Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
bin ich nur nicht selbst auf diese Idee gekommen?«
»Sei froh! Dann musst du nicht ganz so lange auf die Ankunft des neuen Erdenbürgers warten«, erwiderte Danny und musste an die Ungeduld manch einer werdenden Mutter denken, die es kaum erwarten konnte, ihr Baby in den Armen zu halten.
»Dieses Problem habe ich eher weniger«, entfuhr es Marla. »Ich fürchte, ich brauch noch ein bisschen Zeit, um mich überhaupt an diesen Gedanken zu gewöhnen.«
Danny legte den Kopf schief und sah die Mitarbeiterin seiner Freundin an.
»Du willst das Kind aber schon haben, oder?«, fragte er nach.
Marla ließ sich Zeit mit einer Antwort.
»Als Tatjana meinte, ich könnte schwanger sein, wäre ich ehrlich gesagt am liebsten aus dem Fenster gesprungen«, beschloss sie schließlich, die Wahrheit zu sagen.
Das war sie Danny schuldig, zumal er sich ihr gegenüber mehr als großzügig gezeigt hatte.
Der junge Arzt saß an seinem Schreibtisch und betrachtete Marla.
»Auch so eine Reaktion ist völlig normal«, versuchte er, sie zu trösten. »Immerhin bringt ein Kind viele Veränderungen mit sich.«
»Ein Glück, dass ich die Wohnung in eurem Mietshaus ergattert habe. Dann haben wir beide wenigstens eine eigene Bleibe«, dachte Marla laut nach, und Danny lächelte.
»Manchmal fügen sich die Dinge ganz von selbst. Kommst du mit rüber?«, fragte er und stand auf. »Ich möchte noch einen Ultraschall machen.«
Ohne Zögern folgte Marla ihm hinüber in das kleine Zimmer und legte sich auf die Liege. Die Augen auf den Monitor gerichtet, sagte sie:
»Zum Glück wird der Umzug leicht. Viele Sachen habe ich ja nicht. Und die paar Wände sind gleich gestrichen.«
Danny ließ den Schallkopf über Marlas Leib gleiten und konzentrierte sich auf den Bildschirm.
»Erstens sind wir auch noch da und werden dich nach Kräften unterstützen. Und zweitens hat das Kind ja auch noch einen Vater«, gab er nebenbei zu bedenken. »Schau mal, hier ist dein kleiner Prinz. Oder die Prinzessin! Das kann ich jetzt noch nicht so genau sagen.« Er drehte den Bildschirm, dass Marla besser sehen konnte, und zeigte auf das Wesen, das schon deutlich zu erkennen war.
»Pascal weiß noch nichts von seinem Glück«, seufzte Marla, während sie ihr Baby bestaunte. »Und ehrlich gesagt habe ich Angst davor, es ihm zu sagen. Schließlich sind wir erst seit ein paar Monaten ein Paar.«
»Vielleicht ist es besser, dass uns das Leben manchmal ein Schnippchen schlägt und manche Entscheidungen selbst trifft. Sonst würden wir manche Erfahrung vor lauter Bedenken gar nicht machen.« Lächelnd deutete Danny auf die kleinen Finger, die deutlich zu sehen war. »Ist das nicht ein großes Wunder?«
»Wirklich!«, staunte auch Marla. »Es scheint ja schon ziemlich groß zu sein.«
»Die Größe des Kopfes entspricht in etwa der achtzehnten bis zwanzigsten Schwangerschaftswoche.«
»Waaaaas?« Jetzt war Marla doch aus dem Häuschen. »So weit schon? Dabei hab ich gar nicht viel zugenommen.«
Danny lachte und zog ein Papiertuch aus dem Spender, um das durchsichtige Gel vom Bauch der werdenden Mutter zu wischen.
»Kein Wunder. Wie sollst du auch zunehmen, wenn dir ständig schlecht ist?«
»Stimmt auch wieder. Hoffentlich ist das bald vorbei.«
»Aller Erfahrung nach kann es nicht mehr lange dauern«, versprach Danny und reichte Marla die Hand, um ihr von der Liege zu helfen. »Wir sehen uns in vier Wochen wieder. Ich meine, in der Praxis. Dann bekommst du deinen Mutterpass und wirst hochoffiziell in den Club der werdenden Mamis aufgenommen.«
»Ich kann’s kaum erwarten«, erwiderte Marla und rang sich ein Lächeln ab. Wenn nicht die drängende Sorge um Pascals Reaktion ihre Stimmung gedrückt hätte, hätte sie sich durchaus über diese Botschaft gefreut. So aber verabschiedete sie sich mit gemischten Gefühlen von Danny Norden, um sich gleich im Anschluss auf den Weg zu ihrem Freund zu machen. Sie konnte nicht schnell genug reinen Tisch machen und herausfinden, wie es in Zukunft weitergehen sollte.
