Эротические рассказы

Gesammelte Werke von Joseph Conrad. Джозеф КонрадЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Joseph Conrad - Джозеф Конрад


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Eingebung den Rockkragen hoch. Das schien ihm vorteilhaft, und er tat noch ein weiteres, indem er die Enden seines schwarzen Schnurrbarts in die Höhe zwirbelte. Die Wirkung, die diese kleinen Veränderungen in seiner Gesamterscheinung hervorriefen, befriedigten ihn. »Das ist ganz ausgezeichnet,« dachte er, »nun muß ich mich noch richtig durchregnen lassen.«

      Da gewahrte er den Kellner an seiner Seite und eine kleine Rolle Silbermünzen auf der Tischkante vor ihm. Der Kellner hielt ein Auge auf das Geld, das andere aber auf den Rücken eines großen, nicht sonderlich jungen Mädchens gerichtet, das einem entfernten Tisch zuschritt und so häßlich wie unnahbar aussah. Es schien ein Stammgast zu sein.

      Beim Hinausgehn stellte der Kommissar ganz für sich fest, daß der Wirt durch die Hingabe an betrügerische Kochkünste jede nationale und sonstige Eigenart verloren hatte. Und das war auffallend, da ja das italienische Speisehaus eine so beliebte britische Einrichtung ist. Aber den Besuchern fehlte ja ebenso sehr jede Eigenart, wie den Gerichten, die ihnen mit herkömmlichem Anstand vorgesetzt wurden. Auch die Besucher schienen in keiner Weise vom Herkömmlichen abzuweichen, weder in Bezug auf Beruf, Klasse, Kaste oder Rasse. Sie schienen für das italienische Speisehaus geschaffen, wenn man nicht etwa annehmen wollte, daß das italienische Speisehaus für sie geschaffen war. Diese letzte Vermutung aber war unhaltbar, da man sich die Leute an keinem anderen, als an diesem besonderen Orte vorstellen konnte. Nirgendwo sonst trifft man diese rätselhaften Menschen. Man konnte sich keinen klaren Begriff davon machen, welchen Beschäftigungen sie unter Tags nachgingen, und wo sie sich abends zu Bett legten. Auch der Kommissar war nicht mehr er selbst, es wäre für jedermann unmöglich gewesen, seine Beschäftigung zu erraten. Wegen des Zubettegehens hatte sogar er persönlich seine Zweifel. Nicht so sehr bezüglich seiner Wohnung an sich, sondern vielmehr wegen der Zeit, wann er wohl dahin zurückgelangen würde. Ein freudiges Gefühl von Unabhängigkeit erfüllte ihn, während er die schwingenden Glastüren mit gedämpftem Schlag hinter sich zuklappen hörte. Unvermittelt umfing ihn die Unendlichkeit einer Londoner Regennacht, von verlorenen Lampen bestirnt, die würgend über dem schmutzigen, nassen Pflaster lagerte und deren Schwärze aus Ruß und Regentropfen angerührt scheint. Die Brett Street war nicht weit weg. Sie war eine enge Seitengasse eines dreieckigen Platzes, voll mit dunklen, geheimnisvollen Häuschen, kleinen Verkaufsbuden, die nun während der Nacht leer standen. Nur noch der Stand eines Fruchthändlers am Eck strahlte einen grellen Lichtkegel aus. Ringsumher war alles schwarz, und die wenigen Leute, die vorübergingen, waren mit einem Schritt an dem glühenden Haufen von Orangen und Zitronen vorbei und verschwunden. Man hörte keinen Schritt widerhallen. Nie wieder würde man von ihnen hören. Der abenteuerlustige Vorstand der Abteilung für besondere Verbrechen sah diesem Verschwinden aus einigem Abstand mit Interesse zu. Er fühlte sich so leicht, als läge er ganz alleine in einem Dschungel im Hinterhalt, viele tausend Meilen weit weg von Bureautischen mit amtlichen Tintenfässern.

      Diese frohe und gehobene Stimmung angesichts einer immerhin nicht unwichtigen Aufgabe scheint ein Beweis, daß diese unsere Welt letzten Endes keine allzu ernsthafte ist. Denn von Natur aus neigte der Kommissar nicht zur Leichtfertigkeit.

      Der diensthabende Schutzmann auf dem Rundgang zeichnete seine dunkle Gestalt gegen die leuchtende Pracht der Orangen und Zitronen ab und ging gemächlich in die Brett Street hinein. Der Kommissar hielt sich, als wäre er ein Verbrecher, außer Sicht und wartete auf seine Rückkehr. Doch dieser Schutzmann schien der Abteilung für immer verloren. Er kehrte nie zurück, mußte wohl die Gasse am anderen Ende verlassen haben.

      Der Kommissar betrat nun; sobald er zu diesem Schlusse gekommen war, seinerseits die Gasse und geriet an einen großen Packwagen, der vor einer Kutscherkneipe stand. Der Kutscher saß wohl in der Schänke, während die Pferde, die großen Köpfe zu Boden gesenkt, gemächlich aus den Futterbeuteln fraßen. Weiter weg, auf der gegenüberliegenden Seite, drang noch ein verdächtiger, gedämpfter Lichtschein aus Herrn Verlocs Ladenfenster, das mit Zeitungen verhängt und mit Papierschachteln und Büchern vollgestellt war. Der Kommissar betrachtete es über die Straße weg. Es gab keinen Irrtum. Neben dem Ladenfenster, das von den Schattenbildern unkenntlicher Dinge wimmelte, stand die Haustür halb offen und ließ einen schmalen Lichtstreifen von der innen brennenden Gaslampe auf das Pflaster fallen.

      Der Packwagen mit den Pferden hinter dem Kommissar verschwamm zu einer Masse, schien ein Lebewesen zu sein, ein breitrückiges, schwarzes Ungeheuer, das die halbe Straße versperrte, mit eisenbeschlagenen Füßen aufstampfte und dazwischen Klirren und schweres Schnauben hören ließ. Der grelle Lichterglanz eines großen, gutbesuchten Gasthauses fiel über eine breite Straße weg vom anderen Ende her in die Gasse herein. Dieser Sperrgürtel von schneidendem Licht schien die Dunkelheit, die sich um den bescheidenen Unterschlupf von Herrn Verlocs häuslichem Glück sammelte, auf sich selbst zurück zu treiben, daß sie noch düsterer und unheilvoller wirkte.

      VIII

       Inhaltsverzeichnis

      Frau Verlocs Mutter hatte durch unermüdliche Behelligung verschiedener konzessionierter Gastwirte (ehemaliger Bekannter ihres armen Seligen), deren zunächst kühle Anteilnahme bis zu einem gewissen Grad erhitzt und so ihre Aufnahme in ein Altersheim durchgesetzt, das von einem vermögenden Gastwirt für die notleidenden Witwen seiner Zunftgenossen gestiftet worden war.

      Diesen Plan hatte sie aus bedrängtem Herzen gefaßt und insgeheim mit aller Entschlossenheit verfolgt. Zu dieser Zeit geschah es, daß ihre Tochter Winnie sich nicht enthalten konnte, Herrn Verloc gegenüber eine Bemerkung fallen zu lassen, daß »Mutter während der letzten Woche fast täglich halbe Kronen und Fünf-Schillingstücke für Droschken ausgegeben« habe. Die Bemerkung war jedoch ohne Bitterkeit gemacht. Winnie achtete die Schwächen ihrer Mutter. Sie war nur ein wenig überrascht von diesem plötzlichen Bewegungswahnsinn. Herr Verloc, dem es nicht an einer gewissen Großartigkeit fehlte, hatte die Worte knurrend zurückgewiesen, da sie ihn in seinen Betrachtungen störten. Diese Betrachtungen waren tiefsinnig und langwierig und drehten sich um einen Gegenstand von größerer Wichtigkeit als fünf Schillinge. Von wesentlich größerer Wichtigkeit, und unvergleichlich viel schwieriger für die philosophische Durchdringung.

      Sobald sie nach schlauer Geheimnistuerei ihr Ziel erreicht hatte, redete sich die alte Frau ihrer Tochter gegenüber die ganze Sache vom Herzen. Ihre Seele frohlockte, doch ihr Herz bangte. Sie zitterte innerlich, da sie die ruhige, selbstbeherrschte Art ihrer Tochter Winnie fürchtete und bewunderte, die ihrem Mißfallen in vielerlei Abstufungen drückenden Schweigens Ausdruck zu geben verstand. Immerhin gestattete sie diesen stummen Ängsten nicht, das ehrwürdige Übergewicht zu beeinträchtigen, das ihrer äußeren Erscheinung durch dreifaches Kinn, die fließende Üppigkeit ihrer altmodischen Formen und den trostlosen Zustand ihrer Beine verliehen wurde.

      Die Nachricht kam so unerwartet, daß Frau Verloc, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit bei einer Anrede, die Hausarbeit unterbrach. Sie staubte die Einrichtung im Wohnzimmer hinter dem Laden ab. Nun wandte sie sich ihrer Mutter zu: »Was in aller Welt wollen Sie nur damit?« rief sie in entrüsteter Verwunderung.

      Der Schlag mußte hart gewesen sein, um sie von dem unbeteiligten Gleichmut vor fertigen Tatsachen abzubringen, der im Leben ihre Stärke und ihr Schutz war.

      »Hatten Sie’s hier nicht bequem genug?« Sie hatte sich zu dieser Frage verleiten lassen, gewann aber im nächsten Augenblick ihre Haltung wieder und fuhr mit dem Abstauben fort, während die alte Frau in dumpfem Kummer dasaß, mit ihrer staubigen weißen Haube und der glanzlosen schwarzen Perücke.

      Winnie war mit dem Stuhl fertig und führte nun den Wischer über die Mahagonirückwand des Roßhaarsofas, auf dem Herr Verloc in Hut und Überrock sich der Ruhe zu ergeben liebte. Sie war ganz bei ihrer Arbeit, gestattete sich aber doch noch eine Frage:

      »Wie haben Sie das nur fertig gebracht, Mutter?«

      Diese Neugier war entschuldbar, da sie sich nicht auf die Innenseite der Dinge bezog, die Frau Verloc grundsätzlich übersah. Die Frage bezog sich lediglich auf die Methoden. Die alte Frau griff sie freudig auf, da dadurch ein Gegenstand berührt wurde, den man ganz aufrichtig besprechen konnte.

      Sie


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