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Im Sattel durch Zentralasien: 6000 Kilometer in 176 Tagen. Erich von SalzmannЧитать онлайн книгу.

Im Sattel durch Zentralasien: 6000 Kilometer in 176 Tagen - Erich von Salzmann


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Ganze Strecke 8 „ 55 „ 8 „ 48 „

      Nun einiges über die Ponies, die wohl jedem, der längere Zeit in China geweilt hat, sehr ans Herz gewachsen sind.

      Es gehört zu den typischen Erscheinungen eines jeden neu aus Europa Ankommenden, daß er zuerst, ungewohnt des Anblicks des hier allgemein als Fortbewegungsmittel dienenden Ponys, über diesen lächelt. Ist man erst längere Zeit im Lande, so lernt man den Pony immer mehr schätzen, und für uns Soldaten ist die nähere Kenntnis des Ponys insofern noch von ganz besonderer Wichtigkeit, als unser hiesiger prädestinierter Gegner, der Chinese, seine gesamte Kavallerie und Artillerie mit Ponies beritten gemacht bezw. bespannt hat. Auch wir werden infolge der gemachten Erfahrungen vielleicht im nächsten Kriege nicht mehr auf das teure und nach der langen Seereise mehr öder minder erholungsbedürftige Pferde- und Maultiermaterial Amerikas und Australiens zurückgreifen, sondern das landesübliche Tier, den mongolischen Pony und das Maultier benutzen. Daß man übrigens mit diesem Punkte schon lange rechnet, beweist die Bespannung sämtlicher Fahrzeuge in Kiautschou und die Bildung berittener Kompanien in der Besatzungsbrigade der Provinz Chili. An der Hand der Erfahrungen im Herbst 1900 halte ich es für erwiesen, daß im Ernstfalle die Beschaffung genügender Massen von Tieren keine Schwierigkeiten bieten würde. Dem Chinesen mangelt bekanntlich jedes nationale Empfinden, und gegen klingende Münze würden chinesische Unternehmer, mit denen man ja schon im Frieden akkordieren könnte, jede gewünschte Menge von Ponies und Maultieren zur Stelle schaffen. Ich möchte hier noch erwähnen, daß ich den mongolischen Pony auch zum Export nach unsern afrikanischen Kolonien für sehr geeignet halte, und eine recht interessante Frage wäre es, ob nicht der nach Afrika, gleichviel Ost oder West, importierte chinesische Pony dem berühmten Kap-Pony durchaus gleichwertig zur Seite gestellt werden konnte und einschließlich aller Überfahrtskosten doch noch billiger zu stehen käme als letzterer.

       "Teja" 8j. schwarzer mongolischer Pony-Wallach

      Hierbei will ich gleich einem weitverbreiteten Irrtum entgegentreten. Man hört stets einen Unterschied zwischen mongolischen und chinesischen Ponies machen, indem das schlechtere Material als chinesischen Ursprungs d. h. in den Ebenen diesseits des Gebirges geboren, bezeichnet wird. Dies ist insofern unrichtig, als in der großen Ebene, welche durch Gebirge und chinesische Mauer von der Mongolei getrennt ist, sehr wenig Pferdezucht getrieben wird. Der Pony, wie wir ihn hier sehen, kommt mit sehr vereinzelten Ausnahmen aus der Mongolei. Diese ist in Anbetracht ihrer ungeheuren steppenartigen Ebenen ganz vorzüglich zur Pferdezucht geeignet und muß infolge ihrer heißen Sommer und kalten Winter ein sehr hartes, widerstandsfähiges Material hervorbringen. Die Ponies leben dort in großen Herden, die manchmal nach Tausenden zählen; ihre Besitzer sind Mongolen, besonders die Fürsten jener Stämme. Sie haben unendlich große Ponyherden, die ihr Vermögen und ihren Reichtum darstellen. Dieser Herden gibt es naturgemäß sehr viele, und auch nur einen ungefähren Anhalt durch Zahlen zu geben, wäre schon deshalb unmöglich, weil sie sich unter der Obhut ihrer Hirten meist auf der Wanderschaft von einem Weideplatz zum andern befinden.

      Im Winter beziehen die reicheren Besitzer meist ein ständiges Winterquartier; ein solches kennen zu lernen hatte ich später in Turkestan bei Karaschar Gelegenheit. Der betreffende Prinz hat sich dort einen großen Yamen vollkommen im chinesischen Stil erbaut, in dem er den Winter über lebt; im Frühjahr zieht er dann mit seinen Herden nach den großen Weideplätzen und wohnt, genau wie seine Untertanen, in einer Filzjurte, dem runden mongolischen Zelt, das ich später in den Schneebergen zwischen Chinesisch- und Russisch-Turkestan bei den Kirgisen kennen und schätzen lernte.

