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Butler Parker 136 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 136 – Kriminalroman - Günter Dönges


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hoffentlich aufgefallen, daß dieser Hua Li mehr weiß, als er zugeben will, oder?« fragte Lady Simpson ihren Butler.

      »In der Tat, Mylady!« Parker saß stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, auf der Kante seines Sitzes. Er demonstrierte damit seine Stellung als Butler, der nur sehr widerwillig am Platz seiner Herrschaft Position bezogen hatte.

      »Wollen Sie diese drei scheußlichen Frühlingsrollen nicht endlich untersuchen?« redete die ältere Dame ungeduldig weiter. »Ich will endlich wissen, was in diesen Plastikbriefchen ist.«

      »Ich habe sie im Kofferraum meines bescheidenen Wagens zurückgelassen, Mylady.«

      »Hoffentlich sind sie dort auch sicher.«

      »Einigermaßen schon, Mylady. Zudem möchte ich von der Annahme ausgehen, daß die Plastikbriefchen wahrscheinlich irgendein Rauschgift enthalten.«

      »Natürlich, Mister Parker.« Sie nickte unverfroren, obwohl sie daran noch gar nicht gedacht hatte.

      »Schon allein wegen des Preises der drei Vorspeisen, Mylady.«

      »Reden Sie nicht über Selbstverständlichkeiten«, meinte sie wegwerfend.

      »Es könnte sich um Heroin handeln, Mylady.«

      »Oder Kokain«, fügte sie geistesgegenwärtig hinzu.

      »Auch diese Möglichkeit ist nicht auszuschließen, Mylady. Aus diesem Grund ist mit einigen Überraschungen zu rechnen.«

      »Worum ich auch gebeten haben möchte, Mister Parker. Ich will Ihnen mal etwas sagen, wir haben es hier mit einem neuen Fall zu tun. Und wem haben Sie das wieder zu verdanken?«

      »Myladys Appetit auf Frühlingsrollen.«

      »Das auch«, sagte sie, »in erster Linie aber meinem Instinkt! Wer wollte in dieses Restaurant? Wer hat’s mal wieder in den Fingerspitzen gehabt?«

      »Ich möchte mich erkühnen, Mylady meine tiefste Bewunderung zu zollen«, versicherte Parker gemessen. »Darf ich mich bei dieser Gelegenheit nach Myladys weiteren Plänen erkundigen?«

      »Wir werden diesen Sündenpfuhl natürlich ausheben, Mister Parker.« Sie machte einen unternehmungslustigen Eindruck. Ihre Wangen glühten, die Augen blitzten.

      »Man wird es mit entschlossenen und unter Umständen auch brutalen Gegnern zu tun haben, Mylady.«

      »Was ich mir auch ausgebeten haben möchte.« Nein, sie ließ sich wieder mal nicht abschrecken. Parker unterdrückte automatisch einen Seufzer. Er ahnte, was da wieder auf ihn zukam.

      Hua Li ließ es sich nicht nehmen, die Frühlingsrollen zu servieren. Sie sahen appetitlich aus, und die süßsaure Sauce, die er dazu reichte, brachte die Geschmacksnerven in Wallung.

      »Und hier Ihr grüner Tee, Mister Parker!« Hua Li stellte eine Deckeltasse vor Parker und verbeugte sich tief. Er vermied es, Parker anzusehen, verbeugte sich erneut und verließ dann den Tisch.

      Agatha Simpson machte sich sofort über die erste Frühlingsrolle her, kostete von der herrlichen Sauce und nickte ihrem Butler begeistert zu.

      »Ausgezeichnet«, stellte sie fest »Genau das schwebte mir vor. Sehr gut, Mister Parker, wirklich!«

      Sie entwickelte einen bewundernswerten Appetit, während Parker den natürlich ungesüßten, grünen Tee probierte, der ebenfalls sehr gut war. Doch nach einigen Minuten stellte der Butler eine deutliche Schwächung seines Sehvermögens fest: Er sah plötzlich Agatha Simpson nur noch in Umrissen, die sich verdoppelten, wieder ineinanderflossen, übereinander lagerten und dann breiig auswucherten.

      Er wollte sich auf seine Herrin konzentrieren und ihr eine Frage stellen. Parker war jedoch nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wort zu sagen. Lähmende Müdigkeit erfaßte ihn, und er lehnte sich zurück.

      Bevor er einschlief, bekam er gerade noch mit, wie zwei Angestellte des Restaurants einen Paravant mit Lackmalereien um den Tisch stellten. Sekunden später wußte Parker nichts mehr.

