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Butler Parker 102 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 102 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Der Profi trabte auf die Telefonzellen zu, genau wie Parker es erwartet hatte. Er wollte jetzt wohl Waters informieren und sich neue Instruktionen holen.

      Parker hatte vorgesorgt.

      Nachdem der junge Mann rechts von ihm in der Zelle verschwunden war, schaltete der Butler den kleinen Verstärker ein. Er preßte die Membrane eines Stethoskops gegen die Trennwand und den Ohrclip in seinen Gehörgang. Mit einem kleinen Knopf regulierte er die Lautstärke des Geräts, das eine klare und unverzerrte Übertragung lieferte.

      Der junge Mann wählte eine Telefonnummer und bekam seine Verbindung.

      »Artie hier«, meldete er sich, »ich hab’ ’ne tolle Überraschung für Sie. Wissen Sie, wer angerufen hat? Diese Lady Simpson. Ja, ganz klarer Fall. Bestimmt, sie ist es gewesen. Irrtum ausgeschlossen. Was sollen wir jetzt machen?«

      Der junge Mann legte eine Pause ein und ließ sich instruieren.

      »In Ordnung«, sagte er, als er wieder an der Reihe war. »Wir stauchen sie also leicht zusammen. Nein, nein, wir passen schon auf. Nur ’n kleiner Schock für das alte Mädchen, damit sie schleunigst abrauscht. Natürlich, Chef! Doch, sie ist wirklich ’ne Lady. Der Chefportier kennt sie. Irrtum ausgeschlossen.«

      Nun war Waters wieder an der Reihe.

      »Ich ruf in zehn Minuten zurück«, schloß dann der junge Mann, »die Sache ist so gut wie erledigt. Ende!«

      Artie verließ die Telefonzelle und sah sich einem Butler gegenüber, den er völlig übersah. Der junge Profi kam überhaupt nicht auf den Gedanken, dieser Butler könnte jener Mann sein, der diese ältere Lady zum Castle begleitet hatte.

      Als ihm das sprichwörtliche Licht aufging, war es allerdings schon zu spät für ihn.

      *

      Vorerst blieb der junge Profi ahnungslos.

      Er hatte es ja schließlich mit einer Frau zu tun, wie er eben erst in der Telefonzentrale erfahren hatte. Sein Trick, sich als Kriminalbeamter auszugeben, hatte vollen Erfolg gehabt. Man hatte ihm bereitwillig Auskunft erteilt.

      Leichtsinnigerweise verzichtete er darauf, seinen Partner aus dem Minicooper mitzunehmen. Den Schock, den er Agatha Simpson zugedacht hatte, konnte er ihr auch allein verpassen. So wenigstens dachte er optimistisch.

      Fast wohlgestimmt stieg er in den Lift und trat höflich zur Seite, als der Butler ihm folgte. Belustigt nahm er diesen schwarzgekleideten Mann zur Kenntnis. Das Alter des Butlers war nur schwer zu schätzen. Er konnte Ende Vierzig, aber auch sehr gut bereits weit in den Fünfzigern sein. Der junge Profi hatte es mit einem Gesicht zu tun, das nahezu unbeweglich war. Die Augen waren grau und verrieten wache Intelligenz.

      Der Butler trug einen schwarzen Zweireiher, darunter eine Weste, gestreifte Beinkleider und schwarze, derbe Schuhe. Er hatte eine schwarze Melone auf dem Kopf und einen altväterlich gebundenen Regenschirm, der über seinem linken Unterarm hing. Der Mann war die Korrektheit in Person.

      »Welche Etage darf ich für den Herrn drücken?« erkundigte sich der Butler, seine schwarze Melone lüftend.

      »Dritter Stock«, erwiderte der junge Mann, der in den vierten wollte, um ungestört zu bleiben, da er an Zuhörern oder Zuschauern nicht interessiert war.

      Josuah Parker drückte den gewünschten Etagenknopf und wendete dem jungen Profi halb den Rücken zu. Dabei passierte dem Butler ein Mißgeschick. Mit dem rechten, eisenbeschlagenen Absatz seines linken Schuhs trat er dem Mann sehr nachdrücklich auf die Zehen.

      »Oh, das ist mir aber äußerst peinlich«, entschuldigte sich der Butler, während der Profi weiß im Gesicht wurde. »Sollte ich Sie möglicherweise inkommodiert haben?«

      Der Profi wußte nicht, was der Butler meinte, denn er hatte mit seinen mißhandelten Zehen zu tun. Er hob den Fuß und sog dabei pfeifend und scharf die Luft ein. Er hatte das deutliche Gefühl, daß seine Zehen total zerquetscht waren.

