Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler BiancaЧитать онлайн книгу.
der Stelle.
Dann, unmittelbar nach dem letzten Türläuten, klingelte das Telefon. Robert nahm, wie schon seit Tagen, nicht ab und wartete, bis der Anrufer auf den Anrufbeantworter sprach, was der dann auch tat.
»Hallo, Lothar«, sagte Manni Becker. »Wir stehen vor deiner Tür und ich rede über mein Handy mit dir. Wir wissen, daß du da bist. Wenn du die Tür nicht binnen dreißig Sekunden öffnest, dann schlagen wir sie ein. Hubertus steht mit einer Axt in seinen Händen da und freut sich schon, dich noch im Bett zu überraschen. Die Zeit beginnt jetzt zu laufen.« Dann war das Gespräch beendet.
Zehn Sekunden benötigte Lothar, um sich klarzumachen, daß Manni nicht bluffen würde, weitere zehn Sekunden, um aus dem Bett zu kommen, dann suchte er den Schlüssel zur Wohnungstür, und als er den gefunden hatte, traf die gut gesicherte Wohnungstür der erste Axthieb.
Lothar rannte zur Tür, fingerte den Schlüssel ins Schloß, und gerade als Hubertus zum zweiten Schlag ausholte, öffnete Lothar die Wohnungstür.
»Du bist ein kluger Mann«, sagte Manni Becker, während er die Sonnenbrille von der Nase nahm und in die Wohnung ging.
Hubert Bogner betrat die Wohnung, während er übers ganze Gesicht grinste und dann, wie um Entschuldigung bittend, mit den Schultern zuckte.
»Wenn du mir die Wohnung überschreiben würdest«, sagte Manni Becker gutgelaunt währenddessen zu Lothar, »dann
würde ich dir die Viertelmillion
noch einen weiteren Monat stunden.«
»Wieso?« Fast hätte Lothar Manni Becker einen Vogel gezeigt. »Die Wohnung ist gut und gern eine halbe Million wert.«
»Dann paßt es ja«, erwiderte Manni, »du schuldest uns nämlich inzwischen eine Dreiviertelmillion.«
Jetzt wurde Lothar von Adelsbach blaß. Er wußte, daß die Zinsen bei Leihgeschäften, wie er sie getätigt hatte, mehr oder weniger ins Uferlose stiegen, doch daß sich der Betrag verdreifachte, nur weil er eine weitere Woche nicht bezahlt hatte, damit hatte er nicht gerechnet.
»Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, deine Schulden zu zahlen.« Becker lächelte spöttisch. »Du könntest mir zum Beispiel Aktien im Wert von einer Million der Unternehmungen Adelsbachs überschreiben lassen. Du bist in der Bank beschäftigt, die sie im Depot hat. Es wäre eine Kleinigkeit für dich. Ich würde dir sogar noch ein wenig Bargeld geben können, wenn du die Sache mit den Aktien für mich regeln würdest.«
»Spinnst du?« jetzt konnte Lothar sich nicht länger zurückhalten. »Aktien für eine Million…!«
»Nennwert natürlich«, sagte Manni Becker, der blendender Laune war. Doch plötzlich änderte sich sein Stimmungsbild von einer Sekunde zur anderen. Er griff nach Lothars Haarschopf, riß ihn zu sich heran und starrte in die ängstlich aufgerissenen Augen des jungen Prinzen. »Wenn du noch einmal so respektlos bist und fragst, ob ich spinne, schlägt Hubert dir mit der Axt einen Finger ab. Und hoffe nicht auf sein Mitleid, denn er wartet nur darauf, dir weh zu tun.«
Hubert Bogner stand dabei und nickte grinsend.
»Also«, Manni Becker drückte Lothars Kopf weit in den Nacken, »wenn du wieder einigermaßen in Ruhe leben willst, dann besorg mir, was ich haben will.« Dann ließ er den jungen Prinzen los. »Und komm nicht auf die Idee, irgendwen benachrichtigen zu wollen, ich würde dann Hubert schicken müssen.«
Dann gingen Becker und sein Begleiter, in dessen Händen die große Axt eher wie ein Spielzeug wirkte. An der Tür blieb Becker jedoch noch mal stehen.
»Jeder Tag kostet dich jetzt fünfzigtausend«, sagte er, »vergiß das nicht. Bekomme ich bis morgen eine erste Rate Aktien, vor allem Aktien dieser Augsburger Software-Firma will ich haben, dann gelten die heutigen Bedingungen. Ansonsten kannst du dein Testament machen.« Dann lachte er. »Fast hätt’ ich ja was vergessen. Das hier unterschreibst du jetzt.«
Lothar war derart eingeschüchtert, daß er gar nicht genau hinsah, sondern unterschrieb, was Becker ihm hinlegte.
