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Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges


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haben vielleicht Nerven«, murmelte Mike Rander. »Wie gut könnte ich es in den Staaten haben. Aber nein, ich muß mich am laufenden Band mit Gangstern hemmschlagen.«

      Josuah Parker hütete sich, auf Mike Randers Klagen einzugehen. Er kannte schließlich die kurzfristigen Depressionen seines jungen Herrn, die meist schnell vorübergingen, sobald sich wieder etwas ereignete. Und Parker war sehr sicher, daß die Gelben Drachen ihnen kaum eine Atempause gönnen würden.

      Je näher sich das Taxi dem Stadtteil Wanchai näherte, desto unübersichtlicher wurden die Straßen. Das Gewimmel der Menschen nahm beängstigende Formen an. Der Taxifahrer erwies sich als ein Künstler seines Berufs. Selbst Josuah Parker mußte neidlos anerkennen, daß er von diesem mageren Mann mit dem undurchdringlichen Gesicht noch einiges lernen konnte.

      Es war schon nicht mehr rücksichtslos, wie der Fahrer sich seinen Weg durch das Menschengewimmel bahnte. Brutal steuerte er die Menschen an, ließ ununterbrochen die schrille Hupe gellen und kam dennoch ohne die geringste Kollision ans Ziel.

      Das Taxi hielt vor einem mächtigen Holzbau, der insgesamt drei Stockwerke aufwies. Von den Etagengalerien flatterten Reklamebänder und Fahnen herab. Im Erdgeschoß waren ein Restaurant, eine Art Café und ein Babierladen untergebracht.

      Von einem Firmenschild der Hongkong Silk Cotton Company war weit und breit nichts zu sehen …

      »Sind Sie sicher, Parker, daß wir in der Jaffee Street sind?« fragte Rander seinen Butler.

      »Einen Eid, Sir, würde und könnte ich darauf nicht ablegen«, gab Josuah Parker ehrlich zurück. »Wenn Sie gestatten, werde ich aussteigen und erste Erkundigungen einziehen.«

      »Sie trauen diesem Braten wohl nicht, wie?«

      »Es ist mehr mein ehrliches Bestreben, Sir, Ihnen jeden Ärger vom Leibe zu halten«, gab Parker höflich und würdevoll zurück. »Ich werde mich bemühen, in wenigen Minuten wieder zurück zu sein.«

      Mike Rander und Parker stiegen aus, entlohnten den Taxifahrer und trennten sich. Sie warteten, bis der Wagen im Gewühl der Straße verschwunden war. Dann nahm Parker seinen Universal-Regenschirm hoch, kümmerte sich nicht weiter um die neugierigen Blicke, die ihn trafen, und verschwand im schmalen Eingang des Hauses, der sich zwischen Babierladen und Café befand.

      Eine ausgetretene Holztreppe führte hinauf in den ersten Stock. Am Fuß dieser Treppe waren Firmenschilder und eine Art Lageplan des Hauses angebracht. Parker informierte sich. So sehr er aber auch suchte, die Firmentafel der »Hongkong Silk und Cotton Company« war nicht zu entdecken. Die neu gegründete Firma schien sich noch nicht richtig etabliert zu haben.

      Auf der Treppe erschien ein Chinese, der den traditionellen Baumwollkittel und lange, breite Hosen trug. Er verbeugte sich wie ein Automat und grinste Parker freundlich an.

      »Ich suche die Silk and Cotton Company«, sagte Parker.

      »Oh, Silk und Cotton, Sil«, meinte der Mann mit den geschlitzten Augen. »Nach oben gehen, velstanden?«

      Parker verneigte sich ebenfalls und betrat die Treppe. Er war verstanden worden. Das beruhigte ihn. Die Firma schien hier im Haus bekannt zu sein.

      Rüstig und munter stieg er nach oben.

      Als er jedoch den ersten Treppenabsatz hinter sich gebracht hatte, hörte er plötzlich das Gewisper von Stimmen.

      Parker drehte sich um.

      Ohne eine Miene zu verziehen, betrachtete er die drei Chinesen in blauen Kitteln, die sich anschickten, ihm zu folgen. Als sie merkten, daß Parker sie entdeckt hatte, gaben sie das vorsichtige Schleichen auf und rannten ihm entgegen.

      Parker kam nun zu dem treffenden Schluß, daß diese drei Chinesen etwas von ihm wollten. Er war, wie er es ausgedrückt hätte, äußerst peinlich berührt.

