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Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela ReutlingЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling


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übereinander und merkte, daß sein Blick einen kurzen Moment lang auf ihren schlanken Fesseln ruhte.

      »Wenn ich Ihnen auf der Straße begegnet wäre, hätte ich nie gedacht, daß Sie die Mutter von drei Kindern sind«, sagte er spontan und schüttelte dann, ärgerlich über sich selbst, den Kopf. »Verzeihen Sie. Das war ein plumpes Kompliment.«

      »Ich habe sehr jung geheiratet«, sagte Christine steif. Sie ärgerte sich über seine Worte, denn sie erinnerten sie an das, was Sven neulich zu ihr gesagt hatte. Wollte etwa auch der Professor ihr vorwerfen, daß sie Kinder hatte? Ja, aber wie kam sie überhaupt dazu, ihn und Sven miteinander zu vergleichen?

      Er unterbrach ihre Gedanken. »Ich mag sie sehr gern – Ihre Kinder, meine ich«, setzte er rasch hinzu. Sein markantes Gesicht wurde von einer leichten Röte überflogen.

      Christine errötete ebenfalls und lächelte ihn an. Dann blickte sie hastig zu Boden. Was war nur mit ihr los? Sie war zu einem gutnachbarlichen Besuch eingeladen, und nun fühlte sie sich wie bei ihrem ersten Rendezvous. Siedendheiß fiel ihr ein, daß Profesor Falkenroth von ihrer Beziehung zu Sven gar nichts wußte. Ob sie ihm das nicht andeuten sollte? Aber etwas in ihr sträubte sich dagegen.

      »Lassen Sie uns auf Ihre Kinder anstoßen«, schlug der Professor vor. Christine hob ihr Glas. »Auf die kleinen Strolche!« fiel ihr ein, und lachend wiederholte er den Toast. Er hielt sein Glas weiter erhoben und sah sie unverwandt an. »Jetzt sagen wir immer noch Sie…« bemerkte er.

      Sie lächelte. »Dann ist es wohl an mir, Ihnen das Du anzubieten?«

      Sie stießen noch einmal miteinander an, und Christoph neigte sich zu ihr herab, um die Bruderschaft mit einem leichten Kuß auf ihre Wange zu besiegeln. Christine war überrascht, wie weich seine Lippen sich anfühlten. Einen Moment lang roch sie den angenehmen Duft seines Rasierwassers. Sie hätte ewig hier neben ihm sitzen mögen.

      »Christoph und Christine«, sagte er leise vor sich hin. Sie sahen einander versunken in die Augen.

      In diesem Moment ging die Tür zur Diele auf, und Christophs Mutter steckte den Kopf ins Zimmer. »Frau Kohse? Da ist ein Herr, der Sie abholen möchte.«

      »Oh, sicher mein Untermieter«, sagte Christine rasch. Sie schämte sich ein wenig vor sich selber, daß sie dieses unverbindliche Wort gebrauchte. Sven kam ins Zimmer. Über die Schulter der alten Dame musterte er Christine und ihren Gastgeber, der sich höflich erhoben hatte, mit einem wenig freundlichen Blick.

      »Das ist ja reizend, daß Sie Frau Kohse abholen«, plauderte Frau Falkenroth dann munter drauflos. »Aber daß ihr beiden das Klingeln nicht gehört habt…« Und sie musterte ihren Sohn und Christine mit einem munteren Zwinkern in den Augen. »Da müßt ihr wohl sehr ins Gespräch vertieft gewesen sein.« Sie wandte sich wieder zu Sven. »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Ein wenig Rotwein, Cognac oder Portwein?«

      »Danke, nein«, sagte Sven schroff. »Deine Kinder müßten langsam wohl ins Bett, oder?« sagte er zu Christine, blickte dabei aber mißtrauisch auf den Professor, der ihn mit einem offenen Lächeln ansah.

      Christine erhob sich eilig und bedankte sich bei Frau Falkenroth für ihre Gastfreundschaft. Im Nu hatte sie Florentine geweckt und ihr das Mäntelchen angezogen. Auch die anderen beiden Kinder waren schnell fertig. Während des hastigen Aufbruchs spürte sie Christophs Blick auf sich ruhen, aber sie vermied es, ihn anzusehen.

      Beim Abschied aber konnte sie seinen dunklen Augen nicht länger ausweichen. »Auf Wiedersehen, Christine«, sagte er. Seine tiefe Stimme hatte einen weichen, zärtlichen Klang. »Ich hätte dich auch gern nach Hause geleitet. Ein andermal, hoffentlich!«

      Sie murmelte eine Antwort und trat mit Sven und den Kindern in die Nacht hinaus.

      *

      Kaum waren die Kinder im Bett, zog Sven Christine in die Küche, wo man sie vom oberen Stockwerk kaum hören konnte. »Das war ja eine schöne Szene!« sagte er höhnisch. »Du und dieser Professor auf dem Sofa, ganz allein, wie romantisch!«

      »Du bist albern, Sven«, erwiderte Christine, aber sie konnte ein leichtes Schuldbewußtsein nicht verbergen. So lächerlich Svens Wut auch sein mochte, ganz unrecht hatte er nicht. Ihr fiel ein, wie sie ihn den Falkenroths als bloßen Untermieter angekündigt hatte, und die Röte stieg ihr heiß ins Gesicht.

