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Butler Parker 136 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 136 – Kriminalroman - Günter Dönges


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vage Vermutung, um offen zu sein, Mylady.«

      »Das wäre ja wunderbar.« Sie wirkte plötzlich sehr animiert. »Diese Nacht scheint noch interessant zu werden.«

      Der junge Chinese tauchte bereits wieder auf.

      Er stellte einen Teller auf den Tisch, auf dem drei Karikaturen von Frühlingsrollen lagen. Sie waren total verbrannt, trieften vor Öl und rochen bedenklich.

      »Tee ist nicht mehr da«, sagte er zu Parker.

      »Wie erfreulich«, erwiderte der Butler und musterte die Frühlingsrollen. Der Chinese entfernte sich, und Lady Agatha beugte sich angewidert zurück.

      »Wo ist nun die Überraschung, die zwölf Pfund gekostet hat?« fragte sie Parker.

      »Mylady erlauben?« Parker zog den Teller zu sich heran, nahm eine Gabel und brach mit einiger Mühe die erste verkrustete Frühlingsrolle auf. Er stocherte in der Füllung herum und wurde fündig: Mit der Gabelspitze deutete er auf ein schmales Plastikbriefchen, wie man es in Imbißstuben als Portionssenf erhält.

      »Senf?« fragte die Detektivin, die schon wieder gereizt war.

      »Dem äußeren Anschein nach, selbst die Beschriftung deutet auf das von Mylady erwähnte Gewürz hin.«

      Parker hatte das Plastikbriefchen mit der Gabel ein wenig gesäubert und wies auf den Text. Er sah sich nach einer Serviette um, doch in diesem Moment erhielten Mylady und er Besuch in der Nische.

      Ein untersetzter, stämmiger Chinese langte ungeniert nach dem Teller mit den Frühlingsrollen. Und genau damit war die resolute Dame nun überhaupt nicht einverstanden. Sie hatte schließlich bezahlt!

      *

      Agatha Simpson reagierte blitzschnell und unkonventionell.

      Sie stach mit der Gabel zu und traf den Handrücken des stämmigen Chinesen. Gut, sie durchbohrte nicht gerade die Hand des aufheulenden Mannes, doch sie piekte auch nicht nur oberflächlich.

      Der Getroffene starrte auf seine Finger und schien diese Behandlung nicht fassen zu können. Er vergaß verständlicherweise die Frühlingsrollen, die von Parker inzwischen geborgen wurden. Er gab sie in sein blütenweißes Taschentuch und formte damit ein kleines Bündel.

      »Sie Lümmel«, herrschte Lady Agatha den Dieb indessen an. »Was erlauben Sie sich eigentlich?«

      Der stämmige Chinese hatte nichts von der stoischen Gelassenheit des Asiaten an sich. Er leckte sich erst mal die vier kleinen Stichwunden und wollte dann zur Tat schreiten. Er holte aus und hatte tatsächlich die unverkennbare Absicht, der älteren Dame so etwas wie einen Kinnhaken zu versetzen.

      Er kannte Lady Simpson nicht!

      Sie hatte selbstverständlich ihren Pompadour bei sich, jenen perlenbestickten Handbeutel, wie er von den Damen der besseren und besten Gesellschaft um die Jahrhundertwende benutzt wurde. In diesem Pompadour befand sich Lady Agathas Glücksbringer, ein echtes Pferdehufeisen, das nur recht oberflächlich mit dünnem Schaumstoff umwickelt war. In Agatha Simpsons Hand aber war das eine äußerst gefährliche Waffe, wie sich zeigen sollte.

      Parker beobachtete die Szene, griff aber noch nicht ein. Er wollte seine Herrin nicht verärgern, darüber hinaus aber kannte er natürlich ihre Wehrhaftigkeit.

      Der stämmige Chinese wollte ihr also einen Kinnhaken versetzen und sich rächen, doch er erlebte eine peinliche Überraschung. Lady Agatha schwang den Pompadour gekonnt nach vorn und setzte ihn auf die Nase des Mannes.

      Der ›Glücksbringer‹ verformte nicht nur die Nase, sondern traf mit seinen Ausläufern auf die Stirn. Der Stämmige verdrehte die Augen, schielte abenteuerlich und setzte sich erst mal auf den Boden.

