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Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      »Wir konnten uns nicht beklagen, Inspektor«, antwortete Mike Rander. »Die Gelben Drachen scheinen eine kleine Verschnaufpause eingelegt zu haben.«

      »Damit haben Sie sich etwas eingehandelt«, erwiderte der Inspektor. »Diese Gangster werden Ihnen keine Ruhe gönnen. Sie haben es geschafft, innerhalb weniger Stunden Arger mit der gefährlichsten Gang von Hongkong zu bekommen.«

      »Sind diese Leute tatsächlich so gefährlich?«

      »Noch gefährlicher.« McParish zündete seine Pfeife an. »Diese Leute sind wie Schatten, die man nicht greifen kann. Überall haben sie ihre Vertrauensleute und Spitzel. Aus Angst vor einem Messer machen alle mit, die von den Gelben Drachen angesprochen werden.«

      »Haben Sie den Chinesen bereits verhört, den Parker zusammen mit dem Lieferwagen abgeliefert hat?«

      »Ich hab’ mir die Mühe gemacht, Resultat, wie erwartet, gleich Null. Diese Leute reden nicht, Rander. Sie erdulden lieber die schlimmste Folter, als auch nur ein einziges Wort zu sagen. Was übrigens nicht besagen soll, daß ich den Chinesen scharf verhört habe.«

      »Auf was haben die Gelben Drachen sich eigentlich spezialisiert?«

      »Fragen Sie lieber, womit sie sich nicht befassen. Die Skala der Verbrechen reicht vom einfachen Diebstahl über Schmuggel bis zur Entführung und Erpressung. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß Sie in Lebensgefahr schweben.«

      »Das hört sich nicht freundlich an.«

      »Wenn Sie einen privaten Rat annehmen wollen, Rander, dann packen Sie schleunigst die Koffer und verschwinden. Ich gebe offen zu, daß ich Sie nicht schützen kann.«

      »Wir werden natürlich bleiben«, meinte der junge Anwalt, »Mein Butler ist der Meinung, daß dieser Fall interessant zu werden verspricht. Dagegen komme ich nicht an. Haben Sie sich bereits um Miss Jane Morefield gekümmert?«

      »Sergeant Noreland war schon in aller Frühe drüben in Repulse-Bay und befaßte sich mit Ihren Beobachtungen.«

      »Hat er Miss Morefield gesehen und gesprochen?«

      »Selbstverständlich.«

      »Verrückt«, murmelte Rander. Dann redete er lauter weiter. »Ich ahne schon, daß alles abgestritten worden ist, wie?«

      »Erraten, Rander. Von einem Panther weiß man im Bungalow nichts. Auch nichts von einer Hetzjagd durch den Garten.«

      »Was ist mit dem Boot, das absoff?«

      »Auch von einem Boot weiß man nichts, Rander. Schütteln Sie nicht ungläubig den Kopf! Am Steg lag gut vertäut ein Kajütenkreuzer, genau der, den Parker versenkt hat! Natürlich, ich weiß, daß Parker nicht geschwindelt hat. Aber die Chinesen haben es innerhalb weniger Stunden verstanden, alle Spuren zu beseitigen.«

      »Halten die Gelben Drachen uns für dumm?«

      »Bestimmt nicht, Rander. Aber sie kennen die Gesetze. Sie lassen es darauf ankommen, daß Aussage gegen Aussage steht. Damit binden sie der Polizei die Hände. Aufgrund welcher Tatsachen soll ich eingreifen, soll ich etwas unternehmen? Äußerlich betrachtet, liegt keine Handhabe gegen Miss Morefield vor.«

      »Noch einmal, Inspektor, handelt es sich wirklich um Miss Morefield?«

      »Sergeant Noreland ließ sich natürlich ihre Papiere zeigen. Sie sind vollkommen in Ordnung. Es stimmt auch, daß sie Teilhaberin der Hongkong Silk an Cotton Company geworden ist. Diese Vorgänge sind ordnungsgemäß von der Handelskammer registriert worden. Ihnen bleibt eine Möglichkeit, Miss Morefield anzurufen und sich mit ihr zu verabreden.«

      »Ausweise kann man fälschen. Wer garantiert mir, daß ich Miss Morefield gegenüberstehen werde?«

      »Sie besitzen kein Bild von ihr?«

      »Vergessen Sie nicht, daß wir von England aus nach Hongkong geflogen sind. Hier wollten wir ja Verbindung mit Anwalt Croften aufnehmen.«

