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Butler Parker Box 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Box 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      »Was haben Sie bisher herausgefunden, Parker?« Mike Rander ließ sich in einem Sessel nieder und griff nach einer Zigarette. Als er sie anzünden wollte, war Josuah Parker natürlich schneller. Der Butler ließ seinen jungen Herrn niemals aus den Augen. Zuerst hatte Rander das als äußerst störend und peinlich empfunden, stets umhegt und umsorgt zu werden. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt. Parker dachte nicht daran, auf seine Gewohnheiten zu verzichten. Als original englischer Butler, der in den besten Häusern der Insel gedient hatte, wußte er, was sich als Butler gehörte.

      »Wenn ich die Lage kurz umreißen darf, Sir.« Parker räusperte sich diskret und blieb vor seinem jungen Herrn stehen. »Miami-Beach wird seit fast drei Wochen von einer eigentümlichen Erpresserbande bedroht, die sich kurz und treffend die ›Strandhaie‹ nennt. Überraschend an der Arbeitsweise dieser Haie ist die Tatsache, daß ausschließlich Besucher und Touristen dieser Stadt angesprochen werden. Gegen an sich lächerliche Zahlungen, die sich in den Größenordnungen zwischen einhundert bis dreihundert Dollar bewegen, verspricht man den Belästigten, sie in Ruhe zu lassen. Kommt man diesen seltsamen Zahlungsaufforderungen jedoch nicht nach, explodieren Jachten, werden Autos in Brand gesetzt, Kinder bedroht oder die Garderobe der Betreffenden zerstört.«

      »Was hat die Polizei bisher ermitteln können?«

      »Wenig, Sir, zumal die meisten Gäste sich wohl nicht melden, sondern stillschweigend zahlen. Alle Spuren sind im Sande verlaufen. Die Polizei konnte es bisher nicht verhindern, daß die Gäste scharenweise Miami-Beach verlassen.«

      »Wer vom Hotelverband weiß, in welcher Rolle wir hier auftreten, Parker?«

      »Ich nahm mir die Freiheit, Sir, unser Erscheinen erst für die kommende Woche anzukündigen. Ich hoffe, daß Sie und meine Wenigkeit ungestört ermitteln können.«

      »Ich soll die ›Strandhaie‹ anlocken, wie?«

      »So dachte ich es mir, und ich hoffe, Sir, daß Sie mit meinen Vorbereitungen einverstanden sind. Mr. Ben Zalakoff wird nicht unbelästigt bleiben. Die ›Strandhaie‹ werden sich solch eine Möglichkeit nicht entgehen lassen. Während Sie, Sir, die Gangster beschäftigen, werde ich den bescheidenen Versuch unternehmen, mich an die ›Strandhaie‹ heranzuarbeiten.«

      »Hört sich gut an, Parker. Hoffentlich gehen die Gangster darauf ein.«

      »Man sollte ihnen eine ehrliche Chance geben, in die Falle zu laufen, Sir.«

      »Komischer Verein, diese ›Strandhaie‹«, sagte Mike Rander nachdenklich. »Warum begnügen diese Gangster sich mit diesen lächerlich geringen Summen? Sie könnten doch in viel größerem Stil abräumen.«

      »Wenn ich dazu etwas sagen darf, Sir, so würde ich die Meinung vertreten, daß die Gangster absichtlich nur geringe Forderungen stellen. Jeder Besucher von Miami-Beach wird in der Lage sein, zwischen einhundert und dreihundert Dollar abzuzweigen. Den Betroffenen tut es also nicht sonderlich weh, wenn sie auf die Wünsche der Gangster eingehen. Sie zahlen und dürfen all ihren Ärger vergessen. Es dürfte sich aus der Sicht der ›Strandhaie‹ heraus gesehen um ein Dauergeschäft handeln. Zudem muß unterstellt werden, Sir, daß diese ›Strandhaie‹ wahrscheinlich sehr viele Touristen ansprechen und dementsprechend auch kassieren.«

      »Also schön, Parker, machen wir uns an die Arbeit. Ich bin gespannt, ob die ›Strandhaie‹ auch uns anschreiben werden.«

      »Oh, in dieser Beziehung, Sir, kann ich Sie beruhigen.«

      »Wie soll ich das verstehen?«

      »Hier wäre bereits der Brief, Sir. Er kam vor knapp einer Viertelstunde an. Man verlangt von Mr. Ben Zalakoff die Summe von dreihundert Dollar und garantiert ihm dafür ungestörte Ferientage in Miami-Beach.«

      Parker hatte plötzlich ein Silbertablett in der Hand. Darauf lag das bewußte Schreiben. Mike Rander mußte neidlos anerkennen, daß Parkers Vorbereitungen wieder einmal erstklassig waren …

      *

      Mike Rander hielt sich genau an die befohlenen Anordnungen.