      »Was sind denn das für Manieren?« fragte Lady Agatha entrüstet und sah ihren Butler kopfschüttelnd an. »In was für eine Spelunke haben Sie mich da geführt?«

      »Darf ich daran erinnern, daß es Myladys ausdrücklicher Wunsch war, dieses Restaurant zu besuchen?« Parker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er war es schließlich gewöhnt, daß Lady Simpson stets ihm die Schuld in die Schuhe schieben wollte. Dann entschuldigte er sich kurz und klopfte mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms auf den Kopf des stämmigen Chinesen, der sich gerade wieder erheben wollte. Parker wollte sich in der Unterhaltung nicht stören lassen.

      Der Frühlingsrollenräuber sackte wieder zurück, legte sich diesmal aber flach auf den an sich nicht sonderlich sauberen Boden. Der Bambusgriff war schließlich mit Blei ausgegossen und dementsprechend schwer.

      Die schlagfertige Diskussion war in dem chinesischen Lokal nicht unbemerkt geblieben. Aus einigen Nischen erschienen Gäste und musterten die Szene. Sie machten keinen sonderlich freundlichen Eindruck und warteten nur auf ein Stichwort, um über die Lady und ihren Butler herzufallen.

      »Man sollte vielleicht das suchen, Mylady, was man im Volksmund das Weite nennt«, schlug Parker seiner Herrin vor.

      »Gehen wir.« Sie war einverstanden. »Der Service hier ist ja unter aller Kanone.«

      Parker hatte sich bereits erhoben und geleitete Lady Simpson aus der Nische. Die Zuschauer aber bildeten eine Mauer und wollten die beiden Gäste nicht, so ohne weiteres gehen lassen. Ihre Haltung war sogar eindeutig drohend zu nennen.

      Lady Simpson nahm das jedoch überhaupt nicht zur Kenntnis. Sie marschierte auf die Mauer der Leiber zu und musterte die Gäste mit scharfem Blick. Der Pompadour in ihrer rechten Hand kreiste irgendwie unternehmungslustig.

      Butler Parker hatte vor dem Aufstehen nach einer der Gewürzdosen gegriffen und sie aufgeschraubt. Der Inhalt bestand aus einer pikanten Mischung von Pfeffer, Curry und exotisch scharfen Gewürzen in Pulverform.

      Diese Mischung befand sich in seiner linken, schwarz behandschuhten Hand. Um weitere Komplikationen zu vermeiden, streute Josuah Parker dieses Gewürz freigebig in die Gesichter der drohenden Gäste, deren Augen prompt in Mitleidenschaft gezogen wurden.

      Mit seinem Universal-Regenschirm bahnte Parker der älteren Dame anschließend eine Gasse.

      Die Getroffenen kämpften mit Tränen in den Augen, niesten explosionsartig und gerieten aus der Fassung. Mylady ließ den Pompadour kreisen und drückte ihren ›Glücksbringer‹ auf verschiedene Gesichtspartien.

      Die von Parker geschaffene Gasse ins Freie weitete sich. Agatha Simpson kam ungehindert zur Tür, während Parker eine Art Rückzugsgefecht lieferte und einige vorwitzige Verfolger außer Gefecht setzte. Dabei übertrieb er keineswegs und hielt sich an die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Unnötige Härte war ihm verhaßt.

      Als auch er endlich auf der Straße war, hinterließ er eine Art Sperre oder Barrikade aus übereinanderliegenden Gästen, die den Eingang ungewollt völlig blockierten.

      »Darf ich mir erlauben, mich nach Myladys weiteren Wünschen zu erkundigen?« fragte er, als er sie zu seinem hochbeinigen Monstrum führte. Eilig schien er es überhaupt nicht zu haben.

      »Ich will endlich meine Frühlingsrolle haben«, lautete ihre Antwort. »Hoffentlich zeigen Sie mir wenigstens jetzt ein halbwegs anständiges Restaurant.«

      *

      Hua Li war ein schlanker, mittelgroßer Mann mit vollendeten Manieren. Seine Höflichkeit wirkte nicht aufgesetzt. Er hatte dunkle, intelligente Augen, die einen wachsamen Ausdruck angenommen hatten.

      »Dieser werte Kollege ist mir nur oberflächlich bekannt«, behauptete er, als Parker sich nach dem Restaurant erkundigt hatte, das er vor knapp zehn Minuten zusammen mit Lady Simpson verlassen hatte.

      »Seine Frühlingsrollen sind sehenswert«, sagte Lady Agatha und lachte spöttisch.

      »Hoffentlich werden Mylady mit meinen bescheidenen Speisen zufrieden sein«, gab er zurück, verbeugte sich und verließ den Tisch, an dem das Duo Platz genommen hatte.

      Das Restaurant des Mr. Hua Li war geschmackvoll eingerichtet. Die angebotenen Spezialitäten waren nicht gerade billig, und entsprechend war daher auch die


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