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Butler Parker Box 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Box 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Crofting, die Tasche …!«

      Der Gangsterboß blieb wie erstarrt stehen. Er war angerufen worden.

      »Wie ausgesprochen leichtsinnig von Ihnen, Mr. Crofting, die Tasche im Wagen liegen zu lassen«, redete die unpersönliche, kühle Stimme weiter. »Wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen gerne helfen.«

      Crofting hörte Schritte hinter und neben sich. Mühsam wandte er sich um. Er sah sich einem mittelgroßen, schlanken Mann gegenüber, der schwarz gekleidet war. Dieser Mann trug eine schwarze steife Melone und einen Regenschirm.

      Da wußte Crofting sofort, mit wem er es zu tun hatte. Turpins hatte ihm den Butler genau geschildert.

      »Parker«, stöhnte Crofting auf.

      »In der Tat«, antwortete der Butler. Er hielt die Ledertasche in der Hand.

      »Hören Sie«, sagte Crofting drängend. »Verlangen Sie, was Sie wollen, aber helfen Sie mir jetzt.«

      »Was haben Sie zu bieten, wenn ich höflich fragen darf?«

      »Geld, Parker. Geld in jeder Menge.«

      »Ich verlange eine andere Münze, Mr. Crofting.«

      »Gut, sagen Sie, was Sie haben wollen! Ich werde es Ihnen geben.«

      »Sie werden mit Ihrem Leben bezahlen müssen«, gab Parker kühl zurück, »doch das ist bereits ein Gesprächsgegenstand, für den der Richter zuständig ist.«

      »Sie wollen mich …«

      »Ich werde Sie der Polizei übergeben«, sagte Parker. »Hatten Sie etwas anderes erwartet?«

      »Dann eben nicht …!«

      Crofting raffte sich auf. Noch mal griff er nach seiner Waffe. Als er die Hand aus der Tasche zog, war sie gefüllt mit Geldscheinen. Die Waffe blieb in der Tiefe der Tasche unerreichbar für ihn.

      Da brach der Gangsterboß in sich zusammen. Er verlor die Nerven. Er hatte eingesehen, daß es für ihn kein Entrinnen mehr gab. Widerstandslos ließ er zu, daß Parker ihm chromblitzende Handschellen anlegte. Ihm war klar, daß man ihn nun wegen Mordes anklagen – und hängen würde …

      *

      »Ich nehme mit Freude zur Kenntnis, daß die Gangster-Gang nicht mehr existiert«, sagte Parker eine knappe Stunde später zu Inspektor Madler. »Damit dürften dann alle Unklarheiten beseitigt sein, denke ich.«

      »Stimmt genau, Parker. Strickton und die übrigen Gangster redeten bereits wie Staubsaugervertreter. Sie belasten sich gegenseitig.«

      »Ich hoffe, daß Mr. Lefty Candels zu diesen Aussagen noch einiges beisteuern wird.«

      »Und wie, Parker! Nach dem Autounfall, den er gehabt hat, ist er sehr redselig geworden. Er ist allerdings nur am Rande interessant. Seine Brandstiftungen werden ihn für einige Jahre ins Zuchthaus bringen.«

      »Es war mir ein Vergnügen, Ihnen helfen zu können«, verabschiedete sich Parker von seinem alten Freund Madler.

      »Sie haben wirklich keine Zeit mehr?«

      »Mr. Rander erwartet mich in Brighton«, bedauerte Parker ehrlich.

      »Moment, bevor Sie losfahren, möchte ich aber noch wissen, wieso Sie Crofting so schnell stellen konnten, Parker.«

      »Das war recht leicht«, erklärte der Butler freundlich. »Ich wurde Ohrenzeuge der Schießerei in Mr. Turpins’ Haus. Eingreifen konnte ich nicht. Ich benutzte die Schießerei, mich im Fond des Jaguar zu verstecken. Crofting war so freundlich, mich in sein Versteck am West Ham Park zu fahren. Ich muß erklärend nachtragen, daß ich vom Warenhaus zu Mr. Turpins Wohnung gefahren bin. In diesem Zusammenhang werden Sie mit größter Wahrscheinlichkeit noch einige Strafmandate bearbeiten müssen, die dem unschuldigen Fahrer eines Taxis gelten. Ich möchte meiner Zuversicht Ausdruck verleihen und hoffen, daß Sie den betreffenden Taxifahrer schonen werden. Der wahre Schuldige wäre in diesem Falle ich.«

      Parker lüftete höflich die schwarze Melone, deutete eine Art Kratzfuß an und verließ Madlers Büro.