      »Er wird Miss Morefield gut gekannt haben, wie?«

      »Natürlich. Drüben in den Staaten hat er sie sehr oft gesehen.«

      »Deshalb ist er hier wohl ermordet worden«, gab Inspektor McParish zu überlegen. »Er hätte Miss Morefield identifizieren können. Können Sie sich keine Bilder aus den Staaten besorgen, Rander?«

      »Das haben wir bereits in die Wege geleitet, McParish. Ich hoffe, daß sie in drei oder vier Tagen hier sein werden. Bis dahin müssen wir halt improvisieren.«

      »Sie wollen also bleiben, wirklich?«

      »Ganz sicher, Inspektor. Fragen Sie doch Parker.«

      McParish wandte sich Josuah Parker zu, der bisher geschwiegen hatte. McParish mußte unwillkürlich lächeln, als er den skurril aussehenden Butler vor sich sah.

      »Ich beuge mich selbstverständlich den Wünschen meines Herrn«, sagte Parker, die wirklichen Tatsachen leicht verdrehend. »Mister Rander besteht darauf, diesen Fall zu Ende zu bringen. Es ist für mich eine Frage der Loyalität, diese Wünsche zu respektieren.«

      »Glauben Sie ihm kein Wort«, meinte Rander lächelnd. »Er besteht darauf, nicht ich.«

      »Ich kann Sie nur warnen«, sagte McParish. Sein Gesicht verzog sich sorgenvoll. »Sie spielen mit Ihrem Leben! Vergessen Sie nicht, daß die Abreisefrist gegen Mittag abläuft! Danach sind Sie Freiwild für die Gelben Drachen!«

      *

      »Und jetzt?« fragte Mike Rander, als sie das Hauptquartier der Polizei verließen. »Beruhigend zu wissen, daß uns kein Mensch helfen kann.«

      »Ich würde vorschlagen, Sir, so zu handeln, wie es die Gelben Drachen von uns nicht erwarten. Man müßte versuchen, Verwirrung zu stiften.«

      »Und wie stellen Sie sich das vor?«

      »Man wird erwarten, daß wir Miss Morefield anrufen und mit ihr einen Termin vereinbaren.«

      »Das sollten wir sogar. Ich will diese Miss Morefield endlich mal aus der Nähe sehen.«

      »Darf ich vorschlagen, Sir, erst einen mehr oder weniger flüchtigen Blick auf jene Firma zu werfen, in die Miss Morefield als Teilhaberin eingestiegen ist.«

      »Was versprechen Sie sich davon?«

      »Im Moment, das gestehe ich ein, Sir, könnte ich darauf keine präzise Antwort geben.«

      »Also gut, Parker, sehen wir uns diesen Laden an. Haben Sie die genaue Adresse?«

      »Ich war so frei, sie mir bereits zu verschaffen. Die Firmenräume befinden sich im Stadtteil Wanchai, genauer gesagt, in der Jaffee Street. Wenn Sie erlauben, besorge ich ein Taxi.«

      »Sind Sie dann auch sicher, daß der Fahrer kein Mitglied der Gelben Drachen ist?« fragte Rander ironisch.

      »Diese Garantie kann ich Ihnen in der Tat nicht geben, Sir. Ich pflichte Ihnen allerdings bei, daß Sie und meine Wenigkeit ununterbrochen beschattet und beobachtet werden.«

      »Beunruhigende Aussichten, Parker. In England habe ich mich wohler gefühlt, selbst in Brighton, als wir uns mit den Beachcombern herumschlagen mußten. Da konnte man wenigstens die Gesichter unterscheiden. Hier erscheint mir das unmöglich.«

      Parker bemühte sich um ein Taxi.

      Er winkte das erste an den Straßenrand heran, warf einen Blick in das Innere des Wagens und schickte den Fahrer wieder fort. Erst den vierten Wagen nahm Parker. Er hoffte, mit diesem Verfahren Spitzel ausschalten zu können.

      Als Rander und er im Fond saßen, nannte er dem Fahrer das Ziel in Wanchai. Während der Fahrt drehte der Butler sich wiederholt um. Er studierte aufmerksam den Verkehr, der ihnen folgte.

      »Können Sie was feststellen?« erkundigte sich Mike Rander.

      »Unmöglich, Sir«, antwortete Josuah Parker. »Ich muß ehrlich gestehen, daß die Schwierigkeiten wachsen. Damit erhöht sich aber, wie ich sofort bemerken


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