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G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. WacoЧитать онлайн книгу.

G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco


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      Er kommt durch das Bogentor über einen breiten Weg zwischen einigen Palmen durch und sieht nun das Haus vor sich. Ein typisches Haziendahaus mit einem flachgiebligen Dach, hohen und schmalen Fenstern, einem Portal und einer großen Tür.

      Rechts und links die Ställe, ein Wagen linker Hand, zu dem der Lichtschein aus einem der Fenster reicht. Er reitet bis an den Stall, den Haltebalken dort, steigt neben dem Wagen ab und hört jemanden singen. Durch das schmale Tor in der Innenhofmauer kann Angus in den Hof blicken. Blumen, wieder einige Palmen und ein Springbrunnen, der leise plätschert.

      Zwischen den Blumen, deren Duft bis zu ihm dringt, geht jemand. Es ist ein Mädchen oder vielleicht auch eine Frau. Und die Frau singt irgendeins dieser kleinen Lieder voller Schwermut.

      »Hallo«, sagt er, den Geschmack von Staub im Mund, die Gestalt nur undeutlich vor sich. »Hallo…«

      »Juanito?«

      Ein Mädchen, denkt Angus, die Stimme ist zu hell für eine Frau. Dann tritt er in den Lichtschein, der aus dem Fenster fällt, und hört den leisen, erstaunten Ausruf des Mädchens.

      Im nächsten Augenblick kommt sie durch das schmale Bogentor auf ihn zu und bleibt kurz vor dem Tor stehen.

      »Buenas tardes, Señor, was wünschen Sie?«

      Er sieht sie an, ihr Gesicht liegt im Schatten. Sie ist nicht groß, eher zierlich und schlank. Angus lächelt, als sie auf seine Seite und auf den Revolver blickt. Natürlich erkennt sie in ihm den Fremden. Und ist man hierzulande manchmal auch nicht gerade freundlich zu den Leuten, die von drüben kommen – das Mädchen ist nur erstaunt, aber nicht unfreundlich.

      »Mein Name«, sagt er ruhig, »ist Angus Haley, Señorita. Ich bin einen weiten Weg geritten, und möchte Don Carlos sprechen, auch wenn es eine unpassende Zeit für einen Besuch ist.«

      »Meinen Bruder?« fragt sie erstaunt. »Er ist im Haus, Señor, ich werde ihn rufen. Wer – wer schickt Sie, Señor Haley?«

      Er zaudert einen Augenblick. Dann aber sagt er kurz und knapp:

      »Rual!«

      In dieser Sekunde ist ihr Entsetzen auch schon da. Es ist kein Schreck, es ist Entsetzen. Sie weicht bis an die Mauer zurück. Und obwohl es dunkel und ihr Gesicht im Schatten ist – Angus erkennt deutlich, daß sie kreidebleich wird.

      Nach diesem einen Wort ist es eine Weile totenstill.

      »Rual«, sagt sie endlich flüsternd.

      Und Angus hat den Eindruck, als zitterte sie beim Aussprechen dieses Namens heftig. »Por dios, Rual schickt Sie, Señor Haley? Was – was will er, braucht er wieder…«

      »Er braucht nichts«, erwidert Angus leise. »Ich soll nur etwas ausrichten – seinem Bruder.«

      Sie versteht ihn augenblicklich, wenn er auch nicht klar sagt, daß er nur mit ihrem Bruder sprechen will.

      »Ja«, antwortet sie flüsternd. »Ich verstehe – ich, ich werde es Carlos sagen. Kommen Sie mit herein.«

      Sie geht vor ihm her über Steinplatten an Hibiskussträuchern vorbei, zur Veranda, über der eine Laterne brennt. Dort sieht sie sich um, betrachtet Angus sekundenlang und sieht einen Mann, der über und über mit Staub bedeckt ist.

      »Ich warte«, sagt Angus ruhig. »Ich bin weit geritten und staubig. Es ist besser, wenn ich draußen warte.«

      Das Mädchen gibt keine Antwort. Plötzlich wendet sie sich um und geht schnell durch die aufstehende Terrassentür ins Haus.

