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Butler Parker 133 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 133 – Kriminalroman - Günter Dönges


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wissen diese ›Packer‹ denn, wo sie Beute machen können?« Lady Simpson merkte ein wenig zu spät, daß ihre Frage verriet, wie wenig sie informiert war. Sie korrigierte sich schnell. »Ich möchte nur mal wissen, ob Sie auch vollkommen orientiert sind, Mr. Parker.«

      »Entweder werden die betreffenden Wohnungen oder Häuser überwacht, Mylady, oder aber man wählt dazu passende Gelegenheiten wie Hochzeiten, Begräbnisse oder andere Feierlichkeiten. Die entsprechenden Daten und Anlässe entnimmt man den Gesellschaftsspalten der Presse.«

      »Die Beerdigung Lady Bushters, nicht wahr?« Jetzt bekam die ältere Dame prompt Oberwasser.

      »Durchaus, Mylady, dies scheint im vorliegenden Fall der Anlaß gewesen zu sein.«

      »Diese beiden Subjekte im Keller werden was erleben«, versprach die Hausbesitzerin grimmig.

      »Erlauben Mylady einen Nachtrag?« erkundigte Parker sich gemessen.

      »Natürlich. Mir ist aufgefallen, daß Sie ein wichtiges Detail vergessen haben.« Es war ihr natürlich überhaupt nicht aufgefallen, aber das hätte sie niemals zugegeben.

      »Ich darf an den jungen Mann auf dem Dorffriedhof erinnern, Mylady, der einer Radioübertragung zu lauschen schien.«

      »Ein pietätloser Flegel! Ich kann mich erinnern.«

      »Es handelte sich nicht um ein Transistorradio, Mylady, sondern um ein Funksprechgerät, wie ich jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unterstellen möchte. Der junge Mann informierte seine Handlanger hinsichtlich der Zeitvorgaben und Adressen.«

      »Das ahnte ich gleich.«

      »Es steht zu befürchten, Mylady, daß noch andere Wohnungen besucht und möglicherweise ausgeräumt wurden.«

      »Das werden Sie feststellen, Mr. Parker. Sie kennen ja die Liste der Trauergäste. Und jetzt werde ich Ihnen etwas sagen, was Sie völlig übersehen haben.«

      »Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit höchst erwartungsvoll und gespannt.«

      »Die beiden Fordfahrer«, antwortete die ältere Dame. »Die gehörten natürlich ebenfalls dazu, aber das ist Ihnen natürlich entgangen.«

      Parker war zwar anderer Meinung, doch er widersprach nicht. Er verbeugte sich nur andeutungsweise und geleitete seine Herrin dann hinüber in die Wohnhalle, von dort ins Souterrain, um dann mit ihr hinunter in die eigentlichen Kellerräume zu gehen. Agatha Simpson wollte nämlich mit ihrem Verhör beginnen.

      *

      Sie standen unter Dampf, die beiden »Packer«.

      Sie hatten etwa knapp zwei Stunden in dem halbdunklen Keller zugebracht und sich zuerst mal ausgiebig und gegenseitig mit Vorwürfen bedacht. Danach waren sie etwas ruhiger geworden, hatten das »scheue Reh« verflucht, das sie hereinlegte, und brannten nun darauf, zur Sache zu kommen. Als zwei Riegel vor der Tür bewegt und der Schlüssel herumgedreht wurde, sahen sie ihre Gelegenheit gekommen. Sie hatten sich vorher alles genau zurechtgelegt und bauten sich links und rechts von der Tür auf. Sie wollten diesmal schneller sein und blitzartig angreifen. Noch mal durfte es für sie keine Panne geben.

      Die Tür öffnete sich, und eine Gestalt schob sich in den spärlich beleuchteten Raum.

      Die beiden Ganoven warfen sich auf diese Gestalt und ... begriffen viel zu spät, daß sie auf einen simplen Trick hereinfielen. Ihr Opfer entpuppte sich als eine Kleiderpuppe, die sich einfach alles gefallen ließ. Sie krachten mit ihr zu Boden, schlugen wild um sich und musterten sich schließlich ziemlich dumm und ernüchtert.

      »Was sollen diese Albernheiten?« fragte dann eine grollende, dunkle Frauenstimme. »Benehmen Sie sich gefälligst wie erwachsene Menschen!«

      Während die Gefangenen diese Stimme hörten, strahlte die Deckenbeleuchtung hell auf und zeigte eine majestätisch anmutende Lady, die ein Tweedkostüm trug und wie eine Heroine vergangener Zeiten aussah. Am rechten Handgelenk der Dame baumelte ein perlenbestickter Pompadour, eines jener Handbeutelchen, wie man es in der Gesellschaft um die Jahrhundertwende benützt hatte.

