Эротические рассказы

Gesammelte Werke von Joseph Conrad. Джозеф КонрадЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Joseph Conrad - Джозеф Конрад


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mein Freund. Ihr verdammten Engländer mögt machen, was ihr wollt; ich weiß, wo ein Mann wie ich an seinem Platz ist. Ich bin bekannt in Apia, in Honolulu, in…« Er hielt nachdenklich inne, während ich mir ohne Mühe die Leute ausmalen konnte, mit denen er an jenen Orten bekannt war. Ich will kein Hehl daraus machen, daß auch ich mit etlichen von der Sorte bekannt war. Es gibt Zeiten, wo man so tun muß, als ob einem das Leben in jeglicher Gesellschaft gleich angenehm wäre. Ich habe eine solche Zeit gekannt, und es fällt mir gar nicht ein, nachträglich über diese Zwangslage ein Gesicht zu ziehen, denn ein gut Teil dieser schlechten Gesellschaft war aus Mangel an moralischer – wie soll ich sagen? – an moralischer Haltung oder aus sonst einem triftigen Grund doppelt so belehrend und zwanzigmal lustiger als der gewöhnliche achtbare Geschäftsgauner, den ihr, ohne eigentliche Notwendigkeit, nur so aus Gewohnheit, Feigheit, Gutmütigkeit und hundert ähnlichen niedrigen und belanglosen Gründen, an euren Tisch bittet.

      »Ihr Engländer seid alle Gauner«, fuhr mein patriotischer Flensburger oder Stettiner Australier fort. Ich entsinne mich wirklich nicht, welch ehrsamer kleiner Hafenplatz an der Ostsee es sich zur Unehre rechnen mußte, das Nest dieses seltenen Vogels gewesen zu sein. »Was habt ihr zu schreien? Ihr wollt mir was sagen? Ihr seid nicht besser als andre Leute, und der alte Schuft hat mir einen verfluchten Krach gemacht.« Sein massiger Körper zitterte auf den Beinen, die zwei Säulen schienen; zitterte von Kopf bis zu Fuß. »Das ist immer so die Art von euch Engländern, wegen jeder Kleinigkeit einen verfluchten Krach zu machen, – weil ich nicht in eurem verfluchten Land geboren bin. Mir das Patent nehmen. Nehmt’s euch. Ich brauch’ kein Patent. Ein Mann wie ich braucht euer verfluchtes Patent nicht. Ich spuck’ drauf!« Er spuckte. »Ich will amerikanischer Bürger werden«, schrie er, vor Wut schäumend und schnaubend und mit den Füßen scharrend, als hätte er seine Knöchel von einer unsichtbaren und geheimnisvollen Umklammerung zu befreien, die ihn nicht vom Fleck lassen wollte. Er brachte sich in eine solche Hitze, daß sein kugelrunder Schädel buchstäblich rauchte. Nichts Geheimnisvolles hinderte mich, den Platz zu verlassen: Neugierde ist das deutlichste der Gefühle, und sie hielt mich dort fest, um die Wirkung der vollen Wahrheit auf den jungen Mann zu beobachten, der, mit den Händen in den Taschen und mit dem Rücken zum Bürgersteig, über die Rasenplätze der Esplanade weg zu dem gelben Portikus des Malabar-Hotels hinübersah – ganz wie ein Mann, der einen Spaziergang machen wird, sobald sein Freund fertig ist. So sah er aus, und es war schmählich. Ich wartete darauf, ihn überwältigt, niedergeschmettert, im Innersten getroffen, wie einen aufgespießten Käfer sich krümmend zu sehen – und fürchtete doch auch wiederum, ihn so zu sehen, wenn ihr versteht, was ich meine. Nichts Schrecklicheres, als einen Menschen zu sehen, der ertappt worden ist, nicht auf einem Verbrechen, sondern auf einer mehr als verbrecherischen Schwäche. Die gewöhnlichste Art von Stärke hält uns davon ab, vor dem Gesetz zu Verbrechern zu werden; aber vor der unbekannten, vielleicht nur vermuteten Schwäche – so wie man in einigen Teilen der Welt in jedem Gebüsch eine todbringende Schlange vermuten muß—, vor der Schwäche, die verborgen, bewacht oder unbewacht, durch Gebet niedergehalten oder mannhaft verachtet, unterdrückt oder vielleicht mehr als ein halbes Leben lang gar nicht erkannt sein mag – vor der ist keiner von uns sicher. Wir werden verleitet, Dinge zu tun, um derentwillen man uns Schimpfnamen anhängt, Dinge, um die wir gehenkt werden – und doch kann der Geist das alles überleben – die Verurteilung überleben, den Strick überleben, bei Gott! Aber es gibt Dinge – und sie sehen oft geringfügig genug aus –, durch die manche von uns völlig und von Grund auf vernichtet werden. Ich betrachtete mir den jungen Burschen dort. Ich mochte sein Aussehen; ich kannte sein Aussehen; er kam vom rechten Ort; er war einer von uns. Er war ein echter Abkömmling seiner Art, einer Reihe von Männern und Frauen, die keineswegs als besonders klug oder interessant gelten mochten, deren innerste Lebensmöglichkeit aber auf ehrlichem Glauben und wurzelechtem Mut beruhte. Ich meine nicht militärischen Mut oder bürgerlichen Mut oder irgendeine besondere Art von Mut. Ich meine jene angeborene Fähigkeit, Gefahren unbewegt ins Auge sehen zu können – eine nicht verstandesmäßige Bereitschaft, frei von Pose – eine Widerstandskraft, seht ihr, wenig ansprechend vielleicht, doch unschätzbar – eine rein gefühlsmäßige, gläubige Festigkeit vor inneren und äußeren Schrecken, vor der Gewalt der Natur und der verführerischen Verderbnis der Menschen – einen Glauben, der sich vor der Macht der Tatsachen so unverletzlich bewährt wie vor dem bösen Beispiel und der Versuchung der eigenen Gedanken. Zum Teufel mit den Gedanken! Landstreicher sind sie, Vagabunden, die an der Hintertür eures Geistes anklopfen, von eurem inneren Kern zehren und jeder einen Brosamen von jenem Glauben an ein paar einfache Grundbegriffe forttragen, an die man sich halten muß, wenn man anständig leben und leicht sterben will!