      *

      Kathy Porter war aus dem Theater in das Haus der Lady Simpson zurückgekehrt, das sich in Shepherd’s Market befand. Es handelte sich um einen altehrwürdigen Fachwerkbau aus dem Mittelalter, der zusammen mit ähnlich alten Häusern hier inmitten der hektischen Metropole London eine Oase der Stille bildete.

      Kathy Porter war eine junge Frau von fünfundzwanzig Jahren, langbeinig, exotisch-attraktiv und an ein scheues Reh erinnernd, wozu ihr kastanienbraunes Haar noch zusätzlich beitrug. Sie war die Sekretärin und Gesellschafterin von Lady Simpson und darüber hinaus eine mehr als gelehrige Schülerin des Butlers.

      Ihr Aussehen täuschte. Sie konnte sich innerhalb von Sekunden in eine wilde, angriffslustige Pantherkatze verwandeln. Und sie war erfahren in allen Künsten der Selbstverteidigung. Sie beherrschte die Kunst der Maske wie ein Mime und brauchte nur wenige Hilfsmittel, um blitzschnell in eine andere Rolle zu schlüpfen, die sie dann auch perfekt spielte.

      Kathy Porter merkte natürlich sofort, daß Mylady und Parker ausgefahren waren. Also ging sie in den großen Wohnraum und schaltete ein Tonbandgerät ein. Wenig später war Parkers Stimme zu vernehmen, der eine Nachricht hinterlassen hatte. Sie lächelte unwillkürlich, als sie Parkers würdevolle Stimme hörte, der ihr mitteilte, Mylady habe einen schier unstillbaren Appetit auf chinesische Frühlingsrollen verspürt und man suche daher das Restaurant Mr. Hua Li’s auf. Die genaue Uhrzeit der Abfahrt war angegeben, ebenfalls die Zeit der wahrscheinlichen Rückkehr.

      Und jetzt lächelte Kathy plötzlich nicht mehr. Sie hatte automatisch auf ihre Armbanduhr geblickt. Mylady und Butler Parker waren demnach eigentlich schon überfällig. Es ging auf 1.30 Uhr zu.

      Kathy suchte im internen Telefonverzeichnis die Nummer des chinesischen Restaurants und wählte dann. Als die Verbindung hergestellt war, nannte sie ihren Namen und fragte nach dem Butler.

      »Mister Parker?« erwiderte Hua Li, der sich gemeldet hatte. »Ich bedaure sehr, Miß Porter, aber er und Lady Simpson haben mein Restaurant bereits vor einer halben Stunde verlassen.«

      »Dann werden Sie ja gleich hier sein«, sagte Kathy Porter beruhigt. »Nein, nein, es war nicht sonderlich wichtig, Mister Hua. Vielen Dank für die Auskunft!«

      Sie legte auf und wartete auf das Erscheinen von Parkers Monstrum vor dem Haus. Doch die Zeit verrann, aber der Wagen erschien einfach nicht. Nach einer weiteren halben Stunde geriet Kathy Porter nun doch in Sorge. Obwohl die Zeit der mutmaßlichen Rückkehr weit überschritten war, hatte Parker sich noch nicht gemeldet, wie es sonst üblich war.

      Es mußte etwas passiert sein!

      Kathy war eine Frau, die auch ohne Anweisungen handelte. Sie hinterließ nun ihrerseits eine Nachricht auf dem Tonband, verließ das Haus und setzte sich in ihren kleinen Mini-Cooper, um nach Soho hinüber zu fahren. Sie benutzte den Picadilly und wechselte dann von Picadilly Circus hinüber in die Lexington Street. Hier ließ sie ihren Kleinwagen auf einem Parkplatz stehen und näherte sich zu Fuß dem Restaurant des Mr. Hua Li, das sie von früheren Besuchen her gut kannte.

      Das Glück stand ihr zur Seite.

      Als sie eine Seitenstraße passierte, auf die sie kaum geachtet hätte, entdeckte sie eine Ansammlung von neugierigen Zuschauern, die in respektvoller Entfernung einen hochbeinigen Wagen umstanden, der aus allen Nähten zu rauchen schien. Rußschwarze Wolken stiegen zum nächtlichen Himmel hoch und verdunkelten die bunten Neonreklamen.

      Da wußte sie sofort, daß es sich nur um Parkers Wagen handeln konnte, der sich aus irgendwelchen Gründen gegen fremde Zugriffe zur Wehr setzte.

      Kathy Porter pirschte sich an die neugierige Menge heran und schaltete auf höchste Wachsamkeit. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt: Lady Simpson und Butler Parker mußten sich in Schwierigkeiten befinden ...

      *

      Josuah Parker wachte fast übergangslos auf und hatte heftige Kopfschmerzen.

      Er versuchte herauszufinden, wo er sich befand und dachte gleichzeitig


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