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Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges


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hatte einige vollkommen nutzlose Schrauben auf der Rückseite des Gitterkäfigs wahrgenommen. Er hatte zwar einige Mühe, sie aus ihren Gewinden zu lösen und zu drehen, zumal sie stark angerostet waren. Doch er hatte ja Zeit und war froh, sich etwas beschäftigen zu können. Daß er zu seiner Arbeit eine kleine Nagelfeile benutzte, verstand sich am Rande. Wenn improvisiert werden mußte, fühlte Josuah Parker sich stets ungemein wohl.

      Er kümmerte sich ausschließlich um zwei Schrauben. Sie öffneten nicht sein Gefängnis, doch darauf kam es im Moment gar nicht an. Wichtig war und blieb, daß die beiden kräftigen Chinesen nichts bemerkten. Das Klappern der Mah-jong-Steine unterstützte Parkers Arbeit. Er konnte sich ungehindert entfalten.

      Die zähe Arbeit hatte Erfolg.

      Bald schon wog Parker die beiden Schrauben in der Hand. Sie waren groß und schwer genug, um jede für sich als Wurfgeschoß verwenden zu können. Es galt nur noch das geeignete Katapult zum Befördern dieser beiden Geschosse zu finden.

      Der Butler wußte Rat.

      Er kümmerte sich angelegentlich um seine beiden Sockenhalter. Als konservativer Mann von Welt fand er keinen Gefallen an den üblichen Fesselsocken mit Gummizug. Er bevorzugte weiterhin Sockenhalter und ehrlich gewirkte Wollstrümpfe.

      Die Sockenhalter sollten sich bald schon als Rettungsanker erweisen. Parker löste sie ungeniert von seinen gut entwickelten Waden und bastelte sie zu einer strammen, starken Schleuder zusammen. Sein angeborenes Geschick half ihm, diese Arbeit ebenfalls gut zu vollenden.

      Nun besaß Parker nicht nur zwei handliche Wurfgeschosse, sondern darüber hinaus noch eine wahrscheinlich sehr wirkungsvolle Schleuder. Dann brauchte er nur noch den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. An Zielen mangelte es ihm nicht. Er brauchte sich nur zu entscheiden, welchen von den beiden Chinesen er zuerst außer Gefecht setzen sollte. Eine Frage, die für einen Mann wie Josuah Parker von untergeordneter Wichtigkeit und Bedeutung war.

      Parker konnte, wenn es darauf ankam, ohne weiteres die Geduld eines Orientalen aufbringen. Er hockte in seinem Gitterverschlag und sah den beiden spielenden Chinesen zu.

      Dann aber – Parker schreckte aus seiner Ruhe hoch, war es soweit. Es geschah ganz ohne jeden Übergang. Er selbst hatte noch nicht mal etwas gehört.

      Die beiden Chinesen sprangen plötzlich von ihrer zerrissenen Strohmatte hoch und gingen zur Tür. Entweder erwarteten sie die eigentlich längst fällige Ablösung, oder der Mann mit dem aufgestickten Gelben Drachen wollte sich wieder mit dem Butler unterhalten.

      Nun mußte alles sehr schnell gehen.

      Parker strammte seine improvisierte Schleuder. Er war vollkommen sicher, daß die im Eigenbau angefertigte Waffe ihm keinen Streich spielte. Parker visierte einen der beiden Chinesen an, korrigierte den Schußwinkel und … ließ die rostige Schraube durch die Luft zischen.

      Der Erfolg war begeisternd …

      Die Schraube war von Meisterhand in Bewegung gesetzt worden. Sie sirrte durch die Luft und senkte sich genau auf den Hinterkopf des Chinesen.

      Parkers Opfer vollführte einen kleinen Luftsprung. Allerdings nicht aus reiner Begeisterung. Der Chinese verlor sein Gleichgewicht, spürte gerade noch, daß es ihm die Beine unter dem massiven Leib wegriß und verlor im gleichen Moment auch schon das Bewußtsein. Dröhnend landete er auf dem Boden.

      Der zweite Chinese hatte gerade die Tür entriegelt und trat erwartungsvoll einen halben Schritt zurück.

      In dieser Bewegung wurde er von der zweiten Schraube erwischt. Selbstverständlich ebenfalls am Hinterkopf. Parker pflegte nämlich stets genau zu zielen und auch zu treffen.

      Der zweite Chinese fiel zu seinem eigenen Pech noch zusätzlich mit der Stirn gegen die rauhe Ziegelwand, erhielt einen zweiten Schlag gegen den Kopf und sank spiralenförmig zu Boden.

      Parker beeilte sich, eine äußerst verkrümmte Haltung anzunehmen. Er breitete sich auf dem Boden seines Käfigs aus und schloß die Augen. Durch den Vorhang seiner Wimpern aber beobachtete er den Eingang zum Keller.

