Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler BiancaЧитать онлайн книгу.
zu lassen. Das Madel muß ja meinen, daß du dich über sie lustig machst.«
»Ich hab’ Marianne von vornherein wissen lassen wollen«, erklärte Hans, »daß ich keiner bin, der mit ihr spielen würde.«
»Du hast also vorausgesetzt, daß sie dich genauso mag, wie du sie magst.« Die alte Fürstin schüttelte lächelnd den Kopf. »Bub’, wie konntest du nur? Kennst du so wenig von der Psyche einer Frau? Selbst wenn sie dich abgöttisch lieben sollte, du hast es ihr fast unmöglich gemacht, dies zuzugeben. Eine Frau will immer erobert werden. Weißt du das etwa nicht?«
Hans nickte. »Doch, ich weiß es. Aber ich bin von meinen eigenen Gefühlen völlig überrumpelt worden.«
»Weiß Nanni, daß du so denkst?« Fürstin Johanna sah ihren Enkel fragend an.
Der schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Im Gegenteil, als ich es ihr erklären wollt’, hab’ ich noch einen draufgesetzt.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich hab’ ihr während des Empfangs gesagt, daß ich mich in sie verliebt habe«, antwortete Hans, »und als ich ihr am Montag danach alles erklären wollte, da hab’ ich gesagt, daß ich es nicht hätte sagen sollen. Jetzt muß sie meinen…!«
»… daß du sie nicht ernst genommen hast«, fuhr Fürstin Johanna fort. »Sie muß sich vorkommen wie ein dummes Mädchen.«
Hans atmete tief durch und nickte. »So ähnlich hat sie es auch ausgedrückt.«
*
Christiane hatte den Empfang auf Schloß Adelsbach besser in Erinnerung als ihr Bruder. Auch wenn Robert nicht jene Lockerheit an den Tag gelegt hatte, die sie sich gewünscht hätte, so war er nach ersten Schrecksekunden doch kein Spielverderber gewesen und war einigermaßen auf Christianes Art eingegangen. Sie hatten ein wenig herumgealbert, ein wenig geschmust, und Christiane hatte festgestellt, daß ihr erstes Gefühl sie nicht getrogen hatte und sie den Gartenbauingenieur sehr mochte.
Am Montag nach dem Empfang hatte sie morgens nach München fahren müssen und kam erst am Mittwoch zurück. Ihr erster Weg, als sie den Wagen auf den Hof stellte, führte sie in die Gärtnerei, weil sie von Robert wissen wollte, ob er sie bei einem Berggang begleiten würde. Aber Robert war in einer der zu Adelsbach gehörenden Baumschulen und würde erst am nächsten Tag zurück sein.
Schon vor dem Frühstück war Christiane am nächsten Tag in der Gärtnerei. Sie fragte einen der Mitarbeiter nach Robert, und der meinte, der Chef sei im Freiland.
Christiane ging in die angegebene Richtung und sah Robert mit einem Mädchen zusammenstehen. Zuerst erkannte sie das Mädchen nicht, dann sah sie, daß es Marianne Burgner war. Die beiden standen ganz alleine dort hinten und schienen sich angeregt zu unterhalten.
Christiane hätte es zwar nie zugegeben, aber sie war eifersüchtig. Nach kurzem Zögern entschloß sie sich, doch hinüber zu gehen, um mit Robert zu sprechen.
Als sie zu ihm kam, war Marianne verschwunden, und Christiane fragte, ob sie gestört habe.
Robert schüttelte den Kopf. »Wir hatten was zu besprechen, aber das ist erledigt.«
»Ich wollt’ dich fragen, ob du dir einen Tag frei nehmen könntest«, sagte Christiane daraufhin. »Ich würd’ mich riesig freuen, wenn du mich zu einem Gang über die Traun-Alm begleiten würdest. Früher bin ich dort öfter gewesen und ich hab’s immer sehr schön gefunden. Ich würd’ gern feststellen, ob’s auch heut’ noch so ist.«
Robert sah die hübsche Prinzessin lange stumm an, dann räusperte er sich.
»Ich glaub’, das lassen wir besser«, erwiderte er dann mit rauh klingender Stimme.
»Aber warum denn?« Christiane war total enttäuscht. Sie hatte zum Schluß des Empfangs gemeint, bei Robert zumindest Sympathie zu spüren.