      Die beiden »Packer« waren fassungslos.

      Mit solch einem Besuch hatten sie nicht gerechnet. Sie standen langsam auf, schoben die Kleiderpuppe zur Seite und kamen sich ein wenig hilflos vor.

      »Wie ich hörte, wollten Sie mein Haus leer räumen«, sagte Lady Agatha streng. »So etwas habe ich gar nicht gern.«

      »Wer... wer sagt denn das?« fragte der ältere der beiden Männer gereizt.

      »Meine Gesellschafterin«, gab Lady Simpson zurück. »Leugnen ist sinnlos! Ihre Unterhaltung wurde automatisch auf Band aufgezeichnet.«

      »Blödsinn«, brauste der jüngere »Packer« auf. »Das ist ’n Mißverständnis. Wir haben uns vielleicht in der Adresse geirrt, aber das is’ auch schon alles.«

      »Das ist Freiheitsberaubung und heimtückische Körperverletzung von Ihrer Gesellschafterin gewesen«, fügte der erste »Packer« hinzu und ... wurde ausgesprochen leichtsinnig.

      Er sah eine ältere Dame vor sich, die seiner Ansicht nach leicht zu beeindrucken sein mußte. Der »Packer« hatte also noch nicht ganz seinen Satz beendet, als er Agatha Simpson förmlich ansprang. Er setzte seine ganze Jugend und seinen ganzen Schwung in diesen Sprung und hatte Bruchteile von Sekunden später das sichere Gefühl, von einem auskeilenden Pferd getreten worden zu sein.

      Er hatte überhaupt nicht bemerkt, daß Lady Simpson ihren Pompadour blitzschnell hochgerissen hatte. Da sich in ihm Myladys »Glücksbringer« befand, war der Vergleich mit einem Huftritt noch nicht mal so abwegig. Im Pompadour befand sich nämlich ein echtes Hufeisen, das aus Gründen der Humanität nur leicht mit Schaumstoff umwickelt war.

      Der getroffene »Packer« schlug einen halben, mißglückten Salto rückwärts und krachte zu Boden. Er japste anschließend nach Luft und blickte seine Gegnerin aus schielenden Augen an.

      Der zweite »Packer«, der ebenfalls einen Angriff wagen wollte, nahm deshalb Abstand von seinem Vorhaben, hob zum Zeichen frühzeitiger Aufgabe die Arme und wich langsam gegen die Kellerwand zurück.

      »Schon gut, Mylady, schon gut«, sagte er hastig. »War ja nicht so gemeint. Vielleicht kann man sich einigen, ja?«

      »Das klingt schon besser.« Agatha Simpson nickte wohlwollend. »Dann erzählen Sie mal, junger Mann! Wie viele Wohnungen sind denn heute anläßlich der Bestattung Lady Bushters ausgeräumt worden?«

      *

      »Ich komme zufällig vorbei«, behauptete Superintendent McWarden wieder mal. Er errötete nicht, obwohl es sich um eine faustdicke Lüge handelte. Er wußte, Mylady und auch Josuah Parker kannten diese Einleitung bereits in- und auswendig.

      »Sie haben also Sorgen«, stellte die Detektivin fest.

      »Aber nein, wirklich nicht, Mylady.« McWarden, ein kleiner, untersetzter, zur Rundlichkeit neigender Choleriker, tat harmlos wie immer.

      »Sie stehen aber wieder mal vor einem Fall, der Ihnen über den Kopf wächst«, fügte Lady Agatha schadenfroh hinzu. Sie gab sich nicht die geringste Mühe, diesen Gefühlszustand zu verbergen.

      »Ich brauche im Grunde nur eine Auskunft«, sagte McWarden.

      »Wir wissen überhaupt nichts, nicht wahr, Mr. Parker?« Lady Simpson schaltete sofort auf Vorsicht um und dachte an ihre beiden Gäste im Keller des Hauses. Konnte McWarden davon wissen?

      »Meine bescheidene Wenigkeit steht zu Ihrer Verfügung, Sir«, bot Parker sich gemessen an.

      »Sie waren doch gestern auf der Beerdigung von Lady Bushter, nicht wahr?« fragte McWarden. Er nickte dankbar, als Parker ihm einen trockenen Sherry servierte.

      »Eine Pflichtübung«, meinte Lady Agatha unumwunden. »Warum sollte ich Ihnen etwas vormachen, McWarden?«

      »Sie haben doch auch Mr. Basil Lefka gesehen?«

      »Haben wir das?«


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