      Der Inspektor sah ihm nachdenklich und lächelnd nach. Er wußte, daß Butler Josuah Parker nicht zu stoppen war. In Brighton wartete wahrscheinlich ein neuer Fall auf ihn. Und wenn Parker so etwas witterte, dann reagierte er wie ein in Ehren ergrauter Zirkusgaul, der die Trompete hört, dann war er einfach nicht mehr an die Kette zu legen …

Bikinis, Parker und Erpresser

      Es war schon recht seltsam.

      Genau um 18.26 Uhr wurde der Verkehr auf der Collins Avenue in Miami Beach wie von einer unsichtbaren Hand gestoppt. Die chromfunkelnden Cadillacs und teuren, ausländischen Sportwagen, um nur einige Beispiele zu nennen, bremsten durchweg jäh ab und fuhren an den Straßenrand. Die versnobten Fahrer in diesen Wagen starrten aus hervorquellenden Augen auf die Mitte des breiten Prachtkorsos.

      Im Dienst erfahrene und ergraute, clevere Hotelportiers bekamen den Schluckauf und zweifelten an ihrem gesunden Menschenverstand. Auch sie konnten sich vom Anblick, der sich ihnen bot, nicht losreißen.

      Die lässig einherschreitenden Passanten am Rande der Avenue vergaßen den Strand und die sich dort bietenden, reizvollen Aussichten. Wie auf ein geheimes Kommando hin wandten sie sich alle der Straße zu. Die ganze Collins Avenue samt den Menschen, die sich auf ihr bewegten, schien den Atem anzuhalten. Für einige, quälend lange Sekunden wurde es unheimlich still.

      Diese konzentrierte Aufmerksamkeit galt einem skurril aussehenden Gefährt, das sich auf vier großen Lastwagenreifen bewegte. Auf dem Rahmen dieses hochbeinigen Monstrums befand sich ein hoher, eckiger Aufbau, in dem man ohne Mühe aufrecht zu stehen vermochte. Die Wagenscheiben waren von innen mit gepflegten Gardinen versehen worden.

      Der eckige, langgestreckte Kühler wurde mit diversen Lederriemen zusätzlich gegen ein Selbständigmachen gesichert. Große, blank polierte Scheinwerfer ließen den Eindruck entstehen, daß dieses Vehikel an der Basedowschen Krankheit litt. Aus dem armdicken Zwillingsauspuff kräuselten sich blaue Rauchwölkchen.

      Dieses Monstrum auf Rädern schien einem Museum für Alterskunde zu entstammen. Daher auch die allgemeine Aufmerksamkeit auf der Collins Avenue. Solch einen Wagen hatte man noch nie gesehen. Selbst von Fachleuten ließ er sich baujahrmäßig nicht einordnen.

      Am Steuer dieses Vehikels saß Butler Josuah Parker. Natürlich übersah er die erstaunten und belustigten Blicke. Im Lauf der Zeit hatte er sich daran gewöhnt, daß man ihn übersah, daß man ihn nicht für voll nahm. Daß dieser erste Eindruck dann später meist revidiert werden mußte, stand auf einem anderen Blatt. Parker hatte seine Gegner bisher immer noch verblüfft und in Verlegenheit gebracht.

      Übrigens paßte er überhaupt nicht in diese feudale Umgebung. Sein Wagen war an sich bereits ein Anachronismus. Butler Parker aber schien direkt aus der Zeit der englischen Queen Victoria in die Gegenwart gesprungen zu sein.

      Selbstverständlich trug er seinen schwarzen Anzug, den schneeweißen steifen Eckkragen und den schwarzen Binder. Auf seinem Kopf saß die schwarze Melone. Dicht neben dem Steuer hing der Universal-Regenschirm, von dem Parker sich nur höchst selten trennte. Seine Hände staken in schwarzen Zwirnhandschuhen.

      Josuah Parker steuerte sein Monstrum direkt auf die Auffahrt des teuren und exklusiven Bay-Beach-Hotels zu. Daß hinter ihm der Verkehr nur zögernd und langsam wieder in Bewegung kam, interessierte ihn nicht. Parker konzentrierte sich ganz auf seine Aufgabe. Natürlich war er nicht als Tourist nach Miami-Beach gekommen.

      Als der Portier das Monstrum in der Auffahrt sah, rieb der Mann sich verzweifelt die Augen. Er glaubte zuerst an eine Halluzination. Er wurde weich in den Beinen, als diese Halluzination vor dem Baldachin hielt. Parker entstieg seinem Wagen, öffnete eine seitlich angebrachte Klappe und griff nach einem handlichen, fingerdicken Seil. Er spulte es ab und sicherte damit sein Monstrum. Er band es an einem der Baldachinpfoten


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