»Damit hast du einen Einemillion-Schuldschein unterschrieben«, sagte er grinsend. »Den werde ich gelegentlich deiner Großmutter oder deinem Bruder vorlegen. Ich bin mal gespannt, was die dazu sagen.«
Lothar wußte inzwischen, wie tief er im Schlamassel saß. Am liebsten hätte er alles rückgängig gemacht, doch so einfach war das nicht.
»Also, kleiner Prinz, bis morgen zwanzig Uhr bekomme ich Nachricht«, sagte Manni Becker. »Bis dahin gelten die heutigen Bedingungen. Und vergiß nicht, daß Hubert ein sehr brutaler Mensch sein kann, er bricht auch Knochen.«
»Das ist meine Spezialität«, fügte Hubert Bogner hinzu.
Gleich darauf waren sie verschwunden. Lothar saß auf seinem Bett und versuchte, seine Gedanken zu ordnen, was ihm jedoch nur sehr schwer gelang. Nur eines war ihm klar, alleine konnte er der Angelegenheit nicht mehr Herr werden. Er nahm sich vor, noch am selben Abend nach Schloß Adelsbach zu fahren, irgendwie würde er seiner Großmutter und seinem Bruder schon klarmachen, daß er Hilfe benötigte, und man würde sie ihm nicht verweigern, da war er sich ganz sicher.
*
Christiane hatte niemandem etwas davon gesagt, daß sie mit dem Leiter der Adelsbachschen Gartenbaubetriebe einen Gang über die Traun-Alm machen wollte. Und zwar hatte sie deswegen nichts gesagt, weil sie keine Kommentare besonderer Art hören wollte, und die hätte sie gehört, da war sie sicher.
Als sie zeitig am Morgen, es war noch nicht mal sechs Uhr, aus dem hinteren Schloßportal schlich, schlief das Schloß noch, nur der alte Karl hatte die Prinzessin Adelsbach verlassen sehen.
Robert wartete einen halben Kilometer weiter, und als sie plötzlich neben ihm stand, wußte er wieder nicht, wie er sich benehmen sollte.
Robert Schwartz war beileibe kein weltfremder Mensch, dessen Phantasie nicht ausreichte, ein Techtelmechtel mit einer leibhaftigen Prinzessin zu beginnen, aber der Chef der Adelsbachschen Gärtnerei war ein eher ernsthafter Mensch, der sich nicht so ohne weiteres auf ein Abenteuer einließ.
Das war auch der Hauptgrund, daß er sich zuerst mit Händen und Füßen gegen eine Beziehung zu Prinzessin Christiane gewehrt hatte. Und noch immer tat er sich schwer bei dem Gedanken, daß Christiane sich tatsächlich in ihn verliebt haben sollte.
Er bewunderte die bildschöne Prinzessin, seit er sie zum erstenmal gesehen hatte, und je länger er sie ab und zu aus der Ferne beobachtete, desto mehr hatte er sich zu ihr hingezogen gefühlt. Seine Phantasie hatte ihm die schönsten Dinge vorgegaukelt, doch er war sich der bestehenden Realität sehr wohl bewußt geblieben.
Als Christiane dann mehr oder weniger unbeschwert und offen zu erkennen gab, daß sie sich in ihn verliebt hatte, war Robert zunächst derart überrascht gewesen, daß er annahm, sie wollte ihn foppen.
Erst später war Robert Christianes Ernsthaftigkeit aufgefallen, und ihm wurde allmählich bewußt, daß seine eigenen Träume nicht unbedingt zum plötzlichen schmerzhaften Erwachen führen mußten.
Als er Christiane vom Schloß her kommen sah, ging er ihr ein paar Schritte entgegen, achtete aber peinlich darauf, daß man ihn vom Schloß aus nicht sehen konnte.
»Hallo…!« Die bildhübsche Prinzessin strahlte übers ganze Gesicht.
»Guten Morgen«, erwiderte Robert. Am liebsten hätte er sie mit einem Kuß begrüßt, aber er zögerte.
Christiane spürte das, ging zu ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte Robert auf beide Mundwinkel, dann schloß sie die Augen, spitzte die Lippen und hielt sie ihm erwartungsvoll entgegen.
Roberts Kuß war zärtlich und behutsam zugleich. Als sie die Augen öffnete, sah er sie verliebt an, und Christiane spürte in dem Moment sehr deutlich, daß Robert sich nicht nur einbildete, in sie verliebt zu sein.
»Ich möcht’ dich um was bitten«, sagte sie, als sie sich mit zärtlichen Blicken ansahen.
»Um