      Zwei ebenfalls muskulös aussehende Chinesen, die nur weite Arbeitshosen trugen und ihre nackten Oberkörper zeigten, betraten den niedrigen Kellerraum.

      Als sie ihre beiden Kollegen ohnmächtig am Boden fanden, stießen sie schrille, kaum definierbare Sprechlaute aus und sahen automatisch zum Gitterkäfig hinüber, in dem Parker festgehalten wurde.

      Es handelte sich um relativ intelligente Burschen, die sich den Luxus leisteten, Phantasie zu haben.

      Beim Anblick der ohnmächtigen Männer schlossen sie messerscharf, daß sie von einem gemeinsamen Unglück betroffen worden sein mußten. Vielleicht dachten sie an eine Seuche, an Gas oder an sonst etwas. Sie dachten ganz sicher daran, daß ihrem Gefangenen nichts passieren durfte. Sie beeilten sich, den Schlüssel zum Käfig aus der Hosentasche des einen ohnmächtigen Chinesen zu zerren, zum Käfig zu rennen und ihn aufzuschließen. Sie fühlten sich verpflichtet, erst mal dem Gefangenen Hilfe zu leisten.

      Genau das hatte der Butler vorausberechnet und geplant. Regungslos blieb er am Boden liegen und wartete auf seine Sekunde.

      Die beiden noch tatenfrohen Chinesen hatten inzwischen den unwürdigen Käfig aufgesperrt, packten Parker an Armen und Füßen und schleiften ihn hinaus in den Keller.

      Sie hätten es besser nicht getan …

      Josuah Parker blieb nämlich nicht lange liegen.

      Er erinnerte sich seiner Kenntnisse in Judo und Faustkampf. Er schien förmlich zu explodieren. Blitzschnell war er auf den Beinen. Er wandte einige Tricks an, die vielleicht nicht ganz stubenrein waren, dafür aber den Vorzug hatten, daß die beiden wesentlich stärkeren Chinesen nicht mehr dazu kamen, ihre Messer zu ziehen. Kurz, der Butler schoß ein Feuerwerk an Tricks ab, daß die beiden Gegner geblendet die Augen schlossen und sich ebenfalls auf dem schmutzigen Boden zur Ruhe niederlegten.

      Dieser Vorgang dauerte nicht länger als knapp dreißig Sekunden. Nach getaner Arbeit griff der Butler nach seinem heißgeliebten Universal-Regenschirm, setzte sich die schwarze steife Melone auf und bemächtigte sich seines vorsintflutlichen Colts, den er auf einer umgestürzten Kiste vorfand.

      In korrekter Kleidung, ohne Hast und ohne Verzicht auf seine Würde verließ er anschließend diesen ungemütlichen Keller.

      Richtig, er vergaß selbstverständlich nicht, die vier Gegner in den Gitterkäfig zu transportieren und die schwere Tür aus Eisenstäben peinlich genau zu schließen …

      *

      Anderthalb Stunden nach seiner Fahrt hinaus zum Flugplatz Kaitak befand Mike Rander sich wieder auf der Insel Hongkong. Von Kowloon aus hatte er eine der vielen Fähren benutzt.

      Während der Fahrt über den trennenden Kanal zwischen Kowloon und der Insel hatte er mit dem Gedanken gespielt, Inspektor McParish anzurufen und ihn um benötigte Hilfe zu bitten.

      Er war von diesem Gedanken wieder abgekommen. Rander wußte nicht, ob die Gelben Drachen nicht auch bei der Polizei ihre Spitzel untergebracht hatten. Und sein Plan bestand in allererster Linie aus dem Überraschungsmoment. Die Gelben Drachen vermuteten ihn in der Boeing 707, hatten den Butler aus dem Verkehr gezogen und somit alle Veranlassung, sich wieder leger und normal zu bewegen.

      Auf der Insel angekommen, ließ Mike Rander sich von einem Taxi nach Victoria City bringen und mietete sich in einem Hotel mittlerer Preisklasse ein. Er bezog sein Zimmer, legte sich auf das Bett und überlegte bei einem Eisdrink, welche Schritte zu Parkers Rettung zu unternehmen waren.

      Inspektor McParishs Hilfe fiel aus.

      Es blieb der Chinese Li Wang, dem Rander nicht über den Weg traute, es blieb der Bungalow an der Repulse-Bay, in dem Jane Morefield lebte und wahrscheinlich auch festgehalten wurde. In diesem Bungalow hart an der See liefen die Fäden zusammen. Und vielleicht auch in der Firma »Hongkong Silk und Cotton Company« in Wanchai.

      Rander mußte sich entscheiden.

      Entweder er kümmerte sich noch mal um die Kleiderfabrik, in die Jane


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