      Nach Einbruch der Dunkelheit verließ er das Bay-Beach-Hotel, überquerte die breite Avenue und ging hinunter zum Strand. Von See kam eine sanfte, erfrischende Brise. Die Reklamebeleuchtungen auf den Hotels und an den unzähligen Nachtbars waren eingeschaltet worden. Nervös zuckten die bunten Lichter und kämpften gegen die Nacht an.

      Mike Randers Ziel war der Parkplatz neben dem Nachtclub ›Zero‹. Die großen Wagen drängten sich auf dem kleinen Platz wie eine verängstigte Schafherde zusammen. Nur eine große Bogenlampe erhellte die Mauerlücke zwischen zwei großen Häusern.

      Mike Rander zündete sich gelassen eine Zigarette an. Dabei schaute er sich unauffällig nach dem Papierkorb um, der dicht neben dem Glasverschlag stand, in dem der Parkwächter saß.

      Dieser Mann war deutlich zu sehen. Er las in einer Zeitung und schien mit dem ganzen Erpressungsmanöver nichts zu tun zu haben.

      Rander bog auf den Parkplatz ein.

      Einen Moment lang fühlte er sich unbehaglich. Wenn er hier angegriffen wurde, hatte er kaum eine Möglichkeit zu flüchten. War auf dem Umweg über den Hotelverband wirklich nicht durchgesickert, daß Parker und er als Detektive nach Miami-Beach gekommen waren? Die ›Strandhaie‹ waren bestimmt keine Neulinge im Fach. Sie mußten doch damit rechnen, daß man sich auf ihre Spuren setzte.

      Nichts tat sich.

      Der Parkwächter blätterte gelangweilt in seiner Zeitung. Von der Collins Avenue her drang der Lärm der vielen Wagen. Aus irgendeinem geöffneten Fenster in der Nähe war leise Radiomusik zu hören.

      Der junge Strafverteidiger blieb vor dem Papierkorb stehen und griff in seine Rocktasche. Er holte einen flachen Umschlag hervor und warf ihn in den Papierkorb. Nachdem er sich noch einmal nach allen Seiten umgesehen hatte, ging er langsam zurück zur Straße.

      Wie gesagt, er hielt sich strikt an die Anweisungen.

      An der Straße aber blieb er kurz stehen. Er fragte sich, wie die ›Strandhaie‹ wohl an den Umschlag kamen. Der Bote mußte sich ganz in der Nähe auf halten und ihn beobachten. Die Erpresser mußten ja stets damit rechnen, daß die Polizei ihnen eine Falle stellte. Wie mochten sie dieses Problem wohl gelöst haben?

      Ein Taxi hielt am Straßenrand.

      Eine junge Dame stieg aus. Sie entlohnte den Fahrer und wollte die Straße hinuntergehen. Plötzlich sprang der Verschluß ihrer Handtasche auf. Puderdöschen, Lippenstift, ein Schlüsselbund und eine kleine Geldbörse kollerten zu Boden. Die junge Dame stieß einen kleinen Schrei aus.

      Mike Rander war mit wenigen Schritten neben ihr.

      »Das werden wir gleich haben, Madam«, sagte er höflich und bückte sich nach den verlorenen Dingen.

      »Sie sind wirklich sehr liebenswürdig«, antwortete die junge, mittelgroße Dame, die vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt sein mochte. Sie bedankte sich mit einem freundlichen Lächeln, als Rander ihr die Gegenstände zurückreichte. Als sie in der Bar gleich nebenan verschwunden war, erinnerte sich Rander seiner dreihundert Dollar.

      Plötzlich kam er sich etwas düpiert vor.

      Hastig ging er zurück zum Papierkorb. Ob der Briefumschlag noch darin lag?

      Er war verschwunden.

      Während Rander nach Lippenstift, Geldbörse, Puderdöschen und Schlüsselbund gesucht hatte, war der Umschlag mit dem Geld aus dem geheimen Briefkasten herausgenommen worden.

      Mike Rander ging zum Parkplatzwächter.

      Der Mann, bestimmt schon an die fünfzig Jahre alt, war eingenickt. Die Zeitung lag am Boden. Selbst als Rander sich räusperte, erwachte der Mann nicht aus seinem tiefen Schlaf.

      Die Frau muß mit den ›Strandhaien‹ unter einer Decke stecken, sagte sich Mike Rander. Schnell ging er zurück zur Straße, bog nach rechts ab und betrat den Nachtclub ›Zero‹. Er hielt Ausschau nach einer mittelgroßen, schlanken, tizianroten Frau.


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