      Auch die großen Weidegebiete sind natürlich nicht nach Belieben benutzbar, sondern sie haben ihre Grenzen, die durch alte Überlieferung und Gewohnheit geheiligt sind. Die Fortpflanzung der Tiere geschieht durch Zuchtwahl; natürlich sieht der Mongole schon dem ganz jungen Tiere an, ob einmal etwas aus ihm werden wird oder nicht. Hengste mit schlechten Linien werden jung gelegt und gehen dann an die Händler, Stuten werden fast nie verkauft und noch weniger zum Reiten benutzt, sie sind nur zu Zuchtzwecken da. Sowohl der Mongole wie auch der Chinese finden es unbegreiflich, wie man eine Stute reiten kann, und als ich auf meinem langen Ritt eine solche australischen Ursprungs mitbenutzte, die als Pferd oftmals bewundert wurde, kam jedesmal, beim Entdecken des Geschlechts des Tieres, die erstaunte Frage: "Du reitest eine Stute?" Immer im Ton mit dem Beigeschmack, "nein, so eine Tierquälerei!"

      Der Pony erscheint auf den Weiden unserm Auge natürlich lange nicht so schön, wie er sich später im Besitz des Europäers nach intensiver Stallpflege und einem sachgemäßen Training darstellt. Da draußen hat er Schweif- und Mähnenhaare bis auf die Erde reichend. Auch die sonstige Behaarung ist stark und sehr dicht, er braucht sie gegen die Winterkälte und die alles durchdringenden Staubstürme. Der Kopf ist meist unschön, und im Vergleich zu dem sonstigen Körper erscheint er zu groß und häßlich geformt. Dagegen hat der Pony ein großes lebhaftes Auge, das manchmal etwas böse aussieht. Auch der Hals ist sehr stark, und die Ganaschen zeigen schon in Freiheit, daß dort später einmal von Durcharbeiten, wie man es mit unseren Pferden macht, keine Rede sein wird. Mit andern Worten, der Pony erlangt unter dem Reiter selten dieselbe Wendigkeit, die ein gut durchgerittenes Pferd besitzen muß; er trägt den Kopf hoch, der Hals ist ziemlich lang und zeigt oft viel Aufsatz. Merkwürdig stark ist meist der Kamm. Die Schulterlinie ist fast stets schräg und lang, und dementsprechend besitzt der Pony meist ein schönes freies Gangwerk und bringt die Vorderbeine beim Galoppieren gestreckt heraus. Der Rücken ist kurz und kräftig und eignet sich zum Tragen auch schwerer Lasten; ich habe gefunden, daß den Packponies stets Lasten aufgepackt werden, wie sie ein Pferd nicht schwerer fortbringen könnte. Ebenso kann der Durchschnitts-Pony auch schwerere Reiter sehr gut und ohne besondere Schwierigkeiten tragen. Hauptsächlich schön und kräftig sind Kruppe und Hinterhand, und hier wieder besonders die Sprung-Gelenke. Wer in Tientsin und Peking die schweren und langen Jagden in dem sich so wundervoll zum Jagdreiten eignenden Gelände mit geritten hat, weiß, was die Ponies springen können, und noch jetzt erinnere ich mich mit Freuden des Tages, als ich zusammen mit Leutnant Brandt von der Jäger-Eskadron infolge einer Wette zum Staunen aller Zuschauer mit der größten Leichtigkeit über für die Australier gebauten, ganz anständigen Hindernisse unseres Tientsiner Rennplatzes wegging.

       "Flieger", 9j. brauner mongolischer Pony-Wallach

      Langgefesselte Tiere findet man verhältnismäßig selten, dagegen sind Bockhufe ziemlich häufig, wahrscheinlich stammen solche Tiere aus besonders steinigen oder felsigen Gegenden, in denen sie viel auf harten Steinen klettern müssen. Diese Ponies eignen sich naturgemäß weniger für den Gebrauch in der Ebene, da auch ihre Aktion nicht so schön ist. Mein guter Schorsch, der bis Kaschgar treu ausgehalten hat, besaß solche Hufe. Der Schmied der Schwadron, bei der sein Vorbesitzer stand, hatte im Laufe der Zeit durch sehr geschickten Beschlag diesen Fehler fast gänzlich verschwinden lassen. Auf meinem Ritt hatte ich mit den chinesischen Schmieden dann immer zu kämpfen, da sie stets zu viel an der Zehe wegschneiden und so allmählich die steilen Hufe, die sie sehr lieben, erzielen. Im allgemeinen hat der mongolische Pony einen kleinen, hübschen und sehr harten Huf; ich habe gefunden, daß sich unser Beschlag nicht für diese Hufe eignet und bin mit meinen Tieren reumütig zu dem übrigens auch viel billigeren chinesischen Schmied zurückgekehrt. Später im Innern gab ich für Beschlag, rundum eines Tieres, ungefähr 40 Pfennig unseres Geldes.

      Die Größe des Ponies differiert zwischen 12 hands und 14 hands — hands (4 Zoll) und inches (1 Zoll) sind englische Maße, nach denen stets der Verkauf an Europäer stattfindet, z. B. bedeuten 13 hands 1 inch 53 Zoll 4 Fuß 5 Zoll deutsch. — Die Ausnahme bestätigt die Regel und man findet selbstredend zuweilen sehr kleine und, allerdings seltener, größere Ponies als die angegebenen Maße. Sehr große finden Abnehmer


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