*
»Da sind Sie ja endlich!«, begrüßte die Haushälterin Lenni ihren Chef, der an diesem Abend später als sonst nach Hause kam. »Ich musste das Risotto mit meinem Leben verteidigen!«
»Etwa Ihr sensationelles Gemüse-Risotto?«, fragte Daniel nach und leckte sich die Lippen. »Da haben Sie gut daran getan. Dafür begehe ich glatt einen Mord.«
»Offenbar nicht nur Sie!« Lächelnd verschwand Lenni in der Küche, um endlich das Essen auf den Tisch zu bringen.
Unterdessen gesellte sich Daniel zu seiner Familie, die sichtlich ungeduldig am Esstisch saß.
»Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Da bist du ja endlich«, rief Felix, zweitältester Sohn der Familie. »Was hast du mit Lenni angestellt? Sie hat sich geweigert, das Risotto rauszurücken, bevor du da bist, und riskiert lieber den Hungertod von fünf Familienmitgliedern. Das ist ungerecht und gemein.«
»Sie ist eben eine treue Seele und weiß, mit wem sie sich gut stellen muss«, schmunzelte Dr. Norden und beugte sich zu seiner Frau hinab, um sie mit einem Kuss zu begrüßen.
»Was hat dich aufgehalten, mein Schatz?«, fragte Fee und streichelte ihm über die Wange.
»Ich bin noch schnell bei einem kleinen Patienten vorbei gefahren. Er hat eine Lungenentzündung, wie das Labor der Behnisch-Klinik inzwischen bestätigt hat.«
»Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Felicitas und passte mit Argusaugen auf, dass Felix, der die Verteilung des Risottos übernommen hatte, gerecht vorging.
»Bis jetzt ist sein Zustand unverändert«, musste Daniel gestehen und dankte seinem Sohn, der auch seinen Teller gefüllt hatte. »Wenn das Antibiotikum bis morgen Abend keine Wirkung zeigt, werde ich Lukas doch sicherheitshalber in die Klinik schicken.«
»Oh, das wird Kollege Lammers besonders freuen«, unkte Fee in Erinnerung an den ungeliebten Mitarbeiter.
Seit ein paar Monaten verstärkte der begnadete Kinderarzt das Team der Pädiatrie und neidete Fee bereits genauso lange ihren Posten als stellvertretende Chefin der Abteilung. Er ließ keine Gelegenheit aus, sie zu kritisieren und Intrigen gegen sie zu schmieden. Besonders schlimm war es, seit Mario Cornelius seine Schwester in Schutz genommen und sie vom Verdacht eines Fehlers befreit hatte. »Er wartet nur darauf, mir eins auszuwischen. Ein Patient, den du schickst, ist mit Sicherheit ein gefundenes Fressen, um auf dir und deinen Fähigkeiten herumzuhacken«, prophezeite Fee.
Als Felix das hörte, verzog er das Gesicht.
»Ich hätte gute Lust, ihm mal so richtig eins auszuwischen«, knurrte er, doch seine Mutter legte die Hand auf seinen Arm.
»Darauf wartet er doch nur. Aber diesen Gefallen tun wir ihm nicht. Am meisten ärgert sich dieser Profilneurotiker, wenn er keine Beachtung bekommt. Deshalb reagiere ich gar nicht mehr auf seine Gemeinheiten. Damit fahre ich ganz gut.«
»Deine Selbstbeherrschung ist bewundernswert«, erwiderte Felix und schob einen großen Löffel voll Risotto in den Mund.
»Ganz im Gegensatz zu deiner!«, kommentierte seine Schwester Anneka. »Die hast du jedenfalls nicht von Mum geerbt.«
»Abgesehen davon solltest du vielleicht mal auf deine Figur achten«, versuchte Janni mit einem Trick, seinen Bruder von der nächsten Portion abzuhalten. »Ich finde, du hast ganz schön zugenommen in letzter Zeit?«
»Wirklich?« Felix blickte kurz an sich hinunter. Dann schob er den nächsten Löffel in den Mund. »Na ja, es gibt eben verschiedene Arten von Menschen. Diejenigen, die diszipliniert auf ihre gute Figur achten. Und dann gibt’s da mich. Ich achte diszipliniert auf gutes Essen.« Mit diesem frechen Spruch hatte er die Lacher wieder einmal auf seiner Seite und nutzte die Gunst der Stunde,