»Ich möcht’ nicht aus einem Traum erwachen müssen«, murmelte Robert. »Und genau darauf läuft es hinaus.«
Die hübsche Prinzessin hatte zwar gehört, was Robert gesagt hatte, aber den Sinn seiner Worte nicht verstanden, deshalb fragte sie nach.
»Wie meinst du das? Aus welchem Traum meinst du erwachen zu müssen?«
Robert atmete tief durch. Er ließ Christiane nicht aus den Augen.
»Ist das eine ernst gemeinte Frage?« wollte er dann wissen.
»Aber natürlich.«
»Ich will mal versuchen, es zu umschreiben«, sagte Robert daraufhin, »es fällt mir immer noch sehr schwer, du zu Ihnen zu sagen, Christiane. Das Hoheit geht mir viel leichter von den Lippen.« Mit verliebtem Blick sah Robert die hübsche Prinzessin an.
»Aber…!« Im gleichen Moment schien sie seine Bedenken zu begreifen und zu wissen, was er gemeint hatte, als er von Träumen gesprochen hatte, aus denen er würde erwachen müssen.
Christiane ging zu ihm, nahm seine Hand und sah ihn fragend an. »Hast du dich etwa in mich verliebt?«
Robert zuckte mit den Schultern. »Ich glaub’ schon.«
Christiane nahm nun auch seine zweite Hand. »Ich hab’ mich auch in dich verliebt. Meinst du nicht, ich könnte auch aus Träumen geweckt werden? Nicht nur du träumst.«
»Aber die Voraussetzungen sind doch derart ungleich…!«
»Nicht wirklich«, erwiderte die hübsche Prinzessin. »Nur in deinem Kopf. Was ich fühle, fühle ich als Frau, nicht als Ableger eines alten Adelsgeschlechts. Wieso läßt du uns nicht herausfinden, was bei der Sache herauskommt?« Dann lächelte sie ihn zärtlich an. »Robert, ich würd’ so gern mit dir zusammen erleben, wie es mit einem Mann ist. Ich bin noch unerfahren und hab’ keinerlei Ahnung, was da auf mich zukommt.«
Robert schien nicht glauben zu können, was Christiane zu ihm gesagt hatte, er konnte sie nur mit großen Augen ansehen.
»Und du meinst wirklich, was du gesagt hast?« fragte er nach einer Weile.
Die hübsche Prinzessin schmiegte sich in seine Arme und legte ihren Kopf gegen seine Brust.
»Warum lassen wir nicht das Reden?« fragte sie. »Kannst du dir einen Tag freimachen, oder ist das zu aufwendig? Die Traun-Alm ist wirklich wunderschön. Jedenfalls war sie’s früher.«
Robert legte nach langen Sekunden ganz behutsam seine Arme um Christianes schmale Schultern. Er fühlte sich in diesem Moment, als könnte er im Leben alles erreichen.
»Du hast recht«, hauchte er in ihr Ohr, »laß uns herausfinden, was es ist, was uns so nervös macht…!«
*
Lothar von Adelsbach hatte die Einladung zum Empfang schlicht vergessen. Was er bei keinem anderen hätte durchgehen lassen, nahm er selbstredend für sich in Anspruch. Als ihm der verpatzte Termin einen Tag später einfiel, zuckte er lediglich mit den Schultern und ging wieder zur Tagesordnung über, indem er zu Bett ging.
Seit er wußte, daß ihn Schulden von einer Viertelmillion Mark quälten, hatte er seine Wohnung nur mehr einmal verlassen. Er hatte von seinen Konten knapp fünfzigtausend Mark abheben können, mehr war nicht zu bekommen gewesen. Mit diesem Geld in der Tasche war er in ein illegales Tiroler Spielcasino gefahren und hatte es binnen weniger Stunden verloren. Seitdem lag er meistens im Bett und dachte an Hubertus Bogner, der ihm irgendwo auflauerte, noch mehr dachte er allerdings an Manni Becker, dessen Brutalität bekannt war.
Lothar fürchtete sich vor Gewalt, er verabscheute sie geradezu, aber, dessen war er sich bewußt, er würde mit ihr über kurz oder lang konfrontiert werden, wenn es ihm nicht sehr rasch gelingen würde, das geforderte Geld aufzutreiben.
Seit Tagen schon dachte er daran, nach Adelsbach zu fahren, um mit seiner Großmutter zu reden und sie unter irgendeinem Vorwand um das Geld zu bitten. Doch gleichzeitig fürchtete er sich davor, weil er ahnte, daß seine Großmutter bei dem Betrag zu allererst einmal fragen würde, wofür er das Geld benötigte.