      »Carlos – Carlos!«

      Er hört sie rufen und lehnt sich an eine der Säulen, die das Verandadach stützen. Eine Schwester, denkt Angus, Rual hat nicht nur einen Bruder. Und er hat mir nichts gesagt. Im Grunde hat er mir gar nichts gesagt, nichts von dem Geld in der Kiste, nichts von seinen früheren Freunden. Es würde besser gewesen sein, wenn er gesprochen hätte. Zwei Tage bin ich wie ein Narr geritten, meine Pferde sind müde und abgetrieben. Keine Fährte hinterlassen, habe ich mir gesagt. Sie wissen nichts von Ruals Bruder, also sollen sie auch nichts erfahren. Ich bin hungrig, ich habe nirgendwo gehalten, um mir Verpflegung zu besorgen. Man hat mich nicht sehen sollen. Alles für Rual! Und ich weiß nicht einmal, ob er es verdient, ob er nicht doch die beiden anderen…

      Innen wird es hell. Er sieht die Halle, die er aus vielen Häusern in Mexiko kennt. Dort rechts ist die Treppe, über die nun ein Mann herunterkommt, die Lampe in der Hand. Unten steht das Mädchen, redet hastig auf den Mann ein, der ruckhaft den Kopf wendet und auf die Tür blickt. Der Lichtschein der Lampe fällt auf das Gesicht des Mädchens.

      Dieselben Augen, denkt Angus. Sie hat die gleichen Augen wie Rual. Es sind warme Augen.

      Der Mann kommt, er ist groß, schlank und stellt die Lampe auf einen Tisch dicht neben der Terrassentür.

      Dann tritt er hinaus, sieht abwägend zu Angus hin und bleibt in kühler Reserviertheit neben der Tür stehen.

      »Señor Haley? Sie sollen etwas von Rual ausrichten?«

      Er stockt, als er den Namen seines Bruders nennt. Seltsam, denkt Angus, ob die Stimme von Mark eigentlich auch ins Stocken kommt, wenn er von mir redet?

      Hinter Carlos Rubiosa ist nun das Mädchen. Das Licht bescheint ihr dunkles, glänzendes Haar.

      »Ja«, erwidert Angus ruhig. »Don Carlos, ich muß Sie allein sprechen.«

      »Meine Schwester kann alles hören, Mr. Haley!«

      Die Augen des großen, schlanken Mannes verengen sich, als Angus in die Tasche greift.

      »Ich habe keinen Revolver in der Tasche«, sagt Angus trocken. »Keine Angst, mein Freund, es ist nur etwas, was ich abgeben soll. Kennen Sie das hier?«

      Das Messer!

      Es liegt auf seiner ausgestreckten Hand, das Silber glänzt etwas, als Angus Haley auf Carlos Rubiosa zugeht und dem Mann in die Augen sieht.

      »Das Messer«, sagt Carlos Rubiosa bestürzt. »Mein verschwundenes Messer.«

      Kein Geschenk seines Bruders, denkt Angus bitter. Sein verschwundenes Messer, das hat er sagen wollen, wie?

      Langsam streckt Rubiosa die Hand aus und nimmt das Messer entgegen.

      »Ich verstehe nicht«, sagt er dann spröde. »Mr. Haley, das ist mein Messer, aber – wie kommen Sie zu ihm?«

      »Rual hat es mir gegeben, mein Freund. Ich soll es an seiner Stelle bringen.«

      Und dann schweigt er, denn der Mann sieht ihn groß und zuerst nur verwundert an. Dann erst verwandelt sich der Ausdruck seines Gesichtes.

      »An – seiner Stelle, Mr. Haley?«

      »Ja, mein Freund. Ich habe doch gesagt, daß Sie Ihre Schwester wegschicken möchten. Nun, wenn Sie wollen. Rual kommt nie mehr, Señor!«

      »Rual kommt…«

      Das Mädchen sagt es, taumelt etwas und lehnt sich dann, bleich wie der Tod, an die Tür.

      Der Mann aber steht still und verliert alle Farbe aus dem Gesicht.

      »Sie wollen sagen, daß Rual…«

      »Ja!«

      Danach bleibt es still. Das Mädchen schluchzt leise, die schlanke Gestalt zittert heftig.

      »Geh ins Haus«, sagt Carlos tonlos. »Es ist besser, wenn du gehst und nichts sagst. Ich werde es ihr sagen, irgendwann, wenn es sie nicht so hart trifft. Wir müssen sie darauf langsam vorbereiten. Geh ins Haus und trockne deine Tränen, sie könnte nach dir rufen, dann sieht sie es und wird fragen. Mr. Haley – unsere Mutter…«

      »Ich«, sagt Angus Haley langsam und erst in diesem Augenblick weiß er, was das heißt, »habe selbst eine Mutter, mein Freund. Wenn es ein Trost ist: Er hat gelächelt, als er gestorben ist. Ich soll ausrichten, daß er es bedauert, daß er alles bedauert und bereut. Was immer das heißt, ich weiß es nicht. Ich


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