      »Schau an, du wirst sogar rot!« rief Sven triumphierend. Er fühlte heftige Eifersucht in sich aufsteigen, so heftig, daß es ihn selbst überraschte. So traulich hatte das Paar im milden Licht der Lampe ausgesehen, so, als ob sie zusammengehörten und er ein Eindringling wäre. Und wie schön Christine heute war! Er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sie auch nur an einen anderen Mann dachte.

      »Und wie neckisch diese alte Kupplerin mit euch geschäkert hat!« sagte er wütend. »Abstoßend!«

      Jetzt wurde Christine böse. »Hör auf, Frau Falkenroth zu beleidigen!« sagte sie energisch. »Sie ist eine reizende alte Dame und hat es nicht verdient, daß du schlecht von ihr sprichst.«

      »Trotzdem tut sie, als wollte sie dich verkuppeln«, knurrte Sven. Ihm wurde mit unangenehmer Deutlichkeit bewußt, daß er Christine objektiv nicht das mindeste vorzuwerfen hatte. Wenn er daran dachte, wie er selbst den Abend verbracht hatte… Er schob seine Gewissensbisse weg. »Du amüsierst dich, während ich mich bis in die Nacht mit Besprechungen quäle«, sagte er vorwurfsvoll. »Wahrscheinlich hast du kein einziges Mal an mich gedacht.« Unbewußt horchte er nach der Treppe hin und hoffte inständig, daß Bernadette tatsächlich gleich ins Bett gegangen war, nachdem er sie nach Hause gebracht hatte, und nicht etwa lauschte. »Ich arbeite doch auch für dich so viel«, fügte er mit gekränkter Miene hinzu.

      Er genoß Christines schuldbewußten Gesichtsausdruck. Sollte er ihr großmütig verzeihen, oder sollte er ihr weiterhin Vorwürfe machen? Nur, was konnte er ihr schon vorwerfen? Sicher weniger als sie ihm. Er dachte an den Karibikurlaub, den er an diesem Abend zusammen mit Bernadette geplant hatte.

      Bis jetzt hatte der eitle Mann ganz selbstverständlich angenommen, daß Christine ihn immer lieben würde, ganz egal, was er täte. Aber daß sie sich mit einem anderen Mann offenbar gut verstand, hatte ihm unangenehm bewußt gemacht, daß er sich nicht alles erlauben konnte. Wenn er zwischen Christine und Bernadette wählen müßte, für wen würde er sich entscheiden? Natürlich für Christine! Sven seufzte ärgerlich. Es half nichts, er mußte den Urlaub mit Bernadette wieder abblasen. Wenn nur Christine von der ganzen Sache nichts merkte…

      Er sah, daß sie sich über sein langes Schweigen wunderte, und nahm ihre Hand. »Entschuldigung«, murmelte er. »Ich habe Unsinn geredet. Natürlich kannst du deine Abende verbringen, mit wem du willst, aber ich werde halt leicht eifersüchtig.«

      Sie lächelte und drückte seine Hand. So hatte sie ihn noch nie erlebt, und sie freute sich über seine Eifersucht. War das nicht der schönste Beweis, daß er sie liebte? Erst jetzt merkte sie, daß sie in letzter Zeit – eigentlich seit dem verkorksten Wochenende an der See – an Svens Liebe zu ihr gezweifelt hatte.

      Ja, aber liebte sie selbst ihn denn noch so wie früher? Sie ließ es geschehen, daß Sven sie küßte, aber sie fühlte quälende Zweifel in sich aufsteigen. Ach, warum mußte das Leben so kompliziert sein? Vor wenigen Wochen noch hätte sie sich nichts Schöneres vorstellen können, als diesen Mann zu heiraten. Und nun? Sie verstand ihre eigenen Gefühle nicht mehr.

      *

      Für diesen Tag hatte Onkel Heinrich sich wieder angekündigt, und Christine bereitete sein Zimmer für ihn vor. Bernadette zog sich währenddessen mit Florentine ins Wohnzimmer zurück, um mit ihr im Duett zu singen. Zusammen waren die beiden so laut, daß Christine fast die Klingel überhört hätte.

      »Da bin ich wieder!« rief Onkel Heinrich strahlend aus und umarmte seine Nichte. »Jetzt kann ich ein paar ruhige Tage gebrauchen.« Er unterbrach sich und deutete mit verzerrtem Gesicht auf die Wohnzimmertür. »Ist diese krakeelende Pseudo-Künstlerin etwa immer noch bei dir angestellt?«

      »Aber Onkel Heinrich, du warst doch nur anderthalb Wochen weg«, lachte Christine. »Bernadettes Vertrag geht noch bis nächsten Monat.


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