      Um jedem Nachteil aus dem Weg zu gehen, wollte er weiter nach oben steigen.

      Doch auch das stieß nun plötzlich auf Hindernisse.

      Auf dem Treppenabsatz der ersten Etage hatten sich ebenfalls drei blau bekittelte Chinesen aufgebaut. Sie warteten darauf, daß Parker ihnen in die Arme lief.

      Eine Falle also …! Der Taxifahrer mußte trotz der scharfen Auswahl Parkers ein Gelber Drache gewesen sein. Und er hatte ihn und Mike Rander auch prompt in die Arme der Gegner befördert …

      Josuah Parker, um einen Ausweg niemals verlegen, schätzte seine in diesem Fall beengten Möglichkeiten ab. Er entschloß sich, einen Rückgriff auf die Tage seiner unbeschwerten Kindheit zu tun.

      Blitzschnell schwang er sich rittlings auf das glatt polierte Treppengeländer, zog die Beine wie ein Reiter an und ließ sich rasant nach unten sausen.

      Den schwarzen Universal-Regenschirm stemmte er rechtwinklig ab. Er sollte die drei Chinesen von den Beinen mähen.

      Parkers Rechnung ging zuerst mal auf.

      Wie eine niederzischende Bombe fuhr er nach unten. Er hatte die Technik des Geländerrutschens noch nicht verlernt. Er säbelte auch die drei Gegner von den Beinen.

      Parker schien bereits gerettet zu sein.

      Er landete sicher auf den Beinen, hörte hinter sich die schrillen und aufgeregten Schreie seiner chinesischen Gegner und wollte sich würdevoll wie möglich auf die Straße begeben.

      Doch weit kam er nicht.

      Vor ihm hatten sich zwei weitere Chinesen aufgebaut.

      Sie schienen einer höheren Klasse anzugehören, denn sie trugen europäische Kleidung. Und dazu je eine Maschinenpistole, deren Mündungen auf Parkers Leib gerichtet waren.

      Der Butler blieb sofort stehen.

      »Ich fürchte«, sagte er, »daß ich Ihren Überredungskünsten kaum widerstehen kann. Wenn Sie erlauben, beende ich hiermit meine Flucht.«

      Dann hob er andeutungsweise die Arme und befand sich damit in der Gewalt seiner Gegner …

      *

      Anwalt Mike Rander hatte sich eine Zigarette angezündet und wartete auf seinen Butler.

      Was sich im Haus abspielte, wußte und ahnte er nicht. Der Lärm zwischen den Häusern und Buden war derart stark, daß seine Trommelfelle litten. Er schlenderte ein Stück die Straße hinunter und beobachtete das Leben und Treiben.

      Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.

      In einer engen und dunklen Gasse hatte er für wenige Augenblicke das Gesicht einer weißen Frau gesehen. Sofort dachte er an Jane Morefield. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, daß sie es war, denn nur wenige Schritte von hier entfernt befanden sich ja die Räume ihrer Firma.

      Mike Rander nahm diese Spur sofort auf. Er brannte ja darauf, sich mit Jane Morefield gründlich unterhalten zu können. Der junge Anwalt betrat die enge, übelriechende Gasse. Er stellte sich ein paarmal auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Die weiße Frau schien sich aber in Luft aufgelöst zu haben. Sie war verschwunden.

      Rander mußte sich eingestehen, daß er abgeschüttelt worden war. Er wollte zurückgehen zur Hauptstraße. Da fühlte er zwei starke Arme, die sich um seine Schultern legten. Sie preßten seine eigenen Arme fest gegen seinen Körper und machten ihn im ersten Moment wehrlos.

      Mike Rander war aber aus einem guten und harten Holz geschnitzt. Kaum angegriffen, wehrte er sich bereits. Und wie er sich wehrte …!

      Er wußte, was Judo war, und hatte diese Kampfart intensiv studiert.

      Geschmeidig und durchtrainiert warf er sich nach vorn. Er katapultierte seinen Angreifer über den Kopf hoch in die Luft, warf sich zur Seite und entging so einem kleinen Sandsack, den ein zweiter Gegner ihm auf den Schädel schmettern wollte.

      Die harmlosen Passanten um ihn herum entpuppten sich plötzlich als Gegner. Sie drangen auf den amerikanischen Anwalt ein. Aber sie behinderten sich gegenseitig und gaben Rander die Chance, sich erfolgreich zu wehren.

      Automatisch


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