jetzt bitte das Messer weglegen, Miss Stone?«, sagte Toby Haggerty übertrieben freundlich.
Ihre Finger umschlossen daraufhin den Griff so fest, dass die Knöchel weiß durch die Haut schimmerten.
»Hätten Sie die Güte, Miss Stone?«, forderte Haggerty sie mit weicher Stimme auf.
Ihre Augen wurden gefährlich schmal. Sie sah aus, als wäre sie zu allem entschlossen, und dieser Schein trog nicht.
»Weg mit dem Messer, Molly!«, befahl er ihr plötzlich eiskalt und scharf. In diesem Moment war das Spiel für ihn kein Spiel mehr. Er fand es nicht länger amüsant. Doch Molly gehorchte nicht.
Wenn sie es getan hätte, wäre sie verloren gewesen, das war ihr klar. Nur das Messer hielt diesen geisteskranken Mann davon ab, sie anzugreifen.
Er hob mit falscher Anteilnahme die Schultern. »Erben müssen sterben«, sagte er. Sie konnte das schon nicht mehr hören. »Tut mir leid. Daran führt traurigerweise kein Weg vorbei. Ich wollte, es gäbe einen andern, denn du bist mir – ob du mir glaubst oder nicht – sympathisch. Aber es gibt keinen.« Er seufzte. »Jedenfalls kann ich weit und breit keinen erkennen.«
Molly tat so, als wollte sie zustechen. »Zurück!«, zischte sie. »In die Küche mit dir.«
Er lächelte. »Endlich sind wir beim freundschaftlichen Du.«
Molly wusste nicht genau, warum sie ihn in der Küche haben wollte. Sie hatte eigentlich keinen präzisen Plan, war viel zu konfus, um die Situation klar überdenken zu können. Immerhin hatte dieser Wahnsinnige ihren Freund hinterrücks erschlagen und die Absicht, auch ihr das Leben zu nehmen. In der Küche würde sie Haggerty befehlen, sich auf einen Stuhl zu setzen, und dann würde sie ihn daran festbinden und die Polizei rufen …
Er wich aufreizend langsam zurück, zeigte nicht die geringste Furcht. Meinte er, nach wie vor alles unter Kontrolle zu haben?
»In die Küche«, sagte er betont gelassen. »Okay. Das ist ganz in meinem Sinn. Ich habe da bereits einige Vorkehrungen getroffen. Du wirst überrascht sein, Molly.«
Und das war sie Augenblicke später tatsächlich. Über alle Maßen überrascht war sie, als sie sah, was Toby Haggerty vorbereitet hatte: Am Lüsterhaken war eine Schlinge befestigt, und darunter stand ein Holzhocker …
*
»Du wirst dir das Leben nehmen, Molly Stone«, sagte Toby Haggerty frostig. Er starrte sie durchdringend an. »Ein Leben, mit dem du aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht mehr zurande kamst. Wie furchtbar.« Er seufzte zynisch. »Du armes, bedauernswertes Mädchen. Was mag dich nur so sehr durcheinandergebracht haben? Deine Eltern werden an dieser unfassbaren Tragödie zerbrechen. Sie hatten dich doch so unwahrscheinlich lieb. Du warst ihr ein und alles. Obwohl sie gar nicht deine leiblichen Eltern waren, wie du weißt.«
Molly zuckte zusammen, als hätte Toby Haggerty sie mit einem glühenden Eisen berührt. »Wer sind meine leiblichen Eltern?«
»Wie denkst du über sie?«
»Beantworte meine Frage!«, verlangte Molly aggressiv.
»Verurteilst du sie?«, fragte Haggerty.
»Weißt du, wer meine leiblichen Eltern sind?«
Haggerty nickte. »Selbstverständlich weiß ich das.«
»Dann sag es mir.«
Er wackelte übellaunig mit dem Kopf. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er. »Ich bin nicht sicher, ob ich mir die Zeit nehmen soll, sie dir zu erzählen.« Er zeigte auf die Schlinge, die auf Molly wartete. »Ich sehe irgendwie keinen Sinn mehr darin, verstehst du?«
Sie machte einen raschen Schritt vorwärts. »Rede endlich!«
Dass sie damit einen entscheidenden Fehler gemacht hatte, erkannte sie erst, als es zu spät war. Sie war Toby Haggerty zu nahe gekommen, und er nutzte seine Chance in Gedankenschnelle.
Ehe sie begriff, was passierte, hatte er ihre Hand gepackt und brutal herumgedreht. Sie spürte einen furchtbaren Schmerz, schrie auf und war gezwungen, das Messer fallen zu lassen.
Wenn sie es nicht getan hätte, hätte ihr Toby Haggerty den Arm gebrochen. Er ließ sie los, stieß sie derb gegen die Wand, hob das Messer auf und sagte zufrieden: »So gefällt mir die Situation schon wesentlich besser.«
*
Er holte aus und schlug ihr seinen Handrücken hart ins Gesicht. Es schien ihm genauso viel Spaß zu machen wie dereinst seinem brutalen Vater. »Das ist dafür, dass du es gewagt hast, mich mit diesem Messer zu bedrohen«, knurrte er, doch im nächsten Moment war das grausame Lodern in seinen Augen schon wieder verflogen. »Niemand