      Dies hat nicht unmittelbar mit Jim zu tun; nur war er äußerlich ein so typischer Vertreter jenes guten, dummen Schlages, neben dem wir so gern im Leben hermarschieren, jenes Schlages, der weder von den Unberechenbarkeiten des Intellekts, noch von den Abirrungen der – sagen wir – Nerven beunruhigt wird. Er war die Art Bursche, dem man auf sein Aussehen hin ohne weiteres – bildlich und beruflich gesprochen – die Verantwortung für das Deck übertragen würde. Ich würde es tun, und ich sollte da Bescheid wissen. Hab’ ich zu meiner Zeit nicht genug junge Burschen für den Dienst unter dem Union-Jack hinausgestellt, für das Handwerk zur See, das Handwerk, dessen ganzes Geheimnis in einen kurzen Satz zusammengefaßt werden könnte, der doch Tag für Tag von neuem in die jungen Köpfe eingehämmert werden muß, bis er der Hauptbestandteil jedes ihrer wachen Gedanken wird – bis er ihnen in jedem Traum ihres jungen Schlafes gegenwärtig ist! Die See ist gut zu mir gewesen; aber wenn ich an all die Jungens denke, die durch meine Hände gegangen sind – einige von ihnen sind nun schon Männer, andere längst ertrunken, doch alle waren sie gute Seeleute –, so meine ich, daß ich meine Sache auch nicht schlecht gemacht habe. Ich wette, daß, wenn ich morgen heimkehrte, noch ehe zwei Tage ins Land gingen, ein junger, sonnverbrannter Erster Offizier mich irgendwo an einem Hafentorweg einholen und eine frische, tiefe Stimme zu mir sprechen würde: »Erinnern Sie sich meiner nicht, Herr? Der kleine Soundso. Das und das Schiff. Es war meine erste Fahrt.« Und ich besinne mich auf ein verlegenes, kleines Bürschchen, nicht höher als die Stuhllehne da, mit einer Mutter und etwa noch einer großen Schwester auf dem Kai, die sehr gefaßt sind, aber doch viel zu aufgeregt, um mit den Taschentüchern zu winken, wenn das Schiff zwischen den Hafendämmen hinausgleitet; oder ein achtbarer Vater mittleren Alters hat seinem Jungen schon früh am Morgen das Geleit gegeben und bleibt den ganzen Vormittag, weil er sich anscheinend für die Ankerwinde interessiert, und muß schließlich in aller Eile an Land klettern, ohne noch Lebewohl sagen zu können. Der Lotse auf der Hütte näselt mir zu: »Stoppen Sie sie noch einen Augenblick mit dem Rückhalttau, da will noch ein Herr an Land… Machen Sie, daß Sie hinauskommen, Herr. Um ein Haar hätte man Sie nach Talcahuano mitgenommen, wie? Jetzt also; nur langsam… Nun werfen Sie wieder los.« Die Schlepper, die wie der Höllenpfuhl rauchen, fahren an und lassen den alten Fluß vor Wut aufschäumen; der Herr an Land streift sich den Staub von den Knien – der wohlmeinende Steward hat ihm seinen Regenschirm nachgeworfen. Es hat alles seine Richtigkeit. Er hat der See sein kleines Opfer gebracht und mag nun nach Hause gehn und so tun, als machte es ihm nichts aus; und das kleine, willige Opfer wird noch vor dem nächsten Morgen sehr seekrank werden. Allmählich, wenn er all die kleinen Kunstgriffe und das eine große Geheimnis der See gelernt hat, wird er, je nachdem wie die See es fügt, zum Leben oder zum Sterben geeignet sein, und der Mann, der zu diesem törichten Spiel, bei dem die See jeden Wurf gewinnt, seine Hand lieh, der freut sich, wenn eine schwere, junge Hand ihn in den Rücken pufft und so ein junger Seehund ihm fröhlich zuruft: »Erkennen Sie mich nicht, Herr? Der kleine Soundso.«

      Ich sage euch, das ist gut; es überzeugt einen, daß man wenigstens einmal in seinem Leben seine Arbeit richtig getan hat. Ich bin so auf die Schulter geschlagen worden und bin zusammengezuckt dabei, denn der Schlag war schwer, habe mich den ganzen Tag über gefreut und mich noch beim Zubettgehen weniger einsam gefühlt in der Welt, dank dem herzhaften Puff. Ob ich mich nicht an die kleinen Soundsos erinnere? Ich sage euch, ich sollte mich auf äußere Erscheinung verstehen. Ich hätte dem jungen Burschen auf den ersten Blick hin das Deck anvertraut und mich ruhig schlafen gelegt – und, bei Gott, es wäre nicht sicher gewesen. Es ist grauenvoll, dies denken zu müssen. Er sah so echt aus wie ein neuer Sovereign, aber es war ein teuflischer Zusatz in seinem Metall. Wieviel? Ganz minimal, – gerade ein Stäubchen von etwas Seltenem, Schlimmem; ein Stäubchen! – aber wie er so dastand


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