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Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke). Ludwig ThomaЧитать онлайн книгу.

Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke) - Ludwig Thoma


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Du sollst nicht im Zimmer sein, wenn er kommt…

      Ida schmollend: Warum?

      Mama: Es ist besser. Sonst sieht es so aus, als ob wir alle auf ihn gewartet hätten…

      Ida: Aber…

      Mama: Nun folg mir doch! Du bleibst in der Küche. Wenn er kommt, schaust du einen Augenblick heraus… Dabei kannst du lächeln und ein bißchen befangen sein. Verstehst du?

      Ida: Ja, Mama.

      Mama: Und binde dir eine Schürze vor! Das ist häuslich und lieb, und… ja, du mußt ein bißchen echauffiert aussehen, wie vom Herdfeuer.

      Ida geht fröhlich auf die Idee ein: Ich werde mir mit dem Frottierschwamm die Backen reiben.

      Mama mütterlich beifällig: Das tust du! Überhaupt, benimm dich nur so, wie ich dir sage, dann wird alles gut gehen… Sie ruft laut und etwas unwillig nach links: Heinrich!

      Häßler Unwirsch von drinnen: Was denn?!

      Mama rufend: Was machst du denn so lang? Es ist höchste Zeit! Zu Ida, die an das Fenster getreten ist: Geh vom Fenster zurück, Ida!

      Ida: Ich möchte ihn doch so gerne sehen, wenn er um die Ecke kommt.

      Mama ungeduldig: Wozu denn? Er könnte dich auch sehen.

      Ida: Dann hätte er vielleicht mehr Courage.

      Mama sehr bestimmt: Nein! Er darf nicht glauben, daß er beobachtet wird.

      Ida geht zögernd vom Fenster weg: Wenn er aber wirklich um mich anhalten will, Mama?

      Mama etwas nervös: Widersprich mir doch nicht immer! Apodiktisch: Jeder Mann schmeichelt sich mit der Idee, daß er vollkommen frei seinen Entschluß faßt. Jeder Mann schmeichelt sich mit der Idee, daß er im letzten Augenblick noch zurück kann. Diese Illusion darf man den Männern nicht rauben. Wenn sich Herr Schmitt beobachtet sieht, könnte er einen Zwang fühlen. Du kannst dich auf meine Erfahrung verlassen. Sie ruft sehr ungeduldig nach links: Aber Heinrich!!

      Zweite Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Häßler tritt von links ein; er trägt Gehrock und schwarze Binde. Etwas mürrisch: Na also! Was ist denn?

      Mama entsetzt: Ja, wie siehst du denn aus?

      Häßler: Ich denke, respektabel genug für einen Herrn Schmitt! Was das für ein Getu ist!

      Mama: Ich habe dir doch gesagt: behaglich und als wenn nichts wäre! Also das geht einfach nicht. Zieh deinen Gehrock aus! Sie zwingt ihn, den Rock auszuziehen.

      Häßler in Hemdärmeln: Man könnte wirklich glauben…

      Mama: Ja, man könnte wirklich glauben, daß ein Vater Verständnis hätte für die Situation! Du wirst die Joppe anziehen.

      Häßler: So? Trägt man die in der Situation? Das hättest du ja auch vorher…

       Mama eilt mit dem Gehrock links ab: Häßler setzt sich seufzend auf einen Stuhl.

      Dritte Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Häßler: Ida, tu mir den einzigen Gefallen und sieh, daß du mit dem jungen Herrn Schmitt heut ins reine kommst!

      Ida: Mach nur du deine Sache gut, Papa!

      Häßler. Sache gut! Du mußt auch mit solchen Redensarten kommen!

      Ida: Weißt du…

      Häßler: Es ist sonderbar, um nicht mehr zu sagen, wie mir da gewissermaßen eine Rolle eingedrillt wird.

      Ida: Das wollen wir doch gar nicht!

      Häßler: So? Aber jeder Satz wird mir förmlich vorgesprochen. Und dabei ist die Angelegenheit so einfach wie nur möglich. Ein gutsituierter junger Herr will die Tochter eines höheren Beamten heiraten. Schön! Warum nicht?

      Ida: Aber das ist es gerade mit den höheren Beamten!

      Häßler: Was ist?

      Ida: Mama fürchtet, daß du ihm zu sehr imponierst, und daß er sich dann nicht traut, weil er Kaufmann ist…

      Häßler: Hm… Am Ende dürft ihr mir doch zutrauen, daß ich den rechten Ton finde…

       Mama tritt von links ein mit einer Hausjoppe.

      Vierte Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Mama: So, das ziehst du jetzt an… Sie hilft ihm die Joppe anziehen. Es ist merkwürdig, daß du selber nie das Richtige triffst. Ein Gehrock ist doch immer feierlich, und Feierlichkeit läßt keine familiäre Stimmung aufkommen.

      Häßler: Sehe ich dir jetzt jovial genug aus?

      Mama: Setz dich nur in den Lehnstuhl und lies in der Zeitung!

      Häßler: Jawohl… Er setzt sich und fragt etwas ironisch: Wie heißt mein Stichwort?

      Mama: Sag nicht Stichwort! Die Sache ist zu ernst für Witze…

      Häßler nimmt die Zeitung: Wenn ich schon eine Rolle spielen soll, muß ich sie auch können. Also… nicht wahr… wenn er kommt, habe ich aufzuspringen?

      Mama nervös: Aber nein!

      Ida: Du sollst doch ganz vertieft sein!

      Mama zu Ida: Sprich mir nicht drein! Zu Häßler: Du bist vertieft in deine Zeitung. Dann sage ich vorwurfsvoll: Heinrich! Du blickst auf und bist überrascht, daß Besuch da ist, stehst auf und hältst ihm lächelnd die Hand entgegen… oder nein… beide Hände… so… Sie macht es ihm vor.

      Häßler ironisch: Und lächle fortwährend?

      Mama spitz: Allerdings. Vielleicht begreifst du, daß es sein muß. Nervös zu Ida: Was stehst du noch herum? Zieh endlich deine Schürze an und geh auf deinen Posten!

      Ida geht: Ja, Mama. Unter der Tür. Wann darf ich hereinkommen?

      Mama: Genau zehn Minuten, nachdem er eingetreten ist Dann bleiben wir einige Zeit alle im Zimmer und ungeduldig na ja, ich hab dir’s doch schon oft genug gesagt!

      Ida: Ja, Mama Ab.

      Fünfte Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Mama seufzt: Ach Gott… wenn nur das schon in Richtigkeit wäre!

      Häßler:


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