      »Sie – Idiot!« keuchte der junge Profi.

      »Sie sehen mich erschüttert«, behauptete Parker und schaltete sich ungefragt als Nothelfer ein. Er griff nach dem linken Unterarm des Mannes, um wenigstens dessen Gleichgewicht zu gewährleisten.

      Parker schien dabei etwas zu hart zugegriffen zu haben. Der junge Profi zuckte nämlich zusammen. Er hatte das Gefühl, von einer Nadel gestochen worden zu sein.

      Was übrigens genau den Tatsachen entsprach, denn der Butler hatte seine perlenverzierte Krawattennadel als Kampfmittel eingesetzt. Da die Spitze dieser Nadel präpariert war, fühlte Artie sich plötzlich besonders schlecht. Ein Betäubungsgift – an sich harmlos – begann im Blut zu kreisen und rief bei ihm Halluzinationen hervor. Artie verdrehte die Augen, schielte ein wenig planlos durch den Lift und lehnte sich dann schwer gegen den Butler.

      Parker änderte die Fahrtrichtung des Lifts und fuhr mit seinem sehr müde werdenden Begleiter wieder nach unten zur Hotelhalle. Als sie dort ankamen, war Artie bereits in sich zusammengerutscht und geistig weggetreten.

      »Schnell, einen Arzt«, rief Parker einem Pagen zu. »Den Herrn scheint eine Kreislaufschwäche erfaßt zu haben.«

      Der Chefportier und sein Helfer eilten herbei. Sie nahmen Artie zwischen sich und schleiften ihn umgehend und schnell in den kleinen Korridor neben der Portierloge. Nur kein Aufsehen, das war ihre Parole.

      Artie wurde im Umkleideraum für die Portiers abgelegt, dann alarmierte man einen Arzt.

      »Noch so jung und schon so labil«, stellte Parker gemessen fest. »Nun, die Kunst der Ärzte wird den Bedauernswerten schon wiederherstellen. Falls ich nicht gebraucht werde, meine Herren, möchte ich mich jetzt entfernen.«

      Die beiden Portiers hatten nichts dagegen.

      Josuah Parker ging zurück in die Hotelhalle und sah vom Eingang aus hinunter auf den Minicooper. Der zweite Jungprofi war inzwischen ausgestiegen und lehnte sich gegen den Wagen. Er sah an der Fensterfront des Hotels hoch und rauchte eine Zigarette. Es war jener junge Mann, der die Telefonwache vor der Hängebrücke des Castle gehalten hatte.

      Parker winkte einen Pagen zu sich heran und deutete auf den zweiten Jungprofi am Minicooper.

      »Richten Sie dort dem Herrn im Namen eines gewissen Artie aus, er möge umgehend hinunter zum Fischereihafen fahren, Kai Nr. 9.«

      »Ihr Name, Sir?«

      »Artie!«

      »Artie, Sir?« Der Page sah den Butler ein wenig irritiert an.

      »Artie«, bestätigte der Butler und drückte dem Pagen eine Banknote in die Hand. »Zu Ihrer Erklärung: Es handelt sich um eine Wette.«

      Der Page hatte sich die Zahl auf der, Banknote angesehen und hielt es für richtig, keine weiteren Fragen zu stellen. Er grinste und beeilte sich, seinen Auftrag auszuführen.

      Vom Eingang aus, hinter einer Topfpalme verborgen, beobachtete der Butler das Ergebnis seines kleinen Bluffs. Der Page hatte den zweiten Jungprofi inzwischen erreicht und richtete seinen Auftrag aus.

      Parkers Rechnung ging auf.

      Der zweite Profi hörte den Namen Artie, der für ihn eine Art Codewort darstellte. Er nickte und warf sich förmlich in seinen Minicooper. Die Reifen quietschten, als er lospreschte.

      Als er die Straßenausfahrt des Parkplatzes erreicht hatte, begegnete ihm ein Notarztwagen. Doch darauf achtete er verständlicherweise nicht. Der Minicooper fädelte sich in den Verkehr ein und entschwand Parkers Augen.

      Der Butler war mit sich wieder mal zufrieden. Nun hatte er Zeit, Mylady zu gewissen Zugeständnissen zu überreden.

      *

      Stephan Waters brauchte nur eine Sekunde, um die Spitze der sprichwörtlichen Palme zu erreichen.

      »Das darf doch nicht wahr sein«, brüllte er aufgebracht seine beiden Profis an, die wie begossene Pudel vor ihm standen. »Zwei ausgebuffte Männer lassen sich von